GRUESOME, TORTURE GUT / 17.07.2019 – Hamburg, Bahnhof Pauli

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Während ich Coverbands in der Regel für verzichtbar halte, kann es bei einer Tributeband ganz anders aussehen. Wobei die Begriffe ja durchaus unterschiedlich definiert und verwendet werden und sich bestimmte Combos auch dann Tributeband nennen, wenn sie ausschließlich Fremdkompositionen nachspielen. GRUESOME sind auf den Spuren von Chuck Schuldiners DEATH unterwegs, verfolgen dabei das vergleichsweise originelle Konzept, jedem DEATH-Tonträger in chronologischer Reihenfolge eine Art Companion zur Seite zu stellen. Bis jetzt haben sie sich an der Frühphase abgearbeitet und „Scream Bloody Gore“, „Leprosy“ sowie „Spiritual Healing“ mit den Scheiben „Savage Land“, „Dimensions Of Horror“ und „Twisted Prayers“ gehuldigt, dabei sogar mit Ed Repka denselben Künstler für die Cover eingesetzt. Ab der „Human“-Phase wird es dann nicht nur progressiver, die Amis wollen dann auch den Coverkünstler der „Human“ anhauen. Jeweils neue Songs also, die klingen, als hätten DEATH sie komponiert und aufgenommen. Das kann man sich mal gönnen, also ab:

 

GRUESOME

 Bilder von Maja von Lobeck.

                                                                                              

 

Für unsere gesamte Reisegruppe ist der Bahnhof Pauli ein neuer Konzertort. Das Ding befindet sich mitten auffer Reeperbahn direkt am Spielbudenplatz, dort, wo früher die Esso-Tanke stand. Die Umgebung ist erst mal abschreckend, denn darüber befindet sich das „Klubhaus“ mit ca. 0% Rock’n’Roll-Gehalt. Aber im Keller ist es dann doch ganz geil, vom Style her an den Hamburger U-Bahnhof „St. Pauli“ angelehnt, die Besucher*innen können sich direkt vor die Bühne stellen oder auf seitliche Treppenstufen, bisschen wie in der Markthalle (natürlich deutlich kleiner und eher schlauchartig geformt). Trotz des gleichzeitig im Logo zockenden PHIL ANSELMO wird der Schuppen gut voll. 

 

 

Gute Laune bereits bei TORTURE GUT. Die Hamburger kannte ich bisher lediglich vom Bambi-Sampler „Awakening Corpses: Live At Bambi Galore 2017“ (auf dem außerdem noch DEVASTATOR, MORBITORY, IRATE ARCHITECT, INCARCERATION und ENDSEEKER vertreten sind). Der Sound ist überraschend gut, er kommt druckvoll, aber gleichzeitig transparent. TORTURE GUT hätten neulich auch ganz gut auf die CANNIBAL CORPSE-Tour gepasst, zocken sie doch durchaus technisch, grooven mal hart ab, knüppeln noch häufiger und der Sänger erweckt den halben Zombie-Bauernhof zum Leben inkl. fiesen Pig-Screams und tiefsten Growls. An Songtiteln bleiben mir „Meat And Greed“, „We Eat Shit“ und „Turning Extreme“ im Kopf hängen. Schöner Auftakt.

 

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Mainman Matt Harvey (g & v, u.a. auch bei EXHUMED) bekommt durch sein GEGEN NAZIS-Shirt gleich zehn fette Bonuspunkte, bevor es überhaupt richtig losgeht. Alle Bandmitglieder sind übrigens in diversen anderen Bands und Projekten aktiv, am bekanntesten dürften wohl POSSESSED sein, bei denen Daniel Gonzalez Gitarre spielt. Bassistin Robin Mazen ballert z.B. bei einer mir unbekannten Band mit dem schönen Namen CASTRATOR und Drummer Gus Rius war u.a. bei MALEVOLENT CREATION und DIVINE EMPIRE. Heute haben sie aber Bock drauf, dem ollen Chuck zu worshippen. R.I.P.! Das tun sie mit Leidenschaft und einem Spielfluss, der die Zuschauer*innen sofort in den Bann zieht. Wie eben bei alten DEATH perlt der Sound so richtig aus den Boxen, Gonzalez und Harvey spielen die sicken Riffs in Perfektion und mit einer gewissen Eleganz. Gleichzeitig ist das derart dirty and rotten, dass ich es fast schade fände, wenn GRUESOME sich irgendwann tatsächlich den späteren DEATH zuwenden. Als Zeitzeuge, der die originalen DEATH mehrfach live sehen konnte, kann ich bestätigen, dass GRUESOME dem Sound und der Live-Intensität von DEATH total nahekommen. Genau so hat Schuldiner Riffs gespielt, genau so klangen seine nicht von dieser Welt anmutenden Melodien. Wie lange es wohl gedauert hat, sich in dieses Musikverständnis derart tief hineinzudenken? Auch textlich schließen GRUESOME an Chuck an, so stellt „Closed Casket“ eine Fortsetzung an den DEATH-Klassiker „Open Casket“ dar (auf dem PARTY.SAN 2016 hatten sie sogar beide Songs nacheinander gespielt). Irgendwann bangen alle Anwesenden und recken die Fäuste zu Perlen wie „Savage Land“, „Trapped In Hell“, „Crusade Of Brutality“ oder „Forces Of Death“. Und zum Schluss gibt’s sogar noch ein DEATH-Cover auf den Helm, nämlich „Born Dead“ – „Born dead into this world / To starve and rot in agony!“, uarrrgggh!  

 

GRUESOME

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