WACKEN XXIX / 01.08.2018 – Wacken, Tag 1

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Mittwoch, 01. August

Philipp: Im Underground ist es seit langem Konsens, Wacken geradezu zu verachten. Teilweise ist das sicherlich nachvollziehbar, ich kann es zum Beispiel verstehen, wenn Leute kleinere, familiäre Festivals vorziehen. Viele Vorurteile beziehen sich allerdings auf Punkte, die sich in den letzten Jahren verbessert haben. Ich stelle zum Beispiel fest, dass die Anzahl der „Touristen“, des „Eventpublikums“, deutlich zurückgegangen ist, die Kuttendichte hat sich hingegen deutlich erhöht. Gute Undergroundbands sind in den letzten drei, vier Jahren auch wieder mehr geworden, siehe allein dieses Jahr CLOWNS, ONDT BLOOD, DOOL, NIGHT DEMON, ATTIC, REZET oder TRAITOR. Und es gibt positive Entwicklungen, wusstet ihr zum Beispiel, dass mittlerweile offizielle Food-Sharing-Zelte existieren? Oder ein Awareness-Treffpunkt unter dem Titel „Metalheads against bullying“? Oder die Tatsache, dass die W:O:A-Orga nach dem tragischen Tod Mark Sheltons (R.I.P.!) die vorgesehene Gage für die Band MANILLA ROAD seiner Familie gespendet hat? Nur ein paar Punkte, die unterstreichen, dass sich auch in Wacken etwas tut. Klar, es gibt auch weiterhin neuen Karnevalsbullshit, z.B. das „Wacken Motodrom“, in welchem Motorräder wohl irgendwie anner Wand fahren können, oder ein riesiges Zelt für „E-Gamer“. Unfassbar ist auch immer wieder, was für unterirdische Bands es so gibt. Ganz kann man sich diesen ja nicht entziehen, da man konstant über das gesamte Areal läuft und immer wieder an Bühnen vorbeilatscht, auf denen sich Schrecklichkeiten vollziehen. Mir rollen sich zum Beispiel vor allem bei Plastik-Symphonic-Metal-Kram wie EPICA oder AMARANTHE die Fußnägel hoch (krass auch, dass diesen Bands Tausende von Leuten zujubeln). Aber die generelle Stimmung ist extrem entspannt und positiv, wobei das durchweg gute Wetter noch zusätzlich Wirkung zeigt. Und es gibt einen Riesensack an grandiosen Bands zu sehen, gleich der Mittwoch ist vollgepackt mit fünf Thrash Metalbands unter dem Motto „Wasted Wednesday“. Also ab dafür, let’s get wasted:


TOXIC HOLOCAUST



Bericht von Strecker, Anke, Stefan, Philipp & Vincent, Fotos von Strecker und Toni B. Gunner - https://mondkringel-photography.de/




Anke Bläck:
Ok, packen für Wacken – was nimmt man mit in diesem Jahr? Waren es im letzten Jahr Gummistiefel, Pullover und Winterjacke (ja!), ist es in diesem Jahr alles, was irgendwie Erfrischung bringt: Miniventilatoren, Sprühflaschen, Wasser und einen Pavillon, um wenigstens ein wenig Schatten am Tag zu haben! Entsprechend ausgestattet starten wir gemütlich am Vormittag aus Kiel. In Wacken angekommen wollen wir uns dann nach zwei Stunden Schlangestehen fürs Bändsel ein angenehmes Plätzen suchen, was gar nicht so einfach erscheint. Die Ordner sind zwar da, können uns aber nicht recht zuweisen. Na gut, dann suchen wir eben selbst und finden schließlich ein Stück gepflügten, strohigen Acker. Nach einigem Rangieren steht dann auch alles hübsch vertäut und der Grill wird in Gang gesetzt. Aber wieso hat eigentlich niemand an einen Eimer gedacht?! An allen Eingängen haben fleißige Helfer Sandhaufen aufgeschüttet, um im Falle eines Feuers schnell reagieren zu können, so klärt uns ein motorisierter Ordner auf. Okaaay, gute Idee denken wir, aber mit bloßen Händen etwas mühsam zu bewerkstelligen. Nach einem gegenseitigen Blick der Zuversicht entscheiden wir uns dann für die Variante: Es wird schon gut gehen. Wir haben ja genug Wasser J. Satt und durchgeschwitzt geht’s dann in Richtung Gelände – woohooo! Wie wir scheinen sich alle auf die kommende Tage zu freuen – die Stimmung, die diese Masse an (zumeist) Gleichgesinnten erzeugt, ist einfach Wahnsinn…

