Sziget-Festival, Budapest / 08.08.2007 – 15.08.2007 - Teil 2

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Weiter geht es mit dem Sziget-Bericht von Strecker und Jörg:

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Der nächste Tag begann mit Gogol Bordello auf der Hauptbühne. Es war schon recht ansehnlich gefüllt und der Zigeuner-Punk passte richtig gut zur Sonne und der ausgelassenen Stimmung. Ein guter Konzertauftakt in den Tag. Auch wenn ich sagen muss, dass die Band in einem kleinen stinkigen Club bestimmt besser wirkt als auf einer großen Bühne. 

Gorgoll Bordello (Main Stage) 

Man bekam geboten, was im Programm angekündigt wurde, selbst der Sound hatte sich deutlich verbessert.

Zigeuner Punk in bester Umsetzung, auf der Bühne wurde mit Spaß und Freude eine schweißtreibende Show geboten. Unbedingt sehenswert!

Mehr ist dem einfach nicht hinzuzufügen. 

Nun gings erstmal wieder über das Gelände Richtung Mojito-Stand. Zu unser Verteidiung sei noch angemerkt, dass sich direkt neben dem Mojito Stand die kleine Pesti Est Bühne befand, die ca. 500 Zuschauern Platz bot und auf der meist ungarische Bands aufgetreten sind. Die Bands, die dort gespielt haben, waren mir leider gänzlich unbekannt, aber im Vorbeigehen hörten die sich teilweise richtig gut an. Sehr angenehm ist mir Guilty Parties in Erinnerung geblieben. Ist eine Rage Against The Machine Cover Band und die haben ihre Sache richtig gut gemacht. Orsi Kozma blieben mit ihrem Punk-Rock auch noch nachhaltig in Erinnerung.  

Nun trennten sich die Wege unserer Reisegruppe. Ein Teil wollte sich the Skatalites angucken und ein Teil Pink.  

Skatalites (Weltmusikbühne) 

Ska in Reinkultur, schnörkellos und mit viel Gefühl. Diesen älteren Herren (und selbstverständlich der „jungen“ Dame) liegt die Musik im Blut und im Herzen, man spürt, dass es für sie eine Art kurzeitige Verjüngungskur zu sein scheint.

Mal wieder volle Hütte vor der Bühne, in den ersten Tagen des Festivals gab es viel Ska auf die Ohren und in die Hüften, das Publikum nahm es gierig auf. Ich erinnerte mich kurzzeitig während des Konzertes, dass ich interessehalber zu dieser Zeit auch noch einen Blick auf die Hauptbühne werfen wollte, aber wusste in diesen Momente nicht mehr wirklich warum. Wer war denn noch Pink?

Sie haben die Klassiker wie James Bond Theme gespielt und den Zuschauern gezeigt, mit welcher Leichtigkeit der Rest der Welt für eine Stunde vergessen werden kann.

Als mich gegen Ende des Konzerts der Ruf der Natur ereilte und ich einen der Toilettencontainer in der Hörweite der Bühne suchte, wurde mir erst bewusst, wie voll der Platz vor der Bühne war. Auf dem Rückweg erlebte ich die längste halbe Stunde meines Lebens. Ich wollte mich noch mit einem kühlen Blonden versorgen. Allerdings kämpfte ich gegen eine Schlange vor dem Tresen, ausufernden Bestellungen derer, die vor mir in der Schlage standen, ungarischer Gelassenheit hinter dem Tresen und die Problematik eines Taschenrechners. Zu guter Letzt muß allerdings noch gesagt werden, daß mein heroischer Kampf gegen meinen Durst mit Erfolg gekrönt war und dass es trotz allem ohne Drängeleien und Pöbeleien am Tresen zuging. 

Ich konnte mich für beides nicht so recht begeistern und habe mich für das, für mich, kleinere Übel entschieden und mir Pink angeguckt. Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass ich so ziemlich jedes Lied kannte. Pink bot eine gute Pop-Rock-Show, die mir tatsächlich gefallen hat. Nervig war nur der Pink Fan Club Frankreich in Form von 3 volltrunkenen ca. 15 Jährigen Mädels und mein Tauschgeschäft mit denen, kaltes Bier gegen warmen Rosewein, war auch nicht grade eine meiner Glanzleistungen. Egal, irgendwann war der Wein auch leer und ich musste erstmal feste Nahrung zu mir nehmen. Eigentlich wollt ich noch schnell die Bühne wechseln und einen Blick auf Skinny Puppy werfen, aber das habe ich dann nicht mehr geschafft. Auf der Hauptbühne sollten Madness spielen und die wollte ich mir mal angucken. Die Musik ist nicht mein Fall, aber live und aus einiger Entfernung war es ganz ok.  

