DR. LIVING DEAD!, COMANIAC, REZET / 26.01.2018 – Hamburg, Hafenklang

0 Dislike0

Faszinierend an DR. LIVING DEAD! finde ich ja, dass sie es jetzt schon auf vier Alben geschafft haben, ihr Konzept des SUICIDAL-meets-Thrash Metal-Crossovers frisch und spannend durchzuziehen. Die Band ist einfach fit und schreibt gute Songs, die abwechslungsreich und doch auch eigenständig genug sind. Außerdem sind sie live eh ein Killer und Garant für einen guten Abend.

Ein zusätzlicher Klopfer ist dann noch, dass „unsere“ Schleswiger REZET den begehrten Supportslot für die gesamte Tour ergattern konnten (neben den mir bis dahin unbekannten COMANIAC). Geile Sache, aber dass der Mob dann derart am Rad drehen würde, hätten wir auch nicht gedacht. Let’s read it:



Hui, obwohl wir echt den Zug um 17:30 Uhr genommen haben und alles flutscht (weiß nicht, warum alle immer über die Bahn meckern, ich habe irgendwie so gut wie nie schlechte Erfahrungen gemacht), haben REZET bereits begonnen, als wir vorm Kläng stehen. Zum Glück sind sie erst im dritten Song und wir drängeln uns gleich in die erste Reihe. Dort dengelt uns das schön fix ballernde „Minority Erazer“ um die Rüben. Die vier Hunde haben heute einen Supersound, so dass die Gitarren so richtig schreddern und knattern. Alles ist top zu hören und kommt sauheavy. Erst später im Gespräch merke ich, dass Ricky ziemlich erkältet ist, was man aber auf der Bühne überhaupt nicht hört. Schon die Shirts, welche REZET heute tragen, verdeutlichen ihre Einflüsse zwischen Punk, Thrash und Rotz: SLIME, CORONER, BODY COUNT und - hö - VLADIMIR HARKONNEN. Und natürlich zocken sie heute wieder das DEAD KENNEDYS-Cover „Chemical Warfare“. Mir fällt übrigens auf, dass REZET sich mittlerweile mehr auf der Bühne bewegen und z.B. Lucas und Otto immer mal hin- und herrrennen, um die Positionen zu wechseln. Thrash with class, der dem schon zahlreich erschienen Publikum gut reinläuft. REZET sind definitiv ein passender Opener für den Abend!
 

COMANIAC erscheinen mir auf den ersten Hör zunächst etwas sperrig. Auch sie bewegen sich im Thrash Bereich, allerdings sind ihre Songs weniger straight oder flüssig aufgebaut, der Sound war bei REZET auch etwas krispeliger. Und doch… die Schweizer Band hat etwas Spezielles, was nach und nach die Hörer*innen einfängt. Einige Parts reißen einem förmlich von den Socken und lassen die ganze Hütte hemmungslos Fistraising betreiben. Der Verweis im Bandnamen (-> ARTILLERY) ist gar keine schlechte Referenz. Ist eigentlich heute Tag des geschmackvoll gewählten Shirts? Bei COMANIAC entdecke ich u.a. TESTAMENT („The New Order“), ATHEIST („Unquestionable Presence“) und FIRST AID. Und ich mag ja gern Schwizerdütsch hören, zumal die Ansagen sehr sympathisch ausfallen, denn der Sänger/Gitarrist feiert die anderen Bands und verrät uns, dass man in der Schweiz eigentlich nur an zwei Dinge denke, wenn der Name Hamburg falle, an – natürlich – die Reeperbahn und an WARPATH. Das ist mal interessant, da Bands wie HELLOWEEN oder RUNNING WILD generell ja doch als bekannter gelten. Anyway, COMANIAC thrashen sich letztlich gut in meine Gunst rein. Up the hammers! 

 

Die schwedischen Doktoren operieren dann am offenen Herzen und zwar sowohl mit chirurgischer Präzision als auch unter unfassbarem Rumgespritze. Letzteres ist aber zum Glück kein Blut, sondern dem bald herumfliegenden Bier geschuldet. Der Boden ist danach bis zum Mischpult von Scherben und klebrigem Sud gepflastert! Und das mit Recht, denn DR. LIVING DEAD! spielen all ihre Stärken aus: Uptempo, Stakkato, Riffs, Riffs, Riffs und nicht zuletzt dieser Erstliga-Sänger, der aggressives Raubtier-Shouting, den Tom-Araya-Gedächtnis-Scream und verdammt krasse Melodie-Power zu stemmen vermag. Was eine schon auf Platte überdurchschnittliche Band aber zum Livehammer werden lässt, ist die heute an den Tag gelegte Spontanität und der Spielwitz. Immer wieder werden offenbar ungeplant Songs angespielt und von den anderen Bandmitgliedern aufgegriffen, von PRIEST, MAIDEN und irgend so ein Euro-Dance-Schrott ist auch dabei (Jan erkennt den Titel). Noch besser finde ich die Momente, in denen Dr. Mania sich über deutsche Namen lustig macht, einen Frontrowbanger mit „Heinrich Schäferhund“ anredet und einen Songinhalt damit beschreibt, dass es um das Abhängen in der Lieblingshood gehe, „may it be on tour or at home - in your case Heinrichstraße“.        
Songs wie „Cosmic Conquerer“, „TEAMxDEADx“, „Civilized To Death“, „Revenge On John“ oder “Dr. Living Dead” wetzen so vehement und effektiv, dass mir fast der Kopf wegfliegt. Super! Und was sagt der T-Shirt-Check? Auch hier pure Stilsicherheit: DISSECTION, CORROSION OF CONFORMITY, DARK ANGEL, IRON MAIDEN… Dazu kommen natürlich die Totenkopfmasken, wie gewohnt mit Bandanas druff. Insgesamt spielen DR. LIVING DEAD! trotz zwei weiterer Bands amtlich lange und lassen sich mehrfach für Zusatzsongs zurückbrüllen, die offenbar nicht allabendlicher Standard sind.

 

Nächste Station: AUDREY HORNE!

Kommentare   

+4 #2 Philipp 2018-02-14 10:27
Sehr geile Fotos! Der Titel sagt mir nichts, aber das ist bestimmt auch gut so.
Zitieren
+4 #1 JanML 2018-02-14 02:44
Jetzt auch mit Fotos! Der angespielte Eurodancesong war natürlich das weltweit bekannte "No Limit".
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv