LUCIFER, ATTIC, THE NIGHT ETERNAL / 22.02.2024 – Hamburg, Bambi Galore

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Philipp: Dass ich mir mehrere Konzerte einer Tour angucke, geschieht eher selten. Ich kenne zwar DieHard Fans, die z.B. AC/DC durch ganz Europa hinterherreisen, denke mir dann aber immer, wie viele andere Konzerte man dadurch verpasst. Natürlich gibt’s Ausnahmen, z.B. YOUTH OF TODAY (1989 sogar dreimal gesehen – in Kiel, Hamburg und Lübeck) oder HOLY MOSES mit SACRED REICH und FORBIDDEN (Rendsburg und Hamburg). Für das doppelte Abgreifen LUCIFERs gibt’s mehrere Gründe: Erstens liegen die Dates von Flensburg und Hamburg fast drei Wochen auseinander. Zweitens touren LUCIFER in der zweiten Tourhälfte in einer anderen Besetzung – zuerst waren LUCIFER mit Aushilfsschlagzeuger Adam Lindmark unterwegs, mittlerweile sitzt aber wieder Nicke Andersson hinter den Drums. Drittens hat sich auch die Tourbesetzung verändert, denn statt ANGEL WITCH sind jetzt ATTIC mit dabei. Und letztere haben sogar eine limitierte Tour-EP dabei, was natürlich einen zusätzlichen Anreiz darstellt.  

 

LUCIFER

Bilder von Rüdiger Naffin, Petrunella und Torsten.

 

Torsten: Puuhh ... - da hatte ich aber reichlich Glück. Ausverkauft und trotzdem drin. Vielen Dank an die Metal – Götter für's reinlassen!

Mir wäre sonst echt was entgangen. Hab ich doch zwei der drei heutigen Bands noch nicht gesehen. Und bei diesem Tourpaket ist verpassen nicht vorgesehen.

Philipp: Nach erbaulicher Hinfahrt mit dem Regio stehen wir pünktlich und aufgeregt vor den Bambi-Toren. Wird die erwähnte EP überhaupt noch vorrätig sein? Immerhin haben ATTIC jetzt schon sechs Konzerte mitgespielt und das Ding soll limitiert sein. Nach kurzer Schnack- und Streetboozing-Zeit geht’s auch schon rein und schnell können die Nerven beruhigt werden: „Darkest Rites“ inkl. Backpatch und Poster liegt am Merch. Ich rate zur Ernte, sofern das noch möglich ist, denn es gibt einen eigenen Killersong und ein Cover von SLAYERS „Black Magic“ (sehr gelungen, funktioniert gut in dieser völlig anders gesungenen Version). Nun aber mit Bier bewaffnen und ab vor die Bühne!

 

THE NIGHT ETERNALTHE NIGHT ETERNAL 

 

Philipp: THE NIGHT ETERNAL bekommen bereits beim Bühneentern dollen Applaus und obwohl sich viele Besucher:innen noch in der Ankommphase befinden (Frisur ordnen, Krone zurechtrücken, diesdas), weiß man gleich: Das wird richtig gut heute! Ein ausverkauftes Bambi ist schließlich fast ein Selbstgänger in Sachen Stimmung. Da müsste man als Band schon hart am Geschmack der Meute vorbeimusizieren. Das ist bei THE NIGHT ETERNAL aber selbstverständlich keineswegs der Fall. Der geile Groove geht vielmehr sofort ins Genick, die Leute beginnen sofort zu bangen. Mich erinnert dieser Beat an frühe MERCYFUL FATE, manchmal auch an THE DEVIL’S BLOOD. Dazu diese herrlichen Gitarren und der hemmungslos tolle Gesang (Ricardo Baum)! Zum Ende hin nimmt die Band sogar noch zusätzlich an Fahrt auf und verzückt durch ihre Spielweise, die sich durch einen gewissen Drang auszeichnet. „Prince Of Darkness“ können viele gut mitschmettern, ähnlich ist bei „Elysion (Take Me Over)“, „Stars Guide My Way“ und „Moonlit Cross“. Super Gig!