Madness (Hauptbühne) 

Wegen der Widrigkeiten der Bierbeschaffung gerade noch pünktlich zum Beginn des Konzertes.

Wie es nicht anders sein konnte, wurde es mit One Step Beyond eingeläutet. Der Sound hatte sich übrigens mittlerweile sehr verbessert.

Trotz einer erkennbaren gewissen Routine brachten die Herren aus England eine gute Show auf die Bühne und es wurde bis in die letzten Reihen getanzt.

Selbst der meiner Meinung nach abgelutschte Madness Klassiker Our House kam gut im Publikum an, ich nutzte die Gelegenheit mir ein hopfenhaltiges Erfrischungsgetränk zu holen, welches eine halbe Minute nach der Bestellung vor mir stand (na also, geht doch!). 

Nun war erstmal genug Musik. Zurück ins Hotel ging es mit dem Taxi und ich habe hinten gesessen. Einen kleinen Umtrunk auf dem Zimmer gab es dann natürlich noch.  

Das Tagesprogramm am Samstag hat uns nicht so zugesagt, so dass wir beschlossen haben, uns mal Budapest anzugucken. Für den ersten Überblick haben wir ne Stadtrundfahrt gemacht und danach wurde dann noch durch die Strassen gebummelt. Der erste Eindruck war gut und eigentlich könnt man auch mal ohne Festival nach Budapest fahren.  

Ein Teil der Reisegruppe ist dann recht zeitig Richtung Festivalgelände aufgebrochen um sich The Hives anzugucken.  

The Hives  (Hauptbühne) 

Nach einer Besichtigungstour in der Altstadt über Mittag und Nachmittag sollten dann um 18:00 Uhr The Hives ihren Auftritt haben. Wie eigentlich immer auf der Hauptbühne wurde pünktlich begonnen und die Jungs aus dem Ikea-Land versuchten das Publikum mit ihrer Show auf ihre Seite zu bekommen. Es war ein Konzert, wie man es von ihnen erwartet. Schade nur, dass es auch dabei blieb. Die Auswahl der Songs war gut gewählt und es ließ an Tempo und Energie nichts vermissen, allerdings vier Mal das Publikum zu fragen: „Hungary, are you hungry for more Hives?“, ist denn doch irgendwann nicht mehr witzig.

Alles in Allem jedoch eine gute Show rotzigen Rock´n´Rolls, man wurde allerdings das Gefühl nicht los, dass die Jungs mal eine Pause machen sollten. 

Der restliche Teil, zu dem auch ich gehörte, hat es nicht geschafft, an der Trenet Absinthe (der Name ist Programm) vorbei zu kommen. Kann ich jedem Budapest- Besucher nur empfehlen, da mal einzukehren. Getränke und Atmosphäre waren gut und man hätte da auch gut versacken können. Irgendwie haben wir es dann doch geschafft, pünktlich zu den Nine Inch Nails auf dem Festivalgelände anzukommen. Die Nine Inch Nails haben mir schon mal besser gefallen. Richtig Stimmung kam nur bei den schnelleren und härteren Songs der Band auf und davon wurden leider viel zu wenige gespielt. War ein ruhiges und seltsames Konzert. Die Herren werden wohl langsam zu alt für so was. Hatte ich mehr erwartet.

Das weitere Konzertprogramm war auch nicht so umwerfend. Zusätzlich  machte es sich bemerkbar, dass es nun schon der 4 Tag des Festivals war und die Energie langsam schwand. Für einen Besuch am Mojito-Stand reichte die Kraft aber noch. Mittlerweile waren wir dort schon bekannt und die Bestellung musste nicht mehr ausgesprochen werden. Es wurden gleich die Minzblätter und die weiteren Zutaten gezückt. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass es die beiden Damen an dem Stand geschafft haben, in 7 Festivaltagen nicht einmal das Gesicht zu verziehen. Die beiden wirkten fast wie Marionetten.  

Zurück im Hotel gabs dann noch ein paar Feierabendgetränke und dann gings ins Bett.  

