WACKEN OPEN AIR XXVII / 05.08.2016 – Wacken, Tag 2

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WACKEN OPEN AIR XXVII / 05.08.2016 – Wacken, Tag 3 (Friday)

Philipp: Heute habe ich meinen strammsten Festivaltag. Also so rein vom Programm her natürlich! Mit ROLLINS, DER WEG EINER FREIHEIT, LOUDNESS, NEGATIVE APPROACH, AXEL RUDI PELL, INSIDIOUS DISEASE, ALCEST, 1349, ISAHN, RED FANG, UNISONIC und TESTAMENT stehen zwölf Stationen an und ich verrate schon mal, dass ich sie alle bewältige. Gern hätte ich noch PYOGENESIS gesehen, aber 11.00 Uhr ist jetzt echt mal ‘ne perverse Zeit. Und schade auch um GIRLSCHOOL, die leider zeitglich mit irgendwas anderem von meiner Liste zocken. Dusche, Käffchen, Bier, Shuttle und ab! 



Ektomorf Bericht von Anke, Strecker, Stefan, Vincent und Philipp. Fotos von Toni Gunner.

 

 

 

Anke Black: Tag 3 gleicht einer langen und spannenden Erkundungstour durch den wilden Park des gesamten Wackenangebots! Der Blick auf die farbig markierte Runningorder verrät: Es gibt viele Stationen und könnte richtig in Arbeit ausarten, aber wir sind jung, haben Bock und tragen festes Schuhwerk…

Vincent: Wir schreiben Freitag, die ersten Ausfallerscheinungen machen sich bei uns allen bemerkbar, doch auch das gehört zu einem Festival wie diesem mit dazu. Das Wetter bessert sich und es scheint die Sonne an diesem Tag. Das Dorf füllt sich von Tag zu Tag mit immer mehr Partyvolk aus aller Welt. Auch viele verkleidete Freaks in unterschiedlichen Kostümen wie z.B. Superman, Spider-Man oder Spezialisten in Spandex-Hosen mit lackierten Fingernägeln und Haarperücken. Diese tragen bei uns allen zum Unterhaltungsfaktor bei und es wird herzhaft gelacht, so dass ich am Ende Bauchschmerzen vor Lachen habe und viele Running Gags entstehen. Allerdings sind die Preise für ein Bier (6,- Euro mit Pfand) auf dem Festival knackig, wie ich finde. Zum Glück entdecken wir einen günstigen Astra-Stand, nur 1,50 Euro für ein kühles Bier in der Mitte des Dorfes, sehr sympathisch.


HENRY ROLLINS

Philipp: Auch der Beginn von HENRY ROLLINS ist mit 12:10 Uhr für uns heute nicht zu schaffen. Aber einen Teil des Spoken-Word-Auftritts der Hardcore/Punk-Legende bekommen wir immerhin noch mit. Eisenheinrich ist inspirierend wie immer – er erzählt von einer Deutschlandtour mit BLACK FLAG. Typisch ist, dass die Geschichte zunächst humorvoll beginnt, dann aber eine beklemmende Wendung nimmt. Zunächst schildert Rollins wort- und bildreich die für einen Kalifornier unfassbare Härte des deutschen Winters und hat durch diverse gelungene Kälte-Kalauer die Lacher auf seiner Seite. Auch noch witzig wird die Begegnung mit Fans geschildert, welche unverdrossen stundenlang für einen Schnack mit den Black-Flag-Leuten draußen warten und frieren. Doch dann trifft Rollins auf ein Mädchen, welche dort nicht nur lange gewartet hat, sondern allein aus Russland hergetrampt ist. Irgendwie offenbart sich im Gespräch die Lebensgeschichte der Frau, eine Geschichte aus Missbrauch, Gewalt, Angst, Einsamkeit und Flucht. Heftig. Rollins holt uns Hörer*innen wieder zurück, indem er den Bogen zu unserer Verantwortung füreinander spinnt. Dass wir einander helfen und vor Missbrauch schützen müssten. Gänsehaut und Applaus.


DER WEG EINER FREIHEIT

Philipp: Diese Band wollte ich schon lange mal live sehen, verrückterweise klappt es erst jetzt in Wacken. Bereits auf den Alben „Agonie“ und „Unstille“ gefällt mir der Ansatz der Band, auf der Bühne werden weitere Ausrufezeichen gesetzt. Es wurde Zeit, dass Black Metal nicht ausschließlich von Misanthropen gespielt, deren Indifferenz so weit geht, dass faschistoide Ideologien in diesem Genre Nährboden fanden. Die Würzburger kombinieren Brachialität und Melodie, knüppeln natürlich einerseits vehement, weben aber auch fragile Post-Rock/Metal-Elemente ein. Mir fällt übrigens auf, dass diese typische Gitarrenspielart, also dieses Flirrende, noch gar keinen Namen hat. Zumindest kenn ich keinen und diverse von mir befragte Musiker, welche derartige Sounds selbst einbauen, ebenfalls nicht, haha. Oder ist euch bekannt, ob jemand für diese Technik einen Begriff kreiert hat? Solange nennen wir es halt Shoegaze-Geflirre mit offenen Saiten, die schnell gespielt werden… Songs wie „Der stille Fluss“ oder „Zeichen“ klingen noch lange nach. Sehr dynamischer Auftritt!

