HEADBANGERS OPEN AIR / 29.07.2017 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 3

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Philipp: Der dritte und am stärksten besetzte Festivaltag lässt die Banger voller Vorfreude aus den Zelten springen. Grillung? Fällt heute aus, denn es gibt null Chance auf eine Pause. Mit LOUDNESS, RAVEN, TOXIK, BULLET, ATLANTEAN KODEX und ROCK GODDESS stehen sechs Bands aus der Champions League auf der Bühne, dazu kommt mit AXE VICTIMS eine nette Combo aus der dritten Reihe, die ich noch nie gesehen habe, und mit SILENT KNIGHT präsentiert die HOA-Crew gar noch einen Joker mit unbekannten Qualitäten.



AXE VICTIMS


Philipp: Ein besonderes Klangerlebnis erwartet einen auf den Dixieklos des Festivalgeländes. Während der entspannten Entschlackung erzittert das Gehäuse, vor allem die Snare-Hits peitschen hier erst so richtig rein. Dennoch gucke ich mir den Großteil des Auftritts dann doch lieber direkt vor der Bühne an... Lohnt sich auch, denn den Wuppertalern kann man eine gewisse Ausstrahlung nicht absprechen, die sich günstigerweise mit Spielbock paart. Vom einzigen Album „Another Victim“, welches Freunden deutschen Stampf-Metals ans Herz gelegt werden kann, kommen die zwingendsten Stücke des Sets, z.B. „Shoot From The Stars“, „Heartbreaker“ oder „For The Ladies“. Das ist unauffällig vor sich hin grummelnder Hardrock/Metal, wie ich auch von Bands wie GRAVESTONE, FAITHFUL BREATH oder STORMWITCH gerne hören mag. Keine großen Sensationen, aber solide gespielt und gut gesungen. Etwas schwächer muten die Nummern der Nachfolgeband UNIVERSE an, welche ihren Weg in die Setlist finden. Ein korrekter Opener, ich bin froh, dass ich diese Band jetzt endlich mal gesehen habe, nachdem „Another Victim“ seit 1984 doch so einige Runden auf meinen Plattenspieler zurückgelegt hat.


ATTIC

Philipp: So früh schon ATTIC? Darüber hat sich wohl so ziemlich jede*r Besucher*in gewundert. Die Band und ihre Crew schafft es aber in der Kürze der Pause die aufwändigste Bühnendeko aufzufahren und einen recht guten Klang auszuchecken. Dochte werden entzündet, Banner aufgestellt, passend zum Titel/Cover des kommenden Albums „Sanctimonious“ haben die blasphemischen Buben Kirchenaltargeländer/-elemente aufgestellt. Der Sound ist dann richtig dick und ATTIC überrollen den Garten mit ihrer unwiderstehlichen Mischung aus MAIDEN, MERCYFUL FATE/KING DIAMOND und DISSECTION. Letzterer Einfluss scheint in den neuen Stücken noch dominanter, sodass ATTIC auf keinen Fall als Copycats abgetan werden dürfen! Dafür ist das Songwriting auch einfach zu gut. Die neuen Stücke begeistern mich auf Anhieb (mittlerweile habe ich das Album und man kann von einer klaren Steigerung zum schon sehr gelungenen Debut sprechen), gleichsam werden ältere Songs mit Freude goutiert. Besonders „Join The Coven“, „The Headless Horseman“ und „Funeral In The Woods“ erzeugen diesen herrlichen Anblick unzähliger bangender Köpfe und fliegender Matten, den ich so liebe. Total super!


SILENT KNIGHT
          
Philipp: SILENT KNIGHT stammen aus Australien, sind mir bis jetzt vollständig unbekannt, haben aber bereits drei Alben und zwei EPs veröffentlicht. Ich würde ihren Stil als Mix aus US Power Metal und deutschem Speed/Heavy Metal a la früher HELLOWEEN/GAMMA RAY bezeichnen. Es gehört zu den erfreulichen Eigenschaften der HOA-Besucher*innen, dass diese in der Mehrzahl an unbekannten Bands interessiert sind und nicht stumpf saufend in ihren jeweiligen Camps hängen. Im Gegenteil, es füllt sich ordentlich vor der Bühne und die Band erkämpft sich mit einer engagierten Performance die Gunst der Crowd. So ertönen zwischen den Songs schließlich anfeuernde Chöre, die den Bandnamen schmettern. Natürlich sind die Zutaten nicht ungewöhnlich – Doublebassfeuerwerk, Galoppel-Riffs und Sirenengesang – aber der Zielgruppe gefällt’s und man kann Thomas und Jürgen zu einer gelungenen Überraschung gratulieren, denn angesichts der mittlerweile vielen ähnlich ausgerichteten Festivals wird es ja immer schwieriger, dem Underground eine komplett unbekannte Band zu bieten, die auch noch richtig gut ist.    