Strecker: Meine Hoffnung, dass der Rest der Dremu-Crew noch angeschlagen vom Headbangers Open Air ist und wir daher entspannt am Mittwochmittag losfahren können, hatte sich mit der Nachricht „Abfahrt um 9 Uhr“ schnell erledigt. Nach langen, schweren und zähen Verhandlungen einigen wir uns dann auf 10 Uhr und ich mache daraus dann etwas später. Also fast entspannt. In Wacken angekommen heißt es dann zwei Stunden Schlange stehen und auf das Bändchen warten. Ich habe keine Ahnung, warum die Bandausgabe so lange dauert und meine auch, dass es vor einigen Jahren deutlich schneller ging. Mit Band geht es dann auf das Campinggelände und zu völlig überforderten Ordnern. Nützliche Tipps, wo wir ein schattiges Plätzchen für unser Camp finden, gibt es nicht und wir sind uns selbst überlassen. Wir nutzen dann auch gleich die erste Lücke, die sich uns bietet, und schlagen unser Camp auf. Bei der ersten Grillung gibt es wohl eine Wurst zu viel für mich. Ich kann mich jedenfalls noch nicht aufraffen, um mir Stiff Little Fingers anzugucken. Wie es war, kann ich zum Glück in dem Bericht nachlesen.

Vincent: Nach langer Vorfreude und Vorbereitungszeit stand nun der Mittwoch des 29ten Wacken Open - Airs vor der Tür und ich hatte meine sieben Sachen gepackt und war morgens um 8:00 Uhr startklar, von Kiel in das Metal Mekka aufzubrechen. Die Hinfahrt verlief ohne weitere Hindernisse, schön entspannt und ich kam gegen 9:30 Uhr im Dorf Wacken an. Vor Ort hatte ich mich bei einem guten Kumpel, der Anfang des Jahres nach Wacken gezogen war, eingemietet, Nach einer Begrüßung und einigen Kaltgetränken machte ich mich auf die Suche nach einem Wackenticket, hatte es doch leider nicht mit einer Akkreditierung oder Gästeticket geklappt…. War mir mein Glück am heutigen Morgen doch hold geblieben, den ersten sympathischen Metaller hatte ich angesprochen und erhielt mein Wackenticket zu einem fairen Preis. Aus Dank luden wir den neugewonnen Freund zum Grillen ein und es stellt sich schnell heraus, der gute Mann war auf unserer Welle, motiviert, witzig und willens, vier Tage durchzurocken. Nachdem er seine drei Kinder und Ehefrau zuhause gelassen hatte. Ich erhielt mittags mein Wacken-Band, beim Inclusions-Camp A, da ich die Jungs und Mädels vom sozialen Projekt „Inclusion Muss Laut Sein“ bereits kannte. Nach kurzem Talk mit dem Projektleiter Ron Paustian und Briefing waren wir auf dem neuesten Stand.


HAGGEFUGG


Vincent: Die erste Band am heutigen Tage hieß für uns HAGGEFUGG, die auf der Wackinger Bühne um 17:00 Uhr auftraten. Sie präsentierten uns Mittelalter Rock mit Pagan-Einflüssen in deutscher Sprache. Die Herren waren in Mittelaltergewandung gehüllt, also Met-, Sauf-Mucke mit Spaßfaktor. Das Wetter war sonnig und die Stimmung ausgelassen. Gleich im Anschluss ging es direkt wieder in den Ort Wacken, zur Metal Church…


DORO


DORO
Ja, ja - das Bild ist nicht aus der Metal Church, sondern vom Freitag-Auftritt Doros auf einer der Hauptbühnen.


Vincent: Jaaaaa, euer Herr Heinecke musste über seinen Schatten springen, in die Kirche gehen und sah sich ein ungewöhnliches Konzert von der Metal Queen Doro an. In dieser Dorfkirche herrschte Partystimmung, voll bis auf den letzten Platz wie wahrscheinlich nicht einmal zu Weihnachten, die Metaller hatten das Sagen.. Doro trat ein und wurde von Securities zur Kanzel begleitet, dort wurde dann auch losgelegt. Brasilianer und Südamerikaner hatten ihre Landesfahnen gespannt und feierten ihre Metal Queen ab. Doro lief durch die Kirche und stieg auf die Bänke, ein älterer Fan fiel direkt vor ihr auf die Knie und sang mit. Nach einer Stunde und dem Klassiker „ALL WE ARE“ und vielen weiteren Hits verließ ich durchgeschwitzt und einer neuen Erfahrung reicher die Metal Church wieder.


