MANTAR, DESERTED FEAR, DEATHRITE / 22.04.2017 – Hamburg, Knust

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Matthias Gumble: Passend zum wechselhaften Wetter trat das Doom-Metal-Duo Mantar im Knust auf. Das Konzert war seit geraumer Zeit ausverkauft und die Nachfrage an Tickets war relativ hoch. Begleitet wurden Mantar von den Death-Metal-Bands Deathrite und Deserted Fear. Es überraschte mich ein wenig, dass das Publikum überwiegend über 30 Jahre alt war. Ist jener Musikstil nichts mehr für jüngere Konzertanhänger? An dem Eintrittspreis kann es nicht wirklich gelegen haben, denn der war auf jeden Fall moderat.


Philipp: Interessant, dass du MANTAR so eindeutig dem Doom-Genre zuordnest. Ich finde, dass das Duo einen recht eigenständigen Stil erschaffen hat, der sich schwer beschreiben lässt. Sie selbst sprechen ja von Black Metal Doom Punk. Erstaunlich ist schon irgendwie, dass MANTAR mittlerweile ein recht großes Publikum erreichen, obwohl sie extrem und unkonventionell klingen. Aber sie haben andererseits auch einen recht zwingenden Groove, zu dem sich tatsächlich so etwas wie „tanzen“ lässt. Ich hatte übrigens den Eindruck, dass durchaus viele jüngere Besucher*innen da waren. Leider, leider waren aber vor allem viele Spacken vor Ort, welche offenbar eher die Sensationsgier trieb. Krawallos, die geil darauf waren, dass ordentlich gerempelt wird. Aber der Reihe nach:




Matthias Gumble: Deathrite prügelten von Beginn an drauflos. Unaufhaltsam droschen sie ihre Songs dem Publikum um die Ohren. Schwer, düster, ein wahres Fest für meine Ohren. Jener Musikstil erinnert mich an Napalm Death. Die Kulisse, der Sound, alles hat bei dieser Band gepasst. Nach 30 Minuten beendeten sie leider ihren zerstörerischen Auftritt. 


Philipp: Bei der Band kann ich nicht objektiv sein, hehe. Ich hab die jetzt schon so oft gesehen und dabei auch in tollsten Läden wie der Roten Flora, der Meierei, der T-Stube und so – nie war es auch nur mittelmäßig. Vorm Auftritt wird gleich die neue 7“ abgeerntet, die ein echter Hingucker (und Hinhörer natürlich) geworden ist. Noch ist es richtig angenehm im Knust und wir genießen den Auftritt. Der Sound ist super, und der Stil der Band – bekanntlich typischer Schweden Death Metal mit HM 2 Heavy Metal-Attacke – kickt eh immer. Bevor es mal eintönig zu werden droht, packen die Leipziger den Slo-Mo-Hammer aus und lassen ihn gemächlich kreisen. Top! 


Matthias Gumble: Deserted Fear starteten nicht schlecht, kam aber nicht so mächtig wie die Vorband herüber. Die Songs und die Abstimmung unter den Bandmitgliedern waren durchaus gut, jedoch fehlte hier irgendwie der Kick. Ich hatte öfters den Eindruck, dass bei den einzelnen Songs immer noch etwas mehr kommen sollte oder gar kommt. Dem war aber nicht so und so verschlug es mich letztendlich nach ein paar Liedern in Richtung Bar und zum Merchandise.


Philipp: Hier gehen unsere Meinungen auseinander. Ich hätte es vorher nicht gedacht, aber DESERTED FEAR gefallen mir heute von den drei Bands am besten. Und das obwohl die beiden Videos der Thüringer derart peinlich sind, dass ich am liebsten geblitzdingst werden würde, um sie zu vergessen. Der Sound ist aber jetzt noch besser geworden, die Band hat richtig Bock und knüppelt souverän alles nieder. Es macht Spaß, dem Schlagzeuger zuzugucken, der die Songs extrem abwechslungsreich hält und zum steten Snare- und Kickdrumfeuerwerk interessante Patterns auf den Toms zockt. Im Vergleich zum letzten Mal (mit MORGOTH) sind DESTERTED FEAR leicht melodischer geworden, spielen aber na klar immer noch schmissigen Old School Death Metal. Wir denken schon, dass die Knust-Leute ja nicht zu viele Tickets verkauft hätten, denn vor der Bühne lässt sich entspanntes Rübeschütteln betreiben. Doch leider scheint sich kurz vor MANTAR der Mob plötzlich zu verdoppeln und hätte ich nicht gewusst, dass die Show ausverkauft ist, so hätte ich gedacht, dass jetzt die Mutanten direkt vom Dom herüberströmen. 


Matthias Gumble: Die Bühne wurde final umgebaut. Noch schnell einen guten Platz ergattert, bevor es losgeht. Schon beim Betreten der Bühne wurde die Band euphorisch gefeiert. Als das Duo loslegt, wird amtlich gemosht. Auch hier gefiel mir der Sound und die nicht übertriebenen Lichteffekte. Frontmann Hanno verzichtet nach eigenen Aussagen gerne auf irgendwelche Ansagen. Folglich gibt es kaum Zeitüberbrückungen zwischen den Songs und das Publikum kann sich voll und ganz auf die walzende Musik konzentrieren. Souverän geben Mantar wie immer eine gute Figur auf der Bühne ab. Zum Leidwesen einiger gab es keine Zugabe, dennoch konnte man durchaus zufrieden nach Hause gehen.

Wer Mantar nicht sehen konnte, wird dies beim kommenden Sankt Hell (27.-28.12) im Grünspan in Hamburg nachholen können.


Philipp: Ja, geiler Bühnenaufbau – Hanno steht mit seinen Monsterracks links direkt gegenüber von Erinc, ein paar Kerzen versinnbildlichen wohl die Ode an die Flamme. Von Anfang an gerät das vordere Drittel des Pöbels hart in Wallung - leider auf ungeile Weise. Ich beobachte zum Beispiel zwei Typen, die von hinten wildfremden Leuten auf den Rücken springen und diese zu Boden zerren, sich danach blöd angrinsen und highfiven. Andere stagediven höchst unsportlich mit Knien zuerst und verursachen diverse Prellungen und Platzwunden. Im Verlauf des Konzis kommt es immer wieder zu angespannten Situationen, ein paar Hiebe fallen, es ist eigentlich nur Zufall, dass es nicht zu einer üblen Schlägerei eskaliert. Das törnt leider schon ab, muss ich sagen. Ich kann so etwas in einem gewissen Maße ausblenden, verstehe aber, dass diverse Bekannte genervt den Raum verlassen. MANTAR bieten aber ein gutes, sehr intensives Konzert. Erinc kotzt nach einigen Titeln erst mal auf die Bühne… Highlights sind für mich „Cross The Cross“, „Era Borealis“, „Schwanenstein“ und „White Knights“, aber es gibt keinen Augenblick, in dem die Mucke nicht viehisch pumpt und treibt. Immer wieder faszinierend auch, wie Hanno dieses hysterische Schreien packt, denn besonders stimmbandfreundlich klingt das nicht. Eher wie ein passender Aufhänger für ‘ne Revoice-Werbung. Ich verbleibe etwas zwiespältig: MANTAR geil, Mutanten doof. 
 

Ungefähre Setlist:

Cult Witness
Spit
The Huntsmen
Praise the Plague       
Cross the Cross
Era Borealis
Astral Kannibal
Schwanenstein
Sundowning
White Nights

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