KING APATHY, A SECRET REVEALED, CLEARxCUT / 19.04.2019 - Kiel, Schaubude

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Ah, was für ein geiles, musikalisch wertvolles Paket in der Bude heute! Dreimal was aus der Schublade "post" - "core", aber jedesmal anders klingend. Auch wenn dieser April voll ist mit Konzerten und das Portemonnaie deswegen immer dünner wird, stellt aus dieses Konzert ein Muss dar, welches erlebt werden will. Also ran ans Ersparte, raus aus dem lichten Frühlingstag und rein in die wohlig abgedunkelte Bude ...


Heute gehts schon recht früh los, weil nachher noch ne Party stattfinden soll. Daher sind noch nicht allzuviele Leute da, als CLEARxCUT loslegen. Trotzdem legen die MusikerInnen gleich explosiv los umd drücken einem ihren Sound ins Hirn. Rein textlich gesehen macht das auch Sinn, denn CLEARxCUT haben eindeutige Botschaften zu verkünden: Es geht um Tierleid, Wut, soziale Missstände, Kritik am Kapitalismus und schlussendlich um unser aller Untergang. Ok, das kriegt man nicht unbedingt mit, wenn einem die beiden Frontfrauen diese Sachen in die Ohren schreien & brüllen. Aber die Ansagen und gesprochene Passagen in den Songs sind deutlich genug, sodass man weiß wo's langgeht. Hinzu kommt, dass die Band VEGAN STRAIGHT EDGE auf ihre Banner geprägt hat; allein das ist Aussage genug. Musikalisch agieren CLEARxCUT im 90-er Jahre HC/Metal–Bereich. Harte Kost zu harten Wahrheiten. Das gefällt mir mit jedem Song mehr. Ganz neu ist "For The Wild At Heart Kept In Cages" – der aktuelle Dreher der Band. Der wird ausgiebig vorgestellt und die Meute in der Bude wird gleich mit einbezogen. Die beiden Sängerinnen animieren und kommunizieren reichlich und so steigt die Stimmung von Song zu Song. Geiler Auftritt! Mehr davon!

 

Nachdem ich den Auftrit von A SECRET REVEALED miterlebt habe, kann ich mir vorstellen, warum Niles & King Apathy diese Band mit auf Tour genommen haben: zum einen klingen beide Bands im Ansatz ähnlich, aber grade weil hier noch eine dritte Band erwähnt werden muss, kommt mir obiger Gedanke: Heretoir. Die spielen hier heute nicht, aber zum einen klingen A SECRET REVEALED genauso intensiev und packend wie Heretoir und zum anderen spielt KING APATHY - Sänger Niles bei denen Schlagzeug. Da schließt sich für mich ein Kreis. So ist denn der Gig von A SECRET REVEALED eine wahre Offenbarung. Ich bin vom ersten Ton an begeistert von den Würzburgern! Was für eine Show! Die Songs haben eine schöne Länge (so 5-8 min), um sich entwickeln zu können und alle Register der Dynamik zu ziehen. Von ruhig und verträumt (ich mag ja diese typisch flirrenden Gitarren) über drückendem Midtempo bis zu fulminanten Blastbeats – jeder Song ist Genuß und Abfahrt gleichermaßen. Das klingt wunderschön und wütend zugleich. Während der Basssound wunderbar warm und dick in die Magengrube sinkt, proppelert sich Gitarrist Lukas die Nackenwirbel wund. Kein Song bei dem er nicht bangt wie ein Berserker. Da macht das Zuhören und das Zugucken verdammt Spaß! Wer sich Cult Of Luna mit Blastbeats vorstellen kann, ist bei A SECRET REVEALED genau richtig!

 

KING APATHY hießen ca. zehn Jahre lang THRÄNENKIND. In dieser Zeit entwickelte sich die Musik der Band von einem losen Projekt zu eben dieser Band und auch der Sound änderte sich: weg vom Depri–Black–Metal, hin zum Post–Metal, wie er jetzt präsentiert wird. So entschied man sich einen der Plattentitel (eben KING APATHY) als Bandnamen zu nehmen. Ich mag ja beides, sowohl die Namen als auch die Musik früher und jetzt. Auch hier könnte man von einem Kreis sprechen, welcher sich für die Musiker geschlossen hat. In beiden Fällen stimmt (das ist das Wichtigste) die Qualität der Musik. Gerade erst haben die Hamburger Bayern ihre neue Scheibe "Wounds" veröffentlicht. Die steht natürlich im Vordergrund heute. Frontmann Niles geniesst den Auftritt in der Schaubude und das "in Kiel sein" überhaupt, kennt er die Kieler Szene doch ebensogut wie die in Hamburg. Ist quasi ein Heimspiel für die Band, die sich auch mächtig ins Zeug legt und den letzten Gig dieser Tour zu etwas Besonderem werden lässt. Düstere, verschleppte Klänge wechseln sich ab mit Hardcorigen und (Black-) Metallischen Klanggebilden; Blastbeats inklusive. Eben ein musikalisches Bild zu Tod, Trauer, Verwüstung und Entmenschlichung in Umwelt und Gesellschaft. Dabei machen es einem die Songs von KA nicht immer leicht; man muss sich schon in deren Klangwelten fallen lassen, damit alles ineinander fliessen kann. Mir gefällts und es ist sehr schade, dass KING APATHY alsbald ihr Set beenden (kommt mir etwas kurz vor). Super Auftritt! Gerne wieder!

 

Torsten

Kommentare   

0 #1 Philipp 2019-05-26 18:16
Sehr guter Bericht. Ich fand auch alle drei Bands sehr beeindruckend. Übrigens fand ich den "alten Namen" THRÄNENKIND besser, weil origineller, aber das ist ja wumpe. Die neue LP ist grandios.
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