WILD MOHICANS / 21.11.2017 – Kiel, Medusa

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Das ist definitiv wieder eins dieser Konzerte, an dessen Konzertreview ich länger sitze, als ich mich am Veranstaltungsort aufgehalten habe. Aber das heißt überhaupt nichts Schlechtes!


Steilvorlage für Freude von Tiermetaphern im Ostufer/Westufer-Battle: Auf meinem Weg zum Bus blickt mich ein Eichhörnchen aus riesigen Kulleraugen an – als ich mich nach einer Viertelstunde in einer völlig anderen Welt wiederfinde, rennen mir direkt vorm Medusa zwei fette glänzende Ratten über den Weg…

 

Nach einem Plausch mit dem Infernal Crust Commander, der übrigens eine Strichliste darüber führt, welche seiner Veranstaltungen man nicht besucht hat, treffe ich dann auch gleich weitere Bekannte. Derjenige mit dem weitesten Anfahrtsweg war offenbar noch nicht soo häufig auf einem HC/Punk-Konzert: Nach der nervigen Fahrt hoffe er jetzt, dass die Band jetzt auch anderthalb bis zwei Stunden abliefere. Äh, jaa…
 

Diese Hoffnung dürfte der Kollege dann wohl auch spätestens nach zwei Songs abgelegt haben. Denn diese Intensität kann kein menschliches Wesen auf „Rock in Rio“-Länge ausdehnen. Die Portland/OR-Punks WILD MOHICANS ackern sich in atemberaubendem Tempo durch ihre eruptiven Songs. Besonders beeindruckend ist dabei der Sänger Matty, und zwar sowohl in optischer als auch in stimmlicher Hinsicht. Der Typ erinnert mich rein physiognomisch an KIELÄR-Chef Hatto und er guckt auch genau so wütend drein wie Hatto früher, wenn er einen in der Schaubude mit einer Dose Holsten erwischt hat! Okay, vielleicht nicht ganz so wütend. Und was für eine geile Röhre hat der bitte (Matty jetzt, nicht Hatto)! Diese setzt er sehr rhythmisch ein, die ganze Chose tritt einfach massiv Arsch. Musikalisch irgendwie eine Mischung aus düsteren US-Brutalitäten a la POISON IDEA und 80er UK-Punk-Riffing. Geil! Fast überflüssig zu erwähnen, dass es textlich weder um Blumenpflücken noch um Strandurlaub geht – bei Titeln wie „Slit Your Throat“, „Broken Bones“, "Violent City“, „Polluted“ oder „Get Me Out Of This Hell“ kann man ja fast nur hoffen, dass sie nicht allzu autobiografisch sind. Neun Stücke sind auf ihrer einzigen Platte, die Drei-Minuten-Marke selten überschreitend, viel mehr Material existiert noch nicht, ihr könnt euch ausrechnen, wie lange WILD MOHICANS ungefähr zocken. Was aber voll klargeht, zumal fast alle Anwesenden morgen gleich zu SISTA SEKUNDEN gehen wollen. Da sehen wir uns wieder.
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