Arterials, Beginnings / 18.08.2018 - Kiel, Schaubude

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Wenn man im Leben mal woanders war (ob nun weit weg oder weit weit weg) und andere Kulturen mitsamt der auch Gesellschaft prägenden Eigenschaften, merkt auch spätestens dann der geneigte Live-Musik-Liebhaber, was wir hier alles zu schätzen wissen (sollten). Ich bin mir sicher, dass sich dessen viele bewusst sind. Die (Infra-) Strukturen, die hier in ein paar wenigen Jahrzehnten für Subkulturen geschaffen worden sind, kann man umso mehr wertschätzen, wenn man sich gewahr wird, dass es solch Voraussetzungen anderorts nicht gibt bzw. noch ganz am Anfang des Entstehens ist (is natürlich auch n spannender Prozess, das Beobachten jener). Ich schweife ab, ich weiß, aber irgendwie is mir das gestern (warum auch immer) stets vorm inneren Auge in den Sinn gekommen. Wie schön das is, dass man die Möglichkeit(en) hat, einfach in der Nähe irgendwo hinzugurken, um sich Leute anzugucken, die mit Passion das Ventil gesucht haben, das andere wiederum beim Zugucken/-hören ebenso begeistert. Szene eben. Hoffen wir, dass es auch in der heutigen Zeit immer wieder Leute geben wird, die an dem Fortbestand (in welcher Form auch immer) beteiligt sind/werden, um somit eine lebendige (Underground-)Kultur zu erhalten.



Und somit zum gestrigen Konzert von Arterials bzw. Beginnings: den Anfang machten die Arterials (es wurde wohl kurzerhand der Slot gewechselt, dachte nicht als einziger, dass Beginnings anfangen würden). Wer das nicht mitgekricht hat, ne (relativ) neue Band aus HH mit bekannten alten Recken ausm regionalen Umland. Der Name einer alten Band steht auch immer noch auf einem Amp. ;)

Was soll man sagen, man merkt der Band die Erfahrungen der Vergangenheit an, und das meine ich absolut positiv, also nicht im Sinne von „professionell dahingeklatscht“. Von den (ein paar Stunden davor ) 86 Leuten, die an der Veranstaltung bei FB interessiert waren, waren schätzungsweise die Hälfte dort (nicht klicken, kommen!). War irgendwie dennoch angenehm gefüllt, hatte fast mit weniger gerechnet, weil die meisten Leute heutzutage bei unbekannten/neuen Bands zu Hause bleiben (was ich nach wie vor nicht verstehen kann), Feedback beider Bands war demzufolge auch gut. Aber natürlich denke ich mir, dass an einem Samstag für die Acts mehr verdient gewesen wäre. Zunächst noch mit dem typischen Respektkreis (obwohl die beiden Frontmänner es dieses Mal noch schwerer machten, da beide on the floor sangen), der sich auch nicht völlig löste. Es gab aber schon einige, die dancten bzw. abgingen. Die Songs gingen stante pede ins Ohr, ich mag melodischen Punkrock mit Kratzstimme. Die Liedchen waren zudem abwechlsungsreich, neben schmissigen und melodischeren Parts wurden auch knüppligere/hardcorigere eingeschoben. Da fühlte ich mich in eine Zeit in diesem Örtchen, als u.a. mit der Konzertgruppe „Conformists Concerts“ zahlreiche Hardcore-Konzerte stattfanden (HC is ja schon ein wenig stiefmütterlich behandelt worden in der letzten Zeit, auch wenn es hin und wieder n paar Schmankerl diesbezüglich gibt), erinnert.

Blutige Schlagzeughände gab es auch noch, ich fand den Auftritt echt gut und freue mich auf die nächsten Releases/Konzerte. Das Album „constructive summer“ auf Gunner Records is auch seit einiger Zeit raus.

Apropos Erinnerung. Zwei Gesichter bzw. eine Stimme kamen mir bei folgenden „Beginnings“ schon irgendwie bekannt vor. Der eine (von zweien) Gitarrist erweckte mit seiner energischen Mimik und dem stechenden Blick ein Dejavu in mir. Kurze Internet-Recherche später: Wasted/I Walk The Line! Beide einige Male live gesehn, von beiden ne Pladde! Und der andere war der Sänger, dessen (höherlagige) Stimme mich mitunter an Zoli oder Ray Cappo erinnerte. Auch da, kurze Internet-Recherche später: I Defy, deren Pladde „The Firing Line“ habe ich doch auch irgendwo im Regal stehen.

Ich kann mich auch wirklich noch an das Konzert in der Schaubude erinnern (obwohl das echt ne Ewigkeit her is (wahrsheinlich so 15 Jahre her), auch weil das n supi Freunde-Abend war.

Ich kannte die Band vorher nicht, war demnach überrascht und fand sie doch ziemlich geil (also: lohnt, raus aus der Butze und ma wat „wagen“). Es wird ja immer auf Hüsker Dü und Rites Of Spring verwiesen, Hüsker Dü kenn ich zwar, aber nicht genug, dass ich das bestätigen könnte. Bei ROS schon eher, Ian MacKaye hätte sie damals (oder auch heute) bestimmt ins Dischord-Haus eingeladen. Die zweite Gitarre fand ich super mit dem variantenreichen Gegniedel und wie bei Arterials wurden mehrstimmige Passagen groß geschrieben! Gerade ein Lied kam mir aufm Nachhauseweg nicht aus m Ohr!

Ein schöner Konzertabend! Danke an alle Beteiligten!

Album von „Beginnings“ kommt am 5.10. per Rookie raus, ein erstes Video haben sie auch veröffentlicht.




https://www.youtube.com/watch?v=EFS9Z-EKrlc
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