GO KIEL YOURSELF Vol. 2 mit PHIASCO, TSCHAIKA 21/16 et al / 10.12.2016 – Kiel, Hochbunker

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Philipp: Witzig eigentlich, dass trotz aller Kiel/Kill-Wortspiele noch niemand vorher auf den Veranstaltungsnamen GO KIEL YOURSELF gekommen ist. Und gleichsam ist es erfreulich, dass hinter diesem Begriff ein regelrechtes Netzwerk steht, welches der in den letzten Jahren heftig erblühten Stoner- bzw. Psychedelic-Rock-Szene eine Plattform bieten will. Dort engagieren sich offenbar z.T. Menschen von der Band BONE MAN und dem PINK-TANK-Label. Ich hätte mir gern das ganze Festival gegeben, muss mich aber aus Gründen auf 20% der Bands beschränken. Aber hey – muss mensch immer auf volle 100% gehen? Kann manchmal nicht auch ein bisschen Genuss beglücken? Ich teste das mal, fahre erst nach zwölf nach Gaarden und schnuppere immerhin noch drei Stunden Bunkerluft. Für die ersten Bands übergebe ich an den Kollegen Sackers, welchen ich schon beim Eintreten von weitem sein „YEAHYEAHYEAH!“ grölen höre.


Go Kiel Yourself




Dirk: EJECT NOISE FIX braten zu zweit schön Experimental Stoner Instrumental als Opener von der Bühne. Und gar nicht langweilig das Gespann aus Itzehoe. Zum amtlichen Weihnachtsvorglühen ist der Raum bereits zu Anfang gut besucht. Der Sound stimmt soweit - gemütliche Atmossphäre. Gab's nix dran zu rütteln.


Dirk:
After that - the Space Lords himself SPACEKLOTZ bringen die Fangemeinde schwungvoll mit Stoner Sci Fi Punk zum Schunkeln. So manche Faust wird hier nach oben gerissen. Die Jungs sind stets gut gelaunt und ballern meist schön drauf los. Dazu Effekthascherei ohne Ende und 50 Prozent der Sounds dieser abgefahrenen Kombo sind logger nicht aus dieser Galaxie. Das macht Bock auf mehr und vor allem mehr Flüssigbrot oder auch Gerstensaft. Laser!



Dirk: AUX sind derbe entspannt und haben richtig smoothen Sound, Alder. Geiler Sänger. Der Kerl hat ein echt gechilltes Organ. Die Mukke so The Doors meets Oasis und denn ma auch gern ma n büschn psychedelisch und so. Fette Nummer. Zum Ende rotzen die da noch n paar echt tanzbare Stonerdinger von der Bühne. Die gehn ab!


Philipp: Als ich mit Bier versorgt bin, haben PHIASCO aus Köln just zu zocken begonnen. Der Bunker ist gut besucht und was noch erstaunlicher ist: Der Sound ist heute tatsächlich mal durchaus annehmbar! So kommt der schwer pumpende Stoner Rock der Band zur Geltung, die Drums haben den nötigen Punch und Gitarren/Bass braten stonertypisch. Was mir persönlich besonders gut gefällt, sind die Ausflüge in Classic (Hard) Rock-Gefilde, dann nämlich, wenn die Gitarristen Twin-Harmonien abfeuern. Ansonsten wird die große Fuzz-Keule geschwungen und sich psychedelisch einer abgerifft, bis dir farbige Punkte vor den Glotzies tanzen. PHIASCO erstaunen immer wieder mit originellen Breaks und Tempowechseln, was ja im Stoner nicht unbedingt die Regel ist. Und das Wichtigste: Die Kölner strahlen megaviel Bock aus! Das wiederum überträgt sich wie so oft schnell aufs Publikum, welches PHIASCO bangend, tanzend und rempelnd abfeiert. Der Bunker zieht ja eh immer eine gewisse Freakshow an und heute bietet der Blick in den Mob wieder das pralle Leben. Da ist vom phlegmatischen Bereits-im-Vorraum-auffem-Sessel-Schläfer bis zum übereuphorisierten Erste-Reihe-Fistraiser die ganze Palette an Emotionen am Start.


Dirk: PHIASCO gehen da ein bischen heavier zur Sache. Schön heavy Stoner Shice. Die vier sympathisch wirkenden Rogger ballern sonne Mischung aus Stoner und Metal von oben nach unten und Sänger ist fett geil. Hat was die Nummer, aber die Klampfen zocken da echt teilweise richtig geilen Metal. Schönes Ding! 


Philipp: Im Grunde bin ich ja heute im Auftrag Streckers hier, der mir befohlen hat, ich müsse mir TSCHAIKA 21/16 unbedingt ansehen. Und ich sag‘s jetzt schon: Der Mann hat Recht. TSCHAIKA 21/16 spielen rein instrumentalen Noise/Stoner Rock, was bei vielen Bands schnell langweilig wird und häufig der Eindruck entsteht, dass die jeweilige Band im Grunde einen Sänger bräuchte, weil ihr Songwriting völlig klassisch ausgerichtet ist. TSCHAIKA hingegen sind so halsbrecherisch unterwegs, dass ein*e Sänger*in zumindest arge Probleme bekäme. Denn eins ist klar: Keine Black Metal Kapelle hat ernster Krieg geführt! Nur dass hier Gitarre und Schlagzeug gegeneinander kämpfen. Die Songstrukturen wirken bisweilen absurd, kicken aber irgendwie dennoch. Die beiden Höllenhunde grooven und frickeln sich erbaulich dreckig durch Songs wie „Lass mich in deinem Wald der Oberförster sein“ oder „Griechisches Bein“, werfen mit Knicklichtern und zwischendurch erzählt der Schlagzeuger etwas zum Inhalt der Songs. Hä, Inhalt? Ist doch instrumental, sagt ihr jetzt. Ja, das stört die dann aber auch nicht. Das aktuelle Album nennt sich „Tante Crystal uff Crack am Reck“ und verfolgt offenbar ein strenges inhaltliches Konzept. Stabil. Ich höre sowohl den Songs als auch den Ansagen sehr gerne zu, allein schon weil da endlich mal wieder einer berlinert (bei meinem letzten Berlintrip musste ich danach länger suchen). Bald sammeln die Anwesenden die überall herumliegenden Knicklichter auf und alles wird noch verstrahlter. Tante Crystal ist schon lange runter vom Reck, hat sich ‘nen Roller geklaut und ballert durch den Berliner Feierabendverkehr. Immer wieder Stop & Go, doch die Dame bricht nach links aus, tritt voll aufs Gas, kurzer Ausflug aufs Trottoir, gern auch in den Gegenverkehr, bamm, brumm, ratter, krach, PENG. Beeindruckende Band!


Dirk: Experimentell fettes Gebrate mit einem hammergeilen Drummer - das könnte die Definition ihrers Genres sein. Nicht festzulegen, da diese Mukker völlig schubladenfrei agieren und sehr viele verschiedene Rhythmen und Riffs in Form von Jazz Rock zocken. Mit so fetter Bratgitarre und der Drummer sagt nix, aber steht ganz vorne anne Bühne. Und du guckst dem die ganze Zeit auffe Griffel. Aber erstaunlich, was die da reißen. Die Menge lässt sich hier nicht lumpen und zeigt im Rausch der Klänge rhythmische Tanzeinlagen. Der Iltisbunker kommt in Schwung und die Herren aus Berlin haben Bühnenerfahrung bei diversen Knallern in der Szene. Doch hier ist das nicht von Belang. Hier stehen grad zwei Typen, und zocken doch sehr kreativen Scheiß zu später Stunde. Ach doch. Also, da darf man ruhig mal klatschen.

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