WACKEN OPEN AIR XXX / 01.08.2019 – Wacken, Tag 2

0 Dislike0

Philipp: Zweiter Tag – Zeit für eine kurze Zwischenbilanz, was sich in Wacken eigentlich verändert hat. Was uns naturgemäß als erstes auffällt, ist die deutlich verbesserte Duschsituation aufm Pressecamper. Endlich mal (wieder) große Container und nicht mehr diese paar Kabinen in zwei Wagen. Das Wasser ist warm bis heiß, die Wartezeit selbst zu den Stoßzeiten kurz. Geil auch, dass Grilly Idol-Robin einen Wagen im V.I.P.-Bereich stehen hat – das dürfte den größten kulinarischen Upgrade in der Geschichte des W:O:A bedeuten. Ich probiere über die vier Tage alle Veggie-Varianten durch und bin begeistert vom Holy Lemmy-Burger (checkt: Aloha Dogs, Grilly Idol). Etwas ratlos stehe ich diesem Kaufland-Supermarkt gegenüber, der jetzt auf dem Campingplatz steht. Standgebühr angeblich 150000,- Euro, schwarze Zahlen ab Freitagabend, wurde mir berichtet, vielleicht alles Folklore. Ich geh eh nicht rein. Ein richtiger Abfukker aber ist die Tatsache, dass kurz vor den Einlasskontrollen ein fetter Stand der BUNDESWEHR steht. WTF? Die Orga rechtfertigt es wie folgt: „Das Festival ist in seiner Geschichte schon einige Male im Schlamm versunken und es ist gut möglich, dass wir ohne die Bundeswehr dieses Jahr nicht das 30., sondern das 29. oder 28. W:O:A feiern würden, denn die tatkräftige Unterstützung mit befahrbaren temporären Straßen hilft uns seit Jahren die Flächen auch bei schwersten Bedingungen noch befahren zu können. Vor Ort wird euch ein attraktives Programm geboten, dazu gibt es ganztägig ein kleines Fitnessprogramm für alle unter euch, die auch auf dem W:O:A keine Trainingspause einlegen wollen.“ Äh… - nein, Danke!

 

TOM G. WARRIORS TRIUMPH OF DEATH

Bericht von Strecker, Stefan Lehmann und Philipp Wolter, Fotos von Toni B. Gunner (https://mondkringel-photography.de/concert-photos/) und Michael Strecker.

                                                               

Strecker: Der Donnerstag ist mein Lieblingstag auf dem Wacken Open Air. Mittwochs hat man schon paar Bands gesehen, die man beim Frühstück  einmal Revue passieren lassen kann, die Konzerte beginnen nicht so früh, so dass auch Zeit für das Frühstück ist und der Tag kann ganz entspannt angegangen werden. So machten wir es denn auch und haben den Weg durchs Dorf genommen, um zum Festivalgelände zu gelangen. Im Dorf wurden natürlich noch einige Pausen u.a. am Groove `n´Wear  Stand eingelegt. Da es in diesem Jahr einen riesig großen Supermarkt direkt auf dem Gelände gab war im Dorf deutlich weniger los als noch in den Vorjahren. Fand ich schade. Das Treiben im Dorf gehört mit zu dem Festival und meiner Meinung nach, trägt es auch zu der Akzeptanz des Festivals bei den Anwohnern bei. 

 

KROKUS

 

KROKUSKROKUS

 

Philipp: Mit VAMPIRE und WIEGEDOOD locken starke Bands im Zelt, aber wir hätten es dann nicht rechtzeitig zu KROKUS ins Infield geschafft, die man heute wohl zum letzten Mal sehen können wird, die Band befindet sich schließlich auf Abschiedstour. Dafür verzichten wir gerne auf die zeitgleich spielenden TESTAMENT. Diese Entscheidung erweist sich als goldrichtig, denn KROKUS liefern bei Topsound und mit einem unfassbar gut singenden Marc Storace. Wieso zur Hölle hatten AC/DC sich für diese Axl-Rose.Vogelscheuche entschieden? Storace singt das Festival in Grund und Boden! Aber auch Chris Von Rohr, Fernando Von Arb, Mark Kohler, Mandy Meyer und Flavio Mezzodi spielen – ohne Scheiß! – auf AC/DC-Niveau. Und in der Setlist finden sich gleich mehrere meiner KROKUS-Faves, los geht’s zum Beispiel mit „Headhunter“ und „Long Stick Goes Boom“ (inkl. kleinem „Pinball Wizard“-Part von THE WHO) – das Infield kocht. Schön, dass das Lebenswerk der Schweizer derart gewürdigt wird. Mit „Hoodoo Woman“, „Bedside Radio“ (geil!), „Heatstrokes“ oder „Easy Rocker“ rechtfertigt die Band den Zuspruch. Als einzigen Kritikpunkt könnte man anführen, dass zu viele Coversongs in der Setlist enthalten sind (u.a. erkenne ich UFO, BOB DYLAN und NEIL YOUNG). Klar, KROKUS haben dieses „Big Rocks“-Coveralbum gemacht, aber mehr eigene Stücke wären geiler gewesen, gerade auf der letzten Tour. Trotzdem eines DER Highlights des Festivals.

