CHAIN WHIP, AFFENMESSERKAMPF / 25.08.2022 – Kiel, Schaubude

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Verwirrung: Erst waren BRIEFBOMBE als Support angekündigt, kurz vorm Konzert stehen plötzlich BAD AFFAIR auf dem Flyer. Zwei sehr gute Hamburger Punkbands, die ich beide jeweils gern gesehen hätte. Herrlich übrigens die Hintergrundstory für die Änderung: Ich habe jetzt den Namen vergessen, aber (mindestens) ein Bandmitglied spielt sowohl bei BRIEFBOMBE als auch bei BAD AFFAIR. Als nun per Mail eine Konzertanfrage kam, sagte dieses Mitglied zu – ohne sich allerdings zu vergewissern, welche Band eigentlich gemeint sei. Tatsächlich gingen die Veranstalter:innen davon aus, dass BRIEFBOMBE zugesagt hätten und so ging der erste Flyer ins Netz. Zur Überraschung der Postfreund:innen, da diese natürlich von nichts wussten… (Es könnte auch genau andersherum gewesen sein, ich fühle schon beim Schreiben den eigenen Verwirrtheitsgrad steigen.) Nun, letztlich mussten aber auch BAD AFFAIR kurzfristig krankheitsbedingt absagen, weswegen der aktualisierte Flyer ebenfalls hinfällig wurde. Schön übrigens, dass dennoch Leute von beiden Bands vor Ort sind! Und nachdem bereits die ersten Gäste den gesenkten Eintrittspreis gelöhnt haben, sagten AFFENMESSERKAMPF spontan zu. Hannes: „Geil, wir wollten eh gerade proben, als der Anruf kam.“

 

Schild

Fotos von Torsten Matzat. 

 

CHAIN WHIP werden mir derart heiß empfohlen, dass ich noch vor ihrem Auftritt die „Demo 2020“-LP abernte. Dass die Empfehlung von Pan und Karsten kommt, welche die Platte über ihr NO-SPIRIT-Label herausgebracht haben, kümmert mich dabei wenig. Pan: „Nach dem Auftritt brauchst du eh alle drei Scheiben!“ Sie wird Recht behalten…    

 

Schild Update

 

Jo, als erstes also die AFFEN. Man darf sich darüber freuen, dass eine der besten Hardcore/Punk-Bands aus Kiel kommt. Hä? Plumper Lokalpatriotismus? Nein, ich find’s einfach vorteilhaft, dass ich AFFENMESSERKAMPF derart regelmäßig sehen kann. Häufig werden bei dieser Band vor allem die Texte hervorgehoben, die ja auch zum Besten gehören, was es an deutschsprachigem Gepöbel gibt. Dabei wird gern übersehen, wie GUT die Band auch musikalisch ist. Was zum Beispiel Schlagzeuger Hauke an Ideen und Power einbringt, macht den Unterschied zu manch anderer stilistisch ähnlich ausgerichteter Combo. Die Anzahl an Volltreffer-Songs ist nach drei AMK-Platten bekanntlich hoch, ich greife als Highlights des heutigen Auftritts „Bundeswehr-karriere.de“, „Ich so, Typ romantischer Rebell“ und „Affenmesserattitüde“ heraus. Versteht übrigens noch jemand außer mir bei „Im Auge des Verachters“ immer die Worte „Im Auge des Adlers“? Wenn ich mich nicht irre, spielen AMK einen noch unveröffentlichten Song, in dem Hannes sich über die Verschwörungstheorie des „großen Austauschs“ Gedanken macht. Nach dem Motto: Wie wäre das, wenn deutsche Nazis an einen Ort transferiert würden, an dem täglich Bomben fallen? Konsequenterweise heißt das Stück dann auch „Volksaustausch jetzt!“. Super wie immer, wobei ich den ENZO-Auftritt neulich noch ‘n Tick geiler fand (Review ist in der Mache).

 

CHAIN WHIPCHAIN WHIP 

 

CHAIN WHIP! Ein Blick auf die Plattencover und du spürst eine gewisse Erwartungshaltung. Ob das wohl eine richtig schöne Old School Erbaulichkeit gibt? Jaaa, gibt es! Aber NOCH besser als erhofft. Der Vierer aus Vancouver spielt völlig ungebremst und hält auch kaum für Pausen zwischen den Stücken an. Da muss schon Dedl zwischenrufen: „Stop it! It’s boring!“, worauf erfreutes Gelächter auf der Bühne ertönt. „Stop it? That’s a first in Germany.“ Wie Dedl das meint, ist angesichts seines Ein-Mensch-Circle-Pits auch vollständig klar. Bei dieser Darbietung kannst du aber auch nicht stillstehen! Die explosive Energie kommt u.a. dadurch zustande, dass CHAIN WHIP weder soundmäßig noch spielerisch überladen klingen. Die nur leicht angezerrte Gitarre springt dir ins Gesicht, das Tempo ist durchgehend hoch bis sehr hoch, dazu keift (und singt!) der Kerl am Mikro eine Silbe nach der anderen in einer maschinengewehrartigen Geschwindigkeit. Passend dazu herrscht eine gewisse Unberechenbarkeit auf der Bühne. Der Sänger wirft sich auf den Boden, windet sich um seine Mitstreiter und wackelt mit dem Kopf. Dedl wird das nicht hinreichend gewürdigt: „Geile Band, scheiß Publikum!“ Tatsächlich hat aber wohl jede:r Spaß und die Stimmung ist gut, wenngleich kein völlig enthemmtes Slammen ausbricht. Ich könnte CHAIN WHIP gleich wieder sehen. Die Platten sind übrigens super, ich rate zur Ernte!

 

CHAIN WHIPCHAIN WHIP

Bewertung: 4 / 5

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