MUTILATION RITES, SOLBRUD, MATTERHORN / 30.08.2018 – Kiel, Alte Meierei

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Dass ich es nicht pünktlich schaffen würde, war mir vorher klar. Dennoch bin ich etwas schockiert, dass ausgerechnet MATTERHORN heute den Opener machen, als ich den Vorhang der Meiereieingangstür beiseiteschiebe. Denn auf diese Schweizer hatte ich besonders Bock. Aber immerhin spielen sie noch, also nicht lang lamentieren, sondern löhnen und direkt rein in den Pit:



Das Trio ist jung und brennt. Und zwar für HELLHAMMER und frühe CELTIC FROST. Der Gesang ist dem von Tom Warrior schon sehr ähnlich, wobei Sänger Morbid sowohl die typischen Shouts draufhat als gleichsam dieses etwas leidende Element. Auch vom Gesamtsound her lehnen sich MATTERHORN an ihre Vorbilder an, wobei WARHAMMER dem angeblich eher zufällig entstandenen Gitarrenklang Tom Warriors noch näher gekommen sind. MATTERHORN knüppeln dafür (noch) mehr und besitzen zudem leicht punkige Vibes. Ungewöhnlich hell übrigens in der Meierei – hat Herb vor lauter Aufregung vergessen, das Licht auszuknipsen? Leider sehe ich wirklich nur das Ende des Konzerts, aber schon das gerät so überzeugend, dass ich das Debutalbum „Crass Cleansing“, eine totale D.I.Y.-Eigenveröffentlichung, sowie zwei Ausgaben eines Schweizer Fanzines abernte.


SOLBRUD (Dänemark) lassen mich den Ärger über die verpassten Songs schnell vergessen, lindern ihn zumindest ab. Denn diese Band ist verdammt gut! Jetzt isses auch endlich gewohnt dunkel, passend zur schwarzwurzeligen Ausrichtung dieser Nachteulen. Für mich sticht die exquisite Gitarrenarbeit heraus, die wiederholt mit überraschend melodischen Ideen aufhorchen lässt. In Sachen Songaufbau, Dramatik und Lautmalerei erinnert die Band manchmal an WOLVES IN THE THRONE ROOM. Der lange Soundcheck dürfte JoyBoy einige Nerven gekostet haben, das Ergebnis fällt allerdings mehr als überzeugend aus. Die Stücke haben meist Überlänge (die von mir danach abgeerntete Scheibe besitzt lediglich vier Stücke, aber ganz viel Musik) und schlagen so einige Haken, ohne nun übermäßig progressiv oder frickelig zu werden. Ich bekomme an mehreren Stellen eine Gänsehaut, was ja nicht selbstverständlich ist, wenn man die entsprechenden Songs vorher noch nie gehört hat. Während desselben Stücks reißt beiden Gitarristen jeweils eine Saite, beide wechseln derart flink auf ein Ersatzinstrument, dass die meisten Besucher*innen davon nicht mal was mitbekommen. Super!


Der letzte macht das Licht aus – MUTILATION RITES widmen sich dieser Aufgabe, indem sie Black/Death Metal mit Doom- und Crust-Elementen vermischen. Die vier Freaks stammen aus Brooklyn und können in Sachen Dreck und Rotz mit Combos wie AURA NOIR oder MIDNIGHT verglichen werden. Die Darbietung fällt rabiat aus, die Songs könnten für meinen Geschmack allerdings ruhig etwas eingängiger sein. Ein weitaus größerer Skandal spielt sich allerdings gerade am Tresen ab: Das Bier ist alle! Erdbeben in der Türkei! Vati ertrinkt auf Norderney! Ich weiche zum ersten Mal in meinem Leben auf ein sogenanntes „Jever Fun“ aus und muss leider JoyBoys These bestätigen, dass dieser Name reinster Etikettenschwindel sei. Das Zeug besitzt einen absolut widerlichen Nachgeschmack, sodass ich mich kaum noch auf MUTILATION RITES konzentrieren kann. Da kannste mal gucken, was so eine Fehlplanung für Verwerfungen erzeugt: Sonst wäre dieses Review bestimmt deutlich musikbezogener ausgefallen, ja vielleicht hätten ich und alle anderen noch MUTILATION-RITES-Tonträger gekauft.


Aber die nächsten INFERNAL CRUST BRIGADE-Sausen lugen ja bereits um die Ecke: Am 29.09. gibbet den BLACK INFERNAL BIRTHDAY BASH Vol. 666/3 mit CAULDRON (!), VIDARGÄNGR, FVNERAL FVKK, CHAMBERS, EVIL WARRIORS und AUREOLE OF ASH, am 05.10. MAGGOT HEART, SLEAGT und RHA und am 15.10. die lieblich benannten MINENFELD, KRIEGSZITTERN und GRAVEHAMMER. Da schmeißt du doch dein Gehirn an die Wand.

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