 

THE NIGHT ETERNALTHE NIGHT ETERNAL

 

Torsten: Mich wundert zwar, dass THE NIGHT ETERNAL als Erste auf die Bühne müssen, aber sei's drum – auch an dieser Position rocken sie alles weg! Gut, dass unsere Reisegruppe zeitig im Bambi ankommt, denn es geht tatsächlich schon 19 Uhr los. Die, im Grunde, Senkrechtrechtstarter aus dem Pott, lassen auch nichts anbrennen und nutzen ihre leider nur kurze Spielzeit fulminant: einen Hit nach dem anderen feuern TNE ins volle Bambi. Quasi die besten Songs hintereinander. Da wird einem die Hitdichte dieser Band erst richtig bewusst. Hier ist alles im Fluß. Nix zuviel, nix zuwenig. Diese Gitarrenharmonien - einfach gut gemacht und richtig gut passend! Frontmann Ricardo ist mit Stimme und Charisma gesegnet; dat kannste nich' viel besser haben. Herrlich – das Bambi singt mit, feiert ab und steht Kopf! Wat willste da noch groß schreiben ... Außer vielleicht: Weiter so! Und bis zum Hell Over Hammaburg!

 

THE NIGHT ETERNALTHE NIGHT ETERNAL

 

ATTICATTIC

 

Philipp: Nun ATTIC, die ja einerseits eine etwas andere Nuance in den Abend einbringen, gleichzeitig aber perfekt zu LUCIFER und THE NIGHT ETERNAL passen. Schließlich eint alle drei Bands eine gewisse Dunkelheit (Off-Topic-Quizfrage: Von welcher anderen Band stammt die Live-Ansage „Und allen diesen Leuten sind klar für diesen Dunkelheit“?), die sich in ähnlicher Symbolsprache manifestiert. So hantiert König äh Meister Cagliostro mit einem umgedrehten Kreuz, während LUCIFER wenig später ihren Reisesarg an den Bühnenrand schieben. It’s only Heavy Metal, but I like it, yes I do! Ich habe Attic schon oft gesehen, heute passt alles perfekt zusammen. Der Sound bringt die peitschenden Riffs, die unheilvollen Melodien, den hypnotischen Groove und die Falsettstimme Cagliostros perfekt zur Geltung. Der bangenden und geifernden Meute werden Perlen wie „Join The Coven“, „The Hound Of Heaven“, „Dark Hosanna“, „The Invocation“, „Funeral In The Woods“ oder „The Headless Horseman“ vor den Kopp genagelt, dass es nur so kracht. Auch die beiden neuen Stücke „Darkest Rites“ und „Return Of The Witchfinder“ reihen sich da ein und bieten (mindestens!) das von der Band bisher gewohnte Songwriting-Niveau. Die Vorfreude auf Longplayer Nr. 3 wächst somit sprunghaft an. Mehr!

 

ATTICATTIC

 

Torsten: Jetzt geht's endlich auf den Dachboden – ATTIC, ey! Viel von gehört und gelesen, aber nun endlich mal live! Ich wette auf Gänsehaut. Die sich dann auch prompt einstellt. Alter, wie geil klingen ATTIC live? Sound ist super, die Gitarrenharmonien schmeicheln doppelläufig den Gehörgängen; und diese Stimme! Hach, ich schwelge im Falsett und meine Gänsehaut ist eine königlich diamantene! Obwohl ich bisher keine Platte von ATTIC auf dem Dachb ...- ähm, zuhause habe, klingen die Song wie schon oft gehört und wunderbar vertraut. Der Neue macht echt Bock auf die demnächst erscheinende Scheibe "Return of the Witchfinder"! Die speziell zur Tour erhältliche EP ernte (nicht nur) ich mit gierigen Fingern ab. Das Ding kommt mit Poster und Backpatch(!) und ner ge - etchten Autogramm – Seite. (Hier mal ein großes DANKESCHÖN an Van Records für die immer tolle Ausstattung ihrer Veröffentlichungen!) Heute Abend werden "Darkest Rites" bei der "Funeral in the Woods" vollzogen und der "Headless Horseman" springt haarscharf über die Köpfe hinweg. Und ich geh jetzt auffen Dachboden – Falsett üben ...

Danke, ATTIC, es war mir ein Fest!

