SAVAGE MASTER, COBALT, THE OBSESSED / 24.10.2017 - Brooklyn, New York, Saint Vitus Bar

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Die Saints Vitus Bar soll eine der besten Metal Venues Amerikas sein. Mit einer Kapazität von 350 ist sie eher klein, das muss aber ja kein Nachteil sein. Gelegen ist sie fast genau an der Grenze zwischen dem beschaulichen Queens und dem ebenso beschaulichen Brooklyn. Letzteres hat mit der 90er Jahre Attitude einiger NY HC Bands inzwischen wenig zu tun und ist eigentlich ein verhältnismäßig ruhiger Stadtteil. Nichtsdestotrotz sage ich mir auf dem Hinweg, dass die Strecke mich an einigen sehr dunklen Ecken vorbei führt und ich auf dem Rückweg wohl besser den Bus nehme - ansonsten bin ich da eigentlich sehr schmerzfrei.

The Obsessed



Die Saint Vitus Bar erkennt man von außen nur an dem riesen Gorilla, der vor der Tür steht, ein Schild oder ähnliches gibt's nicht. Dafür sind im Inneren die Bierpreise moderat. Ne Kanne Pabst Blue Ribbon (ungefähr ‘ne halbe Liter Dose) 5 USD - da hat man mir in der Williamsburg Music Hall bei Sleater-Kinney auch schon mal USD 14 für abgenommen. Dazu gibt's Unisex Toiletten, eine lange Bar und einen für die Kapazität eher kleinen Bühnenraum. Zu der Bühne müssen die Bands immer direkt durchs Publikum, einen Raum dahinter gibt es scheinbar nicht.


Saint Vitus Bar


Gleich im Inneren treffe ich auf Scott "Wino" Weinrich und da bietet sich ein kurzes Gespräch wohl an. Ich erfahre, die Tour läuft sehr gut, er trinkt nur noch wenig Bier und ab Ende nächsten Jahres darf er wieder in die EU einreisen, da seine Sperre wegen Drogenbesitzes dann abgelaufen ist. Eine The Obsessed Tour auch auf dieser Seite des Atlantiks wird also kommen. Sehr sympathisch, der Mann.

Eigentlich wollte ich nie einen Bericht über Savage Master schreiben, da jener von Siggi Sick bezüglich des Konzerts im Bambi meiner Meinung nach nicht übertroffen werden kann. Aber was soll's...


SAVAGE MASTERSAVAGE MASTER


Es sieht schon irgendwie lustig aus, wenn die vier Musiker von Savage Master der Größe nach geordnet, zur Bühne gehen und dabei Ketten und Henkerskapuzen tragen. Der geil fette Guitar Knecht hat nicht ein Pfund Gewicht verloren und beginnt sofort, wie ein echter Kerkermeister zu riffen. Würdig und gelassen haut er ohne Umschweife coole Old School Hymnen raus und ist sich auch für die obergeile Nerdbrille über der Henkerkapuze nicht zu schade - die meisten Soli spielt dann aber der ebenfalls schwergewichtige zweite Gitarrist.

Noch ist Platz vor der Bühne, das Publikum scheint die Band aus Kentucky noch nicht zu kennen. Doch kaum erscheint Sängerin Stacey im engen Leder Outfit samt Plattenpanzer BH auf der Stage und schreit die ersten Zeilen von „Black Hooves“ ins Mikro, gibt es kein Halten mehr. Der Mob ist entfesselt, Fäuste werden in die Höhe gerissen und Heavy Metal is King.

Obschon Savage Master gerade eine neue CD veröffentlicht haben, hauen sie lieber einen alten Kracher nach dem anderen in die tobende Crowd vor der Bühne - besser kann die Stimmung bei ‘ner zünftigen Hexenverbrennung im Mittelalter auch nicht gewesen sein. Es folgt „With Whips & Chains“ der nächste Kracher, das obergeile „Satan's Crown“ sofort danach.


SAVAGE MASTERSAVAGE MASTER


Stacey überzeugt derweil mit ausdrucksstarker Gestik und Mimik, die ich als geradezu Klaus-Kinskiesque beschreiben möchte. Ihr Schreigesang ist natürlich auch besonders - wenn nicht sogar speziell - aber hier passt er perfekt.

„Ready to sin“, „Dark Light“, „Burning Leather“ und „Sacrifice“ werden als nächstes von der Kette gelassen und an jener werden die Henkerknechte auch mal über die Bühne gezogen. Kein billiges Posing wie auf der Venus in Berlin, hier ist Old School pur.

„Child of the Witch“ und der „Necromancer“ knallen uns entgegen, bevor mit „Ripper in Black“ und „Death rides the Highway“ ein super Konzert zu Ende geht und die Henker mit durchgeschwitzten Kapuzen und beschlagener Brille ihr Schafott verlassen. Super Auftritt!

