THE THREE TREMORS, BENEDICTUM, (THORIUM) / 09.10.2018 – Hamburg, Bambi Galore

0 Dislike0

Was zur Hölle habe ich da gerade gesehen?

Drei der besten Metalsänger überhaupt zusammen auf einer Bühne schmettern mit Inbrunst und einer aus allen Rohren feuernden Band im Rücken Klassiker von JUDAS PRIEST, JAG PANZER und CAGE sowie brandneuem eigenen Material: THE THREE TREMORS sind Harry „The Tyrant“ Conklin, Tim „Ripper“ Owens und Sean „Hell Destroyer“ Peck. Die drei Screamer haben ein gemeinsames Projekt kreiert, sich gleich CAGE als Backing Band geschnappt und bereits ein gemeinsames Album aufgenommen. Eigentlich ja ein Thema für nahezu alle Metal-Festivals, aber offenbar wollten die drei Tremores (erst) die Ochsentour durch den Untergrund durchziehen. Mich hat die kurzfristige Ankündigung gewundert, denn so fand vorab null Berichterstattung in der Presse statt. Offenbar ist der Release der Platte ursprünglich für einen früheren Zeitpunkt vorgesehen gewesen, musste aber verschoben werden. Die bereits gebuchte Tour hat man trotzdem durchgezogen, ist sicherlich auch kompliziert, die Terminkalender der Beteiligten abzustimmen, schließlich ist Conklin bei JAG PANZER, TITAN FORCE und SATAN’S HOST aktiv, Peck mit CAGE, DEATH DEALER und DENNER / SHERMANN und der Ripper ist gerade – äh – official Taste Tester bei Monster Energy (!). Daher erscheinen auch nur so 80 Besucher*innen, die in den Genuss einer unfassbar intensiven Darbietung kommen. Mit dabei: das Dremu-Dream-Scream-Team Jan ML und Philipp Wolter. Let’s go:



Leider können wir erst den Zug um 19:27 Uhr nehmen, weswegen wir die erste Band THORIUM vollständig verpassen. Schade, alle erzählen uns, dass die Belgier mit Ex-Mitgliedern von OSTROGOTH ziemlich geil gewesen seien. Angeblich wie eine schnellere Version von OSTROGOTH, was ja wirklich verführerisch klingt. Schade, näxtes Mal.


BENEDICTUM habe ich bereits in einem Review vom HEADBANGERS OPEN AIR 2008 als „eher bieder“ bezeichnet. Das gilt auch heute noch, das muss ich bei aller Liebe zur sympathisch wirkenden Band leider so sagen. Sängerin Veronica Freemann hat ‘ne passable Stimme, etwas wie ein weiblicher DIO, und bemüht sich redlich, die Anwesenden zu animieren. Stilistisch zwischen early RAINBOW, BLACK SABBATH in der Dio-Phase und SAVATAGE angesiedelt? Das klingt doch eigentlich hammergut, oder? Ist auch nicht total verkehrt, aber alle Songs bewegen sich im Midtempo und zünden nicht so richtig. Die eingesampelten Keyboards klingen mir zudem zu klinisch und wirken eher kitschig. Am Ende kommt aber noch eine gelungene Coverversion von „The Mob Rules“, bei dem Mrs. Freemann eine gute Figur macht.


