BLOOD CEREMONY, DEAMON'S CHILD / 03.06.2017 - Hannover, Lux

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Blut Zeremonie


Wie war das noch mit dem Propheten und dem Berg? Wer kam da zu wem? Blood Ceremony aus Toronto sind wieder auf Tour, aber diesmal nicht in Hamburg.

Was also machen? Ausfallen lassen ist keine Option – also hin da! Die Anreise mit dem Fernbus für 15 Euro pro Fahrt bietet sich an, die Bahn verlangt bereits mehr als das doppelte. Dafür dauert die Rutsche aber auch vier Stunden. Naja, egal. Schlafplatz bei einem Kumpel ist klar gemacht, der finanzielle Aufwand hält sich also in angenehmen Grenzen.  


Am Hamburger Publikum kann der Ortswechsel nicht liegen, die Resonanz war auf allen bisherigen Konzerten in der Hansestadt stets mehr als positiv. Zuerst waren BC der Support von fuckin´ Electric Wizard im Keller des alten Molotov, anschließend eben jener für Ghost im Marx. Wenn ich mich recht erinnere, waren beide Konzerte brechend voll.

Weiter ging´s als Headliner im Hafenklang (mit Spirit Descent), hernach im Rock Café St. Pauli (mit Spiders bzw ohne, da die Vorband abgesagt hatte) und das letzte Mal mit Beastmaker an gleichem Ort.

Heute spielen sie im Lux. Der Club am schwarzen Bär ist in der Nähe des Steintores gelegen und befindet sich damit noch in der Innenstadt. Ein Getränkeladen um die Ecke verkauft tatsächlich Hansa Pils – da heißt es: zugreifen! - und die letzte dreiviertel Stunde vor dem Club abhängen.

Der Veranstalter rechnete im VVK mit 100 verkauften Tickets, 80 sind es geworden. Nichtsdestotrotz füllt sich der Bums nach und nach und ist am Ende in einer Weise gefüllt, mit der alle zufrieden sein können. Das Lux hat nach eigenen Angaben eine Kapazität von 200. Dafür ist der Schuppen aber recht groß, so dass ich eher auf 230 bis 240 maximale Kapazität tippen würde.

Lux


Im Inneren gibt es Lindener Spezial (gutes Bier) für moderate 3,- Euro, eine Photobox (eigentlich ganz cool) und sehr nettes Personal. Die Toiletten (ganz wichtig) befinden sich etwas versteckt auf der von der Bühne entgegengesetzten Seite. Gedämpftes, purpurfarbenes Licht und überall entzündete Teelichter sorgen bereits jetzt für die passende Stimmung. Top Laden!


DEAMON'S CHILD


DEAMON'S CHILD


In Kiel begeisterte das Trio bereits als Support von Lonely Camel in der Schaubude. Heute haben sie ein Heimspiel in Hannover. Treibender Stoner Rock trifft auf deutsche Texte, die irgendwo zwischen NDW und Dadaismus liegen. Klingt jetzt wohl erstmal sperriger, als es ist. Musikalisch reiht sich jedoch Hook an Hook. Die Gitarre von Sven Missulis schrammelt sich in knarzende Tiefen, nur um sich abschließend sägend zu erheben und ein Killerriff folgt dem nächsten. Darüber thront die emotionale Stimme von Ana Muhi, die auch mal flüstert oder schreit. Die Texte sind kryptisch, aber das „Äffchen Mensch ist“, darauf können wir uns einigen.

„Zucker“ eröffnet den Reigen und in dessen Mitte zeigt sich bereits die technische Klasse der Band, welche sich mit ungebremster Spielfreude mischt. Es folgt das etwas langsamere „Lutscher“, bevor mit „Äffchen fährt Fahrrad“, „Geld“ und „Schweinehund“ mal richtig losgelegt wird. Das 10-minütige „Nichts“ beendet das reguläre Set und klingt bis jetzt noch in meinen Ohren nach.

