HYPNOS, LIZZIES / 07.10.2018 – Kiel, Schaubude

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Häufig kommt bei dem Thema „zu wenig Metalkonzerte in Kiel“ die Behauptung ins Spiel, es gäbe in der Stadt halt keine Läden für diese Musik. Das ist schlicht falsch. Es liegt eher an fehlenden Konzertgruppen und Veranstalter*innen. Wenn jemand den Arsch hochbekommt und etwas organisiert, dann ist vieles möglich, zum Beispiel in der Meierei (INFERNAL CRUST BRIGADE) oder in der Schaubude. Ein aktuelles Beispiel ist die brandneue Konzertgruppe STEEL CRAWLER, deren Selbstverständnis sich wie folgt liest: „Steel Crawler ist eine DIY Konzertgruppe, die Rockkonzerte, mit Fokus auf das Genre Heavy Metal, veranstaltet.“ Juhu, herzlich willkommen, vor allem wenn das erste Konzert gleich ein derartiger Knaller ist: HYPNOS und LIZZIES zusammen in Kiel!


HYPNOS_LIZZIES



Die Spanierinnen haben 2014 bereits auf dem HOA Spaß gemacht und waren 2016 gar Teil eines der besten Konzerte des Jahres, nämlich im Verbund mit DEAD LORD, NIGHT VIPER und OBLIVIOUS im Bambi Galore. Benannt hat sich die Band nach einer Gang aus dem Kultstreifen THE WARRIORS, dementsprechend wird heute auch die entsprechende Filmmusik als Intro genutzt. Eine Umbesetzung ist zu vermelden: Statt Dani Vera ist mittlerweile ein (Tour-)Schlagzeuger im Line-Up. Elena (v), Patricia (g) und Marina (b) haben den Kerl bereits gut eingearbeitet – vom holprigen Stil der „Heavy Metal Warriors“-EP (2012) ist die Band mittlerweile meilenweit entfernt. Patricias Gitarrenspiel kommt äußerst geschmackvoll mit NWoBHM-Vibes, die Songs gehen auch bei Erstkontakt (das neue Album „On Thin Ice“ ernten viele Anwesende erst heute ab) fix in die Birne. Los geht es mit dem neuen „Playing With Death“, einem fluffigen Midtempo-Fistraiser. Elena begeistert wieder mit ihrer kraftvollen und geschmeidigen Stimme, liefert dazu eine actiongeladene Performance. Auf der Budenbühne ist natürlich nicht viel Platz, aber Elena nutzt jeden ihr zur Verfügung stehenden Millimeter, klettert auf die Bassdrum, hängt sich ans Gestänge der Lightshow oder wühlt sich durch den Mob. Den LIZZIES gelingt es, in der Setlist eine gut funktionierende Spannungskurve zu kreieren, sodass im letzten Drittel pure Begeisterung in der vollen Schaubude herrscht. Mit dem flotten „Talk Shit And Get Hit“, der Melodie-Granate „No Law City“, dem Speed-Burner “Viper” oder dem MC5-Cover “Kick Out The Jams” bekommt die Band jede*n Anwesende*n zu packen. Es ist völlig klar: Diese Spielfreude ist authentisch und nicht etwa aufgesetzt, was sich später auch damit bestätigt, dass fast alle LIZZIES zu HYPNOS headbangen und nach dem Konzert auf der Tanzfläche weiterfeiern. Ach ja: Extrem geiler Sound von JoyBoy, schön druckvoll und transparent.


Letzteres gilt auch für HYPNOS, was allein wegen der exquisiten Gitarrenarbeit besonders erfreulich ist, geht hier doch kein Detail verloren. Auch hier muss man sich an ein neues Gesicht gewöhnen, denn am Mikro hat ein Wechsel stattgefunden. Ex-Sänger Philip hatte mich auf dem 2016er METAL ASSAULT noch so begeistert, dass ich erst mal skeptisch bin, ob dieser geile Fronter ersetzt werden kann. Aber als Nachfolger ist Linus Johansson von TRIAL in die Band gekommen (noch im Februar hatten diese mit RAM und PORTAIT das Bambi zerlegt!) und der Typ ist ja ein wahnsinnig guter Sänger. Die leicht an Harry Conklin und Bruce Dickinson erinnernde Stimme verleiht HYPNOS insgesamt eine etwas metallischere Note, aber die Boogie-, Blues- und 70ies Rockeinflüsse befinden sich weiterhin im HYPNOS’schen Klangkosmos. Johansson aalt sich wie ein junger Coverdale auf der Bühne, während seine Kollegen ein musikalisches Feuerwerk zünden. Ich liebe ja diesen nur relativ leicht verzerrten Gitarrensound, der ganz viel Proto-Metal-Stimmung versprüht. Early PRIEST lassen immer wieder grüßen (die pulsierenden Rhythmen!), ebenso neuerdings auch RAINBOW (geil: „Get Out“) und DEEP PURPLE („Set Fire To The Sky“). Sehr schön übrigens auch das kraftvolle und raffinierte Drumming von Oskar Brindmark. Vom Debut sind immerhin „Hands Of Evil“ und „The Mountain“ dabei, die „Cold Winds“-Scheibe wird mit „I’m On The Run“ sowie „Descending Sun (Unrootables White)“ repräsentiert. Der Bassist Anton ist ein guter Beobachter und erwähnt in einer Ansage den Knast gegenüber, die berüchtigte „Blume“. Am Schluss gibt’s doch tatsächlich ein ABBA-Cover, eine hardrockige Version von „Gimme, Gimme, Gimme“, welche HYPNOS auch auf den „Göteborg Sessions“ verewigt haben.

Yeah, da haben STEEL CRAWLER ein super Debut hingelegt, das zum Glück auch gut besucht wurde. Mehr!


HYPNOS auf dem METAL ASSAULT VI 2016:
http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5057:metal-assault-vi-30-01-2016-wuerzburg-posthalle&catid=15:berichte-aus-dem-pit&Itemid=290

LIZZIES auf dem HEADBANGERS OPEN AIR XVII 2014:
http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=4624:headbangers-open-air-xvii-24-07-2014-brande-hoernerkirchen-tach-1&catid=15:berichte-aus-dem-pit&Itemid=290

LIZZIES mit DEAD LORD, NIGHT VIPER und OBLIVIOUS im Bambi 2016:
http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5205:dead-lord-night-viper-lizzies-oblivious-15-10-2016-hamburg-bambi-galore&catid=15:berichte-aus-dem-pit&Itemid=290

TRIAL mit RAM und Portrait im Bambi 2018:
http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5517:ram-portrait-trial-23-02-2018-hamburg-bambi-galore&catid=15:berichte-aus-dem-pit&Itemid=290
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