BULLET

Philipp: Was für ein Hammer! Ich hatte mich schon auf BULLET gefreut, denn die Schwedenboys delivern ja immer. Aber der Auftritt übertrifft in Sachen Entertainment dann doch alles Erwartete. BULLET sind noch tighter geworden, haben ihre Bühnenshow weiter ausgebaut und bewegen sich so arschcool auf der Bühne, dass es eine reine Freude ist. Ich komme aus dem Grinsen nicht mehr raus, muss sogar angesichts der skurrilen Show-Elemente mehrfach lauthals lachen. Dass Hell Hofer unter Funkenregen ein Messer an einem Schleifstein schärft, ist natürlich von der letzten Tour bekannt, aber mein kindliches Gemüt freut sich derart über diese „Metal on Metal“-Referenz, dass mir dieser Move niemals über sein wird. Geil kommt auch der Kapuzenknecht, der zu „Hammer Down“ schlicht einen überdimensionalen Hammer auf eine Stahlplatte krachen lässt – selbstredend im Groove des Songs. Dann öffnet sich natürlich eine der Marshall-Boxen und ein Heavy-Metal-Muppet streckt Gitarre zockend seinen Oberkörper heraus. Hell Hofer kreischt den Garten zusammen und die Stimmung kocht dermaßen über, dass man wohl vom absoluten Höhepunkt des Festivals sprechen muss. „This is how Hampus Klang treats his wife and family: BITE THE BULLET!“ Der neue Bassist Gustav Hector passt übrigens hervorragend zur Band und ist erfolgreich durch die BULLET’sche Posingschule gepeitscht worden. BANG YOUR HEAD!  

Siggi: Bullet..was passiert wenn man als Kind die Accept platten von Daddy heimlich aus dem Regal gezogen hat?? Richtig - man zieht sich ne Lederjacke an und startet n Band.. einfach geil eingängige gassenhauer hooklines dicke Eier Guitar solies und arschlecken.. ich fand's geil


ATLANTEAN KODEX

Philipp: Der KODEX ist zurück! Und es steht offenbar nicht zu befürchten, dass die Band unter der Last der massiven Erwartungshaltungen an das kommende Album bzw. der immer noch anhaltenden Begeisterung über „The White Goddess“ (das Ding ist z.B. von den DEAF-FOREVER-Leser*innen immerhin zur besten Platte, die seit der Jahrtausendwende veröffentlicht wurde, gewählt worden) einzuknicken droht. Das unterstreicht der unfasslich gute neue Song „Kodex Battalion“, der mit ungewohnt hohem Tempo den Garten rasiert. Ob KEEP IT TRUE, HELL OVER HAMMABURG oder HEADBANGERS OPEN AIR – ATLANTEAN KODEX können sich auf ein textsicheres und mitsingfreudiges Publikum verlassen, obwohl ihre Texte frei von Plattitüden und Klischees sind. Wenn Markus Becker zu „Twelve Stars And An Azure Gown“ das Mikro gen Meute hält, ist Gänsehaut angesagt: „On a strong white bull, the goddess rides / In the darkest night twelve stars will rise / Daughter of the east with an azure gown / Our new Jerusalem we found.” Wenn man sich mal vor Augen halt, dass mit NIGHT DEMON, ATTIC und ATLANTEAN KODEX drei jüngere Bands zu den absoluten Highlights zählen, dann muss man sich wohl doch keine Sorgen um die Zukunft des Heavy Metal machen.


ROCK GODDESS

Philipp: Auch wieder so ein Fall von einer Band, die man lange Jahre gern mal live gesehen hätte und das tatsächliche Eintreten für eher unwahrscheinlich gehalten hatte, die man aber nach HOA 2015 und KIT 2016 nun bereits zum dritten Mal erleben darf. An den mitreißenden Auftritt von 2015 konnten ROCK GODDESS auf dem KEEP IT TRUE meiner Meinung nach nicht ganz anknüpfen, aber da hatte die Band schlicht Pech mit dem Sound. Heute bin ich dagegen angetan und erfreue mich sehr an den schön roh gespielten Versionen von „Satisfied Than Crucified“, „Make My Night“ oder natürlich „Heavy Metal Rock’n’Roll“ (Hymne!). Jody Turner ist bei bester Laune, schießt mit britischem Humor eine trockene Ansage nach der anderen heraus und spielt/singt nebenbei brillant. Dasselbe gilt für ihre Schwester Julie am Schlagzeug und natürlich für Bassistin Tracey Lamb. Dem Original-Line-Up der 1977 gegründeten Band scheint die Zeit nichts anhaben zu können, was sowohl für Bühnenpräsenz als auch für die musikalische Seite gilt. Eine tolle Band, gerade für ein Festival.


