ROBINSON KRAUSE, AFFENMESSERKAMPF, SHUTCOMBO, THE ARSON PROJECT, SPITTING NAILS, CONFUSION MASTER / 07.04.2017 – Kiel, Alte Meierei

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Releasekonzert ohne Release, das ist immer blöd. AFFENMESSERKAMPF haben aber nicht zu knapp geplant, sondern ihr Album vor über acht (!) Monaten ins Presswerk geschickt. Sollte normalerweise trotz Record-Store-Day-Gedöns ausreichen, aber offenbar gab es Kommunikationsprobleme zwischen Presswerk und Label, welche dafür sorgten, dass lange Zeit schlicht nichts passiert ist. So ganz ohne Release stehen die Affen heute aber auch nicht da, denn die CD-Version liegt am Merch und kann mit seinen „Vollgepisste-Hosen-Artwörk“ bestaunt werden. Ich persönlich entschließe mich, aufs Vinyl zu warten. Der Stimmung auf dieser Release-Gala tut der fehlende Tonträger übrigens keinen Abbruch, soviel darf verraten werden. Schließlich haben sich AMK hinreichend Gäste geladen, die fünf weiteren Bands hätten Punkerschuppen wie das Kopernikus allein gefüllt…


 

20:00 Uhr zu beginnen, ist angesichts der Bandmenge natürlich sinnvoll, aber auch schwierig zu schaffen. Immerhin kommen wir noch während des Auftritts vom Opener, CONFUSION MASTER. Ich begebe mich gleich nach vorne und lausche mich hart in den Sound der Rostocker hinein. Mir ist nur noch ein Song vergönnt, aber messerscharf analyse ich: Hier wird ein genehm mahlender Riff gezockt, schön stur durch, was der Schlagzeuger mit aufwändigen Fills begleitet. Von diesem Electric Sabbath Action Doom hätte ich gern mehr gehabt. Aber man sieht sich ja immer zweimal im Leben. 
 

Warum spielen hier bloß überhaupt derart viele Bands? Ist ja komplett irre. Die Lösung: AMK wollten ROBINSON KRAUSE, hatten damit aber gleich den ganzen Sack an Bands gekauft, in den RKs Ösil noch so spielt und/oder tourt. Das ist offenbar knallharte Bedingung bei RK - Buchste uns, buchste alle! Up next sind SPITTING NAILS, zumindest meiner Erinnerung nach. Korrigiert mich gern, ist ja schon wieder eine Woche her. Jedenfalls überzeugen mich SPITTING NAILS quasi vom Fleck weg mit viehisch nach vorne gehendem Hardcore/Crust. Am Schlagzeug hämmert das Tier von Butch Meier. Der Gesang ist angepisst wie ein unterforderter Oberstudienrat, es wird von Desastern, Bullshit und Tod gesungen. So geht das!
 

Wie erwartet ist die Hütte mittlerweile voll. Den unterschiedlich ausgerichteten Bands ist es zuzusprechen, dass Loite aus allen möglichen musikalischen Lagern gekommen sind. Und die Grinder sind natürlich wegen THE ARSON PROJECT am Start. Hölle, da geht es gleich ab im Pit und wer nicht im Kreis wuselt, hebt mindestens Pranken voller unsichtbarer Orangen gen Meiereidecke. Die Malmöer gehören zu den Grindern, welche nicht nur trümmern, sondern dabei auch grooven und so für Bewegungsdrang sorgen. Da muss ich glatt an NASUM denken, denn wer so viele Extremsongs komponiert und dabei nie langweilig wird, spielt im Genre ganz oben mit. Tadellos!
 

Eine Überraschung kommt mit der SHUTCOMBO aus Leipzig, denn dort zockt mit Aiko ein alter Bekannter. Natürlich gibt’s Hardcore/Punk mit der Betonung auf PUNK. Mir gefallen: Geschwindigkeit, Melodien und die Mitteilsamkeit des Sängers. Ohne Handbremse durch ein energisches Set, geschmackvolles Sahnehäubchen in Form eines BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE-Covers von „1976“. Guter Auftritt und guckt mal hier, ist witzig: http://www.shutcombo.de/
 

Niemand wusste es, es sind auch noch gar nicht alle drin, aber nun spielen tatsächlich bereits AFFENMESSERKAMPF. Unerhört, muss der Gastgeber nicht am Schluss zocken?  Das Konzert nimmt seinen Lauf in drei Etappen. Die mache ich wie folgt aus: Erst steht Hannes ganz anständig und langärmelig hinterm Mikroständer, im zweiten Drittel fällt dann die äußerste Hülle und schließlich herrscht komplette Entfesselung und das Stativ fliegt in die Ecke. Was für eine eiskalt durchchoreografierte Steigerung! Neben AMK-Hits wie „Zufrieden mit nichts“, „Euer Spaß ist nicht mein Spaß“, „Ich so, Typ romantischer Rebell“ oder „Die Laufbahn im Laufrad“ begeistern mich die ganz neuen Stücke von der „Clown in Wut – ein deutsches Herz hat aufgehört zu schlagen IV“-Scheibe. Da beißen sich zum Beispiel „Affenmesserattitüde“, „Böse oder blöde“ und „Bundeswehr-karriere.de“ auf Anhieb fest und zeigen, dass die Band immer noch zynisch und ätzend ist, so richtig mit Haaren auf der Zunge. Und auch rein musikalisch heben sich AFFENMESSERKAMPF weiterhin vom Gros der Hardcorebands ab, indem sie vielschichtiger vorgehen – da gibt’s Rock’n’Roll-Einflüsse, Gekeife meets Eingängigkeit, Krach, Tempo, (Post) Deutschpunk und schlicht zahlreiche Einfälle, die aufhorchen lassen. Freu mich schon auf das Album, welches sicher auch in der Tiefenanalyse noch viele Entdeckungen bieten wird. 
 

Kurz vor knapp sind ROBINSON KRAUSE immer noch nicht auf der Bühne. Besorgt guckt JoyBoy hinter die Bühne, um die Jungs zum Tanz zu bitten. Mit den Worten „Moment, wir versuchen uns noch gerade einzupissen!“, erklärt Robin die Verzögerung. Legitim! Schließlich ziert Harald Ewerts vollgepisste Jogginghose das „Clowns in Wut“-Cover und da wollten RK sich nicht lumpen lassen. Zum Glück für uns alle bestehen ROBINSON KRAUSE aber aus Urinstotterern bzw. ist es bekanntlich generell schwierig, auf Kommando zu urinieren. Und so gibt es zum Abschluss „nur“ den üblichen Wahnsinn eines RK-Konzertes. „Für immer Vorband!“ – heute nicht! Robin, Aron und Öli trotzen der Trunkenheit der meisten Anwesenden ebenso wie der Uhrzeit, unbeirrt wird durchgezogen, Melodien tanzen durch vernebelte Hirne und so mancher Pogo endet auf allen Vieren in der großen Bierlache vor der Bühne.

Was für ‘ne Gala!

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