MEGADETH, ENEMY OF THE SUN / 19.06.07 – Hamburg, Markthalle

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Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass MEGADETH sich mit zwei derart gelungenen Scheiben zurückmelden UND sich dann auch noch live besser denn je präsentieren?

Ob es tatsächlich daran liegt, dass Dave Mustaine aufgrund eines Nervenleidens jahrelang stark eingeschränkt war und jetzt eigenen Aussagen zufolge die letzte Chance ergreifen will, noch einmal etwas Signifikantes zustande zu bringen, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass ich persönlich MEGADETH noch nie so gut wie jetzt in der Markthalle erlebt habe.

Aber der Reihe nach: Wir staunten nicht schlecht, dass bereits das Foyer der Markthalle knüppelvoll war, als wir eintrudelten. Unter den BesucherInnen selbstredend derart viele Bekannte, dass ein Gang zum Tresen sich so sehr in die Länge zog, bis die erste Band komplett zu Ende war…

 

Es herrschte dann eine knisternde Atmosphäre, die nicht nur durch die perverse Hitze in der offenbar ausverkauften Hütte erzeugt wurde: Nö, der Mob war heiß und skandierte euphorisch den Bandnamen. Und dann war es soweit: Lights out, Dicken! Ohne irgendeine Ansage oder sonstige Pause knallten MEGADETH mal eben FÜNF Titel nacheinander raus: „Sleepwalker“, „Take No Prisoners“, „Skin O’ My Teeth“, „Wake Up Dead“ und „Set The World Afire“. Nun stand das Publikum erst recht Kopf, es wurden teilweise in den Songs die Breaks bejubelt – was für ein Lärmpegel allein durch das Gebrülle! Der Sound war übrigens differenziert. Dave Mustaine war gut gelaunt, setzte sich schnodderig-charmant in Szene und nahm die Begeisterung gelassen lächelnd hin. Ganz wichtig: Frühere Shows litten ja oft unter Mustaines schiefem Gesang, doch den hatte er heute voll im Griff. Die Begleitmannschaft – muss man ja leider so bezeichnen – hatte zwar weder das Charisma des ganz frühen Line-Ups (Mustaine/Ellefson/Poland/Samuelson) noch das der beliebten „Rust In Peace“/„Countdown To Extinction“-Phase (Mustaine/Ellefson/Friedman/Menza), war aber musikalisch voll überzeugend. Besonders der Drummer Shawn Drover punktete mit tightem Spiel, während sein Bruder Glen sich gitarrentechnisch eindrucksvoll mit Mustaine duellierte (die beiden zocken übrigens seit über zehn Jahren bei EIDOLON, von denen zumindest die ersten beiden Platten „Zero Hour“ und „Seven Spirits“  ganz geilen Power Metal bieten, während neuere Platten mir persönlich ZU progressiv sind). Yeah, dann kündigte Mustaine „Washington Is Next!“ an, welches berechtigtermaßen ziemlich abgefeiert wurde, markiert es doch wie die meisten Songs auf „United Abominations“ die Rückkehr zu den Trademarks von MEGADETH in Sachen Riffs, Gesang und überhaupt diesem Songwriting zwischen Eingängigkeit und Komplexität. Die Setlist bot an weiteren neuen Songs noch „Gears Of War“ und „Kick The Chair“ (gegen die Todesstrafe), ansonsten regierte eine Old School-Playlist per exzellance: „Hangar 18“, „In My Darkest Hour“, „Tornado Of Souls“, „The Mechanix“ und „Peace Sells“, wobei vor allem die beiden letzteren für Gänsehaut sorgten und der Refrain von „Peace“ („If there’s a new way – I’ll be the first in line“) unglaublich LAUT mitgebrüllt wurde. Man hatte also die Phase von „Youthanasia“ bis „The World Needs A Hero“ nahezu komplett ausgelassen – lediglich „She-Wolf“ von der „Cryptic Writings“ hatte sich reinmogeln können. Tscha, als Zugaben wurde dem dampfenden Mob dann noch „Symphony Of Destruction“ sowie „Holy Wars“ kredenzt. Ca. 80 Minuten hat der Spaß gedauert – 10 Minuten mehr mit „Looking Down The Cross“ oder „Skull Beneath The Skin“ hätten es noch sein dürfen, aber hey, es war dennoch einfach nur grandios!

Hier die Playlist nochma chronologisch:

Sleepwalker
Take No Prisoners
Skin O’ My Teeth
Wake Up Dead
Set The World Afire
Washington Is Next
Hangar 18
In My Darkest Hour
Kick the Chair
Gears Of War
She Wolf
Tornado Of Souls
Mechanix
Peace Sells

Symphony Of DestructionHoly Wars

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