Böses Erwachen am nächsten Morgen. Die Luft war irgendwie total raus und ich hätte am liebsten das Bett nicht verlassen. Ging nicht nur mir so. Die Getränke waren allerdings fast leer und wir mussten einkaufen und haben uns zum Supermarkt geschleppt und die Getränkevorräte wieder aufgefüllt. Danach gabs dann Mittagessen im Hotelrestaurant und danach Mittagsschlaf.  

Einige von uns waren noch fit und haben sich Babylon Circus (Hauptbühne) angeguckt. 

Es durfte mal wieder getanzt werden und wie schon zu Manu Chau kamen viele der Einladung nach, auch wenn es das erste Konzert an diesem Tag auf der Hauptbühne war. Mal wieder eine Band, der man den Spaß an ihrer Musik ansah. Dies wurde vom Publikum in Form einer ausgelassenen Party honoriert. Eine sehr sympathische Band, die man sich gern wieder ansehen kann, ein schöner Start in den Festivaltag.  

Das Wegbier schmeckte die Tage davor auch besser und das Bier auf dem Gelände erst recht und dann sollte Sinéad O´Connor als erstes Konzert auf dem Plan stehen. Für mich überhaupt nicht das Richtige um fit zu werden. Nach 2 Songs habe ich das Konzert verlassen und habe mich Richtung Hammerworld Bühne aufgemacht.  

Sinéad O`Connor (Hauptbühne) 

Mehr und mehr irische Flaggen versammelten sich vor der Bühne und auch der Rest des Vorplatzes füllte sich in den Minuten zusehends. Als die Band und Sinéad O`Connor die Bühne betraten, gab es die ersten Vorschusslorbeeren des Publikums. Sinéad O`Connor ist doch ein wenig runder geworden, allerdings ist ihre zuckersüße Stimme immer noch von der gleichen Qualität.

Ganz anders als die anderen Konzerte auf der Hauptbühne wurde hier nun ein ruhigeres Konzert präsentiert. Einigen der Zuschauer war dies zu ruhig, aber was haben die auch erwartet, schließlich war Sinéad O`Connor auf der Bühne.

Unterm Strich ein schönes Konzert in dem Nothing Compares 2 U genauso sein Platz fand wie eines ihrer neuen Reggaestücke. Danke Frau O´Connor! 

Auf dem Weg zur Hammerworld gings noch an der Pesti Est Bühne vorbei (der aufmerksame Leser weiß, welcher Stand in der Nähe war). Mit entsprechendem Getränk habe ich mir dort noch Nefogazz und Sun Workshop angeguckt. Die beide so eine Art Modern Metal gemacht haben, der gar nicht schlecht war und auch gut angekommen ist. An der Hammerworld gabs dann noch den Rest von Christian Epidemic zu hören. Gar nicht schlecht, aber ins Zelt wollte ich noch nicht. Außerdem musste ich noch Testen, ob das Bier zwischenzeitlich wieder schmeckt. Die Testreihe bestand aus je 2 Fass- und zwei Dosenbieren. Testergebnis: Arany Ászok (Dose und kalt) ist wieder trinkbar. Gut so, denn ich wollt unbedingt Satyricon gucken. Eigentlich hätte ich die auch schon hören müssen, doch im Zelt wars noch ruhig. Ein Blick ins Zelt verriet dann, dass da offensichtlich irgendwelche technischen Probleme aufgetreten sind. Mehrere Techniker rannten aufgeregt über die Bühne und haben Mikros und weiteres Equitment getauscht. Ich habe mich dann noch auf ne Bank gesetzt und die Abendsonne genossen und mich mit ein paar Ungarn unterhalten.

Die Sonne war mittlerweile verschwunden und im Zelt war es immer noch ruhig. Das Publikum wurde merklich ungeduldig und die ersten Pfiffe waren zu hören. Mit ner guten Stunde Verzögerung war es dann endlich soweit und Satyricon haben begonnen. Das Set war identisch mit dem Set, dass sie einige Wochen zuvor auf dem With full force gespielt haben. Wie auch schon auf dem WFF fand ichs klasse und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen. Mother North wirkt bei Außentemperaturen um die 30 Grad aber irgendwie komisch. Nach dem Konzert bin ich dann raus und bin dort auf Teile meiner Reisegruppe getroffen. Die von dem Konzert nicht so angetan waren und mich gefragt haben, ob ich so was wirklich gut finde. Ja, finde ich wirklich gut!!! 

