HEXIS, FATHER SKY MOTHER EARTH / 14.12.2017 – Kiel, Alte Meierei

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Ich hätte es ahnen können. HEXIS, da klingt doch schon der Bandname nach Unheil und Verderben! Und tatsächlich: Nach dem Konzert, von dem ich gleich berichten werde, kaufe ich mir das neueste Album „Tando Ashanti“ der Kopenhagener in der Kassettenversion. „Warum nicht Vinyl?“, fragt Doom Fränk irritiert. Ich weiß es selbst nicht, folge irgendeinem inneren Impuls. Doch als ich das Tape am nächsten Morgen in meine Anlage schiebe und mich noch über seltsame gelbe Moderflecken auf der Hülle wundere, schrottet es tatsächlich mein Kassettendeck! Dieses Deck hat zwei Laufwerke und einen wunderbar warmen Sound. Das erste Laufwerk gibt sofort nach Einlegen des Tapes und Bedienen der Playtaste den Geist auf. Ich Idiot checke erst das zweite Laufwerk mit einer anderen Kase, merke, dass alles funktioniert, packe dann leider den verfluchten HEXIS-Tonträger auch in ebendieses Laufwerk – es ertönt ein schreckliches dissonantes Geräusch, ein letzter Aufschrei und dann schweigt auch dieses Laufwerk! Und zwar für immer. Auch der Bastelfreak bei HÖRT SICH GUT AN kann mir eine Woche später mit trauervolle Miene nur verkünden, dass der Patient leider verstorben sei.

HEXIS
Bild von Jan ML.


 
Beim Auftritt des Hamburger Drone Doom Duos FATHER SKY MOTHER EARTH lässt sich dieser tragische Fortgang nicht erahnen. Obwohl deren Musik andererseits auch nicht gerade hoffnungsfroh klingt. Die beiden Musiker huldigen dem unheilvollen Brummen, lassen sich dabei von einer eingespielten Schlagzeugspur begleiten. Nerdiges Detail: Diese Schlagzeugspur enthält keine Computerdrums, sondern wurde offensichtlich von einem Menschen eingezockt, klingt sie doch rumpelig as fuck. Verweigerung scheint das Ding des Duos zu sein. Gern stellt man sich mit dem Rücken zum Publikum, Kommunikation findet so gut wie gar nicht statt, weder Optik (beide tragen feine kartoffelsackartige Gewänder) noch Kompositionen entsprechen üblichen Genreklischees. So teilt man das erfreulich zahlreich erschienene Publikum in diese mit Fragezeichen auf der Stirn und jene, die sich bereitwillig dem doomigen Dröhnen hingeben. Ich mag das und schließe mich dem Kommentar eines Bandcamp-Hörers an: „Anthropologically relevant“.


HEXIS
Bild von der HEXIS-Facebook-Seite 


Bei HEXIS wird dann alles ausgeknipst, was Licht erzeugt, alles auf Elf gedreht, was Lärm erzeugt. Stimmt nicht ganz, denn von hinten blitzen Stroboskope, sodass die Nerven endgültig zerschossen werden und von den Musikern ausschließlich Silhouetten erkennbar sind. Man fühlt eher, als dass man es sieht, dass alle HEXIS-Musiker wie gestört headbangen. Die Musik wird als schwarzer undefinierbarer Klumpen aus der PA katapultiert. Einzelheiten sind nicht auszumachen, alles was zählt, ist das pure Geräusch. Was mögen die Gitarristen da eigentlich spielen? Riffs sind nicht wirklich auszumachen. Nicht mal beim Schlagzeug könnte ich sagen, was im Detail gerade passiert, also ob der Drummer gerade Toms, Bassdrum oder Snare zockt. Überflüssig zu sagen, dass auch der Gesang eher ein weiteres Instrument verkörpert (natürlich eines, das von Tod und Verwüstung kündet). Und doch lässt sich zu dieser massiven Attacke vorzüglich headbangen. Songtitel zu nennen, ist mir absolut nicht möglich und das nicht nur, weil ich die erworbene Kassette später ja nicht abspielen kann (auf dem Kiel Explode 2013 hatte ich mir ein Album gekauft, erkenne aber nichts davon wieder). Beeindruckend und von fürchterlicher Schönheit.

 
Ich weiß übrigens nicht, ob meine Kassette ein Einzelfall ist, aber holt euch im Zweifelsfall lieber die Vinylversion. Ich habe zwar mittlerweile ein neues Kassettendeck, aber die HEXIS-Kase landet da bestimmt nicht drin… Die schicke ich jetzt lieber einem schlimmen Feind, um den Tapedeckfluch auf ihn übergehen zu lassen…


Näxte Station: STUMLING PINS-Abschiedsfeierei!

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