AWAKING CORPSES VII: BENEDICTION, SINISTER, INCARCERATION, DAWN OF OBLITERATION / 02.11.2019 – Hamburg, Kulturpalast

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BENEDICTION haben sich zwar nie aufgelöst, aber in den letzten Jahren war es recht still um die Birminghamer Krawallos geworden. Das jüngste Album „Killing Music“ ist auch schon elf Jahre her (ich musste wirklich nachsehen, das Ding ist echt von 2008). Als im März 2019 die Nachricht vom BENEDICTION-Auftritt hereinflatterte, war die Freude schon sehr groß, im Juli platzte dann aber die Bombe: Dave Ingram ist nach 21 Jährchen Pause zurück bei BENEDICTION! Nicht, dass Dave Hunt seine Sache schlecht gemacht hätte, die beiden Alben mit ihm liebe ich sehr, aber Ingrams Stimme hat nun mal die größten Klassiker der Band geprägt (jaja, auf dem Debut singt Barney) und er hat auf unzähligen Konzerten und Festivals mit seiner charismatischen Stimme und sympathischen Live-Präsenz begeistert. Anyway, Ticket her und ab zum AWAKING CORPSES-Fest, welches angesichts dieses Billings natürlich nicht im kleinen Bambi stattfindet! Zu Recht, bevölkern später doch wahre Death-Metal-Massen die Hütte (Flo zählt exakt 666 Zahlende).

 

 

Zum Glück sind wir pünktlich vor Ort und können so den gesamten DAWN OF OBLITERATION-Auftritt genießen. Denn Flupp und seine Homunkuli knattern dermaßen los, dass sie für mich lange Zeit die beste Band des Abends bleiben. Dieser Auftritt toppt den letzten, den ich von ihnen gesehen habe, um Längen. Der Sound ist richtig dick, die Riffs fräsen sich geil ins Gehirn, einer der Gitarristen spielt barfuß. Flupp growlt heiser und unheilverkündend, was sehr gut zum rollenden Groove der Death-Metal-Attacke passt. Endgültig im Sack haben die Obliterierer die sich füllende Halle mit den letzten Songs, die gnadenlos gute BOLT-THROWER-Reminiszenzen beinhalten. Arrrrgh!

 

Auch INCARCERATION liefern begeisternd ab, es fehlt halt nur ein Bass. Ich sehe die Band heute zum sechsten Mal, zum zweiten Mal in der Duo-Besetzung. Es klingt natürlich immer noch geil, aber wer behauptet, dass das Fehlen eines Basses gar nicht zu hören sei, den kann ich nicht verstehen. Trotzdem bleiben gute Songs natürlich gute Songs und so heben sich immer mehr Fäuste, als „Evoking The Possession“, „Obsessed By Death“, „Infernal Suffering“ oder der immer noch hittigste Song der Band „Forsaken And Forgotten“ gezockt werden. Old School Death Thrash mit punkig-crustigen Untertönen zwischen DARK ANGEL, frühen SLAYER oder REPULSION, das schmeckt hier so ziemlich jeder/jedem! Vor allem, wenn das Ganze so manisch rübergebracht wird, denn Daniel singt nicht nur hysterisch während der Songs, sondern schreit auch in den Songpausen wie ein Besessener vor sich hin: „Ooooooh“, „Aaaaargh“, „Uuuuuugh“.

 

Schade, SNISTER enttäuschen auf nahezu ganzer Linie. Man hat diese Band ja in den verschiedensten Besetzungen gesehen, Metal Archives listen insgesamt 29 (Ex-)Bandmitglieder, welche seit 1988 dort spielten und spielen. Von der Originalbesetzung ist nur noch Aad Kloosterwaard übrig, der bis 2003 dort Schlagzeug zockte und seit 2005 ans Mikro gewechselt ist. Sein irgendwie substanzloses Sprech-Growlen ist leider einer der Schwachpunkte des heutigen Auftritts. Aber auch die Gitarren besitzen keine Power und das Klicker-Klacker des Drumtriggers nervt obendrein. Am Ende gerät der Sound zumindest etwas besser, die Gitarren drücken mehr und auch gesanglich tut sich was. Aber ich spreche hier schon von den allerletzten Songs, zu spät also, um das Ruder herumzureißen. Es wäre auch zu einfach, die Schuld für den kraftlosen Auftritt beim Mischer zu suchen, denn die gesamte Performance mutet wenig engagiert an, sieht eher nach Runterspielen im Proberaum aus. Aber Hauptache, es hängen ca. sieben Back- Side- und Sonstwat-Drops mit dem SINISTER-Logo… Ein Freak erzählt mir noch, dass er die Niederländer schon in deutlich lustloserer Form erlebt habe. Also, als Rachel noch in der Band war, fand ich sie mal richtig gut.

 

Was dann bei BENEDICTION passiert, ist einfach nur wunderbar. „Guess what? I’m baaaaack!“, grölt Dave Ingram und die Birmingham-Legende schmeißt den Motor an. Der Galoppel-Groove lässt alle 666 anwesenden Maniacs von Song 1 an ausrasten. Ein Wichser übertreibt es leider – der ca. zwei Meter große Kerl schiebt sich plötzlich komplett vor mich und rudert dumm mit seinen Windmühlenarmen herum. Es wird schnell klar, dass der Arsch gezielt auf Stress aus ist, aber mit vereinten Kräften gelingt es, den Fucker zur Räson zu bringen. („Du musst hier niemandem was beweisen, Junge!“ – „Und ich dachte, das wäre ein Metalkonzert….“) Wer ist überhaupt in der Band? Neben Ingram haben wir natürlich beide Gitarristen der Urbesetzung dabei, Peter Rew und Darren Brookes sind seit 1989 die Konstanten der Band. Recht neu dabei sind Dan Bate (b) und Giovanni Durst (d), beide passen in allen Belangen perfekt dazu. Der urtypische Stil der Band erwacht wieder zum Leben, es klingt wirklich, wie man es seit 1989/1990 von BENEDICTION gewohnt ist. Ingram klingt bei den Ansagen (ein Knallerspruch nach dem anderen) zwar wie ein Trinker nach drei durchzechten Nächten, growlt aber mit der gewohnten Inbrunst und Tiefe. Das ist halt nicht so ein stimmloses Fauchen wie eben noch bei SINISTER, sondern eine echte Stimme mit Wiedererkennungswert. Die Setlist deckt alle sieben Alben ab, meine ich. Der Pit wird massiv aktiviert, als Songgranaten wie „Magnificat“, „Nightfear“, „Jumping At Shadows“ oder „Subconcious Terror“ herunterhageln. Ingram würdigt auch explizit seinen Vorgänger, als „They Must Die Screaming“ und „Suffering Feeds Me“ gespielt werden, sehr sympathisch. Was ich schon immer so geil an BENEDICTION fand, ist der Hardcore/Punk-Spirit, der immer wieder greifbar über den Stücken schwebt. Boah, und wenn ich es richtig verstanden habe, ist ein neues Album bereits in der Mache. Das wird blind abgeerntet!

 

 

Kommentare   

+3 #1 Flash 2019-11-10 16:28
Benediction waren der Hammer!
Sehr sympathische Band, denen es offensichtlich noch viel Spaß auf der Bühne macht, ohne viel Gepose und Verkrampfung. Rohes Geballer, authentisch, handgemacht.
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