MTV Headbanger’s Ball Tour: EXODUS, SODOM, DEATH ANGEL, SUCIDAL ANGELS / 04.12.2018 – Hamburg, Markthalle

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Auch wenn man generell eher ein Freund des Zwei-Bands-Only-Konzepts ist, so strahlt dieses perfekt zusammengesetzte Billing doch hinreichend viel Macht aus, um jedem Nörgler das Maul zu stopfen. Alle vier Bands sind jeweils eine Bank für sich und ich bin mir sicher, dass es nur ganz wenige Besucher*innen gibt, die auch nur eine der Bands noch nicht live gesehen haben. Dazu sind gerade EXODUS, SODOM und DEATH ANGEL zu häufig auf Tour, SUICIDAL ANGELS ja eigentlich auch, halt nur ca. drei Jahrzehnte weniger... Und alle waren sie bereits auf dem HEADBANGER’S OPEN AIR. Aber Wiedersehen macht Freude, zudem erwarten viele das neue SODOM-Line-Up mit Spannung, welches erst einmal in Hamburg zu Gast war (Weltturbojugendtage, wir berichteten). Rüdiger Naffin, der olle Autogrammjäger, öffnet die Türen seines Naffinmobils und wir donnern straight nach Hamburg. Let’s thrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrash!



Erstaunlich, dass es so viele Leute bereits derart früh in die Markthalle geschafft haben! Ich musste mich jedenfalls mega beeilen, damit ich unseren Abfahrtstermin von 16:00 Uhr schaffen konnte. SUICIDAL ANGELS können bereits auf eine sehr gut gefüllte Markthalle gucken, als sie mit „Capitol Of War“ loslegen. Alle vier sind ordentlich am Ackern und machen den Eindruck, fest zubeißen zu wollen. Die Griechen haben ja bereits sechs Studioalben draußen und können auf ein amtliches Arsenal an Hits zurückgreifen. Meist im Uptempo angelegt, irgendwo zwischen SLAYER, KREATOR und SEPULTURA zu verorten, und mit griffigen Refrains versehen. Da geht doch schon einiges in der Markthalle, wenn „Bleeding Holocaust“, „Front Gate“, „Eternally To Suffer“, „Bloodbath“, „Seed Of Evil“, „Moshing Crew“ oder „Apokathilosis“ losröhren. Zumal Sänger/Gitarrist Nick Melissourgos zu Circle Pits und – gähn – Wall Of Death aufruft. Ich weiß ja nicht, warum jede Extrem Metal Band meint, dies tun zu müssen, aber das Fleisch ist willig und lässt sich grunzend hin- und herschubsen. Gut!

 


Atemberaubend! Und: voller Energie, immer noch. Das wären die ersten Attribute, die mir zu DEATH ANGEL 2018 einfallen. Mit „Evil Priest“ haben die Thrasher eine fiese Old School-Harke ausgewählt, mit der die Scheitel im Dutzend geradegezogen werden. Frechheit, wie jung, wild und dynamisch die Musiker immer noch wirken! Mark Osegueda, Rob Cavestany und Ted Aguilar bewegen sich geschmeidig und wieselflink über die Bühne, Mark schreit die Hütte gekonnt zu Klump. Am meisten Gas gibt wohl Irrsinnsdrummer Will Carroll – da spritzt der Schweiß nur so vom Drumpodest und als der Typ später kurz nach der Show in der Lobby steht, hinterlässt er ungelogen eine richtige kleine Pfütze. Für mich einer der besten Thrashdrummer, der Nummern wie „Mistress Of Pain“, „Kill As One“ oder „The Ultra-Violence“ in den metaphorischen Arsch tritt. Das erwähnte Instrumental wird leider nur angespielt, geht dann aber in eine furiose Version von „Thrown To The Wolves“ über. Geile Nummer übrigens, die auf Augenhöhe mit den Klassikern steht. Apropos: Es mutet schon ein wenig seltsam an, dass DEATH ANGEL keinen Song von ihrer „Act III“-Scheibe spielen. Nächstes Mal gerne wieder „Seemingly Endless Time“ oder „Stop“ bitte. Aber auch mit ohne: Total super!

