PESTFEST / 03.03.07 – Flensburg, Hafermarkt

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Gut, obwohl NEUE KATASTROPHEN absagen mussten, empfand ich die Reise nach  Flense weiterhin als lohnenswert, hatten stattdessen doch PESTFEST eine Art „öffentliche Probe“ angekündigt.

Ab zum Bahnhof also, wo mich zunächst wie immer mein sprichwörtliches Reiseglück zu begleiten schien: Denn so’n Typ wedelte mit einem „Schönes Wochenende“-Ticket herum, was er mir für 5,- Euro offerierte. Naja, war zwar seine Unterschrift drauf, aber bis jetzt hatte ich noch keinen Kontrolletti erlebt, der da wirklich drauf geachtet hat und warum nicht ein paar Euronen sparen? Doch – ihr ahnt es – NATÜRLICH kam heute ein knallharter Betonkopp von Bahnhans, der mir doch glatt 47,70 Euro berechnete, weil auf dem Ticket nicht mein Name stehe! Und: Egal, ob derjenige, dessen Unterschrift das Ticket ziere, nun tatsächlich mit mir unterwegs gewesen sei, es MÜSSE immer der unterschreiben, der am längsten mit dem Ding unterwegs ist… Teurer Spaß! Grr! Meine Laune drohte sich zu verfinstern, das Bier schmeckte plötzlich schal, düstere Regenwolken zogen auf… DOCH da dachte ich bei mir: „Philipp, du musst nicht daran denken, dass man dich einmal beim ‚Schwarzfahren’ erwischt hast – du musst daran denken, wie oft man dich NICHT beim (natürlich immer völlig unwissentlichen, ähem…) ‚Schwarzfahren’ erwischt hat!“: Und als ich so überlegte, wie OFT ich die DB bereits ohne Löhnung genutzt habe, dann sieht mein Schnitt immer noch respektabel aus... Erst neulich habe ich eine GANZE SCHULKLASSE schwarzfahren lassen, unabsichtlich zwar, aber immerhin! Hört ihr das, ihr Bahnärsche? ICH LIEG VORN, IHR LOSER! Ahahaha!! (leicht retardiertes Lachen vorstellen). 

 

 

Den Schaum vom Mund gewischt, latschte ich also den kurzen Weg zum Hafermarkt. Auf dem Weg kam mir in den Sinn, dass man die Existenz solcher AZs nicht selbstverständlich nehmen sollte. Man denke nur ans Ungdomshuset, ein weiterer Laden, der uns fehlen wird. Ich geh zwar auch auf „kommerzielle“ Veranstaltungen mit irgendwelchen Metalbands, aber letztendlich finden die meist in kalten, seelenlosen Läden statt. Mein Herz schlägt da eher für selbstverwaltete Läden, die mit viel Fantasie, Elan und Spirit am Leben erhalten werden. Es kann keine Hardcore/Punk-Bewegung ohne diese Kultur freier Räume geben! Mag selbstverständlich klingen, aber es gibt Leute, die das gar nicht kennen und sich wundern, warum man sich so über den Abriss eines „Jugendzentrums“ aufregen kann…

 

Im Hafermarkt hockten dann auch schon PESTFEST am Tresen und man hatte schön viel Zeit für ’nen Klönschnack… Tatsächlich habe die Band seit Monaten nicht geprobt, u.a. weil Sängerin Cecille länger in Mexiko rumgeasselt sei. Letztere erzählte gerade über den Musikgeschmack mexikanischer Pankahs, als auch noch ollen Höhnie mit mehreren Plattenkisten reingeschneit kam… Klassentreffen…

 

PESTFEST orgelten dann ordentlich los. Während die Saitenfraktion sich vor den Schlagwerker auf die enge „Bühne“ ihres Wohnzimmers (also des Hafermarkts) drängelten, rotzen Sängerin und Sänger sich auf ebener Erde ihre Kehlen frei. PESTFEST sind musikalisch gar nicht soo derbe, fiel mir auf, im Grunde isses schön rödeliger Punkrock, der aber durch die Brüll/Schrei/Kreisch-Wechselgesänge ordentlich nach vorne gekickt wird. Geil! Man merkte eigentlich kaum, dass die Band länger nicht zusammen gespielt hat. Da natürlich die Atmosphäre familiär war, bekam die Band einiges an Sprüchen um die Ohren gehauen: „Ey, wenn ihr probt, seid ihr viel besser, als wenn ihr live spielt“ war da noch charmant. Die Norwegerin Cec am Mikro spricht ja sonst irgendwie nicht so wirklich Deutsch, jedenfalls versucht sie es kaum. Live scheint sie dann aber doch so ’ne Art Pseudodeutsch zu schmettern… Na, jedenfalls eine kurzweilige Sache, nicht wirklich eine Probe, bei der ’ne Band sonst ja an neuen Sachen rumschraubt, aber auch kein „normaler“ Auftritt. Mal wat anderes halt… Diesen Sonnabend übrigens auch auf Tobis Geburtstagssause im Juki Ahrensburg!

 

Danach lotste mich Höhnie in einen Laden namens Kaffeehaus. Kannte ich noch nich. Dort scheint man öfter dem Motto zu frönen, ausschließlich Mucke aus einem bestimmten Jahr zu spielen, leider querbeet und nicht nur Krach. Heute war 1994 an der Reihe. So weiß ich zumindest jetzt, dass Helge Schneiders „Baby, schüttel dein Haar für mich“ (oder wie der Heuler heißt) schon bereits 13 Jahre auf’m Buckel hat – wer hätte das gedacht? Viel spektakulärer aber noch das Zusammentreffen mit einem stadtbekannten Flensburger Skinhead… Der zerrte mich nach diversen Begrüßungsgesprächen doch direkt auffe Toilette! Nu stehe ich ja neuen sexuellen Erfahrungen immer aufgeschlossen gegenüber, aber als ich gerade denk, dass der Kerl doch ganz schön forsch zur Sache geht und er seine Hose aufmacht, sacht er. „Das wollte ich dir nur zeigen!“ Da hat der doch glatt Tattoos von zwei Flensburger Punkbands auffem Arsch tätowiert! Ein echter Lokalpatriot. Das eine waren MR. BURNS. Die andere Band? Müsster selber rausfinden! Also in nächster Zeit schön Flensburger Skinhead-Ärsche checken!

 

 

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