Satyricon (Hammerworld Bühne) 

Abschluss dieses Abends sollte denn der Versuch bilden auf der Hammerworld Bühne Satyricon eine Chance zu geben, einem Heavy Metal näher zu bringen. Chance wurde gewährt, wieso dies allerdings als melodischer Metal bezeichnet wird, hat sich mir nicht erschlossen. Nach zwei Songs zog man sich besser auf eine Bierbank zurück und spülte die von Sinéad O`Connor wiedererweckte Sehnsucht an die Liebste im fernen Kiel mit drei vier Bier herunter. 

Aufgrund der Verzögerung war es nun schon recht spät geworden und da auch keiner so recht wusste was einen bei Sear Bliss, Bornholm und Sin of Kain erwartet, wurde beschlossen zurück ins Hotel zu fahren. Hier gabs dann noch ein paar Getränke und die Erlebnisse des Tages wurden noch mal erzählt.  

Zwei Tage noch und Bier schmeckt schon wieder nicht so recht. Ist klar, welcher Stand aufgesucht wurde, oder? Sportfreunde Stiller wurden also verpasst. Wollt ich sowieso nicht sehen, hätte mich nur mal interessiert, wie die so ankommen. !!! habe ich im vorbeigehen gehört. Zum Bleiben konnten die mich nicht bewegen.  

! ! ! (Hauptbühne) 

Neugierig gemacht von durchweg guten Kritiken, die man in der Festivalvorbereitung gelesen hatte, musste man auch hier den Verfassern dieser Berichte beipflichten.

Eine energiegeladene Mischung aus Elektro, Punk, Wave und Funk mit fast einpeitschendem Gesang dargeboten. Nicht meine tägliche Musik, aber eine gelungene Abwechslung für die Hauptbühne.

Das zahlreiche Publikum ließ sich von der Musik und Show mitreißen und tanzte zumeist ausgelassen.

Ein wenig erinnerte das Dargebotene an Moby, aber in diesem Fall muss ich sagen, dass dies alles andere als nachteilig war. Sehr schönes Intermezzo! 

Ein paar Stände wurden dann noch beguckt und dann haben wir uns Tankcsapada angeguckt. Laut Programmheft die ungarische Antwort auf Motorhead. Die Bandbeschreibungen im Programmheft haben nicht immer gepasst. Die Gemeinsamkeiten zu Motorhead sind schnell aufgezählt: 3 Musiker und der Bassist singt. Mehr war da nicht. Ich fühlte mich da eher an D.A.D. erinnert. Schade auch, dass Texte und Ansagen komplett in ungarischer Sprache waren und von daher für mich unverständlich waren. Teilweise wurden Videosequenzen gezeigt, so dass in etwa zu erahnen war, worüber die Band singt. Ging wohl meist um die üblichen Metal Klischees. Drachen wurden aber nicht gezeigt. Trotzdem ein gutes Konzert. Müsste ich mir noch mal anhören. Die Band scheint in Ungarn richtig bekannt und beliebt zu sein. So verfolgte das ca. 3 jährige Kind auf den Schultern des Vaters das Konzert und daneben stand die Oma mit Picknickkorb. Hard Rock für die ganze Familie.  

Tankcsapda (Hauptbühne) 

Netter Rock, die Ungarn waren mehr als nur erfreut und feierten ein jedes ihrer Lieder, es mussten wohl fast alle Gassenhauer sein. Leider haben wir nix verstanden, allerdings verrieten die teilweise zum Konzert eingespielten Musikvideos etwas über die Aussage der Lieder. 

Nun wurde Zeit für Tool. Parallel sollten die ungarischen Speed Metal Urväter (Zitat aus dem Programm) Moby Dick spielen. Hätte ich mir auch gern angeguckt, nur Tool waren mir wichtiger. Die Moby Dick Jubiläums CD und DVD habe ich mir zum Ausgleich aber mitgebracht. Bei CD-Preisen in Höhe von 4 bis 8 Euro kann man da ja nicht viel falsch machen und ich muss sagen, schade, dass ich Moby Dick nicht gesehen habe. Ein anderes Mal vielleicht. Nun aber zu Tool. Erwartungsgemäß waren auf der Bühne nur die Silhouetten der Musiker zu erkennen und über die Videoleinwände liefen irgendwelche Farben. Die Lightshow war sehr stimmig zur Musik und recht „dunkel“ gehalten. Sound war gut und die Kommunikation mit dem Publikum  gleich null. Typisch Tool eben, aber bei Tool zählt nun mal nur die Musik und die finde ich groß. Zum Schluss ist die Band dann doch über ihren eigenen Schatten gesprungen und hat sich mit 2 Sätzen beim Publikum bedankt und sich am Bühnenrand abfeiern lassen. Zumindest für Tool-Verhältnisse. Es wurde sich verbeugt und ins Publikum gewunken.  