 

ATTICATTIC

 

LUCIFERLUCIFER

 

Philipp: In Flensburg spielte wie gesagt der Kollege von DEAD LORD, was er auch sehr gut gemacht hat. Mit Nicke Andersson sitzt nun aber der eigentliche LUCIFER-Schlagzeuger hinterm Kit und das macht dann doch den feinen Unterschied. Nicht zuletzt singt Nicke in fast jedem Song Backings mit, ebenso wie beide Gitarristen Martin Nordin (auch bei DEAD LORD) und Linus Björklund (VOJD). Dieser Aspekt des hervorragenden Backgroundgesangs fällt mir heute stark auf und ich genieße die „Aaaaha“-Passagen sehr. Johanna Platow Andersson kann sich aufs Herrlichste auf diesem Fundament austoben und schöpft show- sowie gesangstechnisch aus dem Vollen. Drinks auf den Sarg und ab! Ich fand ja bisher alle Alben der Band gut, aber „V“ schießt jetzt den Vogel oder besser die Fledermaus ab. Gleich fünf Nummern von dieser Scheibe werden heute gespielt, nämlich „At The Mortuary“, „The Dead Don’t Speak“, „A Coffin Has No Silver Lining“, „Slow Dance In A Crpyt“ und „Maculate Hearts“. Alles reine Hits und überhaupt wird ein ganz großes Kino aus Rock’n’Roll, Doom und Heavy Metal geboten. Alle Posen sitzen, man merkt, dass die Band Spaß hat und gleichzeitig viel Liebe ins Detail steckt. Das volle Bambi feiert vom Opener bis zu den Zugaben, die mit „California Son“ sowie „Reaper On Your Heels“ saftig ausfallen. Johanna verabschiedet sich mit einer Umarmungsgeste und den Worten und: „Wenn ihr auf dem Nachhauseweg über den Friedhof geht, seid nicht schüchtern!“. Awww!

 

LUCIFERLUCIFER

 

Torsten: "THE ATTIC ETERNAL" haben die Messlatte ordentlich hoch gelegt. Jetzt muss der Höllenfürst dem ganzen noch 'ne Krone aufsetzen – und von den ersten Tönen an ist klar: Das schafft olle LUCIFER ohne Mühe. Der Sound ist jetzt noch besser; der Bass drückt wohltuend von unten, die Gitarrenläufe zwirbeln feinstens in den Ohren; nur beim ersten Song hört man Frontfrau Johanna Sadonis nicht sonderlich gut. Das ändert sich allerdings schnell und fortan klingt es gesamtheitlich perfekt. Auch hier muss ich sagen, dass, obwohl ich kaum einen Song kenne, alles, was gespielt wird, äußerst vertraut daherkommt. Das spricht absolut für LUCIFER, die ihre Show sehr professionell, aber nicht beliebig darbieten. Allein was die Jungs da an Backgroundgesängen draufhaben und abliefern. Einfach nur groß! Na klar, Dreh- und Angelpunkt ist Frontfrau Johanna. Angetan in ein priesterliches Outfit versprüht sie eine Aura zwischen Grand Dame und lästerlicher Hohepriesterin. Alle Blicke folgen ihr, wenn sie "ihren Sarg putzt" oder huldvoll ihren kristallenen Kelch hebt. Singen kann sie natürlich auch. Auch das gefühlt ohne Mühe und in Perfektion. Cool finde ich das Mikrofon, in welches gesungen, gehaucht oder geschrien wird: so'n langes, eckiges Teil, dass mich an meine Kindheit/Jugend in den Siebzigern/Achtzigern erinnert, als solche Dinger "up to date" waren. Schade, dass ich von Schlagzeuger Nicke Andersson nicht viel zu sehen kriege. Der "versteckt" sich hinten links auf der Bühne und bearbeitet sein Kit "left path handed". Ich hoffe, ich kriege diesen sympathischen Kerl nochmal mit den Hellacopters zu sehen ... Bei LUCIFER erinnert das ein oder andere Riffs durchaus an eben genannte Landsmänner. LUCIFER's Rock hat eben von vielem etwas zu bieten. Geil wird es auch, wenn schwere, angedoomte Riffs auftauchen und den ansonsten flotten Songs 'n büsch'n Blei an die Füße binden. Aber am Ende wird doch wieder hard gerockt! Gut so! Tolle "SATANIC – PANIC – TOUR"! Denkwürdige Auftritte von allen Bands! Gerne wieder!

 

LUCIFERLUCIFER

 

SATANIC PANIC

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