MOSQUITO JACK, ABGELEHNT, BLACK NIVEA, CHAOS CONTROL / 5.9.03 - Kiel, Pumpe

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Es war eine sehr große Überraschung und vor allem für BONEHOUSE-Gitarrist Späthi eine Freude, als die Nachricht eintrudelte, dass ABGELEHNT zusammen mit weiteren Bands einen Soli-Gig für die in der Pumpe geklaute Klampfe organisieren wollen. Einen Ort für dieses Konz hatte der schwere ABGELEHNT-Scheff Klebo schnell gefunden: Die Pumpe sei als wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen Mitschuldiger geradezu verpflichtet, das Soli-Konz stattfinden zu lassen, so Klebo. Dieser Argumentation konnte/wollte sich die Pumpen-Crew nicht verschließen und so ging es zusammen mit BLACK NIVEA, MOSQUITO JACK und CHAOS CONTROL am 5.9. über die Bühne. Voll geil, eine Veranstaltung geboren aus purer Liebe (zu Späthi) und Hass (auf den verfluchten Dieb), beseelt vom Gefühl der UNITY!!!

Also pünktlich ab zur Pumpe, wo sich um kurz nach 21.00 Uhr bereits eine Horde Freaks eingefunden hatte, zuerst noch in überschaubarer Zahl, spätestens zu ABGELEHNT war der Rote Salon dann aber brechend voll.
Relativ pünktlich ging es auch schon um 21.20 Uhr los. CHAOS CONTROL enterten die Bühne. Die junge Band aus Rumohr und Mielkendorf hat sich offenbar bereits schon eine ansehnliche Fanschar erspielt, jedenfalls pogte sich ein textsicherer Mob die Seele aus dem Leib. Schon die Shirts, welche die CC-Leute am Leib trugen (VARUKERS, BLACK FLAG, COCK SPARRER, DISCHARGE), zeigten die Marschrichtung auf: Old School Punk, durchaus ein bisken melodischer im Sinne von RAMONES und mit einem Touch MOTÖRHEAD drinne. Auf jeden Fall machte es Spaß, den Jungs zuzusehen. Denn ungeachtet ihrer noch geringen Banderfahrung versprühen CHAOS CONTROL Charisma! Vor allem Moe an Gitarre und Gesang kam wieder mal enthusiastisch und arschcool gleichzeitig rüber. Die Spielfreude der Band erinnerte mich an den ersten Gig, den ich vor ein paar Jahren von den CREETINS sah. In den Bereichen des Songwritings und Zusammenspiels sind CHAOS CONTROL zwar noch nicht so weit (Einiges klingt noch ein bisschen schief und holprig), aber ich bin mir absolut sicher, dass die Band da noch wachsen wird. Songs wie "Police Brutality", "On The Run" oder der "Klassiker" "Kein Bock" (schöne Lyrik: "Ich hab kein Bock, in die Schule zu gehen und ich hab kein Bock, dir in die Augen zu sehen") knallen jedenfalls schon ordentlich rein. Gab auch noch ein Cover von THE BUSINESS. Gitarrist Danny wird ja optisch gerne mit Harry Potter verglichen und tatsächlich kann auch ich als großer Potter-Fan eine gewisse Ähnlichkeit nich verhehlen - die Narbe auf der Stirn fehlt allerdings...

In der Pause lernte ich endlich mal die mir bisher nur virtuell bekannten Bolle und Ragnar kennen, die sich hier und in diversen Gästebüchern ja ordentlich austoben. BAD DAYS-Moe hatte die beiden zum REAL-CHAT eingeladen und so konnte man mal von Angesicht zu Angesicht parlieren. Cheers! Haut mal ein paar Plattenrezis u.Ä. hier rein!

BLACK NIVEA sind schon eine etwas seltsame Band. Immer wieder hört man jahrelang nichts von ihnen, dann tauchen sie plötzlich wieder aus der Versenkung auf und hauen den Leuten ihren als miesen Schrammelpunk verschrienen Punkrock um die Ohren. Doch seit einiger Zeit soll alles anders werden: Sänger und bisheriger Gitarrist Joe hat die Gitarre an Carsten Purfürst (Ex-ULTRASEX) abgegeben und konzentriert sich jetzt exklusiv aufs Schmettern. Weise Entscheidung, denn Joes Fähigkeiten an der Klampfe waren eher bescheiden, bei früheren Gigs mussten immer andere Bandmitglieder stimmen oder Saiten aufziehen, weil Joe dat schlicht nicht beherrschte, he he. Man kann in Bezug auf die Mucke also getrost von einem völligen Neuanfang sprechen. Durch die langjährig fehlende Präsenz müssen die Jungs auch in Sachen Fans quasi von vorn anfangen, sich erst (wieder) ein Publikum erspielen. Viele Leute waren dann auch nicht unten im Roten Salon und ignorierten den Gig. Der hatte aber seine Qualitäten und war recht kurzweilig. Joe spackte cool auf der Bühne und im Publikum rum, schrie Texte wie "I used to be a punkrocker" oder "Miserable" raus. Und dass Peter Haax ein verdammt guter Drummer ist, dürfte klar sein - zusammen mit Carsten wirkte das schon ganz anders und wesentlich kompakter als früher. Da musste sich Urbasser Rolf Macholl schon ordentlich abmühen, um Schritt zu halten. Lustig das ultrakurze Bass-Kabel, der Gute hatte ja gerade mal zwei Meter Spielraum... Einige anerkennende Kommentare im Publikum ("Mensch, die sind ja richtig gut geworden! Oder waren die früher immer besoffen?") später sollte es dann noch einen Wechsel an den Instrumenten geben: Rolf übernahm das Mikro, Joe den Bass und es gab einen Coversong von IDEAL. Die Mimik von Rolf war dazu echt der Brüller! Boris Karloff wäre neidisch geworden! Leider wurde erwähntes kurzes Kabel dann aber zum Stolperstein, denn Joe riss das Kabel aus der Box - das war ein Schritt zuviel gewesen... Und Rolf wiederum brachte das derart aus der Fassung, dass er nicht mehr in den Song reinfand. Wirklich unterhaltsam, bin gespannt, ob die Band in der Zukunft genug Energie hat, um sich ordentlich weiter den Arsch abzuspielen. Bin ja etwas skeptisch, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren!

Hatte man noch gerade lamentiert, dass hier ja nicht soo viel los sei, strömten die Leute geradezu zum ABGELEHNT-Gig. Mensch, waren die motiviert! Von Auftritt zu Auftritt werden ABGELEHNT immer besser, so scheint es mir. Und der Mob teilte diese Meinung, denn so einen Knochenpogo hab ich noch auf keinem ABGELEHNT-Gig gesehen. Die neuen Songs wie "Wir sind ABGELEHNT", "Die Krone der Schöpfung" oder "Viva Equador" sind aber auch geile Mitgröhl-Hämmer. Cool auch die spanische Version von "ABGELEHNT", hab zwar nix verstanden, hörte sich aber geil an. Uller Nagel geriet glatt so aus dem Häuschen, dass er eine stattliche Polonäse anführte - und zwar über die Bühne mitten zwischen der Band hindurch! PARTY pur, die Humpen flossen mir jetzt wie von alleine die Kehle runter, die Temperatur im Roten Salon kletterte in Saunabereiche. Als neuer zweiter Gitarrist spielte Henning (Ex-KARLI-COPS) schon einige Songs mit. Passt hervorragend in den Haufen rein. Und extra für diesen Gig hatte man noch einen Song mit Späthi an der Gitarre eingeübt, ich glaub, es war "Punkrockzeit", der für mich einen der absoluten Höhepunkte auf dem "Decline..."-Sampler darstellt. Späthi nutzte die Gelegenheit, sich bei allen Bands und Besuchern zu bedanken, man merkte ihm die Begeisterung über den Event deutlich an.

Als letzte Band waren nun MOSQUITO JACK an der Reihe. Und auch diese legten sich ordentlich ins Zeug, übertrafen ihren schwächeren Auftritt auf dem Honigsee-Open Air um Längen. Die Art Musik (nennen wir es mal Wüstenrock) lebt ja absolut vom Sound - wenn der scheiße ist, kommt das Ganze langweilig rüber. Aber heute dröhnten die schweren Riffs schön satt aus den Boxen und auch der Gesang klang aggressiver/besser als bei früheren Gigs. Da man insgesamt recht flotte Songs abfeuerte, ging auch das Publikum nach kurzer Umstellungsphase ordentlich mit. Tänzer/Innen wirbelten vor der Bühne rum, diverse Matten wurden geschüttelt. Auch MOSQUITO JACK baten Späthi auf die Bühne, der dann bei einem Song mitzockte, den er übrigens auch geschrieben hat (zumindest das Riff). Sänger Nico feuerte das Publikum ordentlich an: "Wieso seid ihr heute Abend hier?" und man knallte noch einige Zugaben raus, bevor endgültig Zapfenstreich war. Nächster Gig dieser Band bereits am 26.9. in der Schaubude zu Kiel (mit den SHITHEADZ).

Was für eine Party! Wieviel nun im Endeffekt für Späthis Klampfe zusammen gekommen ist, weiß ich zwar (noch) nicht, aber ich finde es auch nebensächlich. Was zählt, ist der Spirit dieser gelungenen Veranstaltung, diese freundschaftliche Geste, die man allen Bands hoch anrechnen muss.
Im Roten Salon gab es noch ein paar Humpen, aber auch oben in und vor der Pumpe war überraschend viel los. Ich traf doch diverse Bekannte, die gar nicht unten gewesen waren, sondern im großen Saal, wo gerade ein offenbar bekannter DJ namens BuBu-Export oder so sein Unwesen trieb. Für meine Ohren UNERTRÄGLICH, aber jedem das seine.
Eigentlich riefen noch diverse Partys, aber im Bewusstsein, dass alles Weitere nach diesem Konz nur schlechter werden konnte, rollte ich lieber bettwärts.
- Beitrag von: Philipp

Kommentare   

+2 #1 Matt 2013-09-02 16:25
Aus der Reihe: 10 years ago on DreMu:
"Requiem für eine Klampfe"
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