UNBROKEN METAL WEEKEND Part 2: HOLOCAUST, POVERTY’S NO CRIME, BÄD INFLUENCE, WOLFS MOON/ 14.01.2017 – Hamburg, Bambi Galore

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Zweiter Tag des Unbroken Metal Weekends. Ich war im Vorfeld gespannt, ob auch dieser Abend so gut besucht werden würde, feiert schließlich Schüttelrübenkollege Hannes heute doch auch eine Metalsause, und zwar das TRIUMPH OF DEATH RITUAL II im Gängeviertel mit SODOMIZER, INCARCERATION, MORBITORY, ROHBAU und THE CHAINSAW DEMONS. Tatsächlich wird es heute aber sogar voller als tags zuvor. Ist eben Hamburg und nicht das Kiel-Loch, da kannste das locker bringen. Zudem Rüdiger heute auch vier Bands geladen hat, die es zusammen auf unfassliche 116 Jahre Bandexistenz bringen, zählt man kürzere Phasen der Inaktivität (z.B. im Falle von HOLOCAUST) nicht mit. Zeit genug, ein paar Fans zu akquirieren…

HOLOCAUST


Fotos von Thomas Ertmer - https://www.facebook.com/th.ertmer/




WOLFS MOONWOLFS MOON


Los geht’s mit WOLFS MOON aus Helmstedt, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Geboten wird satt nach vorne krachender Power Metal mit Thrash-Einschlag und gutem Sänger. Vom Songwriting her verhält sich die Sache ähnlich wie bei MYSTERY BLUE am Vortag: Einen Originalitätspreis gewinnt die Band nicht. Will sie aber sicherlich auch nicht… Lieber setzen WOLFS MOON auf dicke Riffs und Hooklines, die gleich in mehreren Fällen tatsächlich gut in die Birne gehen. „Vampire Wasteland“ (mit Gastgesang von Mark / BÄD INFLUENCE), „Ultra Rebel“ oder „Dead Eyes – Blind Justice“ dreschen und pumpen nur so aus der PA, sodass die Stimmung wirklich nicht wie die häufig übliche Erste-Band-Zurückhaltung wirkt. Vielmehr schließt der Mob zur Bühne auf und überall siehste wallende Haare und grinsende Gesichter. Der Charismatiker auf der Bühne ist Gitarrist Gerd „Sammy“ Simson, der nicht nur spielwütig schreddert, sondern den eher klar-melodiösen Gesang von Robert Rogge durch sein rauheres Organ unterstützt. Macht Laune!


WOLFS MOONWOLFS MOON


BÄD INFLUENCEBÄD INFLUENCE 


„25 Jahre BÄD INFLUENCE plus 25 Jahre WOLFS MOON macht 50 Jahre Rüdiger“ – ja, unfassbar, aber auch die Hamburger*innen haben heute ein Jubiläum zu feiern. Und den baldigen Release ihrer kommenden Scheibe „Bite“ sowie den heutigen Live-Einstand ihres neuen Schlagzeugers Jan. Da ist es mutig, gleich mit einer gesanglich komplex arrangierten Nummer wie „Armageddon“ zu beginnen, welche in einem beeindruckenden Kanon, gesungen von (fast) allen Bandmitgliedern, mündet. Gelingt aber gut! Mit ihrem melodischen, z.T. hymnischen Metal laufen BÄD INFLUENCE dem Publikum gut rein – „knallt wie Oettinger in der Sonne“, ruft zum Beispiel ein Kuttenträger neben mir begeistert aus. Ab und zu kitzeln sie zwar schon hart viel Pathos aus ihren Songs heraus, aber auf der anderen Seite erstaunt die Band mit überraschenden Ideen, so zockt eine Art sechstes Mitglied mehrfach Didgeridoo – und das klingt erstaunlicherweise nicht scheiße, sondern richtig geil. Überzeugend auch das neue Stück „Verrat“, welches melodiöse Refrains, am Ende einen stampfenden Part mit gesprochenem Part und am Ende Geknüppel enthält.


