Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi – “Das nullte Kapitel” Tour 2018

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/ Support: Daniel Freitag – Ausverkauft!





„Das Peng gebar sich selbst im Dichterdarm des Wörterwals. Es wuchs über Tage und Jahre bis es Finger auf den Augen und Ohren an den Füssen trug. Es tanzte durch die Blutbahn des Wals, bis es den Rand seines mächtig pumpenden Herzens erreichte. Dort erblickte es das leise singende Bing, das den Wal am Leben erhielt. Es kroch voran zum Auge des Tieres, nahm allen Mut zusammen und sonderte sich als Träne ab, um mit dem Ozean zu verschmelzen. Der Ozean war eine raue Seele und schleuderte ihn durch haushohe Wellen und reißende Strudel hinab in die Tiefen seiner unermesslichen Weite. Und dort, im schwärzesten Schwarz, erwartete ihn das Monster. Es griff mit Saugnapf besetzten Krakenarmen nach ihm und zog ihn sanft in seinen Schoß. Seit diesem Tag suchen sie gemeinsam nach dem Verfasser des nullten Kapitels.“ (aus: „Das Nullte Kapitel“)

Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi sind nach „Expedition ins O“ von 2013 mit ihrem zweiten Band-Studioalbum zurück und es geht darauf laut Peng „wieder um bestimmte Dinge (und auch Gefühle).“

Neben den Tentakel-typischen Sujets wie Wahnsinn, Erleuchtung oder skurrile Monster, wird auf „Das Nullte Kapitel“ unter anderem die Kreiszahl Pi auseinander klamüsert, mit rasierten Igeln in einer irren Traumreise durch Spiegelkabinette gejagt oder die Menschheit nach und nach vom marodierenden Planeten gefegt. Surrealer Text trifft beschwippste Mitsing-Refrains, Metaebene trifft heimliches Augenzwinkern. Erstmals im Themen-Angebot: die klassische Liebes-Schmonzette.

Produziert und aufgenommen wurde erneut im bandeigenen Berliner Studio, zusammen mit dem langjährigen Toningenieur der Band Jens Güttes. Galten die Tentakel mit ihrem musikalischen Kuriositätenkabinett aus Bürsten, Töpfen, Fahradklingeln, Betonkübeln, brummelnden Kontrabässen und präparierten Gitarren lange Jahre als die HipHop-Band mit den baufälligsten Instrumenten, haben sich auf der neuen Platte auch ein paar Synthesizerklänge eingeschlichen, die dem maroden Charme des Bandsounds eine abgespacte Note geben. Ordentlich rumpeln tut es natürlich nach wie vor.

Daniel Freitag:
Vom Theater in die Pop-Clubs

Berlin – Man darf durchaus ein paar illustre Namen bemühen, um die eindrucksvolle Musik des Berliner Singer-Songwriters Daniel Freitag zu beschreiben. Die britische Indie-Helden Radiohead sind eine der möglichen Referenzen.

Oder die hoch geschätzte US-Artpop-Truppe Grizzly Bear. Oder die bayerischen Kollegen The Notwist, deren Produzent Olaf Opal auch bei Freitags Solo-Debüt „Still“ (Akkerbouw Records) mitmischte. Aufhorchen lässt zum einen die Stimme des 31-Jährigen, die ihn in ähnliche Falsett-Höhen trägt wie die Frontmänner oben genannter Bands, Thom Yorke und Ed Droste. Respekt nötigen aber auch die exquisiten Arrangements und unverbrauchten Sound-Ideen ab, die „Still“ zu einer unverhofften Indierock-Perle aus Deutschland machen.

Wenn etwa „Don’t“ als Pophymne mit kleinen Widerhaken bezaubert, wenn „Maria“ von einer zarten Gitarrenballade unvermutet in ein wildes Jazz-Crescendo kippt, wenn „Careful What You Wish For“ einen bombastischen Schlusspunkt setzt – dann fragt man sich verblüfft, wie dieser Daniel Freitag quasi aus dem Nichts auftauchen konnte. Aber ganz so wundersam ist die Entstehungsgeschichte dieses
Hybrids aus Indierock, Jazz, Avantgarde und Klassik dann doch nicht. Denn der aus Ostwestfalen stammende Freitag hat schon
eine Karriere als Theaterkomponist hinter sich, die ihn auf die kunstvollen Klangbilder seiner ersten Studioplatte vorbereitete.

An der Berliner Schaubühne steuerte er seit 2010 Musik zu Produktionen der Regisseure Thomas Ostermeier und Ivo van Hove
bei, mit Sandra Hüller („Toni Erdmann“) sang er in München. Die Top-Schauspielerin tritt denn auch im schrägen Video zu „Don’t“
als etwas andere Superheldin auf. Nach rund dreijährigen Aufnahmen in Eigenregie zusammen mit Musikern aus der Berliner Szene ist Daniel Freitag ein anspruchsvolles und doch zugŠngliches Album geglückt. Seine Pop- Talentprobe hat er mit „Still“ locker bestanden.

Für sein Songwriter-Handwerk gelernt hat er dabei von den Größten: „Aufgewachsen bin ich mit den Beatles, den Beach Boys und den frühen Genesis“, erzählt Freitag. Also Musik, die eigene Welten erschafft und einen mitnimmt an Orte, an denen man noch nicht war. Und das fand ich eine tolle Weise, Gefühle und Gedanken erfahrbar zu machen, die man mit Worten einfach nicht ausdrücken kann.

Ebendies habe er mit „Still“ versucht: „Zu erzählen, was ich anders nicht ausdrücken kann“, sagt der studierte Musikwissenschaftler. „Ich habe lange nach den richtigen Sounds und Instrumenten gesucht, vor allem habe ich aber auch lange nach meiner eigenen Stimme gesucht. Bis ich an den Punkt gekommen bin, wo sich die Musik emotional richtig angefühlt hat, hat es Jahre gedauert.“

Der Weg zu „Still“ war für Daniel Freitag also „eine Reise, bis ich bei mir musikalisch angekommen bin“. In diesem Album stecke „alles von mir drin, mein Scheitern, meine Angst, meine Liebe und meine Hoffnungen“. Man hört diesen Worten an, dass der Mann vom Theater kommt. Und seinen Songs hört man an, dass sie nicht etwa kühl experimentell, sondern tief empfunden sind.
 

19:00
€ 23,00 zzgl, Gebühr

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