DESULTORY - into eternity

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Der hier ist extra für Dich, Philipp, denn es sollte mich wundern, wenn Du diese geniale Platte nicht hättest. Dies war das erste komplette Album von Desultory, das hier ausdrücklich stellvertretend auch für die anderen beiden Platten der Band und die zwei Alben + EP der (beinahe) genauso coolen Nachfolgeband Zebulon wieder aufgewärmt wird. Warum? Weil dieses Teil als Anfang einer kontinuierlichen Entwicklung gesehen werden kann, vom Death/Thrash hin zu immer rockigeren Sounds. Hier allerdings gibt´s (fast) noch keine Zitate aus dem Rock, hier jibbet immer schön auf´s Maul, aber gepflegt. Sowohl die Gitarristen als auch der Schlagzeuger haben da ein paar wirklich geile Ideen gehabt, die eigentlich jeden Song zum Hit machen, was das Herausheben einzelner Stücke überflüssig macht. Die Mucke zwischen Death und Thrash wie gesagt, nicht zu kompliziert, der Gesang ist rauh und kehlig und der Sound ist für ein Debutalbum aus der damaligen Zeit unglaublich fett. Mehr noch; er bolzt auch heute noch die meisten Neuerscheinungen weg, weil 1993 nämlich noch nicht alles getriggert und jede Kratzfrequenz totgemacht wurde. So kommt diese Platte ziemlich authentisch rüber, ohne gleich nach Sunlight Studio zu klingen, obwohl sie da aufgenommen wurde. Ein rundum geiles Album, das komischer weise nicht den gleichen Stellenwert hat wie die Erstlinge von Dismember und Entombed, obwohl es meiner Meinung nach in allen Belangen klar besser ist. Noch einige Worte zu den anderen Platten: die zweite, Bitterness, ist schon etwas melodischer und hat immer wieder total geile, düstere Gitarrenmelodien zu bieten. Die dritte, Swallow the Snake, geht als Desultory´s Version von "Wolverine Blues" durch. Danach gab´s eine Umbesetzung und nen neuen Namen: Zebulon. Der Rotzrock/Stoner/Punkeinschlag steigert sich weiter von Platte zu Platte, obwohl die Entwicklungsschritte kleiner werden. Was man nun am tollsten findet, ist na klar Geschmackssache, die originellsten (und für meine Ohren tollsten) Platten waren die ersten beiden.
Viel Spaß beim Entmotten dieser und anderer Klassiker, ich hoffe, ich hab Euch nicht zu sehr gelangweilt.

---Punkte: 9
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PITCH SHIFTER - desensitized

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Zunächst die harten Fakten: Ultrafette Wall-of-Sound Gitarren, stoische Drumbeats (auf dieser Platte spielt ein Mensch, auf anderen Platten hatten sie auch Drumcomputer im Einsatz), tiefe, grollende Basslines, herausgebrüllte Vocals und kranke Samples. Das Ganze geht ein bißchen in die damals (1993) kurz mal angesagte Godflesh/Scorn-Richtung, wobei Pitch Shifter ebenfalls zur ersten Generation von Bands dieses Stils zählen. Was Pitch Shifter meiner Meinung nach immer von den genannten Bands unterschieden hat, ist ein wesentlich besseres Gespür dafür, wie man aus diesen Zutaten fesselnde, effektive, spannende Songs macht. Damit wären wir bei der Mucke: Die Gitarren braten mit einem unglaublich breiten Sound die fettesten Riffs in die Gegend, wobei ein Thema oft relativ lange beibehalten wird. Perfekt unterstützt wird das Geschrote durch den Bass, der auch öfter mal allein mit den Drums zu hören ist. Das Zusammenspiel der Band war schon immer perfekt, und so entwickeln diese meist im Midtempo gehaltenen Dampfwalzen einen Schub und eine Gewalt, dass es einen gegen die Wand drückt. Dazu kommt der Gesang, der ebenfalls perfekt ins Bild passt. Kritische, desillusionierte, immer politische Texte werden mit einer brutalen, bauchigen, aber kein Stück aufgesetzten Stimme rausgekotzt, wiederholt, abgewandelt, nochmals wiederholt, der Hörer ist mittendrin in der Scheißwelt, über die der Sänger sich da auskotzt. Zusammen mit den simplen, effektiv monotonen (falls damit einer was anfangen kann), aber immer spannenden Songstrukturen inklusive der durchgeknallten Samples ergibt sich ein zumindest in meiner Wahrnehmung einzigartiger Effekt. Die Atmosphäre nämlich, die dieses Album aufbaut, zusammen mit den finsteren Illustrationen zu jedem Text, ist so heftig negativ, dass da keine Black Metal Combo mithalten kann und so düster und monumental, dass mir als Vergleich höchstens noch Neurosis einfällt. Mir geht jedenfalls jedesmal einer ab wenn ich Übersongs wie "Triad", "To Die Is Gain", "(A Higher Form Of) Killing" oder "Cathode" hören. Diese Songs sind so geil intensiv, brutal und perfekt, dass sie eine hypnotisierende Wirkung haben. Wenn Ihr´s nicht glaubt, zieht Euch mal "Triad" oder "Cathode" unterm Kopfhörer rein, das ist ein tierischer Film.

