Double TROUBLE– 02.06.07 München, Backstage / 08.06. Hamburg, Marx

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Dass ich das noch erleben darf! Meine Doom-Hippy-Heroes aus Chicago kriegen es mal eben über´n Kopp, nach schlappen 12 Jahren noch mal eine Scheibe rauszuhauen und das ganze mit einer Tour zu krönen. Oh Mann, dachte ich, die Band ist so geil, da könnte man glatt zweimal hingehen und das hab´ich auch gemacht.

02.06. München / Backstage (nein, ich hab´nicht mit den Jungs gesoffen, so heißt der Laden)

Schlappe 100 Fans fanden sich im Backstage ein, nicht eben viel für´n Samstagabend. So mussten dann die eröffnenden Rise To Addiction vor einem etwas auf Distanz stehenden Publikum spielen. Hatte noch nie von der Band gehört und nach den ersten Takten erwartete ich auch nicht viel. Aber mit jedem Song wurde die Sache runder und die Mucke fing an richtig Laune zu machen. Das sahen wohl auch viele der anderen so, die Leute rückten so langsam näher. Merkwürdige Mischung, die der Briten-Fünfer da anrührte, alles eher Midtempo bis schleppend, eingängige Refrains, interessante Soli. So´ne Mischung aus The Cult, Alice in chains und Metallica mit einer Prise Black Sabbath abgeschmeckt. Wurde in ´ner Plattenkritik mal als Power-Metal bezeichnet. Naja, wenn man unbedingt ein Schild dranhängen muß. Kamen schon die eigenen Songs recht gut an, war man mit „Children of the grave“ erst recht auf der sicheren Seite und nach dem schön doomig angehauchten „The hive“ gab´s sogar ein paar Zugabe Rufe. Das kriegt ja nun auch nicht jede Vorband hin. Hut ab!

Als dann Trouble mit „R.I.P.“ eröffneten strömten die letzten Versprengten noch in die Halle und so war´s dann doch angenehm gefüllt. Beim Intro von R.I.P. schlurfte dann ein doch etwas veränderter Eric Wagner auf die Bühne. Meine erste Assoziation war: der sieht aus wie der Opa von Atze Schröder! Naja, 12 Jahre gehen halt auch an Doom-Ikonen nicht spurlos vorbei. Die Band (bis auf den Basser in Original-Besetzung) legte los wie man es kennt und liebt. Wie aus einem Guß, als hätte es keine lange Kreativpause gegeben, schrammelten und jaulten die Gitarren schaurig schön. Leider blieb Mr. Wagner himself deutlich unter dem Niveau seiner Band, weil der Kerl dermaßen getankt hatte, dass der Mikro-Ständer häufig als Stehhilfe eingesetzt wurde. Sein Gesichtsausdruck ließ einen manchmal befürchten, dass sich sein Mageninhalt jeden Moment über die ersten Reihen ergießen würde. Die Stimme klang auch schon etwas angegriffen, was ja nicht wirklich besser wird, wenn man nach jedem 2. Song erstmal eine raucht. Egal, die Songauswahl war erste Sahne. Wer befürchtet hatte, Trouble würde in erster Linie die neue Scheibe promoten, wurde angenehm überrascht. Bis auf einen Song (ich glaube „Mindbender“) war das alles schön oller Kram hauptsächlich von der ersten und der vierten Scheibe. Und dann diese geilen Harmoniesoli. Keiner lässt die Klampfen so weinen wie das Duo Wartell/Franklin. Nach dem ersten Teil kam das ziemlich müde Publikum so langsam in Fahrt und forderte mehr oder weniger lautstark eine Zugabe. Dafür wurde dann noch mal tief in die Mottenkiste gegriffen und mit „The tempter“ und „Assasin“ die ganz alten Fans beglückt. Sehr geiler Gig, der Lust auf mehr machte, auch wenn beim Publikum nicht so recht Begeisterung zu spüren war. Wahrscheinlich hat jede Großstadt so ihre Musikerpolizei.

Setlist München: R.I.P.
At the end of my daze
The tempter
Assassin
Bastards will pay
The skull
Psychotic reaction
Memory`s garden
Touch the sky
All is forgiven
Misery shows
Electric funeral (intro)
Plastic green head

 

 

Ortswechsel. 08.06. Hamburg, Marx: war ja draußen schon ganz schön warm. Was das für´s „Wohnzimmer“ Marx heisst, könnt Ihr Euch ja denken. Auch mit den knapp 100 Menneken war der Laden schon gut gefüllt. Rise to addiction waren zu meiner Freude auch wieder mit dabei und legten von Anfang an engagiert los. Ob es an der kuscheligen Atmosphäre im Marx oder dem norddeutschen Temperament lag – keine Ahnung, jedenfalls kam das Hamburger Publikum deutlich schneller in Fahrt als die Bajuwaren. Mitten in einem Song kam Eric Wagner auf die Bühne geschlurft mit ´ner Pulle Whisky, aus der er den Rise to Addiction Leuten einen kräftigen Schluck einflößte. Nach seinem Auftritt in München ließ das ja Schlimmes für den Trouble-Gig erahnen. Zum Glück holte er nicht noch Nachschub und die Jungs konnten ihren Set ohne Schwächen zu Ende bringen, der sich kaum von den Songs in München unterschied. Naja, was soll man machen, wenn man nur eine Platte draußen hat, was hoffentlich nicht so bleiben wird. Das Hamburger Publikum zeigte sich jedenfalls aufgeschlossen und spendete mehr als nur Höflichkeitsapplaus.

Gut vorgewärmt war die Menge also als dann Trouble die Bühne enterten und der Laden war dann plötzlich doch ganz gut gefüllt. Als Opener wurde wieder das herrlich düster beginnende „R.I.P.“ gespielt. Die Leute gingen von Anfang an gut mit, von wegen kühle Nordlichter. Die Band ließ im Gegenzug nichts anbrennen und servierte psychedelische Doomkracher in Serie. Zum Glück präsentierte sich diesmal auch Mr. Wagner stimmlich und überhaupt in deutlich besserer Verfassung. Die Setlist entsprach zwar fast komplett der aus München, machten aber bei der Stimmung im Marx noch mal soviel Spaß. Die konnte auch das kleine Maleur des Drummers, der mitten in einem Song seine Snare zerkloppte und auf ´ner anderen Trommel weiterspielen musste, bis sein Drum-Roadie ihm eine neue hingestellt hatte, nicht trüben. Die Band nahm´s mit Humor und der Drum-Roadie bekam einen Extra-Applaus. Bei „Memory´s garden“ enterten dann Rise to addiction erneut die Bühne, um Trouble beim Refrain gesanglich zu unterstützen. Wäre gar nicht nötig gewesen, das Publikum sang sowieso aus vollen Kehlen mit, war aber stimmungsmäßig ein echtes Highlight. Was für ´ne geile Party, überall wo man hinsah nur glückliche Gesichter. Das sprang auch auf die Trouble-Jungs über, die nach Rufen aus dem Publikum spontan den Anfang von „Whole lotta love“ von Led Zeppelin intonierten mit Bierbuddel-Sliding auf dem Griffbrett. Wer könnte das gesanglich auch besser covern als Eric Wagner? Sehr cool! Ohne Zugaben kam die Band natürlich nicht davon. Ob´s nun eine oder zwei waren – keine Ahnung, auf jeden Fall kam´s mir viel zu kurz vor. Es war der letzte Gig der Tour und die Band konnte wohl nicht schnell genug die After-Show-Party mit Rise to addiction steigen lassen. Wirklich schade, dass „Psychotic reaction“ und „Misery shows II“ diesmal nicht mehr dabei waren. Jungs, kommt doch einfach mal wieder! Das Hamburger Publikum hat es auf jeden Fall verdient. Klarer Sieg für die Nordlichter!

So, und damit habe ich mir den Titel des säumigsten Schreiberlings redlich verdient ;-)

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