PALLBEARER, PINKISH BLACK / 11.04.2017 – Hamburg, Hafenklang
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Montag, 17. April 2017 14:07
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Fotos von Jan ML.
Erst mal gilt es, den Opener PINKISH BLACK zu verdauen. Es handelt sich um ein Duo, was an sich ja nichts Neues ist. Nur verzichtet dieses Duo auf Bass UND auf Gitarre! Es gibt ‘nen Drummer und einen Keyboarder/Sänger. Die beiden erzeugen einen obskuren Sound, der als eine Mischung aus John-Carpenter-Movie-Soundtrack, Doom und spacigem Prog beschrieben werden könnte. Ist das Avantgarde oder kann das weg?
Wenn das Keyboard mal wieder richtig nervig hupt und der Sänger mit seiner 70er Jahre Porno-Sonnenbrille verstörend stöhnt, ich mich fast für letzteres entscheide, kommt doch wieder ein roher, wuchtiger Part, der aufhorchen lässt. Insgesamt schon schräg und ich fühle mich bisweilen wie sich das Publikum gefühlt haben mag, welches zum Opfer von Hape Kerkelings „Hurz!“-Darbietung geworden ist… Der Wolf, das Lamm, ein Lurch lugt hervor…
Päuschen, Bierchen, PALLBEARER. Ungewöhnlich mutet der Bühnenaufbau an, denn die Band hat ein Podest an den Bühnenrand gestellt, auf welchem sich offenbar vor allem Effekte und vielleicht ein Sample/Korg Keyboard befinden. Das sieht mensch in dieser Form sonst nicht so präsent, aber da Brett Campbell singt UND Gitarre spielt, ist das bedienungstechnisch vielleicht die einfachste Lösung. Ab geht’s und schnell wird deutlich, dass PALLBEARER sehr gut zusammenspielen. Die Band hat es drauf, den typischen Doom-Groove zu erzeugen, zu dem irgendwann alle Anwesenden im gleichen Takt bangen. Denn diesem Beat kannste nicht widerstehen, wenn du nicht völlig abgestumpft bist. Von Hipstern ist übrigens weder auf noch vor der Bühne etwas zu sehen, dafür dominieren Kuttenträger mit BLACK-SABBATH-, WARNING- und AUTOPSY-Patches das Geschehen.
Im Vergleich zu den Alben wirkt der Gesang nicht ganz so stark, die fein definierten Melodien verschwimmen etwas. Aber dafür klingt die Band schön heavy und mächtig, gleichzeitig natürlich traurig und verletzlich. Gesangstechnisch mag ich die Momente, in denen Bassist Joseph D. Roland mitschmettert. Im Rock-Hard-Interview hat die Band kürzlich ASIA, BOSTON, KANSAS und YES als Haupteinflüsse angegeben, wofür sie nun natürlich entsprechende Zwischenrufe ertragen muss… Es gibt jedoch keine Coversongs genannter Combos, dafür Überlängen-Monster wie „Worlds Apart“, „I Saw The End“ oder „A Plea For Understanding“.
Das neue Album wird fast zur Gänze gespielt, vom Vorgänger begeistert das höllisch knarzende „The Ghost I Used To Be“ und auch ein, zwei mir unbekannte Tracks doomen sich in die Setlist. Eine gewisse Monotonie lässt sich auf Dauer nicht leugnen, aber das kann auch als stilistisches Merkmal gesehen werden. Im letzten Drittel bekommt Roland Probleme mit seinem Bass, der seltsame Störgeräusche von sich gibt. Es scheint eher an der Klinkenbuchse zu liegen, denn auch nach einem Kabeltausch spronzt das Instrument fies herum. Genervt schleudert der Mann seinen Bass schließlich ans andere Bühnenende, nur um sich kurz danach zu besinnen und mit einem entschuldigenden Armstreicheln bei Campbell den Bass wieder aufzulesen. Ein menschlicher Moment, mir gefällt so was ja, wenn nicht alles funktioniert und Musiker*innen auf technische Probleme reagieren müssen. PALLBEARER mögen das Konzert im Nachhinein als ganz schrecklich in Erinnerung behalten – ich fand es großartig, da kann so eine kleine Panne gar nichts schmälern.
DOOM ON!
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