RAVEN

Philipp: Das Gemüt hat sich vom ROCK-GODDESS-Auftritt noch gar nicht herunterkühlen können, da wird es durch die verrückten RAVEN-Lunatics gleich erneut unter Strom gesetzt. Das Trio nimmt den eigenen Slogan „Rock Until You Drop“ derart ernst, dass ich ständig denke: „Dieses Energielevel können die doch nicht den ganzen Gig über halten!“ Aber von wegen: RAVEN können das, und wie! Leider ist Joe Hasselvander ernsthaft erkrankt und muss vertreten werden. Mike Heller (FEAR FACTORY) pumpt den Early Speed Metal / NWOBHM aber mit vergleichbarer Power durch die Anlage und die beiden Gallagher-Brüder drehen wie gewohnt vollständig frei. Der Set beginnt mit dem Smasher „Destroy All Monsters“ von der aktuellen Scheibe, um dann ausschließlich Klassiker wie „All For One“, „Hell Patrol“ oder „Faster Than The Speed Of Light“ zu präsentieren. Ich war schon immer Fan und habe die Band noch nie durchschnittlich erlebt. John und Mark sind Totalverrückte, denen man zu jeder Sekunde die unbedingte Leidenschaft anmerkt, mit denen sie ihre Musik zelebrieren. Da kann eine Gitarrensaite reißen – Mark Gallagher spielt mehrere Stücke halt mit fünf Saiten. Die paar Ausrutscher in der Discographie sind lange verziehen, die letzten Alben mag ich alle und live sind RAVEN eh immer die personifizierte Energie. CRASH! BANG! WALLOP!

Siggi: Raven.. Classic Metal Songs von dem Trio..obergeil,,Rock until you Drop,,mit mitgröll Part .. wow die Platte ist von 81 ,wie die Zeit vergeht .. live immer noch intensiv,hohe,ganz lannngggeee Schreie,krasse Bass Einlagen,hektische guitars.. gute Songs..All for one..Hell Patrol, immer wieder gut zur Bierlaune.


TOXIK

Philipp: Wow, mit einem derart guten und kraftvollen Auftritt hatte ich nicht gerechnet! Auf dem KIT 2014 fand ich die NY Thrasher nicht ganz so spritzig, aber heute räumen sie tatsächlich ab wie auf dem unvergesslichen ’88er Dynamo- Auftritt. Ob es an der Tatsache liegt, dass dieses Mal Charles Sabin („Think This“) singt? Verrückterweise mag ich das Debutalbum und Mike Sanders‘ Stimme eigentlich ein Stückchen lieber, aber Sabin ist unglaublich fit und trifft jede Note! Die Band gerät damit zu einer der Sensationen des diesjährigen HEADBANGERS OPEN AIR. Technisch erhaben fräsen sich Josh Christian & Co. durch außerweltliche Hirnfick-Schreddereien, denen aber das Kunststück gelingt, dabei dennoch eingängig auszufallen. „Heart Attack“, „Greed“, „Spontaneous“, „Social Overload“ und „False Prophets“ dürfen ohne Pathos oder Übertreibung zu den besten Thrashsongs überhaupt gezählt werden und werden hier und heute in furiosen Versionen dargeboten! Erfreulicherweise wird das auch vom Publikum mit dem größten Circle Pit des Wochenendes gewürdigt. Einen Extrapunkt für erlesenen Geschmack bekommen TOXIK für die Wahl des Covers – „Symptom Of The Universe“ wird in einer vernichtenden Interpretation gezockt, welche noch einmal hervorhebt, dass dieses Riff zu den heaviesten überhaupt zählt. Killer!
          
Siggi: Toxik..hatte ich nie so auf dem Schirm gehabt.. umso besser die live überraschung,, was für ne thrash Speed Keule.. wow der Bassist so ne kranke Type,spielte praktisch mit beiden Händen auf dem griffbrett,oder der Gitarrist knallte ein speedriffing hin das dir schwindelig würde,dazu gestörte Drums von einem der dazu bock hat,das ist echt Arbeit.. und immer wieder hoch Pitch Perfect Gesang..scheisse auch ,die Typen sind nicht ganz dicht

 