Anke Black: Schon gegen Mittag geraten wir in ein mystisches Tal (bzw. zur Headbangers Stage), wo wir recht finstere, aber doch eindrucksvolle Töne vernehmen. Auf dem Wegweiser steht „DER WEG EINER FREIHEIT“ und wir folgen ihm bereitwillig. Zwar kann ich das aus der Dunkelheit Gerufene im Einzelnen nicht verstehen - soll man wohl auch nicht - doch muss das auch nicht sein! Der Wechsel zwischen sehr progressivem, hartem „Gesang“ und weichen, sehr harmonischen Instrumentalparts wirkt (!) und zieht das Publikum regelrecht in eine Art Meta-Welt, raus aus dem Hier und Jetzt. Und das kann ja ehrlich gesagt ab und an nicht schaden. Insofern ein berauschend derber und gelungener Auftakt des dritten Tages! Käme aber noch besser zu fortgeschrittener Stunde…

Stefan: Ich bin nicht wirklich der allergrüßte Black Metal Fan. Ist mir auf Dauer irgendwie zu eintönig und die Ideologie dahinter finde ich größtenteils auch eher lächerlich. Aus irgendeinem Grund gefällt mir aber DER WEG EINER FREIHEIT. Vielleicht weil sie eben nicht "typisch" Black Metal sind. Befremdlich ist zu früher Stunde (13 Uhr!) erst mal das Fehlen eines Bassisten. Soundtechnisch fällt dies aber nicht weiter auf und die noch vorhandene Müdigkeit wird einem musikalisch schnell aus den Knochen geschüttelt. Es wird heftigst geknüppelt, aber auch sehr melodiös und sphärisch gezockt. Schwer zu beschreiben die Mucke! Geht in Richtung des schwedischen BM mit progressivem Einschlag. Sehr gelungener Start in den Tag! Würde ich gerne mal in einen Club sehen.


LOUDNESS

Philipp: Schön wäre es auch gewesen, noch im Zelt zu verweilen und sich THE VINTAGE CARAVAN zu gönnen, aber LOUDNESS gehen na klar vor. Also schnell vom Zelt ins Infield wetzen und sich auf die Japaner freuen! Vor 2016 konnte ich die Band trotz jahrzehntelanger Begeisterung noch nie live ergattern und nun ist es schon das zweite Konzert, welches ich von der laufenden Tour sehen kann. Während der Show füllt sich das Gelände zusehends, auch wenn es natürlich nicht so voll wird wie bei einem der Headliner. LOUDNESS haben eben keinen großen Namen (mehr). Aber sie könnten ihn sich wieder erspielen, denn der Auftritt ist schlicht sensationell und zählt für mich zu den diesjährigen Wacken-Highlights! Akira Takasaki schreddert alles zu Staub und ist als Gitarrist auf diesem Festival nahezu konkurrenzlos. Durch den Hamburger Gig war ich vorgewarnt, wie gut eingespielt LOUDNESS sind und was für ‘ne Killersetlist sie zocken. Das fetzt von „Crazy Nights“ über „Heavy Chains“ bis hin zu „Law Of The Devil’s Land“, „Crazy Doctor“ und „SDI“. Großartige Songs, welche durch den Wechsel von Speedbolzen, Stadionstampfern und verspielten Riffmonstern auch noch abwechslungsreich daherkommen. Und leidenschaftlich dargeboten werden, ich verweise stellvertretend für alle Bandmitglieder auf den eigenwilligen, aber stets mitreißenden Gesang von Minoru Niihara. Ich bange den ganzen Auftritt über und verkleckere bestimmt ein halbes Bier dabei, aber die Beerboys sorgen ja zum Glück für stetigen Nachschub.

Anke Black: Das wohlig düstere Tal durchschritten, gelangen wir zur True Metal Stage in freudiger Erwartung auf einen echten Heavy-Metal-Wachmacher: LOUDNESS! Und wirklich: Enttäuschung sieht eindeutig anders aus! Der Name ist Programm und holt mich von Sekunde 1 an zurück ans Wackener Tageslicht. Sänger Minoru Niihara, auch schon 56, tobt über die Bühne und lässt keinen Zweifel daran, genau dafür geschaffen zu sein. Er liefert ab mit allem, was dazugehört: wilden Gesten, Nietenoutfit, Sonnenbrille, Hut und schrill-rauchiger Metalstimme. Auch der Mann an der E-Gitarre, Akira Takasaki, weiß, wie es geht und führt virtuos vor, dass Japaner mehr können, als Autos bauen und rohen Fisch in Reis und Algen einwickeln! Fernöstliche Kampfkunst mal anders dargeboten, denke ich und weiß: aber sowas von gerne wieder!!!

Stefan: Schnell ins Infield gestiefelt, um LOUDNESS zu sehen. Obwohl ich seit knapp 25 Jahren deren Scheibe kenne, sehe ich sie heute tatsächlich das 1. Mal. Und bin schwer begeistert!!! Die Setlist besteht nur aus Songs der 80er und das Akira Takasaki ein überragender Gitarrist ist, kann man schon auf den Alben hören. Live ist der Kerl aber unglaublich und spielt jeden an die Wand. Die Stimme von Minoru Niihara ist live genauso "eigenwillig" wie auf Platte und gefällt bestimmt nicht jedem, gehört aber zum unverwechselbaren Sound der Band. Songs wie "Heavy Chains" oder "Crazy Doctor" habe ich jedenfalls noch Tage später im Ohr! Sehr starker Auftritt und es ärgert mich jetzt umso mehr, dass ich vor ein paar Wochen nicht in die Markthalle gefahren bin!

Strecker: Der Freitag sollte schon früh mit den Besuchen der Konzerte von Pyogenesis und den anschließenden The Haunted beginnen. So war zumindest der Plan. Ich hatte allerdings noch ein ausgedehntes Bedürfnis nach Schlaf und Erholung, so dass an einen Gang auf das Gelände um 11 Uhr noch nicht zu denken war. Ich bin leider keine 20 mehr und so ein Festival – gerade bei den Bodenverhältnissen und den weiten Wegen – strengt von Jahr zu Jahr mehr an. Rechtzeitig zum Konzert von Loudness war ich aber wieder halbwegs fit und und vor der Bühne. Leider überschnitten sich Loudness mit The Vintage Caravan, die ich auch gern gesehen hätte.

