SKINDRED, ZEBRAHEAD / 10.12.16 - Kiel, Max

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Was macht man denn so am Samstagabend in Kiel? Na klar, man kann mal zum Partymachen ins Max gehen. Häh, denkt der geneigte DreMu-Leser, ist der Matt jetzt umgedreht worden und reiht sich in die Spiesserhorden von gleichgeschalteten Studierenden ein? Aber nein, der Anlass war natürlich ein Konzert, welches wir mitpräsentieren – ZEBRAHEAD und SKINDRED waren zu Gast.

Zunächst beginnt der Abend mit der Erkenntnis, dass man die lächerlich frühen Anfangszeiten (18:30h war angekündigt) offenbar doch ernst nehmen muss, denn als ich um kurz nach sieben eintrudele, ist die erste Band bereits durch. Und so komme ich noch rechtzeitig um mir das Set der mir bis dahin nicht so geläufigen ZEBRAHEAD zu Gemüte zu führen. Das Max ist bereits sehr voll (da waren wohl einige Leute schlauer als ich) und ich quetsche mich in die Masse, die langsam auf Tanztemperatur kommt. Party im Max, ja. Und ZEBRAHEAD machen definitiv Party. Mit ihrem Neunziger angehauchten Punk Pop Sensationsrocknroll gehören sie eher nicht zur musikalischen Avantgarde, aber sie machen mächtig Alarm. Und wenn die Musik zwar nett, aber nicht wirklich berührend ist, so feuert die Band eine um die andere Publikumsinteraktion ab. Dabei ist auch viel Klamauk, so laufen die ganze Zeit zwei als Flaschen verkleidete Typen über die Bühne, deren Aufgabe sich mir nicht ganz erschliesst. Es gibt einen Crowdsurfing Wettbewerb und eine der Flaschen rudert mit einem Schlauchboot über die Menge. Die Band feiert sich ab, lenkt damit aber auch sehr von der eigenen Musik ab. Mir ist das auf Dauer too much, aber für das Partyvolk im Max ist es passend und die Stimmung kocht. Kann man mal machen.

Dann warten wir auf die nächste Partygranate, die Engländer SKINDRED. SKINDRED sind für mich die Reinkarnation des totgesagten Begriffs „Crossover“, denn in der Musik vereinigen sich das Beste aus Reggae, Rap, Elektrokrams und einer derben Prise Mosh. Da die Musik doch eigentlich ziemlich hart ist, bin ich überrascht, wie viele Leute diese Band zieht, aber die Partytauglichkeit der Engländer hat sich offenbar auch nach Kiel rumgesprochen. Nach verhaltenem Start (das Kielerpartypublikum musste sich nach der ZEBRAHEAD Attacke offenbar etwas sammeln) liefern SKINDRED dann auch. Das Max kommt langsam wieder auf Betriebstemperatur und ich finde es faszinierend, wie die Band – allem Voran der extrem sympathische Frontmann Benji das Publikum Stück für Stück in die Hand bekommt. Es wird der Unterschied zu ZEBRAHEAD deutlich – wo diese eher hirnfreie Samstagabendunterhaltung bieten, platzieren SKINDRED Ihre Message und bekommen gerade dadurch das Publikum in den Griff. Die Message besteht dabei aus der Gleichheit aller Menschen und dem Respekt vor diesen ungeachtet welche Religion, sexuelle Orientierung oder Hautfarbe diese haben. Banal? Nicht besonders tiefsinnig? Mag sein, aber gerade in unseren Zeiten kann man gar nicht oft genug diese Message in die Köpfe hämmern. Musikalisch geht es bei SKINDRED natürlich derbe zur Sache und die fünf moshen sich durch die Geschichte der Band, wobei Highlights sicherlich „Kill the Power“, „Nobody“ und die Ballade „Saying it now“, in der die Band die Trauer um einen krebstoten Freund besingt, es aber eigentlich darum geht, Sachen die einem wirklich wichtig sind, nicht aufzuschieben, weil es irgendwann zu spät ist.

Um 22 Uhr ist das Konzert dann auch schon zuende und lässt uns ob des angebrochenen Abends etwas ratlos zurück. Wir vermuten, dass dem Max so auch noch Partygäste für danach zugeführt werden sollen, aber für uns reichts, und wir beschliessen, den Partyabend doch lieber im Hanging Garden ausklingen zu lassen…

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