STIFF LITTLE FINGERS


Philipp: Im Grunde müssten wir mittlerweile am Dienstag anreisen, wenn wir noch in Ruhe grillen und ‘nen Dorfspaziergang durchziehen wollten. Beides fällt nämlich heute flach, da nach dem Aufbauen von Zelten und Pavillon bereits TRAITOR im Hntergrund lärmen. Aber ich schaffe es immerhin, rechtzeitig zu den STIFF LITTLE FINGERS im Zelt zu stehen. Schon witzig, dass ich diese Band ausgerechnet in Wacken zum ersten Mal sehe, obwohl ich ihr „Inflammable Material“-Album (1979) seit Ewigkeiten liebe. Es ist erstaunlich voll, was man ja noch mit mangelnden Alternativen erklären könnte. Aber richtig viele Leute singen auch mit, weshalb ich davon ausgehe, dass es sich in den wenigsten Fällen um „Zufallspublikum“ handelt. Jake Burns an Gitarre und Gesang ist das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Seine Stimme klingt immer noch gut – frisch und unverbraucht kommen Punkrock-Klassiker wie „Wasted Life“, Nobody’s Hero“ oder „Barbed Wire Love“. Wobei die Nordiren auch anders können, was sie zum Beispiel im Ska-Cover „Doesn’t Make It Alright“ von den SPECIALS unter Beweis stellen. Viel Applaus gibt es auch für eine Ansage von Jake Burns zu einem neuen Song namens „My Dark Places“, in dem es um Depressionen geht. Burns habe diese selbst erlebt und folgert: „Please, please, if you ever find yourself in this situation, then talk to somebody, search for help!” Zum Schluss gibt es die größten Hits “Suspect Device” und “Alternative Ulster”, die natürlich auch den Stimmungshöhepunkt markieren. Immer noch eine sehr gute Band, die auf jedem Festival abräumen dürfte.


REZET


Philipp: Nun aber ab zur Wasteland Stage, wo heute TRAITOR, REZET, DUST BOLT, EVIL INVADERS und TOXIC HOLOCAUST thrashen. REZET sind bereits dabei, genau dies zu tun. Ich habe mir vorher noch nie ein Konzert auf dieser Bühne angesehen, offenbar ist sie dieses Jahr deutlich größer als bisher. Auf dem Gelände ist richtig viel los und REZET nutzen ihre Chance. Es ist ihr erster Auftritt mit dem neuen Gitarristen Heiko Musolf, der optisch schon mal hervorragend in die Band passt, da er wie aus einem Bilderbuch über Achtziger-Thrasher herausgebeamt aussieht. Laut Ricky ist sein Spielvermögen aber durchaus auch ein Einstellungsgrund gewesen, haha: „His guitar playing and impressive stage performance instantly blew us away.“ Neben den bekannten Stücken „Reality Is A Lie“, „Minority Erazer“ oder „Have Gun, Will Travel“ gibt es auch was Brandneues zu hören. Ich glaube, das Ding heißt „Thunder Raiders“, bringt auf jeden Fall Abwechslung ins Set, da es sich um einen Midtempo-Schieber mit sehr einprägsamem Refrain handelt. Guter Auftritt, der einen besseren Sound verdient gehabt hätte, denn das geile Drumming von ättt klingt leider etwas zu mumpfig.


DUST BOLT


DUST BOLTDUST BOLT


Philipp: Die umtriebigen DUST BOLT ziehen gehörig Leute vor die Bühne und entfachen gleich einen Massen-Circle-Pit, der eine riesige Dreckswolke aufwirbelt. Schön laut kneten die Bayern uns ihre Thrash-Massage in die Nacken. Ich finde die Band live deutlich geiler als auf Platte. Denn ich besitze zwar zwei Scheiben von ihnen, könnte aber echt nicht sagen, ob sie davon nun was gespielt haben. Doch wenn auch wenig hängenbleibt, so wird man von der Bühnenaction und vom konstant hohen Energielevel mitgerissen. Die vier schütteln unentwegt ihre arschlangen Matten und wirbeln über die Bühne – da macht es einfach Spaß, zuzugucken. DUST BOLT können heute völlig ohne Übertreibung von sich sagen, sie hätten die Bühne abgerissen: Denn Gitarrist Flo Dehn schafft es tatsächlich, dass sich durch seine Sprünge eine Bühnenplatte verschiebt und er kurz in der entstandenen Lücke verschwindet! Und die Band hat sogar einen Song mit dem Titel „Mind The Gap“, hahaha! („Violent Demolition“ passt natürlich auch gut…) Zum Glück ist offenbar keinem etwas passiert.

