CROWBAR, THE MOTH / 17.04.2018 – Hamburg, Monkeys Club

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Eingangs darf ich kurz autobiographisch abgehen: CROWBAR begleiten mich jetzt bereits seit 26 Jahren, seit 1992 also, als nämlich das Debutalbum der Sludge/Metal-Legende „Obedience Thru Suffering“ erschien, welches mich auf Anhieb begeisterte. Mehr als mein halbes Leben lang… Elf Alben und unzählige Konzerte zeigten und zeigen CROWBAR seitdem eine beeindruckende Konstanz, befindet sich doch kein Stinker in der Diskographie und schwächelten die Schwergewichte live dabei nicht ein einziges Mal. In den Nuller Jahren wurden die Zeitspannen zwischen den Platten länger, Kirk Windstein war wohl mit DOWN recht ausgelastet, doch die letzten drei Paukenschläge erschienen wieder im Zwei-/Drei-Jahrestakt und die Tourdichte hat sich massiv zu einer einzigen Tour-around-the-Globe erhöht. Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Albums Nr. 5 „Odd Fellows Rust“ gibt es jetzt eine erneute Reise, auf dem Roadburn werden CROWBAR diese Platte sogar zur Gänze darbieten. Das nächste runde Ding könnte 2019 das dreißigjährige Dienstjubiläum markieren. Aber erst mal heute schön einen reinsludgen in diesem Laden namens Monkeys Club, in dem ich tatsächlich noch nie war!

 
Der Schuppen liegt in Altona und ist vom dortigen Bahnhof fußläufig selbst für Blinde schnell zu erreichen und zu finden. Einfach immer rechts an der Wand abtasten und plötzlich rein in einen größeren Innenhof, welcher eher nach Schrauberwerkstatt aussieht. Hier gastierte früher auch das KIR, welches ich allerdings ausschließlich in seiner Inkarnation in der Max-Brauer-Allee kennengelernt hatte. Nach der Löhnung geht es hinein in einen Raum, der in mehrerer Hinsicht interessant gestaltet ist: Der Tresen bietet fast 360-Grad-Beschnapsung und ist größer als die Bühne, es gibt eine Kneipe innerhalb der Kneipe, will meinen eine Art zusätzlichen Pub in einem Extraraum. Insgesamt recht gemütlich, vielleicht eher an eine 80er/90er Rockdisco erinnernd als an einen Liveclub. Die Preise sind korrekt (Bier 2,50 Euro), das Programm angesichts des Fassungsvermögens von maximal 300 Leuten schon fast spektakulär, spielen hier doch gerade im Punkbereich allein in den nächsten Wochen bekanntere Namen wie BUSTER SHUFFLE, ANGELIC UPSTARTS, BONECRUSHER, MAD SIN, CONFLICT, NO FUN AT ALL, DIE SKEPTIKER, GENERATORS, RICHIE RAMONE oder COCKNEY REJECTS. Da bucht jemand mit Power.
 

THE MOTH sind ein Hamburger Trio, welches der geschätzte Kollege Doom Fränk als „Mischung aus Stoner und Sludge“ bezeichnet hat, „die nicht ganz so schmutzig ist wie der typische Sludge, aber doch mehr knallt als der handelsübliche Stoner“ (Dremu-Bericht zum Auftritt der Band in der Alten Meierei im Juni 2017). Das trifft es! Allerdings gerät der Sound arg undefiniert. Es ist zwar laut und es drückt auch gewaltig, aber gerade der Gesang geht im Mix fast vollständig unter. So ist für mich kaum auszumachen, ob Bassistin Cécile und Gitarrist Freden eher schreien oder eher singen. Das lässt die Darbietung auf Dauer leider monoton werden. Schade, denn die Band wirkt engagiert und sympathisch, bangen mindestens zwei ihrer Mitglieder doch später bei CROWBAR in den ersten Reihen (ja, das IST für mich definitiv die Definition von „sympathisch“). Ich muss die Band wohl irgendwann noch mal sehen, um ein Urteil zu fällen zu können.

 
Bei CROWBAR stimmt der Sound von Anfang an – wie im Grunde bei jedem ihrer Gigs! Es ist ein regelrechter Genuss, sich in diese akustischen Wellen fallen zu lassen. Mit Macht branden „High Rate Extinction“ und „All I Had (I Gave)“ über uns hinweg, jedes Riff ist körperlich spürbar, und Kirk Windstein leidet sich so hingebungsvoll durch die Songs, dass es zusätzlich durch Mark und Bein geht. Man sieht also sofort, dass CROWBAR heute nicht das Roadburn-Set spielen. Aber üben müssen sie dafür, und so gibt es mit „Behind The Black Horizon“ (von der „Odd Fellows Rust“) später gar eine Überraschung, einen laut Windstein bisher noch nie live gespielten Song, den wir heute als Live-Premiere erleben. Dafür muss der Kerl an seinem Bart of Doom herunterblicken auf einen selbstgeschriebenen Zettel mit den Lyrics dieses Songs. Einzig in diesem Stück klingt der Gesang und der gesamte Vortrag der Band auch nicht ganz so felsenfest sicher. Herrlich! Todd Strange lässt unfassbar gewaltige Grooves aus seinem Fünf-Saiter donnern – immer wenn ich gucken will, ob der Hüne auch alle fünf Saiten bedient, verrutschen mir die Kontaktlinsen, kein Wunder bei 120 db. Absolute Highlights im Set sind für mich „Planets Collide“ mit seinem Jahrhundert-Riff und den schwermütigen Vocals, das brutale „The Conquering“ und der Smasher „Like Broken Glass“. Kirk Windstein ist bei bester Laune. Obwohl die Band mit großem Ernst zelebriert, genießt sie doch ganz offensichtlich die Musik und den Support des gut gefüllten Monkeys. Bester Moment: Jemand schreit „Don’t Stop!“ und Windstein ergänzt wie aus der Pistole geschossen: „Believin‘! Hold on to the feelin‘!“ Schönen Dank auch, jetzt hab ich den ganzen Tag lang ‘nen harten JOURNEY-Ohrwurm. Wir gönnen uns das komplette Konz aus nächster Nähe, können die Tattoos auf den Waden Windsteins studieren (links THIN LIZZY, rechts MOTÖRHEAD) und die Biere zählen, welche die Band während der Show wegschlürft.
 

Don’t stop!
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