Loudness waren eine der ersten Metal-Bands, die ich in grauer Vorzeit kennengelernt habe, nur hat mich die Band nie 100 prozentig überzeugt. Klar sind es allesamt brillante Musiker und ein gewisser Exotenbonus kommt aufgrund der Herkunft auch hinzu, aber mir fehlte es immer ein bisschen an dem Wesentlichen und das ist bei einer Band nunmal die Musik (Waaas? Die Songs sind doch Killer! Anm. Red.). So ging es mir auch bei dem Konzert. Die Songs wurden professionell und super gespielt und selbst durch einen kurzzeitigen Ausfall der Gitarrenanlage ließ sich der Rest der Band nicht aus der Ruhe bringen und rockte einfach weiter. Profis eben. Vielleicht lag es genau daran, dass mich die Band auch live nicht ganz überzeugen konnte. Mir fehlte ein bisschen der Enthusiasmus und etwas mehr Interaktion mit dem Publikum hätte auch gern sein können. Alles in allem Spaß gemacht hat und ein guter Einstieg in den Tag war.


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NEGATIVE APPROACH

Philipp: Wohl den größten WTF!?-Moment beim Lesen des Billings hatte ich, als mir das Logo von NEGATIVE APPROACH entgegensprang. Ein klares Muss, denn ich liebe den Old School Hardcore/Punk der Detroit-Legende! Auch wenn ich jetzt den Weg zum Zelt zurückstampfen muss, egal. Sofort wird klar, dass Sänger John Brennan noch genau so wütend ins Mikro beißt wie 1981. Und er kennt genau einen Gesichtsausdruck – wütende Angepisstheit. Es gibt exakt zwei Ansagen, nämlich ein einleitendes „We’re NEGATIVE APPROACH“ und ein abschließendes „Goodbye“. Der Gitarrist schafft es, den ganzen Auftritt über mit dem Rücken zum Publikum zu zocken, was er offenbar immer so praktiziert. Insgesamt also ein spezielles Bühnenbild, zumal der weißbärtige und langhaarige Bassist die perfekte optische Abrundung bietet. Die Songs krachen richtig ins Gebälk und der Bass wummert so schön, dass der Magen zittert und die Hosenbeine flattern, auch wenn sie noch so eng anliegen. „Can’t Tell No One“, „Tied Down“, „Ready To Fight“ sind Ultraklassiker, welche von allen anwesenden Hardcorefreaks (leider ist das Zelt insgesamt eher leer) mitgegröhlt werden. Das SHAM 69-Cover „Borstal Breakout“ kommt herrlich räudig.


DIE KRUPPS

Strecker: Ich machte mich langsam auf den Weg Richtung Bullhead City Circus, um mir Die Krupps anzugucken. Früher mochte ich die Band ganz gerne und dachte mir, dass Die Krupps bestimmt gut werden. Ich habe die Band schon länger aus den Augen verloren und nicht mehr weiter verfolgt, so dass ich nicht wusste, was Die Krupps in den letzten Jahren gemacht haben und wie die live so sind. Dass ich den Werdegang der Band nicht weiter verfolgt habe, hatte offensichtlich seinen Grund, das Konzert war sowohl soundtechnisch wie auch die Leistung der Band mal so richtig schlecht. Die Musiker wirkten zwar bemüht, aber gerade als Band, die viele Sample einsetzt, sollte auf den Punkt gespielt werden und auch der Sänger darf durchaus mal einen richtigen Ton treffen. Vielleicht war auch der Sound auf der Bühne mies und es lag daran, aber mit dieser Leistung konnten mich die Krupps überhaupt nicht überzeugen und ich verließ das Konzert vorzeitig.

Vincent: Als wir auf dem Festivalgelände ankommen, sehen wir DIE KRUPPS auf der HEADBANGERS-STAGE, welche elektronisch vorlegen, und das Ende der Franzosen von ALCEST, die entspannt anknüpfen.

Strecker: Die dadurch entstandene Freizeit nutze ich, um mal ins Wrestlingzelt zu gehen, das auch gleichzeitig die Heimat der Poetry Slam Bühne war. Im Vergleich zu dem Bullhead City Zelt ist das Wrestlingzelt winzig. Ein größeres Zelt hat die Wrestlingveranstaltung aber auch nicht verdient. Die paar Minuten, die ich dort verbracht habe, waren richtig schäbig. Mir ist natürlich klar, dass es sich beim Wrestling nicht gerade um niveauvolle Unterhaltung handelt, aber so ein ganz kleines bisschen Anspruch darf durchaus auch beim Wrestling sein. Ein böser Russe, der einen biertrinkenden Heavy Metal Fan verhaut und dann trotzdem das Match verliert, ist so platt, dass ich das Zelt verließ und mal durch das Wackinger Village und die Wastelands schlenderte. Mit diesem Wikinger- und Mitelaltergedöns kann ich nicht viel anfangen, aber kochen können „die mittelalten Damen und Herren“ und so gab es hier erstmal einen sehr leckeren Falafel und einen Sitzplatz auf einem alten Autoreifen. Die Endzeitmenschen in den Wastelands können übrigens auch kochen. Das Chili am Tag darauf war ebenfalls sehr lecker.

