VOIVOD, BIO-CANCER, ERUPTION OF CORRUPTION / 13.10.2018 – Hamburg, Logo

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Manchmal hat man Glück. Der freundliche Typ am Eingang des Logo fragt mich: „Du möchtest eine Karte? Dann bist du der Letzte!“ Und zack! hängt das „Ausverkauft“-Schild an der Kasse.

War vielleicht auch etwas gewagt, ohne Ticket loszufahren, aber ich dachte, dass die momentane Konzertflut einige Interessierte vom Besuch abhalten könnte. Doch „The Wake“ schlägt offenbar ein wie eine Bombe und scheint bereits jetzt das Interesse an VOIVOD erhöht zu haben. Auf jeden Fall erfreulich, dass eine Band mit 35-jähriger Geschichte auf eine derart gute Resonanz stößt!

VOIVOD

Bilder von Joe Wank.




Obwohl wir pünktlich waren, sind ERUPTION OF CORRUPTION mittlerweile weit fortgeschritten in ihrem Set, als ich mich endlich vor die Bühne begebe. Heute sind eben einfach zu viele Bekannte da! Ich sehe/höre nur noch anderthalb Songs, die mir aber gut gefallen. Die Hamburger*innen mit dem etwas witzigen Namen passen insofern zu VOIVOD, als dass auch in ihrer Musik thrashige und progressive Elemente vorhanden sind. Erfrischend finde ich auf Anhieb den Gesang, denn sowohl die clean gesungenen als auch die geshouteten Parts gehen gleich ins Ohr und klingen souverän. Für eine genauere Analyse müsste ich die Band länger sehen. Die Gelegenheit kommt bestimmt früher oder später, demnächst erscheint die Debut-EP „Unchained“.


BIO-CANCER


BIO-CANCER liefern ein gutes Beispiel dafür, dass eine technisch hervorragende Band nicht automatisch gut ist. Denn die Jungs sind leider permanent drüber. Beim ersten Song scheint sich ein vielversprechendes Thrash-Brett anzukündigen, doch dann setzt schnell Ernüchterung ein. Trotz durchaus gelungener Griffbrettartistik verliert man bei durchgehender Hyperventilationsattacke nach einigen Stücken das Interesse. Zumal der Sänger ohne jede Variation klingt wie eine Katze, die sich dagegen wehrt, dass ein empathieloser und grausamer Adoleszent sie in die Mikrowelle stopft. Auch die bölkigen Backings bringen kaum Abwechslung. Fazit: Grundsätzlich sympathische Griechen mit Fähigkeiten, die den Laden aber leer spielen.


VOIVODVOIVOD


Snake, Away, Chewy und Rocky – das ist die VOIVOD-Besetzung 2018, sie funktioniert ganz offenkundig wunderbar. Die Stimmung innerhalb der Band scheint perfekt, so wie sich die Musiker angrinsen und immer wieder gegenseitig zu kleinen Späßen anstiften (Anspielen von Songs wie KISS‘ „I Was Made For Loving You“ oder dem „Rocky“-Themesong). Die Arbeit am „The Wake“-Meisterwerk hat volle zwei Jahre abverlangt und die Euphorie, mit der die Leute das neue Songmaterial abfeiern, muss Balsam für die Seelen der vier „Warriors Of Ice“ sein. Es entspinnt sich ein Konzert, das ich geradezu magisch nennen möchte. Die Stimmung ist perfekt, die Leute schreien schon vor dem ersten Ton „VOIVOD, VOIVOD“-Chöre oder rufen einzelne Titel, der Sound perlt und schreddert, die Band ist wie bereits angedeutet in bester Spiellaune und befindet sich auf einem kreativen Hoch. Mit „Post Society“ feuert die Band einen Opener von der gleichnamigen EP ab, die 2016 bereits andeutete, dass mit Chewy ein Gitarrist zur Band gestoßen ist, der das VOIVOD-Multiversum komplett verinnerlicht hat. Er „ersetzt“ Piggy nicht einfach, sondern spielt mit viel Gefühl, Respekt und Können UND versteht es dabei, neue Facetten einzubringen. Irgendwie sieht er sogar optisch ein bisschen so aus, als sei er geboren worden, um bei VOIVOD zu spielen. Auch Rocky passt hervorragend zur Band. Mit „Ravenous Medicine“ geht es in die Vergangenheit der Band – der Pit explodiert förmlich, ohne dass es zu negativen Vibes kommt. „Obsolete Beings“ von „The Wake“ gerät für einen Bekannten und eingefleischten VOIVOD-Lunatic gar zum Höhepunkt des Sets. Und für die Diehard-Fans, die nach seltener gespielten Songs gieren, gibt es heute noch mehr Bonbons, zum Beispiel „Technocratic Manipulators“ („Dimension Hatröss“), gleich gefolgt vom ebenso genialen und tritonischen „Into My Hypercube“ („Nothingface“). „Iconspiracy“ kommt bissig und heavy, dazu klasse gesungen von einem Snake in Bestform. Ich persönlich mag ja auch das melodischere „Angel Rat“-Album von 1991 und freue mich daher sehr darüber, dass „The Prow“ mal wieder den Weg in die Setlist gefunden hat. Nach dieser (im Kontext) plüschigen Nummer schwingen VOIVOD wieder den Knüppel und holen „Order Of The Blackguards“ heraus. Nach zwei neueren Nummern – „The Fall“ und das programmatisch betitelte „Always Moving“ – kommt eine weitere große Überraschung, nämlich „The Lost Machine“ vom ‘93er Geniestreich „The Outer Limits“. Puh, was für ein Ritt durch die bewegten Jahrzehnte der Bandgeschichte. Auch den Abschluss des Konzerts formt das Quartett perfekt, denn es gibt zwei brutale Old-School-Hämmer zum Rubeschütteln und Komplettdurchdrehen: „Voivod!“ und „Overreaction“. Danach hätte der Mob die Band gern noch für weitere Stücke zurückgebrüllt, aber Korgüll befindet sich bereits back in space. Macht nichts, alle sind begeistert und freuen sich aufs nächste Mal!


VOIVODVOIVOD


RRRÖÖÖAAARRR!


Setlist VOIVOD


Weitere VOIVOD-Live-Reviews in der DreMu-Datenbank:

VOIVOD mit ENTOMBED A.D. in der Markthalle Hamburg 2016:
http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5233:entombed-a-d-voivod-lord-dying-morbid-evils-21-11-2016-hamburg-markthalle&catid=15:berichte-aus-dem-pit&Itemid=290

VOIVOD im Hafenklang Hamburg 2012:
http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=3967:voivod-141012-hamburg-hafenklang&catid=15:berichte-aus-dem-pit&Itemid=290

VOIVOD im Hafenklang Hamburg 2011:
http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=3223:blackfootvoivod-hamburg-2442011&catid=15:berichte-aus-dem-pit&Itemid=290

VOIVOD in Wacken 2010:
http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2763&catid=15:berichte-aus-dem-pit&Itemid=290

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