Anke Bläck: Ein kräftiger Appetizer zum Start kann wohl nicht schaden und wird uns auf der Wasteland Stage mit ordentlich Feuer und Getöse präsentiert. Zu den ständigen Feuerfontänen, die unwillkürlich vor der Bühne gezündet werden und teilweise lauter sind als der Sound, quälen die Herren von DUST BOLT ordentlich ihre Geräte. Sie haben richtig Bock, den Leuten einzuheizen und toben regelrecht über die Bühne! Die Menge versteht die Botschaft und antwortet mit amtlichen Gehüpfe und Gerempel. Zwar kenne ich die Band bisher nur vom Namen, werde aber von der hiesigen Energie gleich abgeholt. Einige Songs, die ich jedoch nicht zu unterscheiden vermag, erfreuen wir uns kopfwackelnd an dem Spektakel. Sicher wären wir auch noch bis zum Ende geblieben, gäbe es auf einem solchen Festival nicht noch die anderen tollen Bands, die man nicht verpassen möchte…

DUST BOLT



FISCHER-Z


Strecker: Ich mache mich etwas später auf den Weg zum Gelände und gucke noch kurz bei Dust Bolt rein, die auf der Wastland Stage spielen. Musik und Mad Max Optik des Wasteland passen gut zusammen. Leider stehe ich etwas zu weit hinten und der Sound ist dort dünn und so macht das Konzert nicht wirklich Spaß. Ich bummele daher durch das Wackinger Village und gönne mir ein Metbier, bevor es zu den Zeltbühnen geht. Hier kann ich noch den Rest von Fischer-Z sehen. Der Name Fischer Z sagt mir seit Ewigkeiten etwas, aber außer „Marliese“ kenne ich keinen Song und genau diesen Song kann ich dann auch noch hören. Der Stimmung nach zu urteilen war das Konzert wohl gut. Ich muss wohl mal You Tube befragen, ob Fischer Z noch einen zweiten Song geschrieben haben.


FISH


FISHFISH


Anke Bläck: Als wir im Zelt (Headbangers Stage) ankommen, ist die Atmosphäre irgendwie gemütlich und hat so etwas von einem großen Wohnzimmerkonzert. Die Alben von Marillion (mit FISH) habe ich seit der Jugend gehört und freue mich riesig, diese Stimme jetzt mal live hören zu können – offenbar wie viele andere, die ebenfalls entspannt plaudernd auf den Start warten. Dann geht es endlich los: ein älterer Herr - optisch unaufgeregt gekleidet wie ein Hochschuldozent – betritt die Bühne und wird lange jubelnd begrüßt. Von Beginn an werden wir mit feinen Klängen und dem typischen Marillion-Sound verwöhnt, denn tatsächlich entstammen viele der gespielten Songs wie zum Beispiel „Hotel hobbies“, „Warm wet circles“, „That time of the night“, „The last straw“ oder auch „Torch song“ dem Album „Clutching at Straws“ aus dem Jahr 1987. Zwar erreicht die Stimme von FISH nicht mehr ganz den Druck und auch die Höhen von damals, doch erkennt man von Song zu Song mehr das Charakteristische des Sängers. Andächtig und genussvoll wiegt die Menge (so gut es geht) zu den langsam-proggigen Takten, feiert im nächsten Moment aber auch frenetisch hüpfend die schnelleren Songs wie „Incommudicado“. Es gibt keine unnötigen Pausen, stattdessen jedoch immer wieder mal gelungen-bissige Kommentare in Richtung Trump und Theresa May, die dem Auftritt noch mehr Bedeutung verleihen und auch vom Publikum geteilt werden. „I´m scottish!“ – Ja, FISH, wir sind bei dir, musikalisch und überhaupt…  

Strecker: Nun geht es los mit der schottischen Nacht auf der Zeltbühne. Erst gibt es Fish und im Anschluss Nazareth zu sehen.