Ich stehe gerade am Mercher und möchte die neue CD "Creature of the Flames" kaufen, da steht der Kerkermeister persönlich vor mir und sagt, er kenne mich irgendwoher. Als ich ihm Hamburg nenne, lacht er und drückt mir gleich eine CD für lau in die Hand. Ich bestehe im Gegenzug aber darauf, ihm den nächsten Tequila zu bringen.

Später spricht mich Stacey auf meinen Poison Idea Aufnäher an und erklärt mir, dass sie die Band auch sehr geil findet - auch wenn's statt Metal Punk ist. Sie ist wirklich obersympathisch und jetzt kommt's:

Sie drückt mir drei weitere CDs  in die Hand, die ich hier bei uns an Metal Maniacs verteilen soll. Eine Verlosung ist wohl das Naheliegendste und findet demnächst hier über den Wolters Philipp statt.

Zudem spielen Savage Master auf dem Hell over Hammaburg - die Peitsche und die Ketten einpacken und hin da!

Cobalt hauen als nächstes in die Saiten. Die 4köpfige Band aus Greeley, Colorado war mir bisher völlig unbekannt und spielen eine Mischung aus Black Metal und Sludge. Immerhin vier Alben sind veröffentlicht und Profound Lore ist eigentlich schon ein klasse Label.

Passt an diesem Abend finde ich aber nicht so rein und ist ansonsten auch nicht so meins, aber beim restlichen Publikum kommt das an. Das Schlagzeug nur noch eine Wand, die Gitarre sägt an dieser. Der Sänger komplett durchgeschwitzt, freier Oberkörper und leichter Bierbauch, lebt die Songs und schreit und grunzt, derweil er uns auch mal den hinteren Ausschnitt präsentiert.

"Ich wäre gerne mal wieder zuhause", gesteht er uns. "Aber ich habe keine Freundin, also was soll ich da schon." The Show must go on und so knüppeln Cobalt dann weiter. Ehrlich, hart, krass.

The Obsessed, Winos erste und noch unerfolgreichere Band als Saint Vitus, möchte ich seit Jahren schon mal live sehen - oder besser, seit er sie nach seinem Abschied bei Vitus reformiert hat.

Er ist zwar als einziges Gründungsmitglied nach, aber als Sänger, Gitarrist und Song Schreiber steht und fällt alles ohnehin mit ihm. Seine neuen Mitmusiker enttäuschen jedoch auch nicht und das aktuelle Album reiht sich nahtlos in das Gesamtwerk ein.

"New York, you never let us down", bemerkt die Personifizierung des Doom, als er in das Rund des sehr gut gefüllten Clubs schaut. 250 sind es bestimmt, darunter auch ein sehr netter Bielefelder, eine Schweizerin und eben ich.


THE OBSESSED


Los geht's mit “Tombstone”, “Brother Blue” und “Sacred”. Alles geiler Old School Doom. Wino ist super bei Stimme, die Akustik den ganzen Abend auf höchstem Niveau. Fette, eingängige Riffs, gerne auch mal öfter wiederholt. Dazu scheppernde Becken und ein Bass, der mächtig wummert.

„Punk Crusher“ brettert als nächstes ins Publikum, ihr wohl schnellstes Lied. Mit „Protect and Serve“ kommt eines meiner Lieblingslieder. „Freedom“, „Streetside“, „Sky Bone“, „The Way she Fly“ - ist eine gute Mischung und die Stimmung passt. Zwischendurch spielt Wino auf seiner Black Princess - das hat Stil.

„Streamlined“ und „Be the Night“ sind zwei weitere Kracher, ehe es nach einem weiteren Lied und dem anschließenden „Sodden Jackal“ zu Ende geht.

Mit Zugaben allerdings haben alle Bands das hier nicht so. Trotzdem super und so gut wie erhofft.

Zurück geht's mit dem Bus, verpenne aber die richtige Haltestelle und steige deswegen in so ‘nem runtergekommenen Industriegebiet aus. Aber gerade um so eine brennende Mülltonne herum, lernt man die Einheimischen am besten kennen und schnell ist ein gemeinsames Gesprächsthema gefunden: Heavy Metal!!!

Kommentare   

+1 #2 Philipp 2017-11-20 17:48
So, habe die drei Gewinner gezogen. Es sind:

- Sylvain Jolly
- Deniz Süalp
- Tobias Kueblboeck

Glückwunsch!
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+2 #1 Philipp 2017-11-02 07:05
Die Verlosung hat begonnen:

http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5446:wir-verlosen-drei-exemplare-der-neuen-savage-master-ep-creature-of-the-flame&catid=13&Itemid=142

Ach ja, super Sache mit den USA-Liveberichten! Dank an Doom Fränk!
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