Strecker: Der Konzerttag begann mit Krokus, die ich tatsächlich noch nie live gesehen habe und so musste ich die Chance nutzen und Testament, die zeitgleich spielten, leider alleine spielen lassen. Wir waren etwas zu früh und mussten noch den Rest der Beyod the Black Show über uns ergehen lassen. Ich sag mal grausam. Krokus entschädigten dafür und gerade im direkten Vergleich zu BTB fiel auf, mit wieviel Herzblut und Leidenschaft die Musiker agieren. Bisschen komisch fand ich, dass zwei Cover Songs in der Setlist standen. Bei einer Spielzeit von einer Stunde war es ein Cover Song zu viel. Zumal es nicht so ist, dass Krokus keine eigenen Songs haben, die noch hätten gespielt werden können.

 

KROKUS

 

Stefan: Leider mussten wir die Wartezeit zu KROKUS noch mit ein paar Songs von BEYOND THE BLACK überbrücken. Was für ein seelenloser Schrott! Wie es besser geht, zeigen die Altmeister aus der Schweiz. Der Sound ist sehr gut, was auf den Bühnen im Infield in den letzten Jahren nicht immer der Fall war. Die Band ist in absolter Topform, speziell Sänger Marc Storace. AC/DC hört man bei KROKUS natürlich an allen Ecken und Enden in ihrem Sound raus, trotzdem sind die eigenen Songs immer sofort als KROKUS zu erkennen. 'Headhunter' ist der perfekte Einstieg und es folgen noch weitere Hits wie 'Long stick goes boom', 'Easy rocker' oder 'Bedside radio'. Erstklassige Show. Mehr eigene Songs statt drei Coverversionen ist vielleicht der einzige Kritikpunkt.

 

NECROPHOBIC

 

NECROPHOBIC 

 

Philipp: Obwohl im Infield (HAMMERFALL) oder auf der Wasteland Stage (WINDHAND) noch attraktive Bands locken, gehört der Rest des Tages dem Zelt. Sieben Stunden Death & Black Metal inklusive der Reunionshow von HELLHAMMER gibt’s jetzt stramm auf die Birne. Wenn man Tom Warriors Truppe mal außer Konkurrenz nimmt, gewinnen NECROPHOBIC in der Rückschau den Blumenpott (voller schwarzer Rosen in verbrannter Erde) für die manischste Performance! Die ganze Band ist ständig in Bewegung, strahlt Leidenschaft aus und Frontlurch Anders Strokirk feuert den Mob permanent an. Sebastian Ramstedt und Johan Bergebäck hat die Zeit bei BLACK TRIP gut getan, denn die schwarze Flamme lodert bei ihnen offenbar stärker denn je. Los geht es gleich mit „Awakening…“ vom Debut „The Nocturnal Silence“ (1993): „As Darkness Falls / Spirits Are Set Free / As Darkness Falls / Awakening Of The Dead”. Aaah, diese Geschwindigkeit, diese herrlich bösen Melodien! Alsdann wird der Bogen zum achten Longplayer „Mark Of The Necrogram“ (2018) gezogen, ebenfalls mit dem Opener, dem Titelsong des Albums: „The Lord Of Lords And The King Of Kings / Will Assent And Follow The Beast / He’ll Watch The World Marvel Beneath / In Contempt His Wrath Is Unleashed”. Mit den weiteren Eruptionen “The Call”, “Celebration Of The Goat”, “The Crossing”, “Tsar Bomba”, “Blinded By Light, Enlighted By Darkness”, “Revelation 666” und “The Nocturnal Silence” ziehen die Schweden alle Black/Death-Register. Killer!

