SOLSTICE, MESSERSCHMITT, EVIL SPIRIT / 24.06.2017 – Itzehoe, Panoptikum

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Die alte UK-Doom-Legende in einer winzigen Itzehoer Kneipe – das klingt für Unkundige fast zu schön, um wahr zu sein. Wenn mensch allerdings weiß, dass Veranstalterin Andrea in Itzehoe ansässig ist, seit Jahren das Label METAL SUPREMACY (RAM, SLOUGH FEG, WARNING...) betreibt und u.a. bereits Shows für RAM, SLOUGH FEG oder CHRISTIAN MISTRESS in Itzehoe organisiert hat, wird die Chose sofort plausibler. Und so findet sich an diesem Samstagabend in Itzehoe eine fast schon familiär zu nennende Gesellschaft von Schüttelrüben ein – für ein Ereignis, welches die Umbeschreibung „perfektes Underground-Metalkonzert“ verdient.




Die Stimmung ist bereits vor der ersten Band im roten Bereich, haben sich viele der Anwesenden doch lange nicht gesehen. Der Eintrittspreis von 10,- Euro ist mehr als fair und auch die Merchpreise treiben die Laune in die Höhe – so gibt’s den neuesten METAL SUPREMACY-Release, das Album von WARRYOR, heute günstiger (Zehner!) und auch SOLSTICE haben richtig heißen Scheiß zum trven Brother-/Sisterhood-Kurs am Start, z.B. die Dreier-CD-Box „Blood Fire Doom – The Sinistral History“ für 'nen Zwanni. Für den Preis der neuen EP „To Sol A Thane“ entschuldigt sich Rich Walker sogar, aber das Ding ist komplett handgemacht und geht mit 20,- Euro auch noch in Ordnung. Zum Ausgleich werden an alle, die Bock drauf haben, ISEN TORR-Patches für lau verteilt...


Als EVIL SPIRIT die - naja - „Bühne“ betreten, bildet sich in meinem Kopf sofort eine fiktive Bandbio: Alle drei sind aus verschiedenen südamerikanischen Ländern nach Berlin gezogen, um dort mit großem Ernst eine Heavy-Metal-Band zu gründen. Gelacht wird hier jedenfalls nicht, das Trio versinkt vielmehr in den Abgründen der eigenen Kreation. Und was für eine Kreation das ist! Es findet sich tatsächlich keine Band, mit der EVIL SPIRIT zu vergleichen wären. Eher wirkt es so, als hätte jemand einen italienischen Horrorfilm aus den frühen Achtzigern in das Medium der Musik transferiert. Ziemlich sick! Dissonante Klänge, schlürfende Slo-Mo-Schauer-Parts, dann wieder Geknüppel – herrlich! Auch erwähnenswert: Der Drummer singt. Dafür habe ich persönlich ein Faible, gehörten doch EXCITER zu meinen frühen und prägenden Konzerterfahrungen („Metal Heart“-Tour von ACCEPT). Der Gesang ist total manisch und pendelt zwischen klarem Pathos und Growls. Wenn diese Hunde ein Album machen, werde ich zur Ernte schreiten!


MESSERSCHMITT aus Remscheid sind Kollegen von REZET und passen auch stilistisch sehr gut zu den Schleswigern. MEGADETH-beeinflusster Speed/Thrash mit sehr guter Gitarrenarbeit böllert uns entgegen. Das ist natürlich weniger originell als EVIL SPIRIT, sorgt aber sofort für großes Hallo in der gut gefüllten und angenehm verräucherten Kneipe. Der Vierer präsentiert sich sehr lebendig, es wird geschreddert, gebangt und viel gelacht. Mit „Deathrider“ von ANTHRAX bieten MESSERSCHMITT ein gelungenes Cover. Wenn ich von Speed/Thrash spreche, sollte ich ergänzen, dass die Band diesen Stil in einem deutlich spürbaren Heavy-Metal-Rahmen versteht. Hier schwebt also noch der Geist der NWoBHM über den Songs. Und das ist gut so! Für das „No Dread To Kill“-Album kann hier noch abschließend 'ne klare Empfehlung ausgesprochen werden.


In den fast dreißig Jahren, die es SOLSTICE nun schon gibt, sehe ich sie heute erst zum vierten Mal. Mit „White Horse Hill“ geht es fulminant los. Was für ein Song! Das Ding kann mit den größten Klassikern der Band mithalten und das bedeutet automatisch: mit den besten Doom-Songs überhaupt. Ich mag es, wenn Doom extreme Melancholie ausdrückt, aber SOLSTICE klingen eher triumphal und episch. Gleichzeitig besitzen sie dieses raue Punk-Element. Die Songs donnern und stampfen nur so durchs Panoptikum, der Sound ist schädelspaltend laut und glasklar. Riffs, die zum Headbangen geradezu zwingen! Wuchtige Drums. Und der emotionale und berührende Gesang von Paul Kearns, welcher mittlerweile mit noch etwas mehr Power singt und sicherer wirkt als auf dem HELL OVER HAMMABURG-Auftritt. Ich habe das Gefühl, dass die Band voll drin ist. Oder voll drauf, wie auch immer. Der Mob sowieso – Symbiose! Nach der „White Horse Hill“-EP und der erwähnten „To Sol A Thane“-Kassette/EP steigen meine Erwartungen an das kommende Album gewaltig. Alle live gespielten Stücke besitzen eine unfassbar dichte Atmosphäre und sind extrem heavy. Wenn es an diesem Auftritt etwas zu kritisieren gibt, dann höchstens den Fakt, dass er irgendwann ein Ende finden muss.

Epicus Metallicus Maximus!

Kommentare   

+2 #2 Titus 2017-06-30 13:11
Na, aber bei Evil Spirit hättest du da doch schon in IZ zur Ernte schreiten können, sogar für schmale 10 € ;) Schöne Sache war das! Mein verkrampfter Versuch, Evil Spirit zu beschreiben lautete in etwa: Kauzigkeit von The Lamp of Thoth und The Wizar'd + Trad. Doom Montonie + Räudigkeit von Celtic Frost. Und das ist immer noch weit weg davon es zu treffen, haha!
I am the Hunter!
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+2 #1 Flops 2017-06-30 10:53
8) Dickes Dankeschön für einen richtig coolen Konzertbericht! Hat echt unheimlich viel Spaß gemacht, der Abend!
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