Tool (Hauptbühne) 

Sehr schöne Show, im Allgemeinen muß gesagt werden, daß für die beiden späteren Konzerte auf der Hauptbühne eine gute Lightshow geboten wurde!

Ein gutes Tagesabschlusskonzert interessanter und eigener Musikstil mit verschiedenen Einflüssen aus den guten alten 70ern und unserer Zeit. Sehr schön arrangiert, auch wenn ich mir keine CD kaufen werde, ein schönes Konzert. 

Nun fix zur Hammerworld. Der Mojito Stand lag zwar auf dem Weg wurde aber ausgelassen, denn ich wollte pünktlich bei Napalm Death sein. Die Eile hätte gar nicht Not getan, denn auch Napalm Death haben ihren Auftritt erst mit einiger Verzögerung beginnen können. Das Konzert war dann ein richtig schöner Kontrast zu Tool, ein gesprächiger Sänger und ordentlich Geknüppel. Das Set war ein schöner Querschnitt aus 25 Jahren Napalm Death. Hatten meine Mitreisenden bei Satyricon noch genörgelt  „was ist dat denn fürn Krach“, konnte zumindest einer bekehrt werden und der will zum nächsten Napalm Death Konzert auf jeden Fall mit. O-Ton: „unglaublich, wie aus so einem kleinen Mann solche Stimme rauskommen kann“.  

Eben dieser Mitreisende hatte genau wie ich das Problem, dass das Bier nicht mehr so recht laufen wollte. Es wurde also beschlossen, den Abend mit anderen Getränken ausklingen zu lassen. Zwack Unicum, Unicum Next Party Golyó, Rézangyal und Absinthe wurden noch probiert, dann einen Mojito fürn Weg, Jägermeister in der Hotelbar, Lütjeminze im Zimmer und gute Nacht.

Zu meiner eigenen Überraschung blieb das böse Erwachen aus und ich konnte den letzten Festivaltag mehr oder minder ausgeruht angehen.

Auf dem Festivalgelände haben wir dann noch mal die reichhaltige Essensauswahl in Augenschein genommen. Zwiebelfleisch mit Bratkartoffeln (sehr lecker) gab es und im Hintergrund spielten die Eagles of Death Metal. Danach konnte ich dann auch wieder Bier trinken. Das erste Konzert vor der Bühne war dann Juliette and the Licks. Die gute Juliette sprang über die Bühne und war bemüht, das recht ruhige Publikum zum Mitmachen zu animieren. Vielleicht hätte eine bessere Stimme für mehr Stimmung gesorgt. Keine Ahnung, ob Juliette krank war, am Vortag gesoffen hat oder was auch immer, auf jeden Fall waren hohe Töne der erklärte Feind und wurden konsequent nicht getroffen und so klang alles doch ein bisschen schräg. War trotzdem ein recht unterhaltsames Konzert.  

Juliette and the Liks (Hauptbühne) 

Sehr dünne Stimme, irgendwie nix Neues. Für mich nicht wirklich sehenswert, also habe ich mich auch schnell Richtung Weltmusikbühne verdrückt.  

Leningrad (Weltmusikbühne)

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Eine der Bands, die ich unbedingt sehen und hören wollte, nachdem ich sie in Hamburg verpasst habe. Kennen gelernt habe ich diese Band auf einem Russendisko-Sampler von Vladimir Kaminer, das schmeckte nach mehr. Punkiger, rotziger Ska mit russischen Folkloreeinflüssen sowie Zigeunermusik.