Überhaupt finde ich die Wastelands für einen kurzen Ausflug ganz angenehm. Irgendwie hat der Endzeitschrott einen gewissen Charme und auch die Darsteller sind gut gelaunt und lassen sich bereitwillig fotografieren und stehen gern für Fragen (Warum macht Mensch sowas?) zur Verfügung.   


AXEL RUDI PELL

Philipp: Ich stelle immer wieder fest, wie leicht es ist, Menschen zu schockieren. Zum Beispiel mit der Aussage, dass ich im Besitz sämtlicher Tonträger aus dem Stall von AXEL RUDI RPELL bin. Da guckt ihr! Aber für mich macht der Wattenscheider ganz exquisite Musik im RAINBOW-Stil. Während RAINBOW allerdings (wieder) als angesagt gelten, wollen die coolen Kids irgendwie nichts mit AXEL RUDI PELL zu tun haben. Mir egal, denn AXEL rockt das Haus, ey! Oder das Infield, welches auch ziemlich gut besucht ist. In Stücken wie „Fool Fool“ (klingt schon gleich nach DIO und Co…), „Game Of Sins“, „Mystica“ oder „Edge Of The World“ kann man durch kraftvoll-melodiösen Gesang glänzen (hervorragend: Johnny Gioeli) sowie natürlich durch des Meisters Licks und Tricks. Insgesamt hätte man aus dem reichen Repertoire der Uptemponummern reichhaltiger schöpfen können, aber die Pellwurstpower kommt trotzdem gut und irgendwie gerade zur richtigen Zeit.

Anke Black: Ähnlich laut, aber doch ganz anders, geht es weiter auf der gleichen Ecke. Hier steht AXEL RUDI PELL in den Startlöchern und gibt Frontmann Johnny Gioeli auf der E-Gitarre den Takt vor. Mir zuvor nicht wirklich bekannt, merke ich gleich zu Beginn: ok, nicht meins! Der Gesang ist zu grell und irgendwie unangenehm künstlich-dramatisch. Ein bisschen wie beim Eurovision Song Contest (i.S.v. zu viele Höhen und die auch noch herausgepresst inkl. aufgesetzter Gesten). Technisch ist aber alles ganz sauber dargeboten und die Fans dieses Stils, die es dem Publikum nach zu urteilen offenbar reichlich gibt, sind sicherlich beglückt vom Hof gezogen. Ich nicht wirklich, weshalb ich dann auch schon vor dem offiziellen Ende den Acker verlasse…

Stefan: AXEL RUDI PELL höre ich zu Hause durchaus mal gerne, speziell die frühen Alben von ihm. Eigentlich mag ich auch die Stimme von Johnny Gioeli (Hardline!!!), heute schockt mich der Auftritt aber nicht wirklich an. Es fehlen mir die Ecken und Kanten und Johnny G. ist mir etwas zu hyperaktiv. Da wir eh zu GIRLSCHOOL weiterziehen wollen, bleibt es heute bei einem kurzen Eindruck von drei oder vier Songs. Mehr brauche ich heute auch nicht.


INSIDIOUS DISEASE       

Philipp: Von dieser Band bekomme ich nicht den gesamten Auftritt mit, aber auch mit nur ein paar Songs setzt die Death-Metal-Prominenz ein weithin schallendes Ausrufezeichen. Marc Grewe hat sich seit dem bitteren Split von MORGOTH offenbar erholt und röhrt wie gewohnt alles in Grund und Boden. Das Zelt ist ordentlich voll und die Erschienenen feuern die olle Kopfsocke und seine Mannen zusätzlich an. So grooven und knüppeln sich INSIDIOUS DISEASE sich umso motivierter durch ihr Set. Schade nur, dass Shane Embury nicht dabei sein kann, denn den seh ich immer gern auf der Bühne. Dennoch überzeugend und ich freu mich auf das kommende Album. 


GIRLSCHOOL

Anke Black: Die Neugier treibt mich in eine ganz andere (musikalische) Richtung: Auf der W:E:T Stage spielen die Mädels von GIRLSCHOOL. Mit „Kick it down“, „Watch your Step“, „Race with the Devil“ und „Emergency“ läuft zwar schon das letzte Drittel des Auftritts, aber ich möchte sie gern einmal sehen! Haben sie doch schon eine ordentliche Geschichte hinter sich… Auf Anhieb gefällt mir ihre ungeschnörkelte Art auf der Bühne. Die Songs haben Power und man spürt eine gewisse derbe und überzeugend uneitle „Outlaw“-Haltung, die ja nicht so typisch für Frauenbands ist und vielleicht gerade deshalb imponiert. Obwohl ich eher Männerstimmen in diesem Metier favorisiere, bin ich also doch angetan von der hier dargebotenen Mischung. Für finanziell und wegtechnisch nicht allzu großen Aufwand würde ich wieder hingehen, natürlich von Beginn bis Ende…

Stefan: Ähnlich wie bei AXEL RUDI PELL gibt es von GIRLSCHOOL heute nur einen kurzen Eindruck. Als wir im Zelt ankommen, läuft der Set schon. Der schnörkellose Hardrock ist wie immer sehr unterhaltsam. Auf technische Perfektion kommt es hier nicht an. Songs wie "C'mon let's go" oder "Hit and run" schmettert man an besten mit einer kühlen Gerstensaftschale in der Hand mit. Unterhaltsam! Bei nächster Gelegenheit wird vielleicht mal wieder etwas mehr geschaut. Jetzt schreit es aber nach einer Pause!

