NAPALM DEATH / 10.08.2017 – Hamburg, Knust

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NAPALM DEATH hatten uns in Wacken (Bericht folgt, dauert aus offensichtlichen Gründen aber noch etwas) derart begeistert, dass Strecker und ich sie exakt eine Woche später gleich wieder gut haben können.

Auf diesem Lattenplatz vor dem Knust herrscht ein gleichsam entspanntes wie sportives Treiben. Viele hängen ab und trinken Bier, ein DJ legt auf, wobei die Power für seine Dreher nicht etwa aus der Steckdose kommt, sondern vom Publikum selbst, indem jeweils zwei Freiwillige auf Fahrräder steigen, auf denen der Strom für die Beschallung erzeugt wird. "Mit dem Lauterwerden der Musik nimmt der Trittwiderstand auf den Fahrrädern zu. Wird dann nicht genügend gestrampelt, geht der Strom aus und das DJ-Set ist unterbrochen. Basisdemokratie in der Kreativszene." (Infoflyer) Das Konzept kommt an, könnte aber noch auf das heute stattfindende Konzert ausgerichtet sein. Schön in die Pedale treten, um ein bisschen Grind zu hören, da hätte sich wohl auch Strecker auf die Drahtesel geschwungen…


NAPALM DEATH


Bilder von Jazzy und Börbel



Eine Vorband gibt es kurioserweise nicht, wofür sich Barney später entschuldigt. Aber NAPALM DEATH reichen absolut, um uns einen glücklich machenden Konzertabend zu bescheren. Mit den brutal glöckelnden „Apex Predator – Easy Meat“ und „Silence Is Deafening“ knattert die Birmingham-Legende los. An der Gitarre ist immer noch John Cooke. Ob und wann Mitch zurückkommt, bleibt weiterhin offen. Und obwohl mittlerweile zwei relevante Musiker fehlen (R.I.P. Jesse Pintado), büßt die Band verblüffenderweise nichts an Power oder Charisma ein. Shane Embury und Danny Herrera ackern sich mit ihrer urtypischen Art, die locker wirkt, aber enormen Punch und Druck erzeugt, durch die Songs. Barney tänzelt wie gewohnt unter Zuckungen über die Bühne, grinst zwischen den Stücken immer wieder höchst erfreut über den lauten Jubel. Seine Ansagen kommen heute besonders gut auf den Punkt – ich liebe das ja, wenn politischer Anspruch mit trockenem Humor verbunden wird. Immer wieder geht Barney auf Zwischenrufer ein, die meist bestimmte Songs fordern. „Not today, sorry, my friend“ oder „We will do that later in the evening, my friend“ bekommen diese Strategen dann zum Beispiel zur Antwort. Ansonsten geht es gegen Diskriminierung, Ausbeutung, Misogynie, Faschismus – dann steigert sich der Gute gern mal in einen kurzen Rant, brüllt schließlich den Songtitel und die Band ballert los.


NAPALM DEATHNAPALM DEATH


Besonders effektiv kommen für mich heute „Smash A Single Digit“, „Continuing War On Stupiditiy“, „Scum“, „Deceiver“, „You Suffer“ (hier “beschwert” sich ein Besucher scherzhaft, dass Barney ihn nicht vorgewarnt habe, er habe so gern mitsingen wollen, aber nun sei der Song schon vorbei, was der Sänger grinsend mit den Worten kontert, dass ein wenig Unberechenbarkeit sein müsse, sonst handele es sich um vorsehbares Programmabspulen, und das sei keine Kunst), „Unchallenged Hate“, „Suffer The Children“, „Everyday Pox“, „The Code Is Red… Long Live The Code“, das ANTI-CIMEX-Cover „Victims Of A Bomb Raid”, “Twist The Knife Slowly”, “Dear Slum Landlord”, “Nazi Punks Fuck Off” und natürlich “Siege Of Power”. Die Setlist ist also sehr abwechslungsreich, umfasst nicht nur die offensichtlichen Klassiker, was ich super finde, mag ich z.B. die „Diatribes“-Phase sehr gern. Es ist schon beeindruckend, welches Spektrum allein Barney stimmlich abdeckt, denn da ist neben diesem typischen Aggrogesang und den fiesen Kreischern mittlerweile auch dieser anklagende Sprechgesang dazugekommen, außerdem quieken John Cooke und Shane natürlich auch ab und zu in ihre Mikros. Und musikalisch kann man sich herrlich an den blanken Knüppelattacken erfreuen, aber auch zu den ultraschweren CELTIC-FROST-Riffs/Beats bangen. Der Mob geht gerade vorne gut ab. Ich wundere mich gerade noch, dass sich ein Typ mit zwei vollen Gläsern (!) an mir vorbei ganz nach vorne drängeln will, wo es so richtig brodelt, da dreht dieser sich auch bereits wieder um – das Bier tropft nicht nur, nein, es fließt geradezu von seiner Nase herunter, während die beidem Humpen nahezu komplett geleert worden sind.


NAPALM DEATHSetlist
 

Abschließend bleibt festzuhalten, dass NAPALM DEATH weiterhin aus allen Zylindern feuern und ein Konzertbesuch sich IMMER lohnt.

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