BLUES PILLS, DeWOLFF / 02.07.2017 – Kiel, Orange Club
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Mittwoch, 05. Juli 2017 15:28
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Und zwar von dem holländischen Trio DeWOLFF! Es braucht lediglich wenige Momente und die ersten Unterkiefer klappen runter. Meiner ist dabei. HOLY SHIT, wie tight sind die denn! Wie mir erzählt wird, haben die Musiker bereits zusammengespielt, als sie erst ein Durchschnittsalter von ca. 14 Jahren hatten, DeWOLFF existieren auch bereits seit 2007. Das erklärt aber noch nicht dieses massive Display an Talent. Eine Hammond-Orgel wuchtet schwere Sounds in den Orange Club, die eines Jon Lord würdig wären. Gitarrist/Sänger und Drummer lassen im Verbund mit diesem Orgelking nur so die Funken fliegen. Häufig wird einfach lapidar erwähnt, dass eine Band cool rumgejammt habe. Aber Jam ist ja nicht gleich Jam. Im Falle von DeWOLFF explodiert die Musik regelrecht, wenn diese drei Freaks freidrehen. Die Gitarre schraubt sich in wilde psychedelische Windungen, bis mir schier das Hirn zu zerplatzen droht. Gesang wird eher spärlich eingesetzt, was in diesem Fall aber kaum auffällt. Eher vermisse ich einen Bassisten, und ich weiß nicht, ob er oder sie klassisch an der Tanke vergessen wurde. Der Sound ist dennoch sehr geil, liegt sicher nicht zuletzt am amtlichen Vintage-Equipment der Band. DeWOLFF habe ich ab jetzt auf dem Schirm!
Sound ist wohl das einzige Negativkriterium, was sich über den nun folgenden BLUES-PILLS-Auftritt anführen lässt. Wer auf dem ROCK HARD FESTIVAL war, hat die Pillen in einem schon legendär zu nennenden Klanggewand erleben dürfen. Das war einer der besten Livesounds, den ich seit langem gehört habe. Heute ist es lange nicht so differenziert, sondern eher dröhnig laut. Aber Spannung muss sein, es wäre ja auch öde, wenn nun jeder BP-Auftritt perfekt und austauschbar gleich klänge. Man nimmt es Elin Larsson ab, wenn sie noch vor dem ersten Song ein Dankeschön an DeWOLFF schickt (“they were so amazing!”) - Dorian Sorriaux hat sich zum Beispiel den gesamten Gig der Holländer hinter der Bühne stehend angeguckt. Ab geht es mit “Lady In Gold” und Elin dreht wie immer voll auf, springt herum und strahlt übers ganze Gesicht. Alles wie immer? Nein, die Band scheint diesen direkten Kontakt zu genießen. Immer wieder beugt sich die Sängerin weit nach vorne, fixiert einzelne Konzertbesucher*innen und schmettert ihnen die Textzeilen direkt ins Konterfei. Sorriaux wird sogar lächelnd gesichtet!
Die sonst außer Larsson eher introvertierten Musiker tauen auf, Sorriaux baut schließlich gar ein paar Show-Moves ein und reißt die Riffhand gen Hallendecke. Neupille Rickard Nygren (Hammond-Orgel und zweite Gitarre) wird heute übrigens als Birthdayboy gefeiert. Gleich beim zweiten Stück, “Little Boy Preacher”, variieren BLUES PILLS, jammen ausufernd, als hätten DeWOLFF sie dazu verstärkend animiert. Es lohnt sich, BLUES PILLS häufiger live zu sehen, allein die drei bisher von mir besuchten Auftritte der “Lady In Gold”-Tour sind recht unterschiedlich gewesen. Und das meine ich nur zum Teil auf die Setlist bezogen, sondern vor allem auf die kreierte Stimmung und die musikalischen Variationen. Eine Konstante ist dagegen – fast ist die Erwähnung überflüssig – die den ganzen Auftritt durchpowernde Elin Larsson. Statt sich bei ausufernden Instrumentalpassagen mal auszuruhen, schnappt sie sich lieber Rasseln, Schellenkranz und/oder hüpft ausgelassen hippiesk. Bei „Devil Man“ entfaltet sie die ganze Soulpower ihrer Stimme und verzerrt dabei ihre Physiognomie bis zur Unkenntlichkeit. Schön auch das Jefferson-Airplane-Cover „Somebody To Love“, welches wieder toll ankommt. Hammerauftritt, der mit einem Dankeschön und zahlreichen Shakehands in die ersten Reihen beendet wird.
Am 09.09. übrigens BLUES PILLS für lau auf dem Hamburger Rathausplatz im Rahmen des „Rockspektakels“. Auf dem Ding zocken wohl auch HORISONT und THE VINTAGE CARAVAN, ob am selben Tag, entzieht sich meiner Kenntnis. Hart hingehen, sag ich mal.
Weitere Fotos in der Galerie.
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