 
ALCEST

Anke Black: Nach einer ausgedehnteren Pause auf dem Speisenpfad geht es gestärkt in das des heutigen Tages. Dunkelheit überzieht bereits das Festival-Gelände und irgendwie auch die letzten beiden Programmpunkte. Den noch recht milden Auftakt dazu bilden ALCEST aus Frankreich, die uns ins Zelt zur Headbangers Stage einladen. Von Beginn an fasziniert die atmosphärische Stimmung, die die Band durch ihre ganz eigene, wiedererkennbare Komposition aus zerbrechlich-zarten und kraftvoll-kompromisslosen Instrumental- und Gesangparts erschafft. Sie erinnert etwas an einen schönen Traum, in den sich, wie aus dem Nichts und immer wieder, die dunklen Mächte einschleichen und das Zepter übernehmen wollen. Der Kampf zwischen „Gut“ und „Böse“ dauert dabei eine ganze Weile an, denn die hier gespielten Songs („Écailles de lune“ (Part 1 und 2), „Autre temps“, „Percées de lumière“ und „Là où naissent les couleurs nouvelles“) haben jeweils eine recht ausgedehnte Länge. Gern wäre ich den düsteren Pfaden der Franzosen bis über die Grenze gefolgt, doch bildet der Soundscheck auf der Nachbarbühne einen leider nicht zu ignorierenden Störfaktor. Hier stehen 1349 in den Startlöchern, die als Black-Metal-Band natürlich nicht „zurückhaltend“ checken können. Irgendwie schade für die Stimmung…

Stefan: Gut gesättigt geht es zurück zur Headbanger's Stage. ALCEST starten unser Abendprogramm und lassen einen mit ihrem atmosphärischen Post Black Metal entspannt in die Dunkelheit entgleiten. Die größtenteils überlangen Songs haben eine einzigartige Atmosphäre und der Sound passt auch (wie eigentlich bei allen Bands!). ALCEST ist weniger Musik zum Durchdrehen und Moshen, sondern mehr zum Augenschließen und Träumen. Herrlicher Kontrast zu vielen anderen Bands an diesem Wochenende. "Autre temps" ist einfach nur ein wundervoller Song und der Rest des Sets steht dem in nichts nach. Auf Grund der Kürze der Spielzeit und der Länge der Lieder ist leider nur Zeit für fünf Lieder. Diese gehören für mich aber zu den absoluten Highlights des diesjährigen Festivals:

Philipp: Auch ALCEST konnte ich bisher noch nicht live ergattern und bin daher sehr gespannt, sticht diese Band doch mit ihrer träumerischen Musik, welche zum Schwelgen und Schweben einlädt, sehr aus der Veröffentlichungsflut heraus. Ich mag das „Souvenirs d’un autre monde“-Album – wie das wohl live kommt? Ich schließe mich meinen Vorredner*innen an und genieße den Auftritt von Anfang bis Ende. Der filmisch wirkende Ansatz der Franzosen versetzt die Zuhörer*innen wahrlich in andere Welten. Gesanglich und instrumental klingen ALCEST nahezu perfekt. Da darf man ruhig mal die Augen schließen und dem Kopfkino die volle Kontrolle überlassen. Erstaunlich für mich ist die bereits hohe Popularität der Band, die man beim nächsten Wacken-Auftritt wohl eher auf einer der Hauptbühnen sehen wird.

Strecker: Zurück im Bullhead Zelt traf ich den Rest der Dremu-Crew wieder und wir guckten uns Alcest an. Die doch eher ruhige Musik der Franzosen gefällt mir auf Platte richtig gut. Ich konnte mir aber schwer vorstellen, wie es auf einem Festival und zu etwas vorgerückter Stunde funktionieren würde. Zunächst mal gut. Das Zelt war überraschend voll und anders als noch bei den Krupps war der Sound richtig gut. Leider wollten auch die anschließend auf der zweiten Bühne im Zelt spielenden 1349 einen guten Sound und fingen früh mit ihrem Soundcheck an, der vor allem in den ruhigen Momenten der Alcest Songs viel zu laut zu hören war und richtig nervte. Schade für Alcest, denn das Konzert war richtig gut und lud zum Träumen und entspannten Zuhöhren ein. Ein paar Sitzgelegenheiten hätte ich in dem Zelt ohnehin schön gefunden, die ich gerade bei Alcest vermisst habe. Das Konzert hätte ich gut sitzend erleben können.


1349

Anke Black: Mit 1349 wird es musikalisch dann schließlich endgültig dunkel auf der W:E:T Stage. Als Liebhaber des Heavy-Metal ist mir klar, dass Bands dieser Richtung mit anderen Qualitäten überzeugen wollen und ich möchte erstmals live erleben, was Back-Metal ausmacht. Mit ausreichendem Sicherheitsabstand zur Bühne betrete ich also dieses mir weitgehend unbekannte, „schwarze“ Terrain. Schnell ist erspürbar, worin die Faszination dieser Richtung liegen mag… Es ist wohl die absolut düstere Mischung aus Finsternis, Feuer, gutturalem Gesang, einem scheinbar dauerhaft anhaltenden, tiefdumpfen Raunen und den dazu dämonisch anmutenden Gestalten auf der Bühne, die das Gefühl von Hölle vermitteln und auch irgendwie mitreißen. Das Publikum erscheint dazu wie in einem Rausch und schüttelt von Anfang bis Ende ekstatisch alle Gliedmaßen. Um diese Erfahrung reicher, kehre ich beeindruckt, aber auch irgendwie froh, für heute den Untergrund wieder verlassen zu dürfen, zurück ins Hier und Jetzt. Der letzte „Abstieg“ soll es jedoch nicht gewesen sein, denn so wirkungsvoll inszeniert hat auch dieses Genre auf jeden Fall seinen Reiz!

