MDC, SCHEISSE MINNELLI / 15.07.2018 – Kiel, Schaubude
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Donnerstag, 19. Juli 2018 13:08
- Geschrieben von Philipp Wolter
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SCHEISSE MINNELLI sind im Grunde als gleichwertig geil anzusehen, auch wenn sie sich den Legendenstatus von MDC erst noch erspielen müssen. Aber daran arbeiten sie, das muss man echt mal sagen. Am Merch liegt schon wieder eine neue Single und Sam kündigt auch den nächsten Longplayer an, von dem heute diverse Stücke präsentiert werden. Sind also weiterhin kontant fleißig und ja auch live ohne Unterlass am Start. Qualitativ halten sie weiterhin ein hohes Level, der Gig fetzt mal wieder genau zwischen die Kauleisten. Die erwähnte neue Single ist übrigens richtig gut, die Stücke flott, eingängig und versiert gezockt. Auch die neuen Stücke krachen gut rein. Sam meint, dass seine Stimme vom Touren schon total abgefuckt klinge, was ich ehrlich gesagt kein Stück höre. Mit „Socially Retarded“, „Robby’s Liver“ oder „Skate A Holic“ haben wir natürlich auch Bekanntes zum Mitschmettern. Das Publikum ist gut gelaunt, aber heute sehr auf Zusehen bedacht. Naja, issen Sonntag. Als Drummer Marlon meint, wir könnten doch mal näher kommen, entlässt uns „Dash“ netterweise mit den Worten „Ach, lass sie doch. Is Sonntag und so“. Das Ding wäre an sich schon super gewesen, aber am Schluss kommt der Überraschungshammer: Plötzlich holen sie einen Typen auf die Bühne, der sich als Barry von RKL entpuppt und mit diesem werden dann die RKL-Classics „Feelings Of Hate“ und „Think Positive“ gezockt. Da schmeißt du doch dein Hirn an die Wand!
Wie kommt es überhaupt zu dieser Konstellation? Meine Verwirrung klärt sich in einem entspannten Straßenschnack mit Sam, Dave und weiteren Vögeln. Barry D spielt nämlich seit einiger Zeit bei MDC Gitarre, was SCHEISSE MENNELLI natürlich gleich für diese Coveraktion genutzt haben. Teile der SCHEISSE-Jungs fahren übrigens jetzt nach Hause, während Sam und noch ein MINNELLI (vergessen, wer) bei DR. KNOW im Tour-Line-Up zocken, die wiederum MDC supporten. Haha, es ist alles eine große Straßenfamilie.
Zur MDC-Besetzung gehört übrigens auch der Originalschlagzeuger, beim Bassisten bin ich mir nicht sicher, wie er heißt, aber die Hackfresse hab ich schon häufiger auf der Bühne gesehen. Die ganze Truppe ist natürlich mittlerweile in einem betagten Alter und hat – noch wichtiger – über Jahrzehnte das D.I.Y.-Punk-Ding durchgezogen. Vor uns stehen also ca. 200 Jahre auf der Bühne, Gesamtanzahl der Zähne würde ich auf ca. 80 schätzen. Die vier Haudegen mögen auf der Straße etwas fahrig und zerschossen wirken, ihr Handwerk haben sie aber hart im Griff. Der Schlagzeuger versetzt den Songs den Old School-Punch und Drive, den sie benötigen. Dave trägt ein Animal-Liberation-Front-Shirt und wirkt motiviert. Er macht mittlerweile mehr Pantomime als durch die Gegend zu springen, wirkt aber energiegeladen und mitteilsam. Während der 2015er Auftritt in der Bude ja recht enttäuschend war, konnten MDC 2016 mit D.O.A. im Hafenklang wieder voll überzeugen. Der heutige Gig liegt ungefähr auf diesem Level, wobei Dave stimmlich ordentlich rasselt, aber nicht auf den 2015er Sprechgesang zurückgreifen muss. Die Band greift na logisch in ihren Riesensack voller Hits und zaubert daraus u.a. „Corporate Deathburger“, „My Family Is A Little Weird“, „Dead Cops“ oder „John Wayne Was A Nazi“. In den neuen Songs („Mein Trumpf“…) und den Ansagen dazu bekommt vor allem Trump aufs Maul, was junge und alte Punker*innen applaudieren lässt. Geiles Ding, super Sound von JoyBoy, angenehm besucht – da kannste danach zufrieden sein und den Abend ausklingen lassen. Die Band hätte eigentlich einen tobenden Mob verdient gehabt, aber Dave Dictor ist danach auch so voll auf Sendung und nimmt sich Zeit, mit allen zu quatschen. Beim nächsten Mal geh ich wieder hin.
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