EYEHATEGOD, Ølgod / 04.08.2022 - Kiel, Schaubude

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Drückend heiße, klebrige Luft über Kiel an diesem Tag. Du kommst aus dem Schwitzen einfach nicht mehr raus. Just another Sommertag? Fucked up Klimawandel? Oder einfach nur ein Vorbote für ein am Abend stattfindendes Konzert? Denn eine der Bands stammt aus New Orleans im morastigen Louisiana. Haben die Amis etwa heimisches Sumpfklima mitgebracht? Bei den Temperaturen heute liegt die Vermutung nahe. Macht also keinen großen Unterschied, ob ich auf Arbeit schwitze oder beim Konzert inner Bude.

Auf jeden Fall sehr, sehr geil, dass ich eine Band wie EYE HATE GOD in Kiel erleben darf. Ich freu mich auf kühles Bier, derbe Feedbacks und nen ordentlichen Tinitus.

 

Kundenstopper

 

 

Beginnen wird aber eine recht neue Kieler Formation, die ich bisher noch nicht gesehen oder gehört habe. Ølgod – den Namen kenne ich aber... Stimmt, da gibt's nen Ort in Dänemark, der so heißt; da bin ich mal durchgefahren. Aber ob sich die Band danach benannt hat?

 

ÖlgodÖlgod 

 

Das Kieler Trio legt gut los und erfüllt meinen Wunsch nach Feedbacks von vornherein vorbildlich. Kurzes, hohes Fiepen und dann rollen bergeweise tiefergelegte Riffs durch die Anlage. Gitarrist Hannes sorgt mit seinem Sound dafür, dass sich kein Soundloch auftut. Das klingt wie Bass UND Gitarre in einem. Schön dick und dennoch roh. Dazu diese typischen Schlagzeugrhytmen von Jan, die dir zeigen wie der Sludgehammer zu klingen hat. Frontmann Fynn muss sich schon arg am Mikroständer festkrallen, damit ihn die Soundwand nicht umreißt. Höre die ølgötter ja zum ersten Mal, hat aber was von "nachHausekommen". Mit jedem Song wirds besser – und auch langsamer. Ganz besonders bei einem Song: da wirds zum Ende hin mit jedem Takt langsamer und meinen vor- und zurückzuckenden Körper zieht's immer mehr Richtung Budenboden. Ha! Herrlich! Das das Trio (zwei davon zocken sonst bei PFUND) einen derben Humor hat, beweist ihr Song "Kasse". Phonetisch kaum auszumachen, dass da deutsche Zeilen, aber Wortfetzen wie "Brot, Butter und Wurst" drängeln sich trotzdem in mein Ohr. Gezahlt wird am Ende aber doch nicht...

Ich für meinen Teil würde wieder für einen ølgod – Auftritt zahlen; das hat echt Spaß gemacht!

 

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EYE HATE GOD haben auf dieser Tour den Norden schon gut beackert. Das sie neben Flensburg und Hamburg (an beiden Terminen hatte ich keine Zeit) auch noch in Kiel aufkreuzen, ist ein Glücksfall; ist es doch schon all zu lange her, dass ich die NOLA – Jungs gesehen hab.

Ich hatte mir vorab Tickets im Vorverkauf geholt; man weiß ja nie ... - aber voll ist die Bude leider nun wirklich nicht. Da ist scheinbar einfach zuviel los um diesen Gig herum. Und unangenehm warm und, und, und ...

Schade natürlich für EHG, dass sie nicht vor mehr Besuchern spielen. Dennoch lassen sie sich ihre Laune nicht allzu sehr vermiesen und machen das Beste aus der Situation. Schön fett riffen, nämlich! Jimmy Bowers Gitarensound klingt wie der grantige Bruder vom Heiligen Vitus: schwer, klebrig und super crunchy! Just bevor der Gig losgeht kriegt Doom-Frank ne Art Ständchen, als ihm Jimmy seinen Sound quasi solo um die Ohren rifft.

"A History of Nomadic Behavior" nennt sich das aktuelle Album. Das kann man, im Gegensatz zu einigen frühen Platten der Band, ganz gut am Stück durchhören. Ist das Altersmilde? Vielleicht, denn auch während des Gigs klingt es weniger subversiv oder kaputt oder selbstzerstörerisch als auf vorherigen Touren. Das macht aber nix; sind immer noch the fuckin' mighty EYEHATEGOD! Frontmann Mike Wiliams lässt es zwar ruhiger angehen, seine kreischige Stimmlage hörste jedoch immer heraus. Muss ja auch aufpassen, der Mann; die neue Leber soll ja noch'n büsch'n halten ... Nichtsdestotrotz kommen "Sisterfucker" oder "Medicine Noose" immer noch schön schleichend kontrovers um die Ecke. (Anmerkung: ne Setlist gab's nicht, ich hoffe daher, dass meine Ohren und mein Erinnerungsvermögen mich nicht getäuscht haben.)

Währenddessen der EHG - SLUDGE mich klebrig umarmt, denke ich mehr als einmal an meinen Mentor in Sachen Doom & Sludge Andreas Pemp. Der hätte seine wahre Freude an diesem Ding; sitzt jetzt vermutlich auf seiner Wolke schüttelt sein Engelshaar dort und lehnt hingebungsvoll am größten Lautsprecher, der da oben aufzutreiben ist. Sludge in Peace, my friend!

Während hier unten "Every Thing, Every Day" unser elendes irdisches Hamsterrad beschreibt und Williams ausgelassen humorig eine Vorstellungsrunde einleitet (nenne deinen Namen, und er sagt dir, womit du deinen Lohn verdienst - "Porn, he does Porn!"; eher zum Missvergnügen der erwählten Person...), wird es in der Bude immer heißer und drückender. (aber leider auch leerer) Passt natürlich gut zur Musik. Und zur trockenen Kehle. Mehr Bier, mehr Sludge – Dance, mehr Verzückung. Ganz nach dem Motto: "Take As Needed For Pain". Grandioser Abend mit legendärer Band!

 

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Torsten

Bewertung: 5 / 5

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