Stefan: Weiter geht es im Kontrastprogramm mit simplem, straightem Black Metal à la Marduk von 1349. Hab weder Alben von denen, noch hatte mich die Band bis heute überhaupt großartig interessiert. Der heutige Auftritt ist aber eine wirkliche Überraschung! Die Band verbreitet eine düster böse Stimmung ohne dabei übertrieben aufgesetzt zu wirken, was für mich bei einigen Black Metal Bands der Fall ist. Der Sound ist für so ein Geballer auch angenehm differenziert und druckvoll und zusammen mit dem Bühnenbild glaubt man tatsächlich im Vorhof der Hölle zu sein. Mit Songtiteln kann ich leider nicht dienen, ist aber auch egal. Das Gesamterlebnis passt von vorne bis hinten. Einzelne Lieder braucht man nicht hervorheben. Daumen hoch!

Philipp: 1349 hatte ich bereits 2007 in Wacken gesehen und tatsächlich noch in recht guter Erinnerung. Es ist natürlich schwer, die beiden Auftritte nach fast zehn Jahren miteinander zu vergleichen, aber die Norweger sind meines Empfindens nach noch aggressiver und zugleich professioneller geworden. Da blastet Frost wie ein Berserker und dennoch verschwimmt nichts. Kreischer Ravn nimmt man auf jeden Fall ab, dass er sauer ist, worauf auch immer. Eine ingesamt wirklich heftige Abfahrt auf MARDUK-Aggro-Niveau, wenngleich das technische Niveau hier etwas höher ist. AURAL HELLFIRE indeed.

Strecker: Nachdem wir gezwungenermaßen bereits den gesamten Soundcheck von 1349 hören mussten, ging es nun mit dem Konzert weiter. Ich bin nicht wirklich der Black Metal Fan und es gibt nur wenige Bands, die mir gefallen, aber live gucke ich mir das ganz gerne mal an. 1349 überzeugten mit klirrenden Riffs, Aggressivität und vielen Pyros, die effektvoll eingesetzt wurden. Auf Dauer fand ich das Ganze aber etwas eintönig und klischeehaft. Kollege Philipp meinte noch, dass er es geil findet, dass da der Tod persönlich mitspielt. Der Tod hatte seine Sense gegen einen Bass getauscht, sonst stimmte das Outfit und vielleicht auch die Aussage. Wer weiß? Wir haben das Konzert dennoch unbeschadet überstanden und konnten nach einem Umweg über den Getränkestand zur anderen Bühne wechseln, auf der Isahn gleich beginnen sollten.

Vincent: Es geht dann auch schon heftig weiter. Die norwegischen Black Metaller von 1349 stehen auf der Bühne der WET-STAGE. Die Band ist bereits bekannt und hat schon in Wacken 2007 gespielt. Die Norweger geben alles, was sie haben und lassen ihre Matten schwingen, als gäbe es kein Morgen mehr. Feuerspucken und viel Nebel gehört mit zum Programm. Die Musik erinnert mich an MARDUK oder GORGOROTH vom Stil her, der Sound ist recht gut für ein kurzes Set wie dieses heute. Der Drummer ist auch dieses Mal Frost von SAYRICON, der seinen Job richtig macht. Nach diesem Feuerwerk geht es erst einmal an die frische Luft.


ISAHN

Stefan: Weiter geht es zur Nebenbühne zu IHSAHN, der den Black Metal Schuhen entwachsen ist und einen ganz eigenständigen Stilmix aus Extrem Metal und schon fast jazzigen Passagen spielt. Ist durchaus interessant zu sehen und hören, im Gegensatz zu bspw. Alcest verlieren sich mir die Songstrukturen aber in einigen Bereich zu sehr. Ist mal spannend zu sehen, ein glühender Fan seiner Solosachen werde ich aber wohl nicht werden. Viel mehr fieber ich der Emperor-Reunion im nächsten Jahr entgegen.

Philipp: Ich würde die ISAHN-Experience auch eher als „interessant“ denn als emotional wirklich mitreißend bezeichnen. Der Meister selbst sieht mittweile durch Hipsterbart und Brille eher aus wie ein Intellektueller als ein Mitglied irgendeines hasserfüllten Inner circle. Er ist ja auch mittlerweile Musiklehrer… Die meisten Stücke lassen immer wieder durch gelungene Gesangsparts und abgefahrene Ideen aufhorchen, plätschern letztlich dann aber doch harmlos rein, raus und vorbei. Eine Platte würd ich mir davon nicht kaufen.

Strecker: Das Bullhead Areal hat einen eigenen Eingang und innerhalb des Areals gibt es lediglich zwei Bierstände und ganze 12 Dixis, die hoffnungslos überfordert waren. Wer also was essen, etwas anderes außer Bier (z.B. mal einen Cocktail) trinken wollte oder eben mal seine Blase oder Darm entleeren musste und bisschen Sauberkeit wollte, musste das Bullhead Areal verlassen. Alles nicht so schlimm, aber nicht in 5 Minuten erledigt. Vermutlich lag es daran, dass sich das Zelt zum Beginn des Isahn Konzerts merklich geleert hatte. Trotzdem bot sich der Band eine noch immer eine ansehnliche Kulisse und die Musiker waren sichtlich zufrieden mit den Reaktionen und spielten ihre komplexen Songs mit viel Spielfreude. Es war schon gut und auch beeindruckend zu sehen, mit welcher Leichtigkeit und Leidenschaft sich die Musiker durch die Songs wühlten. Da wurden einige Stunden im Proberaum zugebracht. Ich kenne allerdings nur wenig Musik von Isahn und hörte daher die meisten Songs der Setlist zum ersten Mal und den Songs beim ersten Hören zu folgen, ist nicht ganz so einfach. Die Songs sind ganz schön verfrickelt und der rote Faden des Songs ist beim ersten Hören nicht sofort zu erkennen und so wurde das Konzert auf Dauer ganz schön anstrengend.  