Das Publikum ist begeistert. Es bittet um eine Zugabe – nein, es fordert diese! Das Vogellied, na klar, wird gespielt und beseitigt allerletzte Zweifel. Hier läuft ganz großes Kino, das gerne auch mal in die Tiefen des Doooooms abtaucht, Breaks beinhaltet und Riffs aus dem Thrash übernimmt. Gerne wieder! Spätestens wenn Album Nummer 3 veröffentlicht ist, welches sich gerade in Arbeit befindet.


DEAMON'S CHILD


Schweinehund, komm tanz mit mir – mach ich doch glatt!


BLOOD CEREMONY

Nach angenehm kurzer Umbaupause betreten auch schon Blood Ceremony die Bühne. Da im Anschluss noch ein Hip Hop Jam (….) stattfinden soll, ist der Zeitplan eng getaktet. Es ist eben Samstag, da muss Umsatz gemacht werden.

Blood Ceremony, benannt nach dem gleichnamigen Horrorfilm „Ceremonia sangrienta“, haben als Doom Band begonnen, sich nach und nach aber immer mehr dem Okkult Rock angenähert und Folk Einflüsse darin verwebt. Die Erfahrung, dass Doom scheinbar ein guter Einstieg ist, stilistisch aber auf Dauer zu limitiert, bemerken nach meinem Denken viele Bands. So fallen mir u. a. auch Pallbearer oder 40 Watt Sun ein, die inzwischen auch keinen klassischen Doom mehr spielen.

Im Bereich Okkult Rock waren Blood Ceremony zusammen mit Jex Thoth stets ein Vorreiter und etliche andere Bands folgten ihnen. Eine unübertroffene Besonderheit war aber stets die prägnante Querflöte. Was wohl auch daran liegt, dass Querflötisten*innen im Gegensatz zu Bassisten*innen nicht an jeder Ecke zu finden sind.

Gleich zu Beginn des Konzertes fällt mir erneut die gute Soundqualität auf. Das ist glasklar, was hier aus den Boxen kommt. Alia O´Briens Stimme ist ebenfalls perfekt abgemischt und geht nicht zwischen E-Gitarre, Bass oder Schlagzeug unter. Auch ihre Querflöte und Orgel reihen sich harmonisch ein.


BLOOD CEREMONY

Zudem überrascht sie mit „dezentem“ Smokey Eyes Make-up, was mich entfernt an Evil-Lyn von Masters of the Universe erinnert. Passt eigentlich, diese ist ja auch Skeletors Zauberin und Magie gibt es hier reichlich. Sean Kennedy präsentiert sich an diesem Abend in schicker Wildleder Weste und Lucas Gadke bearbeitet seinen Bass wie immer ohne Schuhe.

BLOOD CEREMONY


Gespielt werden hauptsächlich neuere Stücke und wiewohl „Hop Toad“ mehrfach von vielen Besuchern lautstark gefordert wird, findet das Stück heute keine Beachtung.


Setlist:

Old Fires
Goodbye Gemini
Drawning down the Moon
Loreley
Half Moon Street
Return to Forever
Demon Brother
Lord Summerisle
Oliver Haddo
Lord of Misrule
Witchwood

I´m comming with you
The Magician


Die Umsetzung ist sauber, die Stimmung begeistert und dem großen Gott Pan wird ausführlich gehuldigt. Mir persönlich fehlten 1 bis 2 Lieder aus ihrer doomigen Anfangsphase, aber irgendwas ist ja immer. Highlights waren definitiv das von Lucas Gadke gesungene und an den Film „The Wicker Man“ angelehnte „Lord Sommerisle“ sowie der Titeltrack „Lords of Misrule“ vom letzten Album.

„In the night we exist /
Eat, make merry and get pissed“

(letztes bedeutet nebenbei nicht, sich zu ärgern oder womöglich noch schlimmeres, es ist umgangssprachlich für sich mal kräftig abzuschießen.)

Am 14ten spielen Blood Ceremony übrigens in The Garage in London, Islington. Headliner sind die Kyuss Nachfolger Slo Burn(!!!) mit John Garcia(!!!). Die Stoner Rocker von Steak runden den Abend ab. Wer noch Interesse hat, hin und zurück mit Ryan Air für jeweils schmale 16 Euro. Das erste (Straßen)Bier geht auf mich!

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