 

NECROPHOBIC

 

Strecker Für den Rest des Tages hielt ich mich im Bulleheadzelt auf, dass deutlich leerer war als am Mittwoch. Ich fand es sehr angenehm, dass man sich bewegen konnte und es möglich war auch mal während eines Konzerts Getränke zu holen oder nach dem Fotografieren den Rest der Dremu-Crew zu finden, um die zum Getränkestand zu schicken -:)

Necrophobic waren nun an der Reihe. So ein wirklicher Black Metal Freund bin ich nicht. Ich kann mir mal eine Band angucken und finde es dann auch meist gut. Im Anschluss an das Konzert ist es dann aber auch gleich wieder vergessen. So geht es mir auch mit dem Necrophobic-Konzert. Corpsepaint, klirrende Gitarren, Doublebass und Geschrei. Passte alles war gut. Mehr kann ich zu dem Konzert nicht sagen und es war noch früh am Tag. Alkoholdemenz scheidet als Grund für eine mögliche Erinnerungslücke aus.

 

NECROPHOBICNECROPHOBIC

 

Stefan: Ab ins Bullheadzelt. Black Metal ist nicht so ganz mein Genre und ich kratze es nur am Rande. NECROPHOBIC schaffen es aber, mich zu packen. Bei aller Härte, Doublebass oder Geschwindigkeit sind immer wieder großartige Melodien in den Songs vorhanden. Mit Songtiteln kann ich hier nicht dienen - egal - die Inhalte der Songs sind wahrscheinlich in diesem Genre auch nicht wirklich essentiell. Black/Death, wie er für mich klingen muss.

 

VLTIMAS

 

VLTIMAS

 

Philipp: Um mir das erste Album der Supergroup um David Vincent, Flo Mounier (d, CRYPTOPSY) und Rune Blasphemer Eriksen (g, MAYHEM, AURA NOIR, GAAHLS WYRD) zu kaufen, reichte mein Interesse nicht aus. Aber wenn sie schon auf einem Festival spielen, auf dem ich rumhänge, gehe ich natürlich hin. Erst mal ist es ein ungewöhnlicher Anblick, David Vincent ohne Bass zu sehen, denn bei VLTIMAS singt er ausschließlich, während ein Sessionbassist den Viersaiter zockt. Mit Hut und schwarzem Mantel will sich Vincent etwas zu bemüht einen anderen Look geben. Die Mucke geht als Blackened Death Metal durch, der überraschende Haken schlägt. Weder blastet Flo Mournier durchgehend, noch setzt Vincent seine Stimme so ein, wie man es meistens bei MORBID ANGEL von ihm gewohnt ist. Eher wechselt er zwischen Sprechgesang, einem tiefen Klargesang und vereinzelten Growls. Insgesamt gewinne ich den Eindruck, dass die Band sich um eine dichte Atmosphäre bemüht, was durchaus gelingt, die Songs an sich jedoch in der letzten Konsequenz nicht nachhaltig genug komponiert sind. Aber ich spreche später auch mit Leuten, die das Album lieben und sehr überzeugt davon sind. Muss man möglicherweise häufiger hören/sehen. Live fand ich es jetzt interessant, aber nicht zwingend.  

Strecker: Anders geht es mit David Vincent Vltimas. Vor einigen Jahren konnte ich David Vincent bereits mit den HeadCats sehen, so dass es mich nicht überraschte, dass David Vincent auch Klargesang kann. Die Zeit bei den HeadCarts scheint nicht spurlos an ihm vorbeigegangen zu sein und so schlichen sich bei den Vltimas Einflüsse aus den Anfangstagen des Rock `n´Roll in die Songs ein. Dazu gab es dann den einen oder anderen Hüftschwung. Platz für Black Sabbath als Coversong war auch, der gut passte. Sehr abwechslungsreiche Mischung, die mir gut gefallen hat. Gucke ich mir gerne wieder an.

 

VLTIMASVLTIMAS 

 

GRAVE

 

GRAVEGRAVE

 

Philipp: Yeah, bei GRAVE weiß man, was man hat! Der typisch sägende Schweden Death brutalisiert wie immer, wobei ich die Band richtig lange nicht mehr live gesehen hatte (2012 im MarX und in der Kieler Pumpe, wenn mich die DreMu-Datenbank nicht täuscht). Brutal UND dynamisch, lässig UND eindringlich lassen GRAVE Monstrositäten wie „Deformed“, „Out Of Respect For The Dead“, „You’ll Never See“, das treibende „Soulless“, „…And Here I Die …Satisfied“, „Into The Grave“ und „Morbid Ascend“ aus der PA rollen. Einige davon gehören zum Besten, was der Death Metal hervorgebracht hat, finde ich. Ola Lindgren verlässt die Bühne zu Recht mit einem breiten Grinsen.

