Horror Vacui, Noorth / 23.08.2018 - Kiel, Alte Mu - FKK

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Ich war zwar schon diverse Male in der Alten Mu, das gestrige Event im FahrradKinoKombinat war aber das erste (richtige) Konzert in diesem (herrlichen) Kieler Etablissement.

Als ich die ersten Plakate sah, dass „Horror Vacui“ in dem Gebäude der ehemaligen Fachhochschule und jetzigem Kreativzentrums Kiels spielen sollten, froite ich mich schon darauf. Deren Album „The Return Of The Empire“ landete 2015 häufiger auf meinem Pladdenteller. Komischerweise habe ich irgendwie nicht wirklich mitgekricht, dass die Band aus Bologna mit „New Wave Of Fear“ in diesem Jahr eine neue Rille rausgebracht hat.


So machte ich mich auf nach „Kielliamsburg“ und war erstaunt, wie viel dort im Allgemeinen los war. Im ersten Raum wurde fleißig „Tischtennisrundlauf“ gespielt, in den Galerien saßen Menschen draußen und drinnen, es wurde geprobt, gewerkelt und im FKK spielten die (laut Facebook-Seite) 2018 in Kiel gegründeten „Noorth“ (die ich im Übrigen nicht kannte) vor gar nicht mal so wenigen Personen.

Den Sound würde ich in Richtung waviger-Indiepostirgendwas mit Flanger-Gitarren a la Joy Division/Wipers o.ä. und Robert Smith-artigem Gesang verorten, der in den 80ern auch einige Leute vor die Bühne gelockt hätte. Musiker waren gut eingespielt und die irgendwie scheinbar etwas unsichere/schüchterne Performance des Frontmanns, die aber sympathisch und nicht Attitüden-mäßig aufgesetzt wirkte, brachte einige Gestalten (nebenbei sehr bunt gemischter Haufen an dem Abend: [Alt-]Goth[Punk]s, Hipster, Normalos, Punkigere und Skater beispielsweise) zum Shoegazen bzw. Dancen bzw. Rumschunkeln. Dachte mir während des Gigs, dass die Boys auch gut in eine der Endszenen der letzten Twin Peaks-Staffel in der Bar mitspielen hätten können. Wäre nicht fehl am Platz gewesen. Den Zuhörern hat es gefallen, das merkte man an den Reaktionen.


Im Anschluss (fand ich super, keine lange Pause zwischen den beiden Bands) kamen „Horror Vacui“ auf die Bühne. Wer sie nicht kennt (und kein Bock hat, sich im Internet ein eigenes Bild zu machen), die Musik is ein bunter Mix aus Death-Rock, Punk und Goth, der wie bei Noorth tiefe Wurzeln in den Achtigern hat. Der (sehr hallige) Gesang erinnerte mich häufig an den (frühen) Andrew Eldritch. Allesamt waren in Schwarz gekleidet, der Iro des Sängers (mit Mikroständer) unterstrich auch optisch die punkige Seite der Italiener. Ich muss ehrlich sagen, dass ich gern häufiger Konzerte dort sehen würde. Beleuchtung, Ausstattung fand ich sehr stimmig (auch wenn ich das sonst eher ranzig mag), sehr coole Location, wie ich finde. Fand es wirklich gut, auch wenn es mir recht kurz vorkam (trotz Zugabe). War so aber sehr arbeitnehmerfreundlich.


Bin ja eh nicht so ein Scheuklappentyp und finde, dass die Gemeinsamkeiten so einiger musikalischer Sparten größer sind als die Differenzen. Die Atmosphäre des Gigs ließ einen Zeit und Raum verschwimmen. Weiß auch nicht, wie ich gerade darauf komme, aber hätte auch gut in einem untergrundigem Schuppen in Berlin, kurz bevor die Mauer fiel, gepasst. Pladde sowie T-Shirts gab es für sehr faire 12 € (gibt es eigentlich noch Bands, deren Shirts nicht von Gildan sind?).


Es ist jetzt auch müßig, darüber zu sinnieren, warum gerade die hipperen Leute (ich behaupte einfach mal, dass zumindest ein paar Personen, wäre das Konzert in anderen Locations gewesen wäre, nicht anwesend gewesen wären) bei vielen vielen anderen tollen Highlights nicht kommen, aber gut, ist halt so. Ich finde die Alte Mu aber auch richtig geil und hoffe, dass die örtlich Politik hier kein Mist baut und erkennt, was Kiel in dieser wunderbaren Oase für Hammer-Sachen kreiert, bereitstellt, bietet. Richtig gut!


Danke an die Leute, die sich permanent darum kümmern und uns Musikliebhabern ein Schmankerl nach dem nächsten kredenzen! Danke auch an die Leute vor Ort!
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