SKELETONWITCH, DIVIDE / 23.06.2018 - Kiel, Schaubude

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Da steht er nicht...und da auch nicht. Auf Toilette hat er sich auch nicht versteckt. Hm….was ist heute bloß mit dem Wolthers Philipp los? Ist der etwa nicht hier? Eine kurze Nachfrage im Kreis der immer gleichen Gesichter vor der Schaubude lässt mich zusammenschrecken: „Der ist bei Silly auf der Krusenkoppel!“, lautet die einhellige Antwort, „Schön staubigen Ostrock hören“. Da sind dann bald wohl auch Karat oder City Aufnäher auf der Kutte und die Judas Priest wie auch die  Nightwish Patches müssen weichen. Sei es drum, dann muss ich wohl den Konzertbericht schreiben.




Skeletonwitch aus Athens, Ohio, sind zu Gast in Kiel und das ist nach einigen eher beschaulichen Monaten in der Schaubude ja mal eine echte Ansage. Getoppt wird das ganze nur von Crowbar, die in Kürze ebenfalls die (für sie definitiv zu) kleine Bühne betreten werden. Einlass 19:00, Beginn 20:00 Uhr – heute alles etwas früher, da es danach noch Disco für die Großen und Eis für die Kleinen gibt.


Anfangs ist es noch recht leer vor der Eingangstür, aber meine Befürchtung, die Millionäre mit den derbe schönen Frisuren und den krass geilen Tattoos aus der Nationalmannschaft werden heute Abend alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Später bei Skeletonwitch ist der Schuppen mehr als gut gefüllt.


Den Anfang aber machen Divide aus Kiel. Das Death-Metal Duett eröffnet das Set mit dem typischen Todes-Gerumpel. Wenig später klärt der düstere Sound aber bereits auf und erstaunlich modern gehen die beiden Herren hier zu Werke. Die typischen Merkmale aber bleiben – die Geschwindigkeit ist größtenteils als „flott“ zu beschreiben, der Gesang wird gegrunzt. Dies aber in einer durchaus angenehmen Weise, da noch einige Wortfetzen im Ohr des Besuchers hängen bleiben und nicht nur gutturaler Lärm den Gehörgang sprengt. Der hier nicht vorhandene Bass fällt nicht weiter negativ auf - durch die tiefer gestimmte Gitarre ist der Sound mehr als kompakt und knallt fett aus den Boxen. Noch dazu beweisen Divide Humor, in dem sie von ihrem Debut Album berichten. Dies war vor 9 Jahren veröffentlicht worden und brauchte nur 6 Jahre, um ausverkauft zu werden. Dazu herzlichen Glückwunsch!


Nun aber ist es Zeit für fuckin‘ Skeletonwitch. Hastig beginnt der Umbau in der Schaubude. Auf der Bühne ist jetzt nur noch Platz für das opulente Schlagzeug und einige zusätzliche Boxen. Der Rest der Band nimmt Position vor dieser ein – genau da, wo der Boden von den verschütteten Getränken immer so klebt und wenn man ihn betritt, schmatzende Geräusche von sich gibt. Wie man da Montags bei der Punk-Gymnastik die Yoga Matten wieder losbekommt ist mir nebenbei ein Rätsel. Womöglich ist es ratsam, einen Spachtel gleich mit in die Sporttasche zu packen, um jene damit zu lösen.

„Red Death, White Light“ brettert uns als erstes entgegen, gefolgt von „I am of Death“ und „Crushed beyond Dust“ folgen. Lyrik für‘s Herz, schmachtend und voller Gefühl vorgetragen, braucht hier keiner erwarten. Adam Clemens, inzwischen der dritte Sänger, brüllt, kreischt und schreit die Texte heraus, springt vor das Publikum und lässt es – mal umgangssprachlich gesagt – so richtig krachen. Dazu headbangen beide Gitarristen wie auch der Basser, als würde in diesem Moment ihre Lieblingsmusik laufen. Ok, vermutlich ist dies gerade auch der Fall.

„Fen of Shadows“, „Black Waters“, „When Paradise fades“ lauten die nächsten Titel, bevor mit dem  anschließenden „Beyond the Permafrost“ ein Highlight der Band dem schwitzenden Publikum offenbart wird. So geil hat noch kein Sänger vor Mr. Clemens den Chrous (oder die Textzeile) mit der Ortsangabe, wo das Unheil lauert, gebrüllstöhnt.

Zuletzt hatte ich Skeletonwitch (im Package mit den finsterbösen Goatwhore und den genialen Mortals) mit Andy Horn (u.a. Cannabis Corpse) als Sänger im Hafenklang gesehen - finde die heutige Performance aber sogar noch besser. Ist dies nun blackened Thrash? Oder thrashened Black? Oder blashend Track? Ich denke, Skeletonwitch machen ihr eigenes Ding, da trotz dem ganzen Geballer irgendwo noch eine Melodie hängen bleibt.

„Gorge upon my Soul“ und „Well of Despair“ macht auch dem letzten im Publikum klar, wir sind hier heute nicht, um Spaß zu haben. Es folgen noch „Temple of the Sun“, „This evil Embrace“ und „Beneath dead Leaves“. Alles super Geknüppel! Das teilweise stark alkoholisierte Publikum geht auch richtig mit!

Besonders sympathisch wirkte Nate Garnette, einer der beiden Gitarristen. Dieser hatte an dem kleinen Weg zu den Toiletten Platz bezogen. Immer wenn jemand auf diese wollte, hob er den Hals seiner Gitarre - einer Schranke gleich - über den vorbei gehenden hinweg und spielte weiter, als wäre nichts gewesen. In so einem kleinen Schuppen haben Skeletonwitch bestimmt auch schon länger nicht gespielt.

Zum Abschluss eines sehr gelungenen Konzertabends gibt mir der zweite Gitarrist Scott Hedrick (er betreibt nebenberuflich einen Waschsalon in Bummstown, Ohio) noch einige Pflegetipps für die Wäsche, die ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten darf:

1) Ist etwas zu weit, dann heiß waschen, damit es einläuft.

2) Ist etwas zu eng, dann kalt waschen, damit es sich weitet.

3) Und passt doch etwas mal perfekt, dann am besten gar nicht waschen – sonst wird es entweder zu weit oder zu eng.

Photos von Jan ML folgen (irgendwann).

Kommentare   

+1 #1 Philipp 2018-06-26 17:01
Freut mich, dass ich vermisst wurde... Tatsächlich war ich überraschenderweise nicht bei SILLY (mein Nachbar dafür schon), sondern hab mit den Vladis in Münster gezockt.
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