Das Zelt ist gut gefüllt, aber nicht überfüllt was sich im Laufe des Abends noch ändern soll. Ich mag zwar den leicht poppigen Prog-Rock von Fish ganz gerne mal hören, aber heute ist es mir irgendwie zu ruhig. Gerade bei einem Festivalauftritt hätte ich schon erwartet, dass etwas mehr Augenmerk auf die rockigen Songs gelegt wird. Ist leider nicht so und so gibt es viele ruhigere Songs zu hören, die natürlich handwerklich perfekt gespielt und gesungen werden, aber so richtig will der Funke auf mich nicht überspringen und wohl auch nicht auf einen Großteil der Zuhörerschaft. Zumindest werden die Anti-Trump und Anti-Brexit Ansagen lauter bejubelt als die meisten Songs. „Incommunicado“ gibt es zum Schluss aber noch zu hören und so bin ich zufrieden mit dem Konzertauftakt. Trotzdem werde ich mir Fish lieber wieder auf einer kleinen Bühne und nicht auf einer großen Festivalbühne angucken.


FISH


EVIL INVADERS


Philipp: Ob jetzt DUST BOLT oder EVIL INVADERS mehr Action machen, ist kaum zu beantworten. Ich hab jedenfalls richtig Bock, die Belgier mal wieder zu sehen, ist das letzte Mal im Bambi Galore doch tatsächlich fast zwei Jahre her. Joe und seine Band fletschen die Zähne und entfesseln den totalen Heavy Metal Wahnsinn. Und mittlerweile haben sie auch diverse Songs im Gepäck, die fiese Widerhaken besitzen und sich in vielen Thrasherhirnen verankert haben. „Pulses Of Pleasure“, „Mental Penitenciary“, „Tortured By The Beast“ und „Feed Me Violence“ erzeugen einen Menschenklumpen mit unzähligen Tentakeln. Vor der Bühne: Staub! Auf der Bühne: Nebel! Über der Bühne: Feuer! Denn auf den Dächern der Wasteland-Stage sind ja so Flammenwerfer-Roboter installiert, die jetzt zur untergehenden Sonne loslegen. Als ich kurz mal zu NAZARETH gehen will (kein Reinkommen mehr), sehe ich den Anblick von weitem: Untergehende Sonne, Feuersäulen, Nebel und höllenrotes Bühnenlicht, darin die fliegenden Köppe der EVIL INVADERS = herrlicher Anblick. Mit dem VENOM-Cover „Witching Hour“ wird der Klumpen vor der Bühne noch mehr zusammengematscht, bevor „Raising Hell“ mit irrem Gekreisch, Überschallgeschredder und Bassdrumgewitter diesen Totalabriss beendet. Killer!


TOXIC HOLOCAUST


TOXIC HOLOCAUSTTOXIC HOLOCAUST


Philipp: Geht es noch geiler? Tatsächlich: ja! Ex-VLADIMIR HARKONNEN-Klampfer Tobi zerrt mich in die die erste Reihe und meint: „Das müssen wir uns von ganz vorn geben!“ Da wir nun ganz rechts direkt unter den Boxen stehen, denke ich noch, was für eine bescheuerte Idee dies doch sei. Aber dann knallen uns Joe Grind und seine beiden Knechte so dermaßen heftig eins vor den Latz, dass mir fast Hören und Sehen vergehen. Mit „War Is Hell“ und „Wild Dogs“ haben TOXIC HOLOCAUST zwei der besten Songs ausgewählt, die mit roher Gitarrenarbeit, straighten Beats und diesem eingängig-räudigen Gesang zum Headbangen zwingen. Plötzlich macht es „SWOOOOSH!“ und eine absurde Hitze versengt mir das Angesicht. Was, was war das? Über uns, also wirklich fast DIREKT über uns ballert einer dieser Flammenroboter Feuerfontänen über unsere Köpfe. Ich muss kurz überprüfen, ob ich jetzt nicht eine Glatze spazieren führe. Den Rest des Konzertes speien diese Flammenwerfer so übertrieben oft Feuer und das gefühlt von allen Seiten, dass ich aus dem Lachen nicht mehr herauskomme. Nee, echt, das ist der pure Heavy-Metal-Genuss gerade. „Reaper’s Grave“, „Death Brings Death“, „In The Name Of Science“, “Acid Fuzz”, “The Lord Of The Wasteland” (wie passend!) und das alles zerstörende “Nuke The Cross” sind weitere Stationen dieses Höllenritts. Das beste TOXIC-HOLOCAUST-Konzert, das ich je gesehen habe und überhaupt eine der besten Shows in Wacken (was zugegeben auch an unserem letztendlich genial gewählten Standort lag). Nun kann nichts mehr kommen und ich gehe direkt zur Aftershowanalyse über.