 

GRAVE

 

Strecker: Für Grave wurde die Bühne mit einigen Totenköpfen dekoriert. Das Auge hört eben auch mit. Die Band war tight wie immer und überrollte das Publikum förmlich. Songs wie „You`ll never See“ wurden feiernd aufgenommen, so dass sich Ola Lindgren ein Lächeln nicht verkneifen konnte. 

 

GRAVE

 

Stefan: Erstklassiger Schwedentod geht fast immer und GRAVE liefern heute richtig ab. Der Sound ist mächtig fett, die Band hat Bock und braucht keinen großen Showfirlefanz. Songs wie 'Soulless' oder natürlich 'Into the grave' reichen aus, um für ordentlich Stimmung im Zelt zu sorgen.

 

GRAVE 

 

UNLEASHED

 

UNLEASHED

 

Philipp: Mit UNLEASHED folgt gleich die nächste Swedish Death Metal Bombe. Eigentlich eine geile Band, irgendwie bin ich trotzdem bei den Alben raus, mein letztes war „Odalheim“ von 2012. Liegt vielleicht auch an dieser etwas obskuren „White Christ“-Thematik, die mir gleichermaßen banal wie wirr erscheint. Aber wenn man die Songs hört, ist man gleich wieder begeistert, gelingt es UNLEASHED doch irgendwie, stumpfe Attacken mit ansprechenden melodischen Leads und anderen Feinheiten zu verbinden. Fredrik Folkare ist in letzterer Hinsicht seit Mitte der Neunziger bei UNLEASHED nicht mehr wegzudenken (hörenswert übrigens auch DEAD KOSMONAUT, bei denen er sich u.a. mit dem Hellbutcher von NIFELHEIM im Proto Metal/Heavy Metal austobt). Mit schmissigen Death Metal-Krachern wie „The Longships Are Coming“, „Hammer Battalion“, „The Dark One“, “Execute Them All”, “Into Glory Ride” oder natürlich “Death Metal Victory” ist das sehr gut gefüllte Zelt schnell am Kochen. „My warriors, scream for me!“, fordert Charismat Johnny Hedlund wiederholt und weist uns darauf hin, dass es UNLEASHED bereits seit 1989 gebe. Respekt!

Strecker: Im Anschluss rumpeln sich Unleashed durch ihr Set. Irgendwie hat es seinen Charme, aber nach Grave konnten mich Unleashed heute nicht überzeugen. Ich bin damit aber ziemlich alleine. Das Publikum feiert Unleashed mit Sprechchören ab.

 

UNLEASHEDUNLEASHED

 

Stefan: UNLEASHED haben es für mich nach ihren schwedischen Landsmännern von GRAVE ziemlich schwer. Habe die Band seit einiger Zeit etwas aus den Augen verloren und bin heute auch nicht zu 100% angefixt. Schlecht ist es natürlich nicht, aber das gewisse Etwas fehlt mir. Außerdem bin ich von Mitsingspielchen auch schnell gelangweilt. Solide, aber mehr auch nicht.

 

DARK FUNERAL

Philipp: Einen Spinal-Tap-Moment gönnen sich DARK FUNERAL nach der Show, während der die Bühne nahezu konstant in Flammen stand, indem sie auf ihrer Facebook-Seite öffentlich die Pyrotechniker dissen: „Sorry guys, we got totally ripped off by the pyro company today. That was far from what we had planned for you. Besides that, we had a great time with you, thank you!” Klar, es kann immer noch mehr Feuer und Flammen geben… Gegen die spielfreudigen NECROPHOBIC können Lord Ahriman und seine Spießgesellen nicht anstinken, denn im direkten Vergleich wirkt ihre Darbietung doch zu statisch. Auch noch mehr Pyrogedöns hatte von der Tatsache nicht ablenken können, dass die Musiker in ihren an Fantasy-Rüstungen erinnernde Stageoutfits etwas over the top aussehen. Aber musikalisch kann man DARK FUNERAL nichts vorwerfen, die sechs Alben können Anhänger der ganz orthodoxen Lehre natürlich als „zu clean“ empfinden, ich schätze die Mischung aus unfasslicher Raserei und wunderschönen Melodien besonders auf „Vobiscum Satanas“, „The Secrtes Of The Black Arts“ und „Diabolis Interium“, aber eigentlich sind alle Scheiben geil. Schnell, hart und hasserfüllt prasseln „Unchain My Soul“, „The Arrival Of Satan’s Empire“, “Atrum Regina”, “Where Shadows Forever Reign”, “Nail Them To The Cross” auf die Besucher*innen ein, die mit Circle Pits und Crowdsurfing reagieren.

