MASKED INTRUDER, MARODAR / 23.07.2019 – Kiel, Schaubude

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Endlich mal wieder eine Band live sehen, von der ich rein GAR NICHTS weiß! Von MASKED INTRUDER kenne ich lediglich Bandfotos mit ihren verschiedenfarbigen Strumpf-/Skimasken (u.a. aus Marc Gärtners sehr empfehlenswertem Fotozine PIXELATED), aber keinen Song oder nähere Infos. Tatsächlich hatte ich sie eher in der Hardcore/Punk-Ecke vermutet, werde dann später beim Konzert von poppigem Melodypunk überrascht. Und obwohl mich die Musik nicht so abholt, dass ich danach (SPOILER!) einen Tonträger abernte, wird es dennoch ein verdammt unterhaltsames Konzert.

 

 

Den Abend eröffnen MARODAR aus Kiel, die heute erst ihren zweiten Auftritt überhaupt zocken. Erschreckend! Erschreckend, wie sicher die Band bereits klingt. Wenn ich da an unsere ersten Auftritte mit A.L.D.I. denke, ohauerha… Julius hatte mir die Band als Metalpunk beschrieben, die Marodeure selbst umschreiben es treffender mit den Worten „Experimenteller Punk mit Hardcore- & Metal-Einflüssen“. Denn um Metalpunks im Sinne von MIDNIGHT oder INDIAN NIGHTMARE handelt es sich natürlich nicht, aber ich verstehe durchaus, was die Band damit meint. Assoziationen zu TURBOSTAAT kommen mir aufgrund des (allerdings im Vergleich etwas knurrigeren) Gesangs und der postrockigen flirrenden Gitarrensounds in den Sinn. Ob auch die Texte von Stücken wie „Sintflut“ oder „Gast Deiner Selbst“ diesen Vergleich erhärten, kann ich vom flüchtigen Live-Ersteindruck her nicht sagen, aber die Bandmitglieder agieren eher ernst und nachdenklich. Einen gewissen Metaleinschlag nehme ich in diversen Riffs und Beats durchaus auch wahr. Offenbar waren MARODAR auch bereits beim ollen Carell und haben dort was eingezimmert. Wird man bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen haben.

 

 

MASKED INTRUDER kommen nicht allein. Nein, am Bühnenrand steht ein schnurrbärtiger US-Bulle mit Schlagstock und guckt grimmig. Das ist völlig logisch, handelt es sich bei MASKED INTRUDER doch um Ex-Knackis, die jederzeit rückfällig werden können. Warum sonst tragen diese Subjekte derartige Masken? Zum Glück steht Officer Nice dort, um uns zu beschützen. Wie gesagt kommen MASKED INTRUDER gehörig poppig rüber, der Gesang von „Blue“ (Name -> Maskenfarbe, ne) klingt dabei recht fragil, krabbelt aber immer hörbar durch den Mix. Nach der ersten Songs informiert uns Blue, dass der etatmäßige Bassist „Yellow“ leider bei einem Bankraub erwischt worden sei, zum Glück aber von der Bassistin „Purple“ kompetent vertreten werden könne. „That doesn’t mean that crime doesn’t pay! You still can do a robbery without getting caught. You just have to be clever!” Während sich ein Teil der Stücke also dieser fiktiven Bankräuberebene widmet, geht es in anderen Songs schlicht um Lovestorys und gebrochene Herzen. Die Band besteht aus gewieften Animateuren, die geschickt Klischees und x-mal gehört/gesehene Gags umschiffen. Der Officer spielt dabei eine gehörige Rolle, denn nach den ersten vier, fünf Songs werden wir plötzlich gefragt, ob wir ihn nicht lieber tanzen sehen wollten. Ab da wird hart animiert. Der Bulle springt in den Pit, mischt die Punker mit dem Schlagstock auf, tanzt wie ein Chippendale auf Meth, lässt Besucher*innen auf seinen Buckel springen und wirbelt andere Besucher (z.B. DreMu-Kollege Thorsten…) unerwartet durch die Luft. Das Ganze ist schon ein ziemliches Happening, zumal sich der Kerl irgendwann die Klamotten vom Leibe reißt, die derart präpariert sind, dass dies mit einer einzigen Handbewegung geschieht (was er darunter trägt, ist ein Schock). Die anderen Musiker hüpfen und springen dazu unentwegt herum, besonders die Luftkicks von Gitarrist „Green“ sind ein weiterer Hingucker. Die Musik ist selbstredend perfekt, mir aber fürs Zuhausehören einen Tick zu glatt. Live bei Top-JoyBoy-Sound macht es aber Spaß, zumal ich allein über die ganzen Ansagen hier weitere Seiten füllen könnte. Gegen Ende sticht ein etwas flotterer Song namens „Stick ‘Em Up“ noch mal heraus, der den Pogo-Pit amtlich aktiviert.

 

Dat hat sich gelohnt. Ich wäre ja für eine gemeinsame Tour von MASKED INTRUDER und DIE BULLEN. Die Ideen für ein Bühnenskript kommen da fast automatisch.    

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