Ein mitreißendes Konzert, selbst wenn man die Texte nicht verstehen kann. Es wurde nun auch klar, warum diese Formation in Moskau Auftrittverbot hat. Wenn sie es schaffen, die Weltmusikbühne zu füllen, so schätze ich daß sie in ihrer Hauptstadt locker 10.000 Menschen versammeln könnten, zu viel Opposition für Hrn. Putin. Welche Rolle allerdings ein dicker Mann mittleren Alters auf der Bühne sitzend spielte, war mir nicht recht klar. Auch nicht, als er, nachdem er einige Bierdosen geschossen, an der Stirn zerdrückt oder geext hatten; zwei der Klappstühle, auf denen er saß, während zweier Lieder zertrümmerte. Zu guter letzt machte er noch scheinbar die Absage der Band und brüllte mit heiserer Stimme ins Mikro, russisch natürlich, was das Mysterium auch nicht wirklich aufklärte.

Dieses Konzert der 15-köpfigen Band hat sehr viel Spaß bereitet.

Großes Kino, eines meiner persönlichen Highlights dieses geilen Festivals! 

Weiter gings zu den Hanoi Rocks, die nicht überzeugen konnten. Für die Band ist die Zeit wohl Anfang der 80iger stehen geblieben und mir fielen einige Bands ein, die solche Musik besser spielen. Hammerfall danach wollte ich nicht gucken. Noch kurz am Mojito Stand verabschiedet und es ging weiter Richtung Hauptbühne. Da spielten grade The Killers das Abschlusskonzert. Die Killers nervten bereits aus einiger Entfernung mit ihrem Brit-Pop. Wir haben dann beschlossen noch ein Abschiedsdrink zu uns zu nehmen und das Gelände zu verlassen. Am nächsten Tag musste ein Teil unserer Gruppe ja halbwegs fit sein und bereits die Rückreise antreten.  

Im Hotel wurden dann noch die letzten Getränkereserven vernichtet und es gab in unserem Zimmer noch unerwarteten Besuch in Form von zwei Fledermäusen, die nach einiger Zeit das Zimmer auch wieder freiwillig verlassen haben. Es war die erste Nacht in der ich keine Mückenstiche davongetragen habe. An die Fledermäuse „nächstes Mal kommt ihr gefälligst täglich aufräumen“.

 

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Zum Schluss sei noch gesagt, das dieses Festival eine riesige Party mit vielen kleinen und großen (angenehmen!!) Überraschungen. Es gab eigentlich immer irgendwo etwas anzusehen oder die Möglichkeit selbst aktiv zu werden.

Die angebotenen Gaumenfreuden fanden bei allen Anklang und waren auch eine Bereicherung.

Ich bin noch nie auf einer Massenveranstaltung gewesen, bei der solch peaciges Publikum und freundliche Ordnungskräfte anwesend waren.

Budapest ist natürlich auch eine Reise wert und diese besondere Kombination verführt natürlich dazu, den Besuch zu wiederholen. 

Am nächsten Tag hieß es dann Abschied nehmen. Ein Teil unserer Gruppe musste, wie bereits erwähnt, schon los. Der Rest ist noch einen Tag in Budapest geblieben und hat sich die Stadt noch mal angeguckt. Auf der Rückfahrt haben wir noch eine Übernachtungspause in Pilsen eingelegt. Die Stadt ist für eine Zwischenübernachtung zu empfehlen. Das Hostel ist grade renoviert, die Altstadt ist klein und übersichtlich und die Sperrstunde ist bereits um 0 Uhr (sehr fahrerfreundlich). 

Abschließend bleibt zu sagen, dass es auf dem Festival richtig viel zu entdecken gibt. Neben einem bunt gemischten Musikprogramm wird viel Theater, Kleinkunst, Ausstellungen, Logikspiele und ein Pokerzelt geboten. Diverse Sportspiele stehen auch zur Verfügung. Sehr zu meinem Leidwesen auch ein Fußballtor auf einer Hüpfburg. Einer Mitreisenden habe ich die Wette angeboten, dass sie es nicht schafft, mit 20 Schüssen 3 Tore zu erzielen. Die Wette habe ich verloren und nun darf ich demnächst für besagte Mitreisende kochen. Wer stellt so was auch auf ein Musikfestival?

 

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Es gäbe noch soviel mehr zu berichten. An dieser Stelle sorry an die Bands und Künstler, die hier keine Erwähnung gefunden haben. Interessierte können unter www.sziget.hu/festival_german das komplette Line up, die ersten Fotos und alles weitern über das Festival erfahren. Wie eingangs schon gesagt. Es war ein schönes Festival und ich fahr da gerne wieder hin. 

Danke auch an Hoppe für Konzertberichte, Ergänzungen und Fotos.  

Michael Strecker / Jörg Hoppe 

 

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