Vincent: Nach dem Feuerwerk geht es erst einmal an die frische Luft. Nach einer kurzen Pause geht es auf der Bühne weiter mit den norwegischen Helden von IHSAHN. Der EMPEROR-Sänger ist erwachsen geworden und gibt eine breite Auswahl an Musik zum Besten. Mal dunkel und kreischend, dann wieder abwechslungsreich und jazzig entspannt gehen die Herren von IHSAHN zu Werke. Welches den Zuhörer nicht langweilt. Die aktuelle Scheibe „ARKTIS“ wird abgefeiert und gut angenommen. Sänger IHSAHN spielt dann auch klassische Heavy Metal Nummern, welche bei mir keine Fragen mehr offen lassen, dass der Mann ein hervorragender Musiker ist. IHSAHNS Bruder wird kurz hinter den Keys vorgestellt, so dass die halbe Familie nun auf der Bühne steht.


???

Vincent: Nach dem Brett geht es dann weiter auf der Hauptbühne mit WHITESNAKE, welche Freunde unbedingt sehen wollen. Es erwartet uns klassischer Heavy Metal mit auftoupierten Haaren und viel Make-Up. (Die haste wohl mit TARJA verwechselt, denn WHITESNAKE haben bereits am Tag zuvor gespielt. Verzeihbares Fehlerchen. Anm. Red) Im Anschluss machen wir dann Feierabend und gehen schlafen.


RED FANG

Philipp:  Dass es derart voll werden würde bei RED FANG, hätte ich nicht gedacht. 2012 hatten mich RED FANG noch in der Kieler Schaubude überzeugt, sodass ich mir damals die „Muder The Mountains“-LP am Merch geholt hatte. Die damaligen Trademarks – ein sehr schiebender Mix aus Stoner, Metal, Sludge und Rock – sind weiterhin vorhanden, rollen aber mittlerweile noch souveräner, brachialer und melodischer über uns hinweg. Gerade die Gesangslinien reißen stärker mit als früher. Wo man auch hinsieht, fliegen die Frisuren und Trinkbecher werden hochgereckt. Richtige Band zur richtigen Zeit!

Stefan: Zurück zur W.E.T. Stage, wo RED FANG als nächstes dran sind. Krasser Stilbruch, aber RED FANG überzeugen mich sofort. Obwohl sie durchaus schon im norddeutschen Raum gespielt haben, habe ich es bisher versäumt, sie zu sehen. Gut gemachter Sludge-/Stoner-Rock geht aber eigentlich fast immer. Da sich mehrere Bandmitglieder den Gesang teilen, kommt die Mucke auch angenehm abwechslungsreich rüber und das Auftreten ist auch sympathisch. Das Zelt ist richtig gut gefüllt und die Meute geht gut ab. Muss mich definitiv mal näher mit der Band befassen.

Strecker: Nach den Konzerten von Alcest, 1349 und Isahn wurde es nun aber mal Zeit für bisschen Party Musik. Schließlich war der Tag schon wieder lang und die ersten Ermüdungserscheinungen traten ein. Aufwachen mit Red Fang stand also an. Das Bullhead Zelt war mittlerweile wieder sehr gut gefüllt und Red Fang hätten von daher auch gut auf der Party Stage spielen können. In den vergangenen Jahren habe ich Red Fang ein paar Mal in deutlich kleinerem Rahmen gesehen und war immer von der Intensität der Konzerte begeistert. Leider fehlte diese in dem relativ großen Rahmen etwas und einige neue und noch unbekannte Songs haben den Weg auf die Setlist gefunden und so war das Konzert zwar gut und genau richtig, um die Müdigkeit aus dem Körper zu bekommen, der Funke wie bei den vergangenen Konzerten sprang zumindest auf mich nicht so ganz über.


UNISONIC

Philipp: Obwohl dieser Tag überwiegend sonnig verlaufen ist, steht vor der Party Stage ein kapitabler See. Aber wir wollen eh möglichst weit auf die rechte Seite, um keine Soundüberschneidungen mit den Hauptbühnen mitbekommen zu müssen. HANSEN & FRIENDS sollen überraschend gut gewesen sein, erzählen uns mehrere Freaks. Da sind wir doch auf UNISONIC gespannt, die bereits auf dem ROCK HARD FESTIVAL 2012 überzeugten. Unsere Ankunft erfolgt zu einem etwas unglücklichen Zeitpunkt, denn es kommen gerade mehrere sehr ruhige Stücke nacheinander. Mit der Zeit nimmt die Chose aber an Fahrt auf. Kiske zuzuhören ist eine reine Freude, die Stimme ist einfach immer noch top. Zu „Over The Rainbow“ setzen sich die beiden Ex-Helloweens an den Bühnenrand, um dann wenig später liegend weiterzuzocken, was doch mal originell und schön unrockstarmäßig kommt. Später folgen natürlich noch einige alte Hits…

Stefan: Nachdem wir den Großteil des Freitages bei den beiden Zeltbühnen verbracht haben, stapfen wir nochmal zurück durch den Matsch Richtung Infield um uns noch den Rest von UNISONIC anzuschauen. Ich bin ein großer Fan der Stimme von Michael Kiske und bin froh, dass er mit UNISONIC wieder ein Betätigungsfeld im Metal hat. Die bisherigen zwei Alben finde ich richtig gut, speziell die aktuelle Scheibe "Light OF Dawn" hab ich regelmäßig gehört in letzter Zeit. Der Gig ist schätzungsweise knapp zur Hälfte durch, als wir die Party Stage erreichen und es wird sofort deutlich, daß M. Kiske und Kai Hansen es offensichtlich sehr genießen, wieder gemeinsam Musik zu machen. Ich merke bei mir allerdings, dass der Tag schon seine Spuren hinterlassen hat und ich wohl deshalb wohl schon etwas "übersättigt" bin und mich heute nicht 100%-ig auf UNISONIC einlassen kann/möchte, obwohl speziell Kiske immer noch absolut weltklasse singt. Speziell bei den alten Helloweennummern "A little time" und "March of time" fällt auf, dass er immer noch jeden Ton trifft. Beim nächsten Mal bin ich hoffentlich besser vorbereitet! ;-)