BÄD INFLUENCEBÄD INFLUENCE


POVERTY'S NO CRIMEPOVERTY'S NO CRIME 


Mit POVERTY’S NO CRIME kommt nun eine Band, von der ich bisher immer nur gelesen habe. Aber Prog ist auch eher in Ausnahmen meine Baustelle. Den Anfang verpasse ich, weil Flo mir eine Tour durch die neue Konzerthalle neben dem Bambi gibt (da kommt was auf uns zu! Zum Beispiel ASPHYX im Juni). Aber die Band spielt ein langes Set, sodass ich noch hinreichend zugefrickelt werde. Der Stil der Band ist erwartetermaßen kopflastig, voller verschachtelter Rhythmen, bringt aber auch mitreißende Melodien und immer wieder lassen abgepfiffene Passagen aufhorchen. Massive Keys und die recht ausdrucksstarke Stimme von Volker Walsemann (auch: g), welche im Gegensatz zu diversen anderen Prog-Sängern recht kraftvoll und nicht so zerbrechlich klingt. Bei der Zugabe hat die Band Pech – erst reißt eine Gitarrensaite, dann verliert Walsemann von einem Moment auf den anderen seine Stimme. Find ich nicht schlimm, sowat passiert (meine Lieblingsantwort auf die Frage „Ich hab das falsch gemacht. Ist das schlimm?“ hat übrigens mein Kunstlehrer gebracht: „Mein Junge, schlimm ist der Atomkrieg!“).

POVERTY'S NO CRIME



HOLOCAUSTHOLOCAUST 


HOLOCAUST. Endlich sieht mensch die 1977 gegründete Legende mit dem unschönen Namen mal wieder live! So häufig hab ich das Trio nämlich nicht bestaunen können – legendär waren die 93er Show in Itzehoe und der Gastauftritt John Mortimers auf der KIT-NWOBHM-Anniversary-Show 2012, nur leicht schwächer dann der KIT-Gig 2013. Heute liefern HOLOCAUST die totale Dampframme und zeigen sich als Band im dritten oder besser x-ten Frühling. „We’re from Scotland, not from England!“, macht sich Mortimer über den Brexit lustig und los geht’s mit roher und punkiger Energie. Mortimers Schlossgeist-Optik mit der schlohweißen Matte ist allein schon die Härte, sein durchweg bangender Glatzkopfbassist der perfekte Sidekick. Tight und dreckig liefern HOLOCAUST fiese Schieber wie „Death Or Glory“, „Smokin‘ Valves“ oder das Rüdiger gewidmete „Only As Young As You Feel“. Um mich herum drehen immer mehr Headbanger völlig ab - und ich mach einfach mit. Eine dichte Atmosphäre weben „The Small Hours“ (heavy!) und „The Nightcomers“, das ist schlicht grandios und zeitlos. Was mich besonders freut, ist aber die Tatsache, dass die neuen Songs vom „Predator“-Album (2015) absolut mithalten können! Selbstbewusst drücken Mortimer und seine Recken gleich diverse Smasher von dieser Platte in die Setlist, „Predator“, „Expander“ (Hit!), „Can’t Go Wrong With You“, „Shiva“ und „Lady Babylon“ sind meiner Erinnerung nach dabei. Alle geil, alle drückend wie Sau, mit klasse Gesangslinien (was für eine charismatische Stimme auch!) und schweren Riffs und Punches versehen und offenbar handeln alle von Dunkelheit, Liebe sowie Besessenheit – sehr schön. Klar, dass sich natürlich dennoch alle Besucher*innen auf „Heavy Metal Mania“ freuen und diese Ultrahymne folgt schließlich auch: „Inside the power cage / I can feel the music of my age / It's paranoid...first degree / Tellin' me that I'm not free / I've got Heavy Metal music in my blood / And I'd like to give it to you if I could!”


HOLOCAUSTHOLOCAUST


Was für’n schöner Abend! Zum Hundertsten wieder, Rüdiger?


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