COLUMBIAN NECKTIES / 02.11.2017 – Kiel, Hansastr. 48

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Manchmal freut man sich monatelang auf ein bestimmtes Konzert, analysiert im Vorfeld die gesamte Discografie der betreffenden Band und diskutiert mit anderen Nerds mögliche Setlists (ein totales No-Go ist natürlich das vorherige Abchecken der Setlist im Netz – wer sowas tut, der blättert auch bei Romanen zum Schluss vor oder vergiftet Tauben im Park). Mag ich. Aber es kann auch geil sein, wenn man sich komplett überraschen lässt, die Band null kennt, ja, bis kurz vorm Konzi noch nicht mal etwas von dessen Stattfinden mitbekommen hat! So geht es mir heute: Wenige Stunden vor Einlass erfahre ich rein zufällig, dass die COLUMBIAN NECKTIES in der Hansastr. 48 zocken. Ich kenne lediglich den Bandnamen, habe bewusst noch nie was von denen gehört und dennoch ist der Name vage positiv besetzt. High Speed Rock’n’Roll im Stil von NEW BOMB TURKS, lese ich in irgendeiner Online-Quelle. Joah, all I need is a Rock’n’Roll band, somewhere near to play – and I’m on my way.


In der gemütlichen Kneipe der Hansastr. 48 erfahre ich dann, dass die Band schon mal in Kiel gespielt hat, und zwar 2002 in der Alten Meierei zusammen mit BAD DAYS und DEAN DIRG. Leider kurz vor der Geburt von Dremu, daher existiert hier kein Review dieses Konzerts, welches ich aber auch damals nicht besucht habe.
 

Die heutige Veranstaltung verläuft aus Veranstaltersicht wohl nicht so optimal. Die Supportband ist schlicht nicht erschienen, ohne dass es eine Ansage gab. Und fast bleibt auch das Publikum zu Hause! Zum Glück sind da ja ich und ca. sechs weitere Gestalten, die sich die Dänen mit dem fiesen Namen geben wollen (eine „kolumbianische Krawatte“ bezeichnet eine Hinrichtungsmethode, bei der dem Opfer die Kehle horizontal aufgeschnitten und die Zunge durch den Schlitz gezogen wird, sodass sie unterhalb des Kinns heraushängt wie eine, naja, Krawatte. Yuck. Angeblich sollen kolumbianische Drogenhändler gern zu dieser Exekutionsart greifen. Anatomisch ist das beruhigenderweise wohl völlig unmöglich, weswegen der Begriff offenbar der kranken Fantasie irgendeines Autors entsprungen ist.)
 

Da derartige Bands ja nie sehr lange spielen und es keinen Support gibt, müssen schon ein, zwei Brodersen zur Aufwärmung gegluckert werden. Im ICE-Tempo geht es dann auch los und ich bin schwuppdiwupp begeistert. Der NEW BOMB TURKS-Vergleich passt 1A, die Band zieht voll durch, rotzt einen kurzen Rocker nach dem anderen herunter und versprüht dabei eine herrliche Wildheit. Endgültig zur besseren Band dieses Genres werden COLUMBIAN NECKTIES durch den Sänger, der natürlich dreckig röhrt, aber das nötige Quentchen Melodie einbringt. Charismatisch ist der Kerl auch noch, ich mag vor allem, wie er sich mit tänzelnden Schritten bewegt und die Texte mit passenden Gesten begleitet. Ab und zu streut er einen juchzendes „Wuhu!“ ein, super! Die Band gehört zu den wenigen, die es sich nicht im Ansatz anmerken lassen, dass vor ihnen echt nur eine Handvoll Nasen steht. Im Gegenteil, es ist völlig evident, dass der Vierer Spaß auf der Bühne hat. Ich könnte übrigens wetten, dass Bassist und Gitarrist eineiige Zwillinge sind, denn Physiognomie und Style gleichen sich doch sehr. Der Theorie widersprechen allerdings unterschiedliche Nachnamen, aber vielleicht hat einer der beiden ja auch geheiratet und den Namen der Frau/des Partners angenommen? Ist ja auch egal, ich drohe abzuschweifen, zurück zur Mucke: Wichtig zu erwähnen ist ein ganz gehöriger Schwung PUNK, der in den Genen von COLUMBIAN NECKTIES vor sich hin randaliert. ZEKE, DEAD BOYS, WIPERS und solch geiles Zeug haben ihre Duftmarke in der Gitarrenarbeit und im Songwriting hinterlassen, wobei die Dänen so lange dabei sind (seit 1999), dass sie sicher selbst häufig als Einfluss genannt werden dürften.
 

Geiles Dingen, danach Album abgeerntet und noch auf’n Absacker im Hanging Garden reingeschnuppert. Schließlich ist schon fast Wochenende! Morgen dann: RAM im Bambi, wir werden an dieser Stelle berichten, bleibt dran, ihr Vögel!

Kommentare   

+1 #1 Philipp 2017-11-09 16:17
Einen weiteren Artikel über die Band hat übrigens Siggi Sick geschrieben, zusammen mit GUITAR WOLF im Hafenklang. Herrliche Lektüre:

http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=3355:guitar-wolfcolumbian-neckties12072011-hafenklang-hamburg&catid=15&Itemid=290
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