DESCENDENTS, A WILHELM SCREAM, SPIDER / 10.07.2018 - Hamburg, Markthalle

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Was für ein Hammer, die DESCENDENTS zusammen auf Tour mit A WILHELM SCREAM! (Dass noch eine dritte Band spielt, erfahre ich erst am Tag des Konzertes.) Beide Bands habe ich noch nie zuvor gesehen, beide höre ich gern und häufig. So geht es offenbar vielen Menschen, denn die große Markthalle ist heute ausverkauft. Einzig schade: Heute spielen auch VISIGOTH, STRIKER und BOOZE CONTROL im Bambi. Argh, da zerreißt es einen doch fast!



Vor der Markthalle eine endlose Begrüßungsorgie, heute ist so ziemlich jede*r da. Die erste Band SPIDER eröffnet dennoch vor sehr überschaubarer Kulisse, da die meisten Besucher*innen es vorziehen, im Foyer abzuhängen und Fußball zu glotzen. Fehler, denn SPIDER wissen mit Old School HC/Punk zu überzeugen. Es handelt sich um eine recht neue Band, deren Mitglieder aber mit den DESCENDENTS zur Schule gegangen sein könnten. Der Sänger bewegt sich auf eine Art und Weise, die mich an frühe Achtziger erinnert. Schön unklischeehaft, alles aus dem Bauch raus, aber mit roher Power und Finesse zugleich. Diese LA Punks gefallen mir gut, stellen eine willkommene Ergänzung und Überraschung dar.


Nun endlich mal A WILHELM SCREAM. Die Band brennt, das hört man ja bereits auf Platte. Was für ein musikalischer Overkill! Die Gitarren bretzeln und frickeln in PROPAGANDHI-Manier, können aber nicht von der unfasslichen Melodiedichte der drei Gesangsstimmen ablenken. Drei, denn neben Hauptsänger Nuno Pereira singen auch Gitarrist Trevor Reilly und Bassist Brian Robinson mit Inbrunst. Zum Glück hört man ab und zu auch winzige Fehler, sonst müsste man angesichts der dargebotenen Perfektion schon fast argwöhnisch werden, ob hier nicht vom Band nachgeholfen wird. Aber nichts da, dat ist alles live. Die permanente Bühnenaction bringt den jetzt endlich vollen Saal auch schnell zum Kochen. Mit „I Wipe My Ass With Showbiz“ zocken AWS auch meinen persönlichen Songfavoriten. Totale Attacke, bei der man eigentlich aus dem Grinsen gar nicht mehr rauskommt.


Großes Hallo, als DESCENDENTS auf die Bühne kommen. Vielen geht es wie mir, sie haben die Band noch nie live gesehen. Es ist wohl auch über zwanzig Jahre her, dass sie mal in Hamburg gespielt haben. „Suburban Home“, „Everything Sux“ und „Hope“ werden mega abgefeiert und laut mitgebrüllt. Etwas irritiert bin ich ob der Tatsache, dass Milo einen Behälter an einem Tragegurt am Oberkörper hängen hat. Einen kurzen Moment lang erschrecke ich sogar und denke, dass der Arme einen Katheder gelegt bekommen hat. Doch dann nimmt er aus dem Teil einen Schluck – Entwarnung, es handelt sich also um eine Trinkflasche. Macht er das immer so? Schon ziemlich nerdig. Mit launigen Ansagen dirigiert uns dieses lebende Stück Musikgeschichte durch ein erfreulich langes Set. Ohne Scheiß, ich glaube, es sind über dreißig Songs, welche die DESCENDENTS heute spielen. Ich denke mehrfach, dass die Band bestimmt gleich aufhören werde, stattdessen kommen diese Freaks immer mehr in Fahrt und werden schließlich ca. zehn Zugaben spielen. Die proppevolle Halle feiert mit wilden Pits, in denen immer wieder ein schweißnasser und glitschiger Moorloch-Eyk auszumachen und zu spüren ist. Highlights sind schwer zu nennen, da eigentlich alle Stücke mitgesungen werden, aber ich freue mich besonders über „Shameless Halo“, „I Don’t Want To Grow Up“, das rasende „Coffee Mug“, „When I Get Old“ und „I’m The One“. Am Ende klettert Milo sogar noch auf die Boxentürme und schmettert von dort aus – im Gegensatz zu meiner oben geäußerten Befürchtung sind die DESCENDENTS also noch voll im Saft und werden uns hoffentlich noch lange erhalten bleiben.


Herrlicher Konzertabend, wieder eine Lücke geschlossen.

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