OLD STONE, GRIZZLY RIDER / 27.10.2017 – Kiel, Alte MU, Galerie Seepferdchen

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Erfreulich, wie gut besucht Konzerte in der Alten Mu sind. Zumindest war das bei allen Veranstaltungen der Fall, denen ich hier bisher beigewohnt habe. Ein wenig mag der Andrang dem Effekt geschuldet sein, dass die Leute schlicht Bock auf einen neuen Schuppen haben. Wobei die Alte Mu sogar mehrere Zockräume bietet – ich war bisher immer im Fahrrad Kino Kombinat, während das Ding heute in der gleich am Eingang gelegenen Galerie Seepferdchen stattfindet. Um es vorwegzunehmen: Das FKK find ich mit seinem kreativ-anarchistischem Flair etwas gemütlicher, in der Galerie SP musste ständig aufpassen, dass du auf dem Weg vom Eingang zum Zockraum nicht eins der Regale umstößt, auf dem sich fragile Kunstobjekte befinden. Möglicherweise ist aus diesem Grunde (zumindest heute) auch das Bier preistechnisch eher auf Schaubudenniveau – so schraubt man die potenzielle Anzahl grobmotorisch bedingter Ausfälle sicherlich herunter. Günstig ist das alles natürlich trotzdem immer noch! Eigentlich wollen wir auch HOMESPUN sehen, kommen zudem rechtzeitig an, um theoretisch noch das letzte Konzertdrittel abzugreifen, aber es gelingt einfach nicht, uns durch den Mob an bekannten Gesichtern zu drängeln – als wir mit allen Spackos ein paar Begrüßungsworte gewechselt haben, ist die Band leider schon durch.

 

Als ich eintrete, deutet Moe auf mein Bier (selbstredend eine Dose Holsten) und raunt: „Das ist das letzte richtige Bier, welches du heute trinken wirst!“ Er soll Recht behalten, gibt es drinnen doch lediglich Jever und irgendwas noch Ekligeres. (Für die Bands noch eine begrenzte Menge Nörten-Hardenberger, aber Scham und Moral verbieten mir, dieses den Musiker*innen wegzusaufen.)

 
Der GRIZZLY reitet wieder! Vielmehr: Wird geritten! Und zwar mittlerweile von Melli, die ihr zum Beispiel von den Schleswigern DISABLED oder von BRITNEY STEALS kennt. Das gibt der Sache gehörigen Dampf und eine gewisse Sicherheit im Zusammenspiel, kesselt „die Neue“ doch tight und wuchtig ihr Set zusammen. Strecker (g) und Klaus (b) scheinen dadurch etwas mehr aus sich herausgehen zu können, sodass die Band von der Bühnenpräsenz her nicht mehr so statisch wirkt. Das gilt allerdings nicht für Rosie, die weiterhin etwas sehr zurückhaltend wirkt. Ist natürlich nicht für jeden was, auf der Bühne den Hampelmann bzw die Hampelfrau zu machen, aber etwas mehr Action wär schon förderlich. Beim letzten Mal hatte ich auch den Eindruck, dass sich Rosie stimmlich krasser reingehängt hat. Anyway, mit ihrem Northern Doom Rock erfreuen GRIZZLY RIDER auch heute wieder alle Besucher*innen, deren Faves im Bermudadreieck zwischen EISENPIMMEL und VAN HALEN zu verorten sind.

 
Vom Bandnamen OLD STONE habe ich mir ehrlich gesagt wenig bis nichts erhofft und irgendwie eine Lahmarsch-Combo erwartet, die vor zwanzig Jahren gegründet wurde und seitdem drei Schützenfest-Gigs abgerissen hat, zwei davon volltrunken. Doch mitnichten! Das Trio rasiert stattdessen mit Shampoo! Am Schlagzeug sitzt ein richtiger Freak, der tatsächlich auch schon mal für ‘ne Tour bei REZET eingesprungen ist. Die beiden anderen Typen lassen ihn knattern, dengeln und brüllen dazu ebenfalls wie die Gestörten und so ergibt sich ‘ne Art Highspeed Rock’n’Roll/Hardrock, zu der sich die Hütte schnell füllt. Irgendwie vermisse ich plötzlich den ollen Sackers, der hier voll in seinem Element gewesen wäre und sein „Joho“ zwischen den Songs geschmettert hätte. Dafür gehen ein paar andere Insassen hart ab und können von OLD STONE gar nicht genug auf die Mütze bekommen. Ich zähle dazu und komme angesichts dieses Energieausbruchs gar nicht aus dem Grinsen heraus. „We Are Thunder“ haben die Jungs ihren ersten Tonträger betitelt und das ist gleichermaßen selbstbewusst wie passend. Eine echte Überraschung!

 
Wie und ob das wohl weitergeht mit GRIZZLY RIDER? Da können wir wohl nur abwarten und (geklautes) Nörten-Hardenberger trinken.

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