Stefan: DARK FUNERAL sind für mich etwas zu sehr over the top, auch wenn die Band gerne wohl offensichtlich noch mehr Show gehabt hätte, wie ihre Aussagen nach der Show verdeutlichen. Die The Secrets Of The Black Arts-Scheibe ist für mich ein erstklassiges Black Metal Album und an der musikalischen Qualität liegt es heute auch nicht. Die Optik der Band mit ihren rüstungsähnlichen Kostümen kann ich aber irgendwie nicht ernst nehmen. Wirkt auch alles sehr statisch und aufgesetzt. Wollen wohl möglichst 'evil' wirken, die Jungs. Ist nicht meine Welt.

 

HELLHAMMER aka TOM G. WARRIOR’S TRIUMPH OF DEATH

 

HELLHAMMERHELLHAMMER

 

Philipp: Nun liegt eine gewisse Spannung in der Luft, denn dass man mal HELLHAMMER zu Gesicht bekommen würde, hätte man noch bis vor kurzem nicht zu hoffen gewagt. Darüber geschrieben, geredet und gestritten wurde genug, daher gleich zur Sache: Tom Warrior hat für dieses Projekt eine Besetzung gefunden, die den Spirit der jahrzehntealten Songs zu rekreieren vermag (Mia Wallace am Bass, André Mathieu an Gitarre und Backgroundgesang, Alessandro Comerio am Schlagzeug). Egal, ob man wie ich dieser Band seit 1984 verfallen ist oder eher Neu-Fan ist – alle werden hineingezogen in ein punkig-pulsierendes Extrem. Tom Warrior überrascht, indem er den gesamten Auftritt über regelrecht gute Laune ausstrahlt und lacht, ja sogar selbstironisch sein legendäres „Ugh!“ als Anheizer zwischen die Songs grunzt. Da kneife ich mich doch tatsächlich, ob das alles gerade wirklich passiert. Tut es aber, zum Glück! Denn sonst hätte ich wohl nie Proto-Black-Metal-Biester wie „The Third Of The Storms (Evoked Damnation)“, „Massacra“, „Maniac“, „Blood Insanity“, „Decapitator“, “Crucifixion” (argh!), “Reaper”, “Aggressor”, “Revelations Of Doom”, “Meassiah” und das vernichtende “Triumph Of Death” live erleben können (außer in Coverversionen diverser Bands). Faszinierend, wie sich aus den Songs die verschiedenen Einflüsse aus NWOBHM, Punk und ersten extremeren Metalsachen heraushören lassen. Mit „Visions Of Mortality“ kommt sogar ein Stück, welches erst CELTIC FROST aufgenommen haben, das aber bereits zu HELLHAMMER-Zeiten entstanden sei (in der fünfmonatigen Spätphase der Bandexistenz, als Martin Ain den Bass übernommen hatte), wie uns Tom Warrior mitteilt. Sehr interessant, das wusste ich noch nicht.  Das ganze Ding: ein einziger Flash, wie Tom Warrior selbst sagt, ein respektvoller Tribut an die Musik von HELLHAMMER.

Strecker: Das Programm des Bulleheadzelts stand heute unter dem Banner des extremen Metals und zum Abschluss gab es Hellhammer performed by Triumph of death die Band, die zumindest einen großen Einfluss auf die Entwicklung des extremen Metal gehabt hat. Das Werk von Hellhammer wurde von Tom G. Warriors Triumpf of death mit einem Sound und einer intensivem Qualität dargeboten, das die Songs zu neuem Leben erweckt wurden und sich zeigte, wie weit Hellhammer ihrer Zeit eigentlich voraus waren. Hoffentlich gibt es eine Liveplatte. So möchte ich die Songs öfter hören. Ugh!

 

HELLHAMMER

 

Stefan: Es liegt Spannung in der Luft. Das Tom G. Warrior nochmal in der Art HELLHAMMER Tribut zollen würde, war vor einigen Jahren kaum denkbar. Die anderen Mitglieder von TRIUMPH OF DEATH sagen mir nichts, spielen sich auch nicht unnötig in Vordergrund, bringen aber zusammen mit dem äußerst gut aufgelegten Tom G. Warrior die über 35 Jahre alten Songs respektvoll und intensiv ins Jahr 2019. Damals eher belächelt, sind diese Songs im Laufe der Zeit ein massiver Einfluss auf unzählige Musiker und Bands geworden. Ein solch würdevoller Umgang damit ist nicht so häufig im Musikbusiness. Ugh!

Philipp: Okay, einmal will ich es auch nochmal grunzen: Ugh!

 

HELLHAMMER

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv