ELOPE, GRIZZLY RIDER / 23.12.2016 – Kiel, Schaubude

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Es ist schon interessant, wie viele Bands so ein jährlich wiederkehrendes Weihnachtskonzert veranstalten. Weiß nicht, ob ich darauf aus Bandsicht Bock drauf hätte oder ob ich mich dabei nicht zu sehr in der Nähe von Mutantenveranstaltungen wie Bagaluten-Wiehnacht fühlen würde. Aber wenn RIO BRAVO, die TYPHOON MOTOR DUDES oder eben ELOPE in der Schaubude zocken, ist das sicher nicht mit so einem bierzeltschissigen Massendorffest zu vergleichen, sondern hat eher was von erweitertem Familientreffen. Vorausgesetzt deine Familie steht auf Rock’n’Roll. Und weiß die richtigen Fragen zu stellen – z.B. statt „Brust oder Keule?“ na klar „Bier oder Bär?“ (Richtige Antwort im letzteren Fall lautet natürlich: beides!)

ELOPE-Dingsie



Der GRIZZLY röhrt wieder. Und da Dremu-Erfinder Matt nicht mehr für das Röhren zuständig ist, wäre jetzt der Weg endlich dafür frei, die Band mal hart abzusauen. Aber verdammt, das wird gar nicht so leicht – Neu-Sängerin Rosie hat eine tolle Stimme. In eher tieferem Timbre angesiedelt erinnert sie an 90er Doombands wie MOURN oder LEFT HAND SOLUTION. Das eröffnet der Band eine völlig neue Perspektive. Und tatsächlich wird bald ein neuer Song angekündigt, welcher das bisherige Material klar in den Schatten stellt. Das Ding fängt mit einem Doom-Riff und zähen Beats an und steigert sich später in schnellere Gefilde inklusive Doublebassgeknatter. Vom Zusammenspiel her sind GRIZZLY RIDER an vielen Stellen immer noch nicht wirklich tight, aber das hat auch schon mal ganz anders geklungen. Noch können ein paar Gartenzäune weiterhin nicht vermieden werden, aber die Band hat sich weiterentwickelt. Und wenn Strecker mal einen Part spontan weglässt (Harrys Sicht) oder Harry danebenliegt (Streckers Sicht), gibt es schließlich Showelemente, die gezielt davon ablenken: So hüpft plötzlich ein Bär durch die Bude und schwingt die Tatzen (der Kerl im Kostüm war allerdings schon mal motivierter) und später spielt Strecker sogar Weihnachtsmann und offeriert Geschenke aus einem roten W-Mann-Sack, die sich beim In-den-Sack-Greifen als Schnäpse herausstellen. Die entsprechenden Kurzenfläschchen sind sogar mit GRIZZLY-RIDER-Etiketten versehen. Insgesamt muss von einer positiven Überraschung gesprochen werden, zumal auch die alten Stücke mit Rosies Stimme gut klingen. Da geht noch was!


Bei meinem letzten ELOPE-Review vom 25.12.2015 schrieb ich, wie sehr ich vom guten Zusammenspiel der Band angetan war. Das fällt heute sogar noch deutlicher auf! Die Band ist zum Trio geschrumpft, was einige Besucher_innen zunächst schade finden. Aber so gut zwei Gitarren (und zwei Schlagzeuge) auch braten können, so schnell kann auch mal ein Detail verschwimmen. Jedenfalls treten die Stärken der drei Bandmitglieder Jan (g, v), Ole (d) und Eike (b) heute sehr deutlich zutage. Und ich habe ELOPE zudem noch nie derart abwechslungsreich wahrgenommen. Da gibt es funkige Bassläufe, poppige und tanzbare Songs und natürlich von wabernden Riffs angeschobene Stonerbiester. Alles souverän vorgetragen und unaufgeregt gesungen. Das finden besonders zwei Typen in der vordersten Reihe gut, bzw. verkünden diese ihre Begeisterung durch laute Zwischenrufe. Im Falle von Maddin, den mensch auf so ziemlich jedem Stoner-Konzert trifft, ist das so ein langgezogenes „Yeah Yeah Uuuuh!“, worauf der andere mit einer Art Hundegebell zu antworten scheint. Nach einem besonders fetzigen Stück entspinnt sich folgender Dialog:

„Yeah Yeah Uuuuuh!“
„Wuff Wuff!“
„Yeah Yeah Uuuuuuuuuuh!“
„Wuff Wuff WUFF!“
Jan (schön trocken und mit hochgezogener Augenbraue): „Das ist jetzt schon etwas albern.“

Eigentlich hatte ich vorm Konzert den Plan entwickelt, mich nach ein paar ELOPE-Songs zu Strecker in den Backstageraum zu begeben und den Bands das Bier wegzutrinken, aber bei jedem Stück verschiebe ich den Plan auf später, weil mir die Musik so gut gefällt. Bis es dann kein später mehr gibt. Starker Auftritt, warum nicht häufiger?


Heute Abend übrigens: TYPHOON MOTOR DUDES!

Kommentare   

-6 #1 Christoph89 2016-12-25 12:38
Finde ich schön, dass Mittvierziger-Feierabend-Bands in der Schaubude eine Chance bekommen!
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