MINISTRY

Strecker: Nach dem Viererkonzertpack im Bullhead Zelt trennten sich die Wege der Dremu-Crew und ich stiefelte zur Black-Stage, auf der Ministry bereits mächtig laut spielten. Anders als bei den vergangenen Wacken Auftritten von Ministry gab es diesmal viele ältere Songs zu hören, die mit sehr guten Videosequenzen optisch unterstüzt wurden. Gerade die Psalm 69 Songs sind auch nach vielen Jahren noch richtige Kracher und es hat Spaß gemacht, diese Songs mal wieder live zu hören. Die Musiker hatten offensichtlich auch Spaß daran und so gab es sogar ein paar Ansagen und einen Ausflug in die ersten Reihen von Al Jourgensen. Nach dem Konzert war ich dann auch durch mit dem Tag und konnte mich nicht mehr aufraffen, um noch einen Blick auf Testament zu werfen.


TESTAMENT

Philipp: Ich lasse mich eigentlich eher von Stefan zu TESTAMENT mitschnacken, als dass ich richtig für den Aufritt brenne. Denn so langsam hab ich den Kanal hart voll und TESTAMENT hatten in den letzten Jahren bekanntlich nicht immer den besten Liveeindruck hinterlassen, was oft am Sound lag. Zum Glück gehe ich mit! Denn diese Show pflügt den Acker rücksichtslos um und begeistert noch bis 03:00 Uhr ein recht großes Publikum. Hier hat sich eine Band offenbar Gedanken gemacht und ganz viel verbessert. Sound und Licht sind top, die Musiker wirken durch die Bank motiviert und fit. Chuck Billy singt, brüllt und röhrt so stark, dass es an die frühen Tage der Band erinnert, zudem liefert er noch gesellschaftskritische Ansagen, z.B. zu der Drangsalierung ethnischer Minderheiten. Die Setlist killt auch – von „Over The Wall“ über „The Preacher“ und „Dark Roots Of Earth“ bis hin zu „Disciples Of The Watch“ wird Altes und Neues in feinster Quali dargeboten. Ich bin hellwach und nachhaltig begeistert. Da hat die Brotherhood of the snake zugebissen und darf ihr kommendes Machwerk gern bald veröffentlichen!

Stefan: Obwohl der Körper mir eigentlich sagt "Bring mich ins Bett!" geht es doch nochmal weiter Richtung True Metal Stage zu TESTAMENT. Vor ein paar Wochen beim Bang your head-Festival waren TESTAMENT für mich überraschenderweise sehr gut. Nach zwei eigentlich eher katastrophalen Auftritten beim Rock Hard-Festival in den letzten Jahren, war ich doch sehr skeptisch. Und heute überzeugt die Band zu später Stunde. "Over the wall" ist natürlich gleich mal ein famoser Einstieg und auch fortan gibt es ein schönes Best of-Programm incl. alter Standards wie z.B. "Disciples of the watch" oder "Into the pit" und Stücken der letzten beiden Scheiben. Chuck Billy ist gut bei Stimme und Gene Hoglan an den Drums zuzusehen, ist allein schon das Eintrittsgeld wert! Perfekter Abschluss eines großartigen Tages. Danach geht es dann doch endlich zurück ins Camp, diesmal allerdings mit dem Shuttlebus. ;-)

Strecker: Ich machte mich auf den Weg in den V.I.P Bereich, um noch einen Absacker zu trinken und dann mit dem Shuttle-Bus ins Camp zu fahren. Hier traf ich auf einige bekannte Nasen, die denselben Plan verfolgten. Dieser wurde kurzerhand geändert und der Getränkevorrat im Camp wurde ordentlich minimiert. Weitere Informationen zu dem Tagesausklang werden aus Gründen der Diskretion verschwiegen.


FAZIT    

Kurzes Wackenfazit von Anke Black, die das Festival bereits heute verlassen muss (naja, Kuba ist natürlich auch nett):

Anke Black: Resümierend lässt sich sagen, dass Wacken 2016 wirklich Spaß gebracht hat! Es gibt viele gute und unterschiedliche Bands, mindestens ebenso viele nette Leute, gewissenhaftes Sicherheitspersonal, genug zu essen und zu trinken für alle und ganz wichtig: hübsch beleuchtete Toilettenhäuschen!

Also „Kommerz-Kacke“ oder doch „Musste machen“? Natürlich ist inzwischen viel für die sehr breitgefächerte Metal-Masse dabei (bleibt wohl bei der Menge an Menschen, die mittlerweile jährlich angezogen wird, nicht aus), doch wiegen die Vorzüge diesen Umstand schon irgendwie auf. Was man nicht sehen will, kann man ja getrost umgehen oder sich eine geeignete Alternative suchen. Insofern gibt es den richtigen, unausweichlichen Mist vor allem unterm Schuh, gemischt mit einer ordentlichen Portion Erde und Regenwasser. „Musste also nochmal machen“ hab ich beschlossen und trotz des doch recht hohen Preises schon ein Ticket für 2017 geordert. Ganz sicher gibt es wieder einiges, für das es sich zu kommen lohnt!

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