Jetzt wird tremoliert! Die Band hat Bock und stört sich nicht an der mageren Kulisse. Jan hat im Grunde noch vor dem eigentlichen Konzertbeginn Bilder der Musiker im Sack, denn als ihn diese mit gezückter Kamera sehen, beginnen sie gleich grinsend zu posieren. Harry Conklin und Sean Peck helfen völlig unrockstarmäßig beim Aufbau des Drumsets mit und sind sich nicht zu schade, über die Bühne zu krabbeln und Hand anzulegen. Ab geht’s bei schädelspaltendem Sound und sieben headbangenden Musikern auf der Bühne. Die drei Stimmen passen super zusammen – manchmal wechseln sich die drei mit einzelnen Strophen ab, dann ballern sie in sinnverwirrender Schnelligkeit aufeinanderfolgende Verse ab, um dann mit gewaltiger Stimmpower gemeinsam im Refrain zusammenzufinden. Holy shit, ist das geil! Obwohl ich noch keinen Song kenne, bekomme ich wiederholt Gänsehaut. Alle drei sind top in Form und auf der kleinen Bühne fällt auch nicht auf, dass Ripper Owens kein so agiler Frontmann ist. Stimmlich ist er super und packt aggressive Screams ebenso wie einschmeichelnde Melodien. Sean Peck muss sich keinesfalls dahinter verstecken und verblüfft mit Präzision und Akzentuiertheit. Es mag Geschmackssache sein, aber am stärksten berührt mich die Stimme von Harry Conklin, der sich unfassbar variabel zeigt und auch die beste Ausstrahlung hat (Ripper trägt echt Monster-Energy-Klamotten, naja). Die Songs heißen „Invaders From The Sky“, „Bullets From The Damned“ oder “When The Last Scream Fades” und pendeln stilistisch zwischen hartem US Metal und JUDAS-PRIEST-Einflüssen. Nach dem vierten Song überlassen Conklin und Peck dem Ripper das Feld und es gibt einen PRIEST-Song von der „Jugulator“, nämlich „Burn In Hell“. Wah, was für eine höllische Heaviness! Die „Juglulator“ ist eh ein starkes Album, das hab ich immer gesagt. Der Song wird erstklassig umgesetzt und stampft alles nieder – als nach dem langsamen Anfang der Break kommt und Ripper „You’re going to BURN IN HELL!“ schreit, drehen alle durch. Am Ende des Stücks dreht Owens seine Stimme in höchste Höhen und prognostiziert: „You are going to blister“. Hammer! Danach folgt ein weiterer Packen Stücke von der THE THREE TREMORS-Scheibe und man gewinnt die Überzeugung, dass diese LP gnadenlos gut sein dürfte. Als zwingend bleibt zum Beispiel „The Pit Shows No Mercy“ im Ohr. Wenn Owens und Peck zu lange sabbeln, drängt der Tyrant darauf, das Eisen weiterzuschmieden. Sean Peck bekommt mit dem peitschenden „Hell Destroyer“ (CAGE) ebenfalls einen Solo-Auftritt, der eindrucksvoll ausfällt. Der Tyrant setzt mit „Black“ von JAG PANZER sogar noch einen drauf. Den Song hätte ich nicht unbedingt gewählt, aber wenn die Zeilen „The color of greed / the answer of hope / the essence of light / the heart inside you / the soul inside me / the power of night” derart eindringlich gesungen werden, vergisst du vor Begeisterung zu atmen. „Alter!“, keucht Jan neben mir nach dieser Darbietung. Genau. Natürlich MUSS auch noch klassisches PRIEST-Material kommen und neben dem „Painkiller“ (perfekt gesungen!) entscheidet sich das EXTREME SCREAM PACK für „The Sentinel“, einen meiner absoluten Faves. Die dramatische Steigerung im Mittelteil ist verdammt nahe am Original und kommt mit erregender atmosphärischer Dichte: “Now facing one another / The stand-off eats at time / Then all at once a silence falls / As the bell ceases its chime / Upon this sign the challengers / With shrieks and cries rush forth / The knives fly out like bullets / Upon their deadly course / Screams of pain and agony / Rent the silent air / Amidst the dying bodies / Blood runs everywhere / The figure stands expressionless / Impassive and alone / Unmoved by this victory / And the seeds of death he's sown!” Hohoho, 200 %!


Danach haben wir noch einen entspannten Schnack mit Harry Conklin und gondeln nachhaltig geflasht zurück nach Kiel. So ganz kann ich immer noch fassen, wie verdammt großartig dieser Auftritt war. Ich würde es vorsichtig als großes Highlight in meiner Konzert-Vita bezeichnen. Hoffentlich findet die Geschichte eine Fortsetzung!

Kommentare   

+6 #2 Philipp 2018-10-20 12:55
Das freut mich, Danke.
Mag sein - auf jeden Fall ca 300 Leute zu wenig! :-)
Zitieren
+3 #1 Blockwogenstüermann 2018-10-19 13:40
Kann den Aussagen im Review nur beistimmen. Jedoch ist die Zahl der Besucher mit 80 wohl etwas hoch gegriffen. Würde eher auf 35 schätzen.
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv