KARG, FIRTAN, THE SPIRIT / 09.02.2020 - Hamburg, Bambi Galore

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Fuck! Erst sorgen ne olle Erkältung und später unpassende Arbeitszeiten dafür, dass ich einige verdammt geile Konzerte nicht erleben kann und jetzt pflügt sich auch noch Surmtief Sabine durch Europa und pustet alles dureinander!

Doch noch ein weiteres Konzert ausfallen zu lassen, kommt nicht in Frage - ich hab Entzug! Also lässt es unsere kleine Gruppe drauf ankommen, kneift alle Arschbacken zusammen und setzt ebendiese in den Zug nach Hamburg. Wie und ob wir zurückkommen wissen wir nicht ...

Aber zuerst mal kommen wir gut in Hamburg an. Hier ist Sabine zu diesem Zeitpunkt eher noch ein Sabinchen. Es ist noch Zeit und so spazieren wir ein Weilchen in der Speicherstadt umher (die Kaffeerösterei dort ist sehr zu empfehlen) und gucken Sabine quasi beim Wachsen zu.

 

 

Wir sind pünktlich vor Ort und richten uns auf einen vollen Laden ein, doch auch hier macht sich die stürmische Sabine bemerkbar, denn obwohl das Konzert heute ausverkauft ist, sind weniger Leute im Bambi als vermutet. Da sind dann wohl doch einige Kartenbesitzer zu Hause geblieben. Dabei hat man den Merch – Stand extra nach oben verlegt, damit unten mehr Platz ist ...

 

THE SPIRIT hangeln sich pünktlich auf die Bühne und beginnen mich mit ihren gezielt geilen Gitarrenharmonien in den Wahnsinn zu treiben. Grade ist das neue (zweite) Album "Cosmic Terror" erschienen, welches nach dem Überraschungsknaller "Sounds from the Vortex" schon sehnlichst erwartet wurde. Gehört habe ich das neue Album noch nicht, weshalb mir die Songs vom Debüt natürlich deutlich mehr Gänsehaut bescheren (die neuen Songs dürfen noch wachsen) . Aaahhh!!! Diese herrlichen Gitarrenmelodien! Und diese perfide schnelle Grundgeschwindigkeit – das passt alles so verdammt gut zusammen! Death- und Black Metal in einer perfekten Vereinigung. Raserei mit Klasse und Können. Letzteres hört man besonders den neuen Songs an (das Eröffnungs Duo). Hier klingt es schon etwas vertrackter; nicht mehr ganz so gradeaus wie zum Beispiel der "Hit" vom Debüt "The Clouds of Damnation". Der Sound ist anfangs auch noch nicht optimal. So gehen, grade bei den unbekannten Songs, ein paar Sachen unter und der Zugang wird etwas erschwert, aber ... (siehe oben). Song um Song schraubt sich in meine zuckenden Hirnwindungen. Das sie da bleiben werden, dafür sorgt dieser fulminante Auftritt. Freu mich schon, THE SPIRIT als Headliner zu sehen. Stark!

 

  1. Serpent as Time Reveals

  2. Strive for Salvation

  3. Cross the Bridge to Eternity

  4. Pillars of Doom

  5. Repugnant Human Scum (Stimmt!)

  6. Illuminate the Night Sky

  7. The Path of Solitude

  8. The Wide Emptiness

  9. Cosmic

  10. The Clouds of Damnation

 

FIRTAN sind für mich heute Abend eigentlich DER Grund hierzusein. Ich hatte die Jungs letzten Sommer (eher zufällig) auf dem PartySan Open Air mitgekriegt. Der Auftritt hinterließ einen bleibenden Eindruck, dabei hatte ich vorher noch nie von FIRTAN gehört. Ihr Black Metal, mit melodiösen, ja epischen Einsätzen klang überbordend gut und erinnerte mich damals an eine andere Bands, die ich allerdings nicht titulieren konnte. Wie gut, dass FIRTAN in so einem gelungenem Package dabei sind. Da kann ich mir gleich noch ein besseres Bild machen.

