D-A-D / 25.06.2017 – Kiel, Radio Bob Bühne

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Jo, da bin ich doch trotz meiner Abneigung für die “KiWo” (gibt es eigentlich auch ein “Unkürzel des Jahres“? Falls ja, dann schlage ich das vor.) dieses Mal gleich auf zwei Kieler-Woche-Veranstaltungen gewesen – dem 59. Internationalen Gymnastiktreffen (!) und nu hier D-A-D. Ich hatte echt Bedenken, schließlich hat mir der Besuch eines BAD-RELIGION-Konzerts 2008 das Hören jener Band auf Jahre unmöglich gemacht. (http://dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1162&catid=15:berichte-aus-dem-pit&Itemid=290) Naja, aber irgendwie erreicht mich heute der Ruf des Rock’n’Roll, Ausnahmen bestätigen die Regel und was interessiert mich mein Geschwafel von gestern.




Eins ist schon mal positiv anders. 2008: „Erst mal musste man sich durch sprichwörtlich TAUSENDE von Mutanten durchquetschen, um überhaupt zu erahnen, dass da irgendwo eine Band spielt“ (s.o.) Das ist heute nicht der Fall, eher wirkt die Kiellinie relativ moderat besucht und wir kommen ohne Probleme direkt vor die Bühne. Eine Kontrolle unserer biergefüllten Jutebeutel erfolgt auch nicht. Was ist hier los, die Laune steigt. Auch in Sachen Sound/Lautstärke wird heute ein ganz anderer Schuh spazieren geführt. Noch mal 2008: „Die Lautstärke war wirklich äußerst bescheiden. Aber die Entfernungen auch gigantisch. Nach einer halben Stunde Drängelei hörte ich immer noch lediglich so’n Hintergrundgeräusch auf Zimmerlautstärke.“ (s.o.) D-A-D sind dagegen dermaßen laut, dass viele Besucher*innen sich verstört oder/und empört blickend die Ohren zuhalten. Und dennoch ist der Sound okay! (Wenngleich nicht brillant, wie neulich auf dem ROCK HARD FESTIVAL). 

Und unter diesen Umständen geht dann auch nichts schief. Was ist an D-A-D bitte nicht zu mögen? Ihre Vielseitigkeit törnt! Da haste Up-Tempo-Gute-Laune-Schieber, Nummern mit Disco-Beat, z.T. werden leichte Surfgitarrenklänge angeschlagen, dann folgen sogar Country-Einflüsse. Und immer wieder überlebensgroße Refrains. Geil: Alle vier Bandnasen können singen! Jaja, singen kann jeder, sagt euer Musiklehrer, aber die D-A-D-Typen eben richtig gut, also Schnauze. Das große Sofa haben sie dieses Mal nicht mit, sich aber über den Bühnenaufbau dennoch Gedanken gemacht und so sind die Boxen in Pyramidenform aufgeschichtet. Wer hat auch gesagt, dass Boxen immer senkrecht stehen müssen? Von den ganzen gestörten Bassmodellen von Stig Pedersen gar nicht zu sprechen. Jesper Binzer entschuldigt sich für sein Nichterscheinen Anfang der Kieler Woche: „Verstehen Sie mich? Ich war in german traffick gesteckt!“ Aber er erzählt nicht nur Quatsch, auch wenn er es meist so verpackt. So greift er das Thema Angst auf, welches Größenveranstaltungen wie diese hier seit IS-Anschlägen wohl stets begleitet. „Aber heute keine Angst, oder? Heute nur Rock!“ Natürlich wird bei dem Stichwort gleich Schlagzeuger Laust Sonne eingebunden. (Wenn mein Schlagzeuger so hieße, müsste der auch einiges ertragen…) „Komm schon, Laust, scare yourself!“ Das greift doch glatt der ganze Mob auf, sodass Mr. Binzer das Ding vielfach modifiziert: “Komm schon, Laust, Hosenscheiße!“ Die Gitarren feuern, Flammensäulen zollen Respekt ab, berühren sie doch immer wieder die Bühnenzeltdecke. Zu Hits wie „Monster Philosophy“, „Riding With Sue“ und „I Want What She’s Got“ gesellt sich das finale „Sleeping My Day Away“. Stig Pedersens Helm versprüht gerade einen mächtigen Funkenregen, da macht es Fupp – und die Anlage ist aus. Viele regen sich daraufhin fürchterlich auf, von wegen man habe der Band aus zeitlichen Gründen den Saft abgedreht. Ein Bekannter, der dort arbeitet, bestätigt die naheliegende Vermutung, dass es lediglich ein Kurzschluss gewesen sei. Gut, eine klärende Ansage seitens der Veranstalter wäre nett gewesen, aber ich kann mich über so einen kleinen technischen Abfukk nicht groß aufregen. Find’s sogar eher lustig, muss ich zugeben. Wir alle fukken mal ab, ist doch schön, wenn dat auch mal Profis passiert. 


Danach noch Bier, Feuerwerk, oooooh und aaaaah. Und schlechte Begleitmusik aus irgendeiner überforderten Budenanlage. Nächstes Jahr wieder auf Bob? You’ll never know.

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