TOXIC HOLOCAUST



NAZARETH


NAZARETHNAZARETH


Stefan: Ich beschließe, das diesjährige Wacken mit zwei Bands zu beginnen, die ich tatsächlich in meiner 27-jährigen Konzertlaufbahn noch nie gesehen habe. Das Thrashfeuerwerk auf der Wastelandstage verpasse ich dadurch leider fast komplett. Allerdings ist meiner Meinung nach der Sound auf dieser Bühne auch nie wirklich gut, wenn ich denn dort mal verweile.

Nach dem schon sehr überzeugenden Auftritt von FISH auf der Headbangers Stage geht es im Zelt auch direkt auf der W.E.T. Stage mit NAZARETH weiter. Die Mehrheit kennt diese eher durch Schmonzetten wie "Love hurts" oder "Dream on" (die natürlich auch gespielt werden), allerdings haben sie auch exzellente Hardrockscheiben wie bspw. "Razamanaz" oder "Hair of the Dog". Altersgemäß ist natürlich weitaus weniger Bühnenaction angesagt als bei den Bands auf der Wastelandstage, aber speziell Neusänger Carl Sentance (auch Persian Risk oder Don Airey Band) macht seine Sache sehr gut und lässt mich Originalsänger Dan McCafferty fast komplett vergessen. Seine Stimme ist nicht ganz so rau und kratzig, passt aber perfekt zu den Songs. Eine Zeitreise durch 40 Jahre Hardrock bei gutem Sound. Sehr überzeugend!

Strecker: Weiter geht es mit Nazareth, die sich bereits 1968 gegründet haben und damit genauso alt sind wie einer der Autoren des Berichts. Welcher wird natürlich nicht verraten. Im Gegensatz zu Fish gehen Nazareth deutlich rockiger zu Werke und verzichteten auf Mitsingspielchen. „Love Hurts“ wird natürlich gespielt. Überwiegend werden aber die rockigen Songs wie z.B: „Hair of the dog“ gespielt und es wird ein sehr kurzweiliges und unterhaltsames Konzert. Die Band und allen voran Sänger Carl Sentance sind sehr agil und haben merklich Spaß an dem Konzert. Der Spaß und die gute übertragen sich natürlich auch auf das Publikum und die Band wird gut gefeiert. Demnächst spielen Nazareth im Albatross und ich bin schon gespannt, ob das Konzert ähnlich gut wird.


NAZARETHNAZARETH



SEPULTURA


Strecker: Obwohl die Luft und die Hitze im Zelt auszuhalten waren, geht es nun erst mal wieder nach draußen und zurück in die Wastelands. Auf dem Weg dorthin werde ich aber aufgehalten und muss mit an den Bierstand. Dies dauert etwas länger und ich kann Toxic Holocaust nur am Rande gucken. Der Eindruck ist gut. Mehr kann ich zu dem Konzert leider nicht sagen. Der Plan war nun, zurück ins Zelt zu gehen und dort Sepultura zu gucken. Den Plan haben aber noch ein oder zwei andere Leute und in das Zelt wird niemand mehr rein gelassen. Pech gehabt. Nach einem Abstecher in das Rendsburg Camp geht es für mich zurück in das Dremu Camp, schließlich liegen noch drei Festivaltage vor mir.

Vincent: Im Dorf Wacken hatten sich die Fans versammelt und feierten, als wir zur BULLHEAD-City-Zeltbühne aufbrachen, um die brasilianischen Helden von Sepultura zu bewundern. Um 23:00 Unr legten Sepultura mit ihrem Sänger Derrick los, der Muskelmann mit der tiefen Stimme präsentierte uns Lieder vom aktuellen Album. Das BULLHEAD-City-Zelt war gut gefüllt und Sepultura hatten die Wackenheads im Griff. Lieder wie „Arise“, „Refuse/ Resist“, „Roots Bloody Roots“ wurden gerockt. Im Anschluss gingen wir zum Grillen und ließen diesen gelungenen Festivaltag ausklingen.

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