Passend zum Wetter legt die Band mit "Seegang" los. Schade, dass die auf deutsch geshouteten Lyrics kaum zu verstehen sind. So bleibt nur, sich in die instrumetalen "Wogen der Trauer" zu werfen und sich treiben zu lassen. Das gelingt auch hervorragend, denn nicht nur abartige Geschwindigkeit bestimmt den bandeigenen Rhythmus. Hier gesellen sich viele melodische Teile sowie verträumte, doomig – verschleppte oder sogar Streicherklänge zu einem formidablem Ganzen. Dabei läßt es sich nicht verhindern, dass die epischen Sachen vom Band kommen. Umso überraschter bin ich, als sich die Violine als echt entpuppt. Kaum zu sehen, aber schön anzuhören, schwelgt sich Clara mit ihrem Instrument gekonnt durch "Purpur". Danach wird mit "Im Licht meiner Sonne" wieder feist geknüppelt. Aber nicht ohne diese ruhigen Parts, die wunderbar klingen und gut gesetzt sind. Seit zwei Alben und zwei EP's lärmen FIRTAN und Frontmann Phillip Thienger schreit sich die Kehle wund. Ich vermute, der Gute hat mal was von Drautran gehört. Und da ist der Vergleich, die Gemeinsamkeit, die ich gesucht habe. Beide Bands epochal und rasend, wütend und schön zugleich. Geschrien wie geflüstert. "Nacht verweil" möchte ich sagen; spielt euer Set nochmal von vorn! Das war zu gut! Aber diese Stunde muss (trotz "Zugabe" – Forderungen) erstmal reichen. Bis zum nächsten "Seegang" ...

    1. Seegang

    2. Wogen der Trauer

    3. Tag Verweil

    4. Nacht Verweil

    5. Purpur

    6. Im Licht meiner Sonne

    7. Siebente, letzte Einsamkeit

 

Jetzt müssen KARG ordentlich nachlegen; nach den enthusiastischen Reaktionen zuvor, sicher nicht einfach. Es sind auch schon einige Besucher gegangen. Vielleicht, um vor Sabine zu Hause zu sein ...

Die Österreicher sagen mir musikalisch noch garnichts. Tatsächlich ist es der Werbung für ihr neues Album "Traktat" zu verdanken, dass ich auf KARG aufmerksam werde. Dabei existiert diese Band schon seit 2006 (es begann als "Ein – Mann – Black – Metal – Projekt") und hat seitdem schon sieben Platten und EP's veröffentlicht. Im Laufe der Jahre veränderte sich die Musik, die Sprache blieb. Gesungen/geschrien wird in österreichischer Mundart, was sehr sympathisch ist, allerdings in der Live – Situation auf der Strecke bleibt. Das erfährt man deutlicher, hört man die Platten. Da lässt sich ebenso die musikalische Entwicklung nachvollziehen. Black Metal ist es noch immer (Tempo/Stimme). Aber die Lieder klingen jetzt postiger bzw. gaziger (Gitarren). Lang sind die Songs zudem, unter 10-12 min geht nix. So bleibt viel Zeit sich in die Songs reinzuhören und sich dann fallenzulassen. Für die gefühl – oder schmervollen Zeilen von Frontmann J.J. bleibt ebenso viel Raum. Wenn jemand jetzt an Harakiri For The Sky denken sollte, liegt er/sie richtig, denn dort malträtiert J.J. seine Stimmbänder vornehmlich. KARG beginnen in/mit "Alaska", lassen den Geruch von Regen, der auf trockene Erde fällt vor deinen Sinnen entstehen ("Petrichor"), ziehen durch's "Tor zu tausend Wüsten" und enden beim "Tod, wo bleibt dein Frieden". Inmitten all der Worte verführt mich die gar nicht so KARGe Musik zum Rübe schütteln, tanzen, wegdriften, träumen; läßt mich fast eindösen, nur um mich gleich wieder mit Vehemenz, Gebrüll und Geballer ins hier und jetzt zu befördern. Dynamisch, anspruchsvoll, wunderschön und kraftvoll. KARG holen mich unmittelbar ab und lassen mich erst gehen, als der letzte Ton verklingt, das letzte Wort gesagt ist. Beides hallt noch lange nach – da kann Sabine wüten, soviel sie will. Ich liebe diese "Abgrunddialektik"! Danke dafür!

  1. Alaska

  2. La Tristesse Duera Toujours

  3. Alles wird in Flammen stehen

  4. Petrichor

  5. Tor zu tausend Wüsten

  6. Tod, wo bleibt dein Frieden

 

Es dauert einen Moment in der Wirklichkeit anzukommen, aber irgendwie wollen wir ja wieder zurückkommen. Allerdings hat die Bahn unsere Heimstrecke zum Teil gesperrt ... Doch sind wir zum Glück nicht die einzigen KielerInnen, die sich auf den Weg gemacht hatten. So kommen alle im Auto und unbeschadet, aber mit prächtigen Erinnerungen, im mittlerweile fast windstillen Kiel an. Lieben Dank an Bianca und Meike für die angenehme Rückfahrt!

 

PS: THE SPIRIT & KARG entern mit ihren Neuerscheinungen kurz darauf die deutschen Charts! Herzlichen Glückwunsch!

 

Torsten

 

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