HELL OVER HAMMABURG WARM-UP: RIOT CITY, SABIRE, MIDNIGHT FORCE, IRON KINGDOM / 05.03.2020 – Hamburg, Kulturpalast

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Ob das HELL OVER HAMMABURG für unbestimmte Zeit die letzte größere Veranstaltung war, die man (unbeschwert) besuchen konnte? Das Festival ist noch gerade vor der Absagenwelle über die Ziellinie geschossen. Die Feierwut der Besucher*innen ist ungebremst, ein Unterschied im Verhalten ist allenfalls beim intensiven Händewaschen auf den Toiletten auszumachen. Überhaupt muss der Begriff „Warm-Up“ angesichts dieses Donnerstag-Billings stark hinterfragt werden – für viele ist dieser Abend der am stärksten besetzte Teil des Festivals. Vier der besten NWOTHM-Bands auf einen Haufen erzeugen einen Run auf die Tickets, dass die Veranstaltung vom Bambi in den größeren Kulturpalast hochverlegt wird. (Übrigens könnte ich mir die Kombi Bambi / Kulturpalast als beste Ausweichmöglichkeit des HOH für die Zeit der Markthallenrenovierung vorstellen.)

 

 

Puh, gerade so geschafft, pünktlich zum Anfang von IRON KINGDOM in die Halle zu stürmen. Die Überraschung vom KEEP IT TRUE 2014 bietet in Top-Outfits Canadian Metal in Vollendung. Seit erwähntem Auftritt hat sich das Besetzungskarussell zweimal gedreht, denn statt Armanda Osterman sitzt mittlerweile Chris Sonea an den Kesseln, für Gitarrero Kenny Kroecher zockt Megan Merrick wieselflink die sechs Saiten. Mainman Chris Osterman klingt stimmlich noch besser und hat sein unverwechselbares Organ top im Griff. Übrigens ist der Sound im Kulturpalast heute durchgehend gut. Da macht es Freude, den galoppierenden Heavy Metal-Hymnen der Band zu lauschen. Angesichts der engagierten Performance ist der heftige Applaus völlig gerechtfertigt. Ich ernte danach endlich mal ein IRON-KINGDOM-Album ab, derer es bereits vier gibt.

 

Yeah, endlich mal wieder MIDNIGHT FORCE! Die Schotten begeisterten 2019 in der Schaubude, ihr Debut „Dunsinane“ zählt zu meinen meistgehörten Platten 2018/2019 und verzaubert bekanntlich mit im positiven Sinne eigenwilligem Epic Heavy Metal. Sänger John Gunn trägt die Stücke mit ausladenden Gesten und viel Ausdruck in der Stimme vor. Obwohl mittlerweile das zweite Album „Gododdin“ draußen ist (dolles Ding), besteht die Setlist hauptsächlich aus „Dunsinane“-Stücken und ich freue mich über Gänsehaut-Erzeuger wie „The Scarlet Citadel“, „Witchfinder“, „Killer“, „Down With The King“ sowie „Warlord Eternal“. Wobei das neue „Doom Of Kiev“ unbedingt auch zu den Highlights zählt. Bassist Brenden spielt sockfuß und grinst so verzückt, dass man die Truppe einfach nur liebhaben muss!

 

Natürlich hat ein Großteil des Publikums auf Australiens Senkrechtstarter SABIRE gewartet, die dann auch wieder rücksichtslos und frech abliefern. Scarlett Monastyrski hat jetzt schon eine Ausstrahlung wie ein Arenen bespielender Profi, sein androgyner Look samt High Heels, Wespentaille und interessanter Schminke (er hat sich eine Linie von Ohr zu Ohr über den Nasenrücken gezogen und diese offenbar mit einer Wischtechnik über seine Bartstoppel verteilt, sodass es wie ein Gesichtsschleier wirkt) macht allein schon was her. Und dann diese Stimme! Beim Opener „One For The Road“ sind ungelogen ALLE Fäuste in der Luft und das Publikum schmettert lauthals mit. Ich finde es fast schon beruhigend, dass die Show insgesamt nicht als völlig perfekt bezeichnet werden kann, fällt doch Scarletts Amp plötzlich aus und ab und zu vernuschelt er auch mal ‘ne Gesangslinie. Zwischendurch befüllt der Schurke einen Supersoaker mit Tequila und tränkt ungelogen die ersten acht Reihen gnadenlos in Alk („Open up your mouths!“), was den Laden lange hart stinken lässt. Viele bemängeln, dass SABIRE zu sehr nach WASP klängen, was ich erst mal gar nicht schlimm finde und zudem um TANK und MOTÖRHEAD (Fast Eddie ist definitiv ein Einfluss im Gitarrenspiel) erweitern würde. Joah, geiles Ding, zumal auch die neue Single „Mistress Mistress“ reinhaut und der Auftritt mit „Rise To The Top“ bestmöglich abgeschlossen wird.

 

Ich bin etwas skeptisch ob der Nachricht, dass RIOT CITY einen externen Sänger herangezogen haben, da Cale Savy die Doppelbelastung von Gitarre und Gesang vermeiden will. Ob „der neue“ die Songs so geil zu singen vermag, wie sie nun mal auf „Burn The Night“ klingen? Aber was dann folgt, zählt zu den größten Aha-Erlebnissen meiner Konzertbesuchkarriere. RIOT CITY übertreffen alle Erwartungen und spielen einen High-Energy-Auftritt, der die Freaks komplett ausrasten lässt! Der Sänger erweist sich dabei als DER Knaller schlechthin, eine Air Raid Siren mit kraftvoller Stimme in allen Bereichen. Jordan Jacobs heißt der meines Wissens nach bisher unbekannte Meister. „Holy shit, this is the craziest thing that I have ever done!“, freut sich der Kollege absolut authentisch und nachvollziehbar. Wenn sie in Kanada auf einen Donnerstag spielten, kämen vielleicht gerade mal ihre Freundinnen, erklärt er uns noch, bevor „The Hunter“, „Steelrider“, „Burn The Night“ etc. alle Sinne wegbomben. Ich fühle mich an die Achtziger erinnert, als so viele neue, junge Bands sich mit energiereichen Auftritten gegenseitig zu übertrumpfen schienen. Heute gibt es wieder so viele geile neue Bands und was soll man nach NIGHT DEMON, VISIGOTH, GATEKEEPER, ETERNAL CHAMPION etc. bieten, wenn nicht NOCH MEHR Action? Songwriting, Sound, Headbangfaktor und Präsentation sind alle 1A, dazu kommen noch grandiose Cover von PRIEST („The Sentinel“) und GRIM REAPER („See You In Hell“). Blitzsauberes Ding!

 

Das war mal eine „Aufwärmung“… Und morgen geht’s weiter. HÖLLE ÜBER HAMBURCH!

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