LOUDNESS

Philipp: Hatte ich bis 2016 ca. 30 Jahre lang darauf gewartet, LOUDNESS endlich einmal live zu sehen, komme ich nach ihrem Gastspiel in der Markthalle und Wacken nun zum dritten Mal zu diesem Genuss. Aber mein Hunger auf die Band ist so groß, dass es sich noch lange nicht nach Routine anfühlt. Und hier findet die Band den optimalen Rahmen vor: Das Gelände ist sehr gut gefüllt, obwohl einige Besucher*innen unverständlicherweise ihre Heavy Duty vernachlässigen und schon abgereist sein sollen (Personalien werden ermittelt, die Metal Inquisition ist unterwegs – chop!). Es folgt eines meiner schönsten Konzerterlebnisse überhaupt. Die Japaner sind in Topform, man mag gar nicht glauben, dass es mal eine Phase in der Bandgeschichte gab, in der LOUDNESS noisigen Trendkram gespielt haben sollen. Die Setlist ist seit letztem Jahr verändert worden, es geht gleich los mit drei Titeln des genialen „Thunder In The East“-Albums. Damit und in der Folge ziehen????? alle Register ihres Könnens - diese leichtfüßige Gitarrenarbeit, dieser spezielle Gesang, diese SONGS! Akira Takasakis lässt Gehirnzellen platzen, Minoru Niiharas Gesang hat nichts von seiner typischen Klangfarbe eingebüßt. LOUDNESS zählen zu den Bands, die spielerische Perfektion mit Leidenschaft zu kombinieren vermögen, was live einfach absolut killt und jede*n Headbanger*in in den Wahnsinn treibt. Mit den Klassikern „Crazy Doctor“ und „S.D.I.“ endet schließlich ein fantastischer Auftritt. Was der geschätzte Kollege Mr. Sick dazu sagt:  
          
Siggi: Loudness..sind der eigentliche Grund dieses Jahr für mich,seit 81 in Gange,und ich hatte bock auf Songs wie ,,Let it go,,..mein Festival Tagesablauf stimmte ich dazu ab,wenig Alkohol erst zum Loudness Konzert gab es vorher ein paar drinks,ganz anders die Vorgehens Weise eines kumpels, der kurz vor dem Konzert ziemlich voll noch in den Schlamm gesunken ist,hoffe er hat noch was mitbekommen vom Gig.Vor der Bühne mehr in Position zum Gitarrist ,weil ein derber Seitenhexer hier zu Gange ist.. Was er dann im Laufe des Konzertes dann abfährt gehört in die Sparte 4 Dimension,verzerrte Gitarrenlicks und eine technische Revolution in Sachen Feeling,aber dann auch wieder messerscharf in den Songs zurück, die Band auch Übel hard im Rhythmus fett geil auch.. ja Songs wie Let it go.. kommen 30 Jahre später ganz geil ..in 1986 war das Durchschnitt...auch seine Stimme ist cool in englisch.. bin ja immer schon auf Shreeder in Sachen Guitar abgefahren..und hab sie eigentlich fast alle gesehen. wenn ihr einen der besten sehen wollt kommt ihr an Akira Tagasaki nicht vorbei ..ohne Übertreibung hat er mir alles raus gespielt ,dazu der geile live sound des HOA.. wow,, werde mir noch ein paar mehr CDs von der Band zulegen ..mega geil, like a Deep Breathe from Godzilla in ya Face

Setlist:

Crazy Nights
Like Hell
Heavy Chains
Loudness
Shadows Of War (Ashes In The Sky)
Face To Face
Let It Go
Black Star Oblivion
Ares’ Lament
The Sun Will Rise Again
Metal Mad
In The Mirror
Crazy Doctor
S.D.I.

Fazit: Das war ein besonders gelungen zusammengestelltes HOA, welches mit u.a. BULLET, LOUDNESS, NIGHT DEMON, BLOODFEAST, PICTURE, ATTACKER, BLIND ILLUSION, ATTIC, ATLANTEAN KODEX, RAVEN und TOXIK überdurchschnittlich viele Highlights bot. Einige Besucher*innen jammerten über den Matsch, aber diese Vögel hätten auch rumgeheult, wenn das ganze Wochenende über die Sonne geschienen hätte. Und die Orga dafür kritisiert, dass nicht ausreichend für schattige Plätze und fächerwedelnde Securitys gesorgt worden sei. Anyway, ich habe es wieder genossen und freue mich aufs nächste Jahr, angekündigt sind u.a. Darkness, Destiny, Girlschool, Hitten, Metal Inquisitor, Psychoprism, Ravage, Riot V, Seax, Speed Queen, Tyrant und Witchfynde.

 

Kommentare   

+2 #1 JanML 2018-07-25 22:14
Jetzt auch bebildert! Mehr demnächst!
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