 


SODOM
lassen sich nicht lumpen und stellen gleich zwei Knarrenheinze auf die Bühne, die vor postnuklearer Endzeitkulisse samt Kreuzen („Persecution Mania“-Style) unheilvoll rot leuchten. Tom ist gut drauf und haut mit „Spielen heute nicht irgendwo auch KREATOR?“ oder „Joah, dat sitzt noch nicht alles so 100%ig, aber darüber könnt ihr hinwegsehen, oder?“ ein paar Top-Ansagen raus. Die Setlist ist so derbe Old-School-lastig, dass kein Auge trocken bleibt. Es gibt zwei ganz neue Songs („Partisan“ und „Conflagration“, beide geil böse) und ansonsten ausschließlich Ursuppen-Gekloppe: „Blasphemer“, „Sodomy And Lust“, „Agent Orange“, „Remember The Fallen“, „Outbreak Of Evil“, „Tired And Red“ und am Schluss das unvermeidbare „Bombenhagel“. Die Melodie der Nationalhymne, die Frank Blackfire zockt, wird wieder mit „Nie, nie, nie wieder Deutschland!“-Chören beantwortet, andere singen im Refrain statt „Bombenhagel, Bombenhagel“ lieber „Bomber Harris, komm nochmal!“ War es richtig, das Line-Up derart rundzuerneuern? Es rumpelt (noch oder wieder) ganz schön im Karton, aber die Band hat an Heavy-Metal-Charisma gewonnen. Da stehen schon markante Nasen auf der Bühne. Als Tom die Band vorstellt, erhalten Frank Blackfire (trägt eins seiner eigenen Shirts, hö), Husky und Yorck alle jeweils ordentlich Applaus und die Meute skandiert ihre Namen. Insofern erhalten SODOM schon mal viel Liebe, man darf auf den ersten Longplayer gespannt sein!

 


Argh, the EXODUS Attack! Mit dieser Band verbinde ich beste Erinnerungen, waren sie doch 1985 zusammen mit VENOM und ATOMKRAFT mein erstes Konzert in der Markthalle. Witzigerweise gibt Steve „Zetro“ Souza heute irgendwann Tum Hunting (d) das Mikro, der uns fragt, wer denn schon 1985 dabei gewesen sei. Jaaa, hier, ich! Die anderen schummeln doch! Auch EXODUS setzen auf eine old-schoolige Setlist. Vergessen ist die Rob-Dukes-Phase (wer könnte daraus aus dem Stand auch nur einen Refrain anstimmen oder gar ein Riff summen?), von der „Blood In, Blood Out“ ist lediglich das pumpende „Body Harvest“ dabei und außerdem gibt’s noch „Blacklist“ vom genialen „Tempo Of The Damned“-Album (2004). Der Rest ist eine präzis und brutal gezockte Darbietung der besten EXODUS-Stücke: „Bonded By Blood“, der fiese „Impaler“ (ultra!), „The Toxic Waltz“, „Exodus“, „And Then There Were None“, „Fabulous Disaster“, „Piranha“ und „A Lesson In Violence“ hinterlassen mit Sicherheit auf diversen Ärschen schicke Hämatome. Kragen Lum dürfte auf dieser Tour wohl zum letzten Mal Gary Holt ersetzen, der bekanntlich gerade die SLAYER-Tour verlassen hat, um bei seinem Vater sein zu können. Das HEATHEN-Gitarrenduo (Lum und Lee Altus) macht seinen Job perfekt, so wie natürlich auch Jack Gibson (b), der immerhin seit den Neunzigern dabei ist. Das Riffing von „Strike Of The Beast“ ist nicht von dieser Welt und so markiert dieser Tornado von einem Song auch den Rausschmeißer. Irgendwann steht der SUICIDAL ANGELS-Sänger Nick neben Zetro und bölkt mit ins Mikro, wobei er dabei guckt, als könne er das selbst nicht fassen. Good friendly violent fun. Mein x-tes EXODUS-Konzert, aber nie wird diese Band auch nur ansatzweise langweilig!



Muss ich mich nun im Fazit entscheiden, welche Band ich am besten fand? Das ist leider unmöglich, fuck off and thrash!

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