Also: Diese Platte ist ein verdammtes Meisterwerk, gehört in jedes Regal und hat ihren Platz unter meinen 10 ewigen Lieblingsplatten.

www.pitchshifter.com
---Punkte: 9
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ANACRUSIS - Screams and Whispe

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Vom ersten Ton an ist hier alles ein bißchen anders, denn immer wenn man glaubt, verstanden zu haben, dass es sich wohl um Techno-Thrash (was das auch immer sein soll)oder Prog oder sonst was handeln muss, passiert irgendwas völlig eigenes und verhindert, dass diese Band in eine Schublade zu stecken ist. Die einzig brauchbare Beschreibung lautet: Anacrusis! Hör's Dir selber an! Wer sich den Gefallen tut und sich die Platte anschafft, erlebt eine gute Stunde lang einen tierischen Film aus absolut einzigartigem Gesang zwischen infernalischem Gekreische, rauhen Shouts und hervorragend gesungenen, düsteren Melodien, wohlgemerkt im manchmal schnellen Wechsel und alles vom gleichen Sänger. Passend dazu die Texte, die sehr desillusioniert und finster rüberkommen und eine absolut negative, hoffnungslose Atmosphäre schafften. Allerdings kommt bei Anacrusis auch immer noch eine gewisse Aggression dazu, die teilweise unvermittelt durch krasses Gekreische, hauptsächlich aber durch supergeile Aggroriffs (My Soul's Affliction: was für ein hyperaggressiver Anfang!) im fiesesten, höhenlastigen Sound entsteht. Grundsätzlich ist jedes verdammte Riff ein Treffer, da gibt's bei allen Effekten und Soundspielereien nicht einen schwachen Ton von der Saitenfraktion. A propos: geiler Bassist auch, der viel Raum in der Musik hat und ziemlich weit im Vordergrund spielt, sozusagen als 2te Rhythmusgitarre. Zusätzlich unterstützt wird die Atmosphäre durch ausgeprägte Dynamik, und zwar nicht in Nu-Metal-Sinn (also Klimper-Strophe und Brat-Refrain), sondern durch richtiges Arrangement und elegante Komposition. Diesem Können der Mucker ist es auch zu danken, dass die komplexen Songs zu keiner Sekunde überfrachtet, unübersichtlich oder verfrickelt wirken, sondern stimmig und eingängig. Und wo nehmen die immer die Schlagzeuger her? Spielte auf dem Vorgänger "Manic Impressions" noch Präzisionswunder Chad Smith, der später bei den stinköden Red Hot Chili Peppers landete (was wohl finanziell deutlich der richtige Entschluß war), so heißt der Typ hier Paul Miles. Und die Band hat Drive, Drive, Drive. Ein solches Uhrwerk hat man wirklich selten, und dann je nach Part und Stimmung diese geilen Verschlepper oder Anzieher: genial, und außerdem was, was nur die echt Guten können. Im übrigen besteht die Band durchweg aus exzellenten Musikern, denen man die Hingabe deutlich anhört. Der Sound schließlich geht als das i-Tüpfelchen durch, denn er ist (früher war alles besser) analog, direkt, echt, geiiiäl! Vielleicht bin ich ja ein blöder Nazi, aber wenn der Schlagzeuger Vorgaben mit der Bass-Drum macht, und es kommt nicht so ein künstliches Computergeräusch, sondern ein "Wupp" und ich höre, wie der Kessel schwingt oder ich höre den Klang der Hi-Hat im Raum oder in Spielpausen das Surren der Amps, da geht mir einer ab. Versucht mal, das auf ner Machine Head Platte zu erleben. Die Einzigartigkeit, Schrägheit und Brillanz dieser Band, verbunden mit kompletter und Ignoranz und kommerziellem Scheitern lässt sich eigentlich höchstens mit Voivod vergleichen. Fazit: von den 12 Songs ist JEDER ein Volltreffer, die Platte absoluter Pflichtstoff und es soll keiner behaupten, er hätte nix gewusst!!! So isses!!!

P.S.: ebenso genial und verpflichtend ist der Vorgänger, Manic Impressions, der etwas schneller und straighter, aber genauso unglaublich ist und ebenfalls in allen Belangen ne glatte 1+ kriegt. Die ersten beiden Alben sind "nur" gut bis sehr gut.

Homepage: www.apogee.whack.org/~ken/

---Punkte: 9
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