ENTOMBED, DOGDAY / 06.07.2003 - Hamburg - MarX

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Nachdem wir uns zeitig auf nach Hamburg gemacht hatten, nachdem wir gehört hatten, dass ENTOMBED nicht in der (großen) Markthalle, sondern im (kleinen) MarX auftreten werden und uns Bange war, ob wir ob des eingeschränkten Angebotes noch Karten abbekommen würden, lauerte die große Überraschung auf uns: Denn bei Toresöffnung warteten nur etwa 20 Freaks mit uns auf die Ankunft der Erfinder des Death'n'Roll. Doch alles Rätselraten über die Gründe dieser geringen Resonanz sollte sich zum Glück als überflüssig herausstellen, denn ca. 1 Stunde später war das MarX ausverkauft.

Als Support für ENTOMBED fungierten zunächst DOGDAY aus dem Ruhrpott. Ein sympathischer Vierer, die gleich kompromisslos zu Werke gingen und so die schwierige Aufgabe, vor ENTOMBED zu bestehen, effektiv angingen. DOGDAY präsentierten eine Art derben modernen Thrashmetal mit Emo-Ausflügen. Die sehr kompakt wirkenden Ruhrpottler konnten wirklich überzeugen, nicht zuletzt aufgrund der variablen Stimme, die von extremen Gekreische bis zu sehr melodiösen Parts eine große Bandbreite abdeckte. DOGDAY fanden eine gelungene Mischung aus traditionellen Thrash-Elementen und einem modernen, dynamischen Sound - eine Band, die man sich auf jeden Fall merken kann!

Nach kurzer Umbaupause betraten dann endlich ENTOMBED die Bühne, um mit dem Openener "Chief Rebel Angel" des letzten Albums "Morning Star" gleich mit dem vollen Brett einzusteigen. Danach sorgte das schleppende Bassintro von "Demon" für die erste Gänsehaut. Alter, was für ein Sound. Wall of Sound ist fast schon zuwenig gesagt. Ein brillianter und druckvoller Schlagzeugsound, Die Gesänge perfekt aufeinander abgestimmt und die Gitarren in ENTOMBED-typischer weise fast im Infraschallbereich. Will sagen, natürlich so tief, dass du sie in erster Linie mit dem Magen und nicht mit den Ohren wahrnimmst, und trotzdem so druckvoll, dass ich mich am Tresen festhalten musste, um nicht weggepustet zu werden. Apropos Gitarren: Zunächst wunderte ich mich, weil auf der Bühne ausser Sänger und Basser nur ein Gitarrist zu sehen war. Hatte ich noch nix davon gehört, dass ENTOMBED nur noch zu viert sein. War auch nicht so, denn nach kurzer Zeit entdeckte ich den zweiten Gitarristen auf einem Klappstuhl am Bühnenrand, mit seiner Gitarre auf dem Schoß. Neben ihm der 150-Kilo-Roadie, welcher ihm mit einem Handtuch liebevoll Luft zufächelte. Eine rührende Szene. Dabei zockte der Gute aber so derbe Riffs runter und fidelte die abgefahrensten Soli. Ein sehr ungewohnter Anblick, der daher rührte, dass der Gitarrist enorme Rückenprobleme hatte. Löblich, wenn sich die Band trotzdem auch einen solch "kleinen" Auftritt trotzdem nicht entgehen lässt. (Immerhin hat die Band einen Tag zuvor auf dem WITH FULL FORCE-Festival gespielt, vor ca. 40000 Leuten, und nun in Hamburg vor höchstens 140.)
Nachdem der Sound also schon hypergenial war, tat die Songauswahl ihr Übriges: Für jeden war etwas Dabei, von Stücken der letzten Platte "Morning Star", über die Kracher der Death'n'Roll-Referenzscheibe "To ride, shoot straight and speak the Truth" bis hin zu den alten Death Metal Schinken wie "Left Hand Path". Als Schmankerl servierten die fünf Schweden dann noch mit "Retaliation" einen Ausblick auf das neue Album, welches wohl schon startbereit ist. Ein Song, der als Unbekannter inmitten lauter Klassiker allerdings einen schweren Stand hatte. Ein weiteres Leckerli gab es dann noch als Zugabe, die ENTOMBED mit dem Coversong "Night of the Vampire" eröffneten. (Kennt eigentlich jemand das kultige Video zu dem Song? ENTOMBED mit Wackelkamera auf einem winterlichen Friedhof, wobei sie sich mit Schneebällen und Ketchup (ääähhh... will sagen, Kunstblut) beschmeissen? Göttlich). Naja. nach knapp eineinhalb Stunden war das Gewitter vorbei und ENTOMBED, denen man deutlich anmerkte was für einen Spass sie bei dem Gig hatten (insbesondere Sänger L-G Petrov kasperte zwischen den Stücken nur rum und entsprach so gar nicht dem Klischee eines bösen Death Metal Shouters), ließen sich berechtigterweise noch ein wenig feiern und uns mit dem Eindruck zurück, dass die Leute, die ENTOMBED bereits abgeschrieben hatten, sich so sehr irrten wie man sich gewaltiger nicht irren kann. Denn die Mischung aus alt und neu, aus Groove und Brutalität stimmt bei ENTOMBED einfach. Wenn ENTOMBED das Level, welches sie mit "Morning Star" wieder erreicht haben, halten können, ist mir um deren Zukunft nicht Bange. Und wenn Sie beim nächsten Mal dann auch noch "Wolverine Blues" spielen, sind alle endgültig restlos zufrieden!

Appendix: DIE SETLIST (Thanks to Philipp):
Chief Rebel Angel
Demon
Seeing Red
Eye for an Eye
To ride, shoot straight and speak the Truth
Retaliation
Out of Hand
But Life goes on
City of Ghosts
About to die
Serpent Speech
Damn Deal done
Left Hand Path

Night of the Vampire
Living dead
Like this